Taktiker
11.01.2002, 12:56 |
"Finanzsystem-Crash"Thread gesperrt |
Hallo Gemeinde,
oft wird -auch hier- vom völligen Zusammenbruch des Finanzsystems geredet. Quasi als bräche alles innerhalb weniger Tage plötzlich zusammen.
Kann man nicht jedoch davon ausgehen, dass wir in Superzyklusmaßstäben noch lange nicht an einem solchen Punkt angelangt sind? Wenn das Vorhandensein von Liquidität das dringend notwendige Schmiermittel für den Fortgang dieser Wirtschaftsordnung ist, so tun sich doch da noch gewaltige Reserven auf:
Just in diesem Umbruchsstadium, wo das -ich nenne es mal noch sanfte Kreditsystem- auf der Kippe steht bzw. am Ende ist, könnte der beispiellose Schuldendruck und die extrem knapp werdende Liquidität eine neue Qualität der Schuldenprolongation hervorbringen -> die Sekurisierung des letzten Atoms würde zum neuen Volkssport!
Man stelle sich vor, mit den Mitteln des Internets ließe sich eine (technisch dezentral organisierte)"Börse" für den privaten IPO schaffen...
- Warum soll ich meinen leistungsfähigen PC zuhause als totes Kapital stehenlassen?
- Wieso stecke ich viel Eigenkapital in die Ausbildung meiner intelligenten Kinder und warte auf den ROI bis zu meinem Rentenalter?
- Wieso muß ich jahrelang für viel zu niedrige Gehälter schuften, wo ich doch ständig in Weiterbildung investiere... bis ich später mal den angemessenen Lohn ernte?
- Wieso binde ich Eigenkapital in Auto oder Wohnung, wo sie doch mittelbar meinem Fortkommen dienen?
- Wieso binde ich Eigenkapital in Essen, Urlaubsreisen, Freizeitgestaltung, wo sie doch meiner Regeneration dienen und damit einen Beitrag zu meinem persönlichen"Lebensumsatz" liefern?
Die Liste ließe sich fortsetzen und am Ende ließen sich wohl 90% meiner Ausgaben als Investitionen definieren. Wäre es nicht folgerichtig, wenn die Masse der Menschen ihr ganzes Leben in vollem Umfang sekurisieren würde?
Auf einer weltumspannenden, internetbasierten, technisch dezentralisierten Börse (ähnlich EBAY) würden diese Anteilsscheine gehandelt werden und ein jeder dürfte fröhlich sein Sämtliches beleihen bzw. das Publikum an seinem Erfolg und Mißerfolg beteiligen.
(es gab ja schon vor Jahren mal eine Studentin, die zur Finanzierung ihres Studiums experimentell"Regenbogen"-Aktien auf Ihre Karriere ausgab)
Diese Entwicklung wäre logisch konsequent, mal abseits der Frage, ob es wünschenswert wäre. Ein Vorteil wäre natürlich die massive Aktivierung bislang"toter" Vermögen, oder sagen wir besser Vermögensversprechen. Für eine gewisse Zeit entstünde massiv Liquidität und der Ausleseprozess zwischen"progressiven" und"destruktiven Elementen" der Gesellschaft würde perfektioniert werden...wohl mit dem Ergebnis einer fast grenzenlosen Effizienz...und wieder rapide steigendem Wohlstand... bei sich zugleich drastisch öffnender sozialer Schere.
Denn wer sich glaubhaft ans Publikum verkaufen könnte, würde mit Geld zugeschüttet. Wer das aus welchen guten oder schlechten Gründen nicht hinbekäme, wäre völlig mittellos und schnell in Abhängigkeit des Erstgenannten. Zudem entstünde natürlich eine gnadenlose Transparenz, denn selbstverständlich werden die diversen"Eigentümer meines Lebens" eine gewisse Erfolgskontrolle etabliert sehen wollen. Wer sich hier nicht freiwillig zum gläsernen Menschen machte, hätte eine eingeschränkte Bonität.
Aber diese gesellschaftlichen Folgen will ich hier gar nicht diskutieren, hatten wir zuletzt ausführlich.
Vielmehr interessiert mich, inwieweit Ihr eine solche Entwicklung für möglich haltet und ob wir nicht schon ganz kurz vor einem solchen Evolutionssprung stehen bzw. mittendrin sind.
