- Da irrte Marx... - Wal Buchenberg, 13.01.2002, 11:36
- Re: Da irrte Marx... - Turon, 13.01.2002, 12:01
- @Wal Buchberg Re: Da irrte Marx... @R.Deutsch; @McMike - Galiani, 13.01.2002, 14:09
- Re: Ich finde an der Abeitswertlehre nichts auszusetzen. (owT) - Wal Buchenberg, 13.01.2002, 15:04
- Was ich an der Abeitswertlehre nichts auszusetzen habe: - Galiani, 13.01.2002, 15:20
- Hoppla! Ich meinte natĂŒrlich: 'Was ich.... auszusetzen habe' Nochmals GrĂŒĂe (owT) - Galiani, 13.01.2002, 15:22
- AuĂerdem - Galiani, 13.01.2002, 15:30
- Re: Was ich an der Abeitswertlehre nichts auszusetzen habe: - chiquito, 13.01.2002, 23:27
- Re: Was ich an der Abeitswertlehre nichts auszusetzen habe: - dottore, 14.01.2002, 19:50
- Was ich an der Abeitswertlehre nichts auszusetzen habe: - Galiani, 13.01.2002, 15:20
- Re: Ich finde an der Abeitswertlehre nichts auszusetzen. (owT) - Wal Buchenberg, 13.01.2002, 15:04
- Re: Da irrte Marx... - dottore, 14.01.2002, 19:32
Re: Da irrte Marx...
> Ich bin sicher, dass die Theorie von Karl Marx einmal so anerkannt sein wird wie die Auffassungen von Kopernikus und Newton - trotz der IrrtĂŒmer von allen dreien. Bei jeder umstrittenen Theorie stehen die IrrtĂŒmer im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, bei jeder anerkannten Theorie die Fortschritte, die sie brachte. Notgedrungen muss man also noch ĂŒber die IrrtĂŒmer von Karl Marx sprechen.
"Die Theorie" gibt's schon mal garnicht. Es gibt verschiedene Theorien, z.B.
- Mehrwertlehre (komplett falsch, da es niemals"Werte", sondern immer nur Preise gibt).
- Arbeitswertlehre (völlig daneben, weil"Arbeit" als solche jeder leisten kann wie er will; der"Wert" der Arbeit wird wird hier subjektiv, vom Arbeitenden aus, gesehen, genauso gut kann ein Arbeiter 10.000 LiegestĂŒtz in seiner Schicht machen - so what? Es kommt darauf an, ob ihm jemand GELD dafĂŒr gibt, die Nummer zu sehen).
- Zusammenbruchsthese (komplett falsch, weil Zusammenbruch immer Verluste voraussetzt, die die Kapitalistenklasse sub summa aber niemals machen kann - eigene Voraussetzung von M & E).
- Entfremdungsthese (richtig, erlebt jeder jeden Tag)
- Cirkulationsthese (richtig, es"fehlt" immer Geld, um den"Mehrwert" - Profit jetzt - zu realisieren).
- Zinseszinsthese, alias"hat das Geld Lieb im Leibe..." (richtig, was erstaubt, weil es damals noch keine Taschenrechner gab; aber chapeau, darauf musste man auch erst kommen).
> Um die gröbsten MissverstĂ€ndnisse vorneweg anzusprechen: Wer etwa meint, dass er mit der Feststellung, Marx habe sich da oder dort geirrt, schon mit der ganzen Marxâschen Theorie fertig sei, der hat ebenso wenig Ahnung von Wissenschaft wie die Marxisten, die vielleicht meinten, dass Marx sich nie geirrt habe. Beide Auffassungen gehen von der lĂ€cherlichen Annahme aus, dass eine wissenschaftliche Theorie zu allen Zeiten und unter allen UmstĂ€nden 100prozentig korrekt sein könne und korrekt sein mĂŒsse.
> Der eine sucht bei Marx hier Fehler, der andere da. Die folgende Liste zĂ€hlt die wichtigsten IrrtĂŒmer von Marx und Engels auf, die ich gefunden habe:
>Marx, 1848:
>âRevolutionĂ€re Erhebung der französischen Arbeiterklasse, Weltkrieg - das ist die Inhaltsanzeige des Jahres 1849.â (MEW 6, S. 150).
Die Arbeiter hatten sich erhoben. Falsch war die daran sich schlieĂende"Kriegstheorie".
>Marx, MĂ€rz 1850: âDie Revolution... steht im Gegenteil nahe bevor.â (MEW 7, S. 245)
Mark hatte den Zustrom des"neuen" Geldes offfenbat nicht bemerkt, Kalifornien usw. ZusÀtzliches Geld entspannt, siehe auch Goldmechanismus.
>Marx, Juni 1850: â...gerade jetzt, wo... der Ausbruch einer neuen Revolution nicht mehr lange ausbleiben kann.â (MEW 7, S. 312)
Reine Trotzhaltung. Ich habe Recht, also muss es jetzt...
