- @dottore: Re zu deinem Beitrag zu Galeano und ich über Arbeitswert-Theorie - chiquito, 15.01.2002, 23:36
- Re: Arbeitswert-Theorie - chiquito - nereus, 16.01.2002, 09:13
- Re: @nereus - Arbeitswert-Theorie - chiquito - chiquito, 16.01.2002, 21:44
- Re: Arbeitswert-Theorie - chiquito - nereus, 17.01.2002, 09:33
- Re: @nereus - Arbeitswert-Theorie - chiquito - chiquito, 16.01.2002, 21:44
- Re: Arbeitswert-Theorie - chiquito - nereus, 16.01.2002, 09:13
Re: Arbeitswert-Theorie - chiquito
Hallo chiquito!
Du schreibst: Die Nützlichkeit kann also etwas sehr Individuelles sein. Das Mittel, mit dem der Käufer zu seinem Ziel kommt, ist aber das Aller-Allgemeinste, was man sich (in der Ã-konomie) denken kann: Geld, also Tauschwert, mit dem man eintauschen kann, und zwar alles - vielleicht nur: fast alles; aber manche kaufen sich sogar"Liebe" damit.
So weit so gut.
Aufgrund von einer Millionen Interessenten, möglicherweise potentiellen Käufern, könnte es im dümmsten Fall eine Millionen unterschiedliche Motivationen, Bedürfnisse oder Nützlichkeiten geben. Sollte es gelingen die Bandbreite dieser individuellen Werteinschätzungen auf ein einziges Produkt zu projezieren wäre das optimal. Mir fällt da z.B. die eierlegende Wollmilchsau (WMS) ein.
Da der Produzent und Verkäufer dieser WMS aber nicht eine Millionen verschiedenartiger Objekte auf den Tisch geknallt haben will, um sich seine Leistungen und die seiner Mitarbeiter vergüten zu lassen, nimmt er vorzugsweise Geld.
Damit kann man rechnen, vergleichen, bilanzieren usw. und es wird als allgemeingültiger Wertmaßstab anerkannt.
Nur das ist uns beiden ja hinlänglich bekannt.
Du siehst vielleicht, ich sehe einen ganz scharfen Gegensatz zwischen dem"Wert" oder"Tauschwert" auf der einen Seite - und dem Nutzen oder dem Gebrauchswert auf der anderen Seite.
Diesen scharfen Gegensatz sehe ich wiederum nicht. Wozu auch?
Es geht um die gleiche Sache, nur wird sie andersartig dargestellt/ausgedrückt.
Die Bequemlichkeit von Hauslatschen z.B. ist nicht meßbar, allerhöchstens an der Lautstärke des Quiekens vom Besitzer derselben welches akustisch seine Zufriedenheit ausdrückt. ;-)
Aber nur mit Geld als Rechengröße kann ich vergleichen und bewerten.
Alle ökonomische Nützlichkeit und Wertschätzung dieser Welt kann in Geld ausgedrückt werden.
Wir reden ja nicht von ethischen Werten hier oder vielleicht doch?
Denn dann wird es wieder eng.
Jetzt kommt wieder das Problem der scharfen Trennung zwischen den verschiedenen Lebensbereichen wie Wirtschaft und Kultur oder privat und öffentlich oder Verstand und Glaube usw. welche ich für äußerst problematisch halte. Wir haben nur ein Leben und die Grenzen sind fließend.
Ich finde die Diskussion der Definition von Werten und Preisen führt in eine Sackgasse.
Da halte ich es lieber mit dottore:"Unter dem Wert kann sich jeder vorstellen was er sich wünscht."
Meiner Meinung nach steckt hinter dieser Diskussion doch nur die Forderung nach Gerechtigkeit.
Will sagen der Preis für diese Ware ist viel zu hoch oder mein Lohn ist viel zu niedrig.
Aber der Begriff Gerechtigkeit findet in der Ã-konomie keinen rechten Platz. Das ist eine ethische Kategorie und diese ist nur bedingt in Geld bewertbar und damit läßt sich leider nicht rechnen.
Die Frage müßte nämlich wirklich lauten: Wie hoch ist denn der Gewinn und ist das auch gerecht so?
Reicht dieser zu um die Unkosten zu decken (Personal/Material usw.) und ein erträgliches Leben zu führen oder findet es der Unternehmer"erträglich" zumindest einen Ferrari, einen Porsche, einen Landsitz in der Toscana und ein Eigenheim mit 450 m² zu besitzen.
Das ist doch der Punkt um den es bei allen Diskussionen geht.
Keiner von Verstand will das der Unternehmer untergeht. Aber ob Millionen oder gar Milliarden gebunkert werden müssen ist eine andere Frage.
Und ob sich einige Arbeitslose es sich ganz bewußt auf Staatskosten, also unser aller Geld, gut gehen lassen ist genau das gleiche Thema.
Vielleicht ist alles nur eine Frage des eigenen Gewissens.
Wir reden hier - damit meine ich die Gesamtdiskussion - immer nur von der Verpackung aber nie vom Inhalt.
Mal ganz verschärft formuliert:
Ob Kommunismus, Kapitalismus, privat oder staatlich ist letzten Endes egal.
Was wir daraus machen, wir die Menschen, darauf kommt es doch an.
Aber dann müßten wir uns ja selbst Rechenschaft ablegen und ggf. bewerten ohne das eine Münze über den Tresen geht.
Da schimpfe ich lieber auf das System, die Beamten, den bösen Kapitalisten, die Grünen oder das Wetter. Das macht alles irgendwie erträglicher.
mfG
nereus
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