Für mich ergibt sich daraus jedoch die Ahnung, dass dieses System erst dann am Endpunkt ist, wenn jede im mittelfristigen Zeithorizont profitversprechende Ressource vollständig beliehen ist. Wenn quasi der letzte Kugelschreiber seinen eigenen IPO hat, dürfte das Ende der Fahnenstange erreicht sein. Da relativiert sich die letzte Mania der NewEconomy-Versprechen dann vielleicht nochmal und es war nur ein Vorspiel.
Mit besten Grüßen!
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Zardoz
11.01.2002, 13:19
@ Taktiker
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Gefällt mir... das wäre dann die finale 5... bis später. (owT) |
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Taktiker
11.01.2002, 13:45
@ Zardoz
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Eher die 5 der 5 der 5, denn... |
ein solches System würde wohl keine 2 bis 3 Jahre durchhalten.
Schnell würde eine unglaubliche Spekulationswelle einsetzen und dubiose bislang nachtschattengewachsene Personen wie"Willi Winkelzug" aus Wanne-Eickel mit Milliardenbewertung (kurzzeitig) reichmachen, während der ansonsten liebenswerte"Lothar Langschläfer" oder der bemitleidenswerte"Ingo Immerkrank" schnell schnell vom Kurszettel verschwänden und vom Erstgenannten ihren einzigen werthaltigen Besitz längst zwangsgepfändet bekommen hätten.
Selbst die Aufführung"Neuer Markt" hielt nur wenige Jahre - in einem oben beschriebenen System wäre wahrscheinlich jeglicher Besitz extrem schnell umverteilt.
Man stelle sich vor: ich setz mich an meinen PC und verbriefe per (in Windows vorinstallierter) Software meine gesamten Lebenshaltungskosten plus Luxuskosten plus Arbeitsmittel plus Krankenkosten, ALLES mal ganz fix und eröffne den Handel.
Nach 2 Monaten (und vielen publicityträchtigen Beiträgen im Elliottboard ;-))) sind meine Aktien derart gestiegen, dass ich per Aktientausch gleich alle Geschicke einer dahintrödelnden Kleinstadt samt ihrer Bewohner übernehme. Die ließe ich dann für mich tanzen, denn ich wäre der Chef...und woher und warum soll doch dann niemand fragen.
Nachdem ich dann die Rosinen dieses Dorfes, sprich die besten Existenzen, sauber vom unbrauchbaren Rest abgetrennt und separat an einen anderen Investor teurer verkauft hätte, ließe ich das Nest pleite gehen, samt der restlichen Einwohner. Wohlgemerkt: ich hätte SÄMTLICHEN Besitz des Städtchens in meiner Hand, nicht nur den Gasthof und den Supermarkt, sondern auch alle Häuser, Inneneinrichtungen, Lohnzahlungen, die Gesundheit und Arbeitsfähigkeit der Leute. Das einzige, was sie noch nicht sekurisiert hätten, ist ihr Recht, frische Luft zu atmen!
So ein System wäre das Ende und es dauerte nicht lange, bevor es scheiterte. So dürfen wir uns dann die 5^5 im Superzyklus vorstellen.
Nur eine böse Fata Morgana oder vorstellbar?
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XERXES
11.01.2002, 13:57
@ Taktiker
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Re: Eher die 5 der 5 der 5, denn... |
?????
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Taktiker
11.01.2002, 14:11
@ XERXES
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was ist unklar? |
Thema ist"Verflüssigung der letzten Phantasien und Eigentümer", mit voller Konsequenz, windowsbasiert.
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R.Deutsch
11.01.2002, 14:32
@ Taktiker
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Re: Wer trägt das Risiko? |
also wer muss den Verlust hinnehmen wenn ein Projekt schief geht und wie wird der Profit berechnet und verteilt?
Gruß
RD
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Taktiker
11.01.2002, 15:00
@ R.Deutsch
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Re: Wer trägt das Risiko? |
>also wer muss den Verlust hinnehmen wenn ein Projekt schief geht und wie wird der Profit berechnet und verteilt?
wenn"ICH" und meine Karriere bzw. alle meine Einkünfte das Projekt bin, dann bin ich in diesem Moment pleite, wenn ich alle Phantasien sekurisiert habe und trotzdem keine Liquidität mehr habe. Die Anteile an mir wären dann wertlos und geschnitten genau jene, die sie gerade besitzen.