Leider wird hier das Manifest (Februar 1848) unterschlagen, das eine perfekte Beschreibung der kapitalistischen Errungenschaften liefert.
>[b]Aber Marx noch im Jahr 1850:
>âBei dieser allgemeinen ProsperitĂ€t, worin die ProduktivkrĂ€fte der bĂŒrgerlichen Gesellschaft sich so ĂŒppig entwickeln... kann von einer wirklichen Revolution keine Rede sein.â (MEW 7, S. 440)
>Marx, 1853:
>âdie jetzigen VerhĂ€ltnisse,... die nach meiner Ansicht bald zu einem Erdbeben fĂŒhren mĂŒssen.â (MEW 28, S. 223.)
>Engels, 1856:
>âEs gibt diesmal ein dies irae (=Zeit der Empörung)...
Dies irae ist der Tag des <b<Zorns[/b] und zwar der des Zornes Gottes. Mit"Empörung" hat das nix zu tun.
>... wie nie vorher, die ganze europĂ€ische Industrie kaputt, alle MĂ€rkte ĂŒberfĂŒllt... alle besitzenden Klassen hereingeritten, kompletter Bankrott der Bourgeoisie.... Auch ich glaube, dass sich alles dies Anno 1857 erfĂŒllen wird...â (MEW 29, S. 78)
FĂŒr 1857 lag er bombenrichtig! Damals gab's die erste"Weltwirtschaftskrise" - hier schon oft genug vorgestellt.
>Marx, 1857:
>âDie Revolution marschiert heran, wie durch die Entwicklung der (französischen Bank) Credit mobilier und durch die Finanzen Bonapartes im allgemeinen bewiesen wird.â (MEW 29, S. 153)
Frankreich war seit 1857 morsch und fiel endgĂŒltig gegen die PreuĂen 1870/71.
>Marx, 1857:
>â1848 sagten wir: jetzt kommt unsere Zeit, und sie kam in einem eingeschrĂ€nkten Sinn, diesmal aber kommt sie vollstĂ€ndig, jetzt geht es um den Kopf.â (MEW 29, S. 212).
>Marx, Dezember 1857:
>âIch arbeite wie toll die NĂ€chte durch an der Zusammenfassung meiner ökonomischen Studien, damit ich wenigstens die Grundrisse im Klaren habe vor der Sintflut.â (MEW 29, S. 225)
Die 1857er Krise war um Haaresbreite das Ende des"Kapitalismus". Schon damals wurde er gestretcht: Hamburg (Vollpleite) wurde nur durch GĂŒterzĂŒge voller Silber aus Ă-sterreich gerettet.
>Marx, 1857:
>âDa Lupus (= Wilhelm Wolff, der den Vorhersagen von Marx nicht traute, ihm aber bei seinem Tod 1864 sein Vermögen vermachte, so dass Marx Zeit und Geld hatte, das KAPITAL zu schreiben.) bestĂ€ndig Buch ĂŒber unsere Krisenvorhersagen fĂŒhrte, so erzĂ€hle ihm, dass der âEconomistâ von letztem Sonnabend erklĂ€rt, die Endmonate von 1853, durch ganz 1854, Herbst 1855 und wĂ€hrend der plötzlichen VerĂ€nderung von 1856 sei Europa immer nur um Haaresbreite dem drohenden Krach entkommen.â (MEW 29, S. 225)
War absolut richtig!
>Marx, 1862:
>âWir gehen offenbar einer Revolution entgegen - woran ich seit 1850 nie gezweifelt habe.â (MEW 30, S. 641)
>Marx, 1969
1869
>"Es gibt in der Tat keine deutsche Einheit. Sie könnte nur erreicht werden durch eine deutsche Revolution, die die preuĂische Dynastie hinwegfegt....." (MEW 32, S. 608) (Die deutsche Einigung wurde zwei Jahre spĂ€ter erreicht nicht gegen die preuĂische Dynastie, sondern durch die preuĂische Dynastie. wb)
Siehe 1918, PreuĂen futsch, Zentralstaat konnte starten. Revolution sowieso.
> Marx, 17. 02. 1870:
>"Unter uns gesagt... ich erwarte fĂŒr die soziale Bewegung mehr von Deutschland als von Frankreich." (MEW 32, S. 651) Aber:"Am Morgen des 18. MĂ€rz 1871 wurde Paris geweckt durch den Donnerruf: 'Es lebe die Kommune!' Was ist diese Kommune?... Ihr wahres Geheimnis war dies: Sie war wesentlich eine Regierung der Arbeiterklasse.... dies war die erste Revolution, in der die Arbeiterklasse offen anerkannt wurde als die einzige Klasse, die noch einer gesellschaftlichen Initiative fĂ€hig war." (Marx, Der BĂŒrgerkrieg in Frankreich, MEW 17, S. 335 u. 342 u. 344)
Das war nicht der groĂe Irrtum. sondern, dass die Revolution im relativ unter entwickeltsten Land der Industrieklasse ausbrach: Russland.