Natürlich kann eine Privatperson dann auch Dividenden an die Aktionäre zahlen. Just wie bei der"herkömmlichen" korporativen Aktie.
Wie sich Gewinn und Verlust entwickeln, bilanziere ich dann in bekannt kreativer Weise, wobei mein Einfallsreichtum proportional zur Bedenklichkeit meiner wirtschaftlichen Entwicklung wachsen dürfte:-(
Wie"sauber" und wann ich bilanziere, entscheiden meine Aktionäre. Ist mein Asset heißbegehrt, dann umso laxer.
Natürlich verteile ich damit mein Risiko (Sinn der Übung), erhöhe aber meine Abhängigkeit und verkaufe meine Privatsphäre.
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Fontvieille
11.01.2002, 15:02
@ Taktiker
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Taktiker beleiht als erstes seine hochcreativen Visionen (owT) |
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R.Deutsch
11.01.2002, 15:52
@ Taktiker
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Re: Nach dieser klaren Aussage..... |
würde ich nicht in Dich investieren
sorry
R
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Taktiker
11.01.2002, 16:13
@ R.Deutsch
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Sie werden mich aber... |
sicher aufklären, wo hier der Fehler liegt?!
Deswegen endete mein Posting oben auch mit einer Frage.
Da ich nicht auf Investorensuche bin, können Sie ganz offen sein.
Es ging ja schließlich darum, eine logische(?) Konsequenz des Systems einer sich richtig frei austobenden Marktwirtschaft zu finden.
Was hinderte den Markt an einem solchen Modell? Sind wir bzgl. Selbstvermarktung, zunehmend freiwilliger Aufgabe von Privatsphäre und Intensität der Beleihung, nicht zuletzt der Übergewichtung materieller vor ideeller Werte nicht schon auf diesem Weg?
Würde mich über Antwort freuen.
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Zardoz
11.01.2002, 16:42
@ Taktiker
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Oder so... |
Hallo Taktiker,
wenn es um abnehmende Liquidität geht kann man sich das Ganze auch noch etwas anders vorstellen. Ebenfalls überwiegend nur möglich mittels Internet - zu irgendwas muß das teure Zeug doch letztlich gut sein... ;-)
Life-cycle-Optimierung der Güternutzung. Neu produziert wird nur, wenn die Produktion preiswerter ist als der Transport eines ähnlichen gebrauchten Gegenstandes. Ebay ist da ein guter Anfang.
Menschen werden mobiler und ziehen schneller in eine der Familiensituation entsprechende Wohnung. Raum für"alten Plunder" wird ja auch nicht benötigt, siehe oben.
Fahrzeuge werden generell nur noch für beliebige Zeiträume gemietet. Vielen würde die Nutzung anderer Verkehrsmittel sowieso viel leichter fallen, wäre da nicht das Argument des"eh vorhandenen" Wertverlustes in der Garage.
Physischer Transport wird so weit es geht vermieden. Es gibt ja durchaus innovative Konzepte wie die Pipeline für den Gütertransport im Ruhrgebiet. Alle Medien kommen natürlich Online in's Haus, in der Ausbildung wird auf Präsenzveranstaltungen verzichtet.
Ich fürchte nur, der wohlmeinende Staat könnte etwas gegen eine derartige Emanzipation seiner Bürger haben. Und"steuert" deshalb mittels der Steuern einen anderen Kurs.
Nice day,
Zardoz
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Zardoz
11.01.2002, 16:51
@ Taktiker
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Re: Sie werden mich aber... |
>Was hinderte den Markt an einem solchen Modell? Sind wir bzgl. Selbstvermarktung, zunehmend freiwilliger Aufgabe von Privatsphäre und Intensität der Beleihung, nicht zuletzt der Übergewichtung materieller vor ideeller Werte nicht schon auf diesem Weg?
>Würde mich über Antwort freuen.
Mir ist immer noch nicht klar, was das mit einer"sich richtig frei austobenden" Marktwirtschaft zu tun haben soll.
Die höchste"Intensität der Beleihung" stelle ich beim Staat fest. Der gleiche Staat verweigert mir zunehmend eine Privatsphäre. Und wer hier materielle Werte übergewichtet, dürfte ebenso offensichtlich sein.
Nice day,
Zardoz
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Taktiker
11.01.2002, 17:18
@ Zardoz
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Re: Sie werden mich aber... |
Hi Zardoz,
>Mir ist immer noch nicht klar, was das mit einer"sich richtig frei austobenden" Marktwirtschaft zu tun haben soll.
Na Markt pur! Alles und jedes wird"vermarktet", der Kommunist würde sagen:"...der Spekulation überlassen".
>Die höchste"Intensität der Beleihung" stelle ich beim Staat fest. Der gleiche Staat verweigert mir zunehmend eine Privatsphäre.
Korrekt und fatal insofern, als dass der Staat über das erträgliche Maß hinaus privatisiert und Entscheidungen dem Markt überläßt. Wie im Beispiel mit dem gekauften Städtele: Der Markt untergewichtet die soziale Komponente. Rosinen rauspicken, den Rest wegwerfen, wie bei großen Mergers. Es mag ja so effizienter sein, aber es ist zu rücksichtslos. Endlose Subventionierung kann keine Lösung sein, aber eiskalte Kosten/Nutzen-Rechnung auch nicht.
> Und wer hier materielle Werte übergewichtet, dürfte ebenso offensichtlich sein.
Hey, das war doch ein Ausblick. Meine krit.Anmerkungen habe ich ja beigesteuert. Nicht, dass ICH einen solchen Zustand ansteuern würde (weshalb Monsieur Deutsch mich auch nicht in sein Portfolio nehmen muß).
>Nice day,
Nice eve!
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Crowley
11.01.2002, 17:27
@ Zardoz
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Konsequenzen!? |
Hallo Zardoz,
was du schreibst, hört sich spontan sehr gut an. Auf den zweiten Blick werden aber offensichtliche Widersprüchlichkeiten und Konsequenzen offenbar, die nicht wünschenswert sind und nicht primär dem Staat angelastet werden könnten.
So stellt sich die Frage, wie die Menschen mobiler werden, wenn sie nur noch
Fahrgelegenheiten anmieten. Von den Konsequenzen für die deutsche Autoindustrie
ganz zu schweigen. Der alte Plunder, seinerzeit zumindestens ein lohnendes Objekt für Antiquitätenhändler und Erben, sinkt in die Bedeutungslosigkeit herab, da er wegen kleinerer Wohnungen nicht mehr trendy ist.
Medienunternehmen, Werbeagenturen, Speditionen und Kurierfahrdienste würden massenhaft pleite machen, wenn sich die traditionellen Strukturen änderten.
Summa summarum ist dein Konzept, obwohl in gewisser Weise wünschenswert, ein Arbeitsplatzvernichter par excellence in allen von dir angesprochenen Bereichen.
Ohne eine gleichzeitig stattfindende, grundsätzliche Erneuerung der gesellschaftlichen Modalitäten auf breiter Basis wäre eine solche Entwicklung
kontraproduktiv.
Beste Grüße
C.
Hallo Taktiker,
>wenn es um abnehmende Liquidität geht kann man sich das Ganze auch noch etwas anders vorstellen. Ebenfalls überwiegend nur möglich mittels Internet - zu irgendwas muß das teure Zeug doch letztlich gut sein... ;-)
>Life-cycle-Optimierung der Güternutzung. Neu produziert wird nur, wenn die Produktion preiswerter ist als der Transport eines ähnlichen gebrauchten Gegenstandes. Ebay ist da ein guter Anfang.
>Menschen werden mobiler und ziehen schneller in eine der Familiensituation entsprechende Wohnung. Raum für"alten Plunder" wird ja auch nicht benötigt, siehe oben.
>Fahrzeuge werden generell nur noch für beliebige Zeiträume gemietet. Vielen würde die Nutzung anderer Verkehrsmittel sowieso viel leichter fallen, wäre da nicht das Argument des"eh vorhandenen" Wertverlustes in der Garage.
>Physischer Transport wird so weit es geht vermieden. Es gibt ja durchaus innovative Konzepte wie die Pipeline für den Gütertransport im Ruhrgebiet. Alle Medien kommen natürlich Online in's Haus, in der Ausbildung wird auf Präsenzveranstaltungen verzichtet.
>Ich fürchte nur, der wohlmeinende Staat könnte etwas gegen eine derartige Emanzipation seiner Bürger haben. Und"steuert" deshalb mittels der Steuern einen anderen Kurs.