>Marx, 1874:
>âDie allgemeinen europĂ€ischen ZustĂ€nde sind derart, dass sie mehr und mehr zu einem allgemeinen europĂ€ischen Krieg drĂ€ngen.â (MEW 33, S. 635)
>(Karl Marx starb am 14. MÀrz 1883, es dauerte bis 1914, bevor ein europÀischer Krieg ausbrach.)
>Engels, 1884:
>âDie russische Konstitution (=bĂŒrgerliche Revolution) wird nun so oder so doch wohl im Lauf dieses Jahres kommen, und dann kannâs losgehen.â (MEW 36, S. 88)
Konstitutuon = ganz was anderes, nÀmlich eine russische Verfassung.
>Engels, 1886
>"... wenn es auch fĂŒr eine ruhige und festbegrĂŒndete Herrschaft der Bourgeoisie in Deutschland zu spĂ€t ist...." (MEW 21, S. 454)
>Engels, 1889:
>âDer Verfall der englischen Industrie aber ist nach meiner Ansicht zusammenfallend mit dem Kladderadatsch der kapitalistischen Produktion ĂŒberhaupt.â (MEW 37, S. 325)
Engels hatte schon Kasse gemacht; sein Argument ist das eines AktionĂ€rs, der zu frĂŒh verkauft hat.
>Engels, 1891:
> âAber wenn diese Ackerbaukrise die Industriekrise in England ausbrechen lĂ€sst, die wir seit 25 Jahren erwarten... dann!.... und wenn die Ereignisse diese Richtung nehmen, wird unsere Partei schon um das Jahr 1998 zur Macht kommen können.â (MEW 22, S. 243).
1898.
>Engels, 1892:
>âNatĂŒrlich wird die nĂ€chste Revolution, die sich in Deutschland mit einer Beharrlichkeit und Stetigkeit ohnegleichen vorbereitet, zu ihrer Zeit kommen, sagen wir 1898-1904.â (MEW 38, S. 545).
Anstieg der SPD ĂŒbersehen, war 1914 stĂ€rkste Partei in D.
>Welche Schlussfolgerungen sind aus dieser IrrtĂŒmerliste zu ziehen?
> Man könnte sich mit der einfachen Feststellung begnĂŒgen, dass kein Mensch in die Zukunft sehen könne, und Karl Marx und Friedrich Engels halt auch nur Menschen gewesen seien. Ich denke, das wĂŒrde die Sache nicht ganz treffen.
> Von marxistischer Seite könnte man noch einwenden, dass nur die politischen FehleinschĂ€tzungen aus den Jahren 1848 bis 1850 in öffentlichen Schriften geĂ€uĂert wurden. Alles andere waren Bemerkungen an enge Freunde und Genossen, an die man nicht den gleichen wissenschaftlichen MaĂstab wie zum Beispiel an die BĂ€nde des"Kapital" stellen kann. Richtig ist daran, dass diese Bemerkungen nicht selber Teil einer wissenschaftlichen Theorie waren, aber es waren immerhin politische Schlussfolgerungen aus dieser Theorie, und zwar von Leuten, denen niemand unterstellen kann, sie hĂ€tten diese Theorie missverstanden und falsch angewandt.
Die Theorie, siehe oben, ist in ihren beiden Kernaussagen (Arbeitswert/Mehrwert/Ausbeutung und Zusammenbruch wg. sinkender Profitrate komplett falsch. Siehe dazu R.Deutsch & Galiani.
>Ich denke, fĂŒr alle diese IrrtĂŒmer von K. Marx und F. Engels gilt, was Engels 1892, fast 50 Jahre nach dem Erscheinen seines Buches"Lage der arbeitenden Klasse in England", zur amerikanischen Neuauflage schrieb:"Ich habe mir nicht einfallen lassen, aus dem Text die vielen Prophezeiungen zu streichen, namentlich nicht die einer nahe bevorstehenden sozialen Revolution in England.... Das wunderbare ist nicht, dass so viele dieser Prophezeiungen fehlgingen, sondern dass so viele eingetroffen sind...." (MEW 22, S. 270).
>So muss man meiner Meinung nach auch ĂŒber IrrtĂŒmer von Marx und Engels sagen: Das Bemerkenswerte ist nicht, dass so viele ihrer Prognosen fehlgingen, sondern dass so viele eingetroffen sind.
>Wal Buchenberg, 08.10.2000
Wal,
etwas mehr Theorie wĂ€re zu begrĂŒĂen. ErklĂ€r' doch mal der Runde hier, wieso es zum Zusammenbruch des Kapitalismus kommen soll (Mehrwert wird zum Kapital geschlagen, ergo sinkende Profitrate ergo Kollaps - wie geht das? Ich habe noch nie eine Pleite gesehen, die im Handeslregister wegen"zu geringer Gewinne" eingetragen wurde).
GruĂ
d.
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