>Nice day,
>Zardoz
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R.Deutsch
11.01.2002, 18:14
@ Taktiker
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Re: Aufklärung - hier liegt der Fehler |
Der Gedanke in die Ausbildung eines jungen Menschen zu investieren, gegen eine Beteiligung am künftigen Einkommen (Ich Aktie), ist prinzipiell vernünftig und könnte für beide Seiten und für die Gesellschaft große Vorteile bringen. Er dürfte aber gegen die moralischen Bedenkenträger in Deutschland kaum vermittelbar sein.
Wenn Du allerdings schreibst:
"Wie sich Gewinn und Verlust entwickeln, bilanziere ich dann in bekannt kreativer Weise, wobei mein Einfallsreichtum proportional zur Bedenklichkeit meiner wirtschaftlichen Entwicklung wachsen dürfte:-(
Wie"sauber" und wann ich bilanziere, entscheiden meine Aktionäre. Ist mein Asset heißbegehrt, dann umso laxer."
so wirst Du kaum Investoren finden. Du darfst nicht immer davon ausgehen, dass die andere Seite dämlich ist.
Gruß
RD
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PuppetMaster
11.01.2002, 19:02
@ Zardoz
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Re: Oder so... |
>Menschen werden mobiler und ziehen schneller in eine der Familiensituation entsprechende Wohnung. Raum für"alten Plunder" wird ja auch nicht benötigt, siehe oben.
der sog."umstöpsler"-lebensstil (philipp k. dick?)
>Physischer Transport wird so weit es geht vermieden. -snip- Alle Medien kommen natürlich Online in's Haus, in der Ausbildung wird auf Präsenzveranstaltungen verzichtet.
"Hans Georg Möntmann malt in seinem Buch"Das Ende der
Mobilität" das Szenario eines primär telematisch bestimmten
Kommunikationsraumes, in dem sich Berufsleben, Identität und
Intimität einer Elite von Datenbürgern abspielen, während der
reale physische Raum außerhalb der abgeschotteten Wohn- und
Vergnügungssphäre zum Slum der"Datenparias" wird."
gruss
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Zardoz
11.01.2002, 21:04
@ PuppetMaster
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Re: Oder so... |
>der sog."umstöpsler"-lebensstil (philipp k. dick?)
So in der Art... aber das geht ja heutzutage zum Glück schon drahtlos... ;-)
>"Hans Georg Möntmann malt in seinem Buch"Das Ende der
>Mobilität" das Szenario eines primär telematisch bestimmten
>Kommunikationsraumes, in dem sich Berufsleben, Identität und
>Intimität einer Elite von Datenbürgern abspielen, während der
>reale physische Raum außerhalb der abgeschotteten Wohn- und
>Vergnügungssphäre zum Slum der"Datenparias" wird."
>gruss
Da noch nie etwas so eingetreten ist, wie vorher beschrieben wurde, glaube ich auch nicht recht an obiges Szenario. Allerdings schon daran, daß gravierende Veränderungen bevorstehen - ein Umbruch eben.
Nice evening,
Zardoz
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Zardoz
11.01.2002, 22:06
@ Crowley
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Re: Konsequenzen!? Ja! |
Hallo Crowley,
>was du schreibst, hört sich spontan sehr gut an. Auf den zweiten Blick werden aber offensichtliche Widersprüchlichkeiten und Konsequenzen offenbar, die nicht wünschenswert sind und nicht primär dem Staat angelastet werden könnten.
dem Staat laste ich in diesem Zusammenhang lediglich an, das er meiner Meinung nach Kapital fehlleitet. Menschen werden nicht zu guten Wahrsagern, nur weil sie regieren.
>So stellt sich die Frage, wie die Menschen mobiler werden, wenn sie nur noch
>Fahrgelegenheiten anmieten. Von den Konsequenzen für die deutsche Autoindustrie
>ganz zu schweigen.
Steigende Mobilität bezog sich auf Wohnungswechsel, nicht auf zusätzliche Entfernungskilometer. Und die Konsequenzen für die Autoindustrie kann ich nur grob schätzen: Weniger Fahrzeuge, mehr Fahrzeugtypen, robuster, längere Lebensdauer...
>Der alte Plunder, seinerzeit zumindestens ein lohnendes Objekt für Antiquitätenhändler und Erben, sinkt in die Bedeutungslosigkeit herab, da er wegen kleinerer Wohnungen nicht mehr trendy ist.
Erstens hält auch der"Plunder" nicht ewig. Zweitens wird es nach wie vor Menschen in großen Wohnungen mit entsprechendem Bedarf geben. Tendenz allerdings abnehmend. Drittens schrieb ich nicht von kleinen Wohnungen, sondern von Anforderungsgerechten.
>Medienunternehmen, Werbeagenturen, Speditionen und Kurierfahrdienste würden massenhaft pleite machen, wenn sich die traditionellen Strukturen änderten.
Medienunternehmen werden wichtiger, weil irgendjemand ja die Online-Informationen aufbereiten und zur Verfügung stellen muß. Damit gibt es auch massenhaft zusätzliche virtuelle"Werbeflächen". Speditionen und Kuriere werden auch weiter Arbeit haben, da ja das Argument des teuren"eigenen Fahrzeugs" und damit die Selbstabholung tendenziell eher entfällt.
>Summa summarum ist dein Konzept, obwohl in gewisser Weise wünschenswert, ein Arbeitsplatzvernichter par excellence in allen von dir angesprochenen Bereichen.
Was an Arbeit bleibt und vor allem, wie sie verteilt wird, entscheidet der Arbeitsmarkt, d. h. Angebot und Nachfrage. Ich würde da nicht so schwarz sehen.
>Ohne eine gleichzeitig stattfindende, grundsätzliche Erneuerung der gesellschaftlichen Modalitäten auf breiter Basis wäre eine solche Entwicklung
>kontraproduktiv.
Davon, daß sich mit so einer Entwicklung sehr viel mehr verändern würde als von mir skizziert - unter anderem die"gesellschaftlichen Modalitäten" - bin ich auch überzeugt.
>Beste Grüße
>C.
Beste Grüße zurück,
Zardoz
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Taktiker
11.01.2002, 22:50
@ R.Deutsch
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Hallo Monsieur Deutsch |
Danke für die freundliche Antwort.
Kurz:
>Der Gedanke in die Ausbildung eines jungen Menschen zu investieren, gegen eine Beteiligung am künftigen Einkommen (Ich Aktie), ist prinzipiell vernünftig
finde ich nur bedingt: Ich erwarte eher, Ausbildung für jeden finanzierbar zu machen, OHNE sich in Abhängigkeit begeben zu müssen. Was ich da als Ausblick gab, ist MIR eher unheimlich...zumal es schnell über bloße Ausbildungsfinanzierung hinausgehen wird. ALLES wird sekurisiert, jedes erdenkliche Risiko, jede Last. Entsprechend umfassend wird das Netz von Abhängigkeit.
> Er dürfte aber gegen die moralischen Bedenkenträger in Deutschland kaum vermittelbar sein.
Keine Angst, falls Sie das fürchten! Diese Bedenkenträger sind meist schneller zu kaufen, als man denkt. Wie man auch jüngst bei alten grünen Tabus sehen konnte. Außerdem fressen sich solche Entwicklungen eh mit der Zeit durch. Und es wäre ein weltweites Modell.
>Wie"sauber" und wann ich bilanziere, entscheiden meine Aktionäre. Ist mein Asset heißbegehrt, dann umso laxer."
>so wirst Du kaum Investoren finden. Du darfst nicht immer davon ausgehen, dass die andere Seite dämlich ist.
Doch! Man sah es doch am Neuen Markt. Als die Spekulation blühte, wurde jedes IPO hundertfach überzeichnet, gekauft wurde zu jedem Preis. Aktienkurse verzwanzigfachten sich in wenigen Monaten. Und WER von all den gierigen Anlegern hat da groß nach Details gefragt? IPO-Prospekte waren egal. Es war sogar egal, in welcher Branche überhaupt operiert wurde. Einfach drauf, zeichnen, zeichnen. Wie ich sagte: wenn nur begehrt genug, ist das Reporting nebensächlich.
Oder die Bilanzkosmetik selbst großer US-Konzerne. Hier wird mit zig Fußnoten gearbeitet, aber es bleiben genügend Kaufinteressenten bzw. Anleger, die das alles nicht so genau nehmen. Es haben auch viele ein Interesse daran, die Anleger nicht genügend aufzuklären.
Heißt nicht, Anleger für"doof" zu erklären. Denn die mögen ja in ihren Berufen oder Hobbies ganz toll sein. Aber lange nicht jeder Kopf dieser Bevölkerung ist gewichst genug, das Spiel von Betrügern zu durchschauen, bzw. überhaupt den Verdacht auf Betrug zu erwägen. In der Zwischenzeit dürfte das was passiert sein.
Einen schönen Abend Ihnen!
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