- @ euklid und Alle - Yen, €, Dollar - Turon, 18.01.2002, 10:16
@ euklid und Alle - Yen, €, Dollar
Zunächst einmal möchte ich gerne die Frage stellen, was wohl der Unterschied
zwischen dem €uro und der D-Mark ist, eurer Meinung nach ist?
Es ist immer wieder bemerkbar, daß etliche von Euch der D-Mark nachtrauern, als wäre sie in der Tat etwas ganz Außergewöhnliches. Die D-Mark war nur in einem Kontext außergewöhnlich - sie hatte einem stabilen Wert. Leider ist es aber auch so, daß sie gerade deswegen, zur Ablehnung anderer Werte beitrug und dadurch erst gewisse Unterschiede zum Rest Europa machte.
Es ist falsch vom Grundsatz falschen Werten nachzutrauen, wenn andere es
sowieso mißbrauchen und damit Schindluder treiben. Ich persönlich traue der
D-Mark nicht einmal eine Sekunde nach, war sogar froh, daß sie geht und Unterschiede - auch wenn nur in übertragenen Sinne - beseitigt.
Deutschland als Land leidet ohnehin unter gewisser Provinzionalität. Dies bezieht sich nicht mal auf das ganze Land, es sind schon Unterschiede zwischen Bundesländern feststellbar - ja gar Städten.
Wieviele Unterschiede braucht Ihr noch? So markant anders sind die Deutschen
nicht, als der Rest - Mentalitätsunterschiede gibt es aber sehr wohl.
Ob der € vor die Hunde geht ist noch eine andere Geschichte - das würde die D-Mark mindestens im gleichen Sinne machen. Das ist schon anhand Faktoren wie Wirtschaftsaktivität meßbar. Während wir hier einen Produktivitätszuwachs
von 1% als Erfolg feiern, haben andere Länder in Europa höhere Produktivitäts-zuwächse und daran sollte sich die Stärke der Währung eigentlich richten.
Dann allerdings sollte die DEM zu dem Zloty zum Beispiel auch einen ganz anderen
Umtauschverhältnis haben, den in Gegensatz zu den Polen liegt bei uns das Geld
einfach nur brach - verursacht eben durch die hohe Abgabenlast.
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Was grundsätzlich auch nicht verstanden wird, ist die Tatsache, daß ein Land
prinzipiell seine Handlungsfähigkeit nicht verspielen sollte. Wir müssen Abnehmer haben und auch lieferfähig sein. Nicht umsonst werden in Japan stimmen laut, daß es besser wäre abzuwerten - das gilt aber bei uns umso mehr. Zwar
können wir dann nicht etwa 2 mal im Jahr nach Barbados fliegen und zum Einkaufen am Wochenende nach New York, oder Tokio - doch das ist auch der Sinn
der Sache - was wir dort nicht ausgeben, geben wir hier aus, für unsere Produkte, und je schwächer unsere Währung gegenüber anderen Währungen tendiert
so ist das zwar bedauerlicher Umstand, weil Fremdprodukte teurer werden,
doch hat das den Nebeneffekt, daß wir unsere Waren kaufen. Das ist entscheidend um Durststrecken der Konjunktur zu überdauern.
Wer die Wirtschaft mit starker Währung halten kann, der muß auch in der Lage sein, diesen Wert zu verteidigen. Das geschieht derzeit mit dem Dollar.
Zwar liegt bei so einem Verhältnis klar eine Art"Leistungsschenkung" vor.
Aber immerhin erhalten wir damit unsere Wirtschafts- und Produktionsfaktoren.
Das darf man nicht unterschätzen.
Der Annahme zur Grunde ist doch Geld geschaffen worden, um es auszugeben, oder?
Ich bezweifle es, daß die Erfinder des Geldes daraus bunkerfähige Ware machen wollten, auch wenn es natürlich Umstände gibt, wo man eben sparen muß, um nach sog. häheren Werten zu streben.
Da wir aber bei uns Fiat-Money System haben, leben wir nur dann wirklich gut, wenn wir das Geld ausgeben und in Sachwerte fliehen. Wenn Europa"genesen" will,
muß dringendst Binnenmarktnachfrage gestärkt werden.
Auch noch sonst wie starke Währung, garantiert keineswegs wirtschaftlichen Erfolg eines Landes - ganz im Gegenteil - auch hier gibt es gewaltige Risiken.
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Zu dem Thema Yen, €, Dollar - nun für Europa gab es seit etwa 1800 ohnehin keine
Alternative. USA war schon immer eine Wirtschaftsmacht, zu dem sich im letzten Jahrhundert binnen Monaten ein weiterer Wirtschaftsraum gesellt hat nämlich Ostasien. Bald kommt aber auch noch China dazu - und der Aspekt der hier untersrichen werden muß, weil es andere Alternative kaum gibt. Es sind Ballungszentren mit enormen Wirtschaftspotentialen. Diese stellen eine Möglichkeit für uns von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung zu sein.
Wer in Europa und USA nach sogeannter"Globalisierung" strebt der weiß gar nicht was er sagt. Wir müssen den Chinesen nicht unsere Produkte und unsere Errungenschaften zur Verfügung stellen, jedenfalls nicht alle. Wer das befürwortet, verlagert unsere Produktionsfaktoren dorthin, so daß die dann logischerweise sowohl die Ware, wie auch die Arbeitsplätze haben und wir
am Ende gar nichts.
Für Europa gilt - also für einen ganzen Wirtschaftsraum - wir müssen unseren Bestand endlich beziffern, bennen und auch zu nutzen lernen. Es kann nicht angehen, daß einige Individuen um jeden Preis reich werden wollen und dem Rest der hiesiger Bevölkerung in Schuldenlasten zwingen, ohne mal die Chance zu geben da wieder herauszukommen.
Volkswirtschaftlich gesehen ist so eine Art und Weise sich zu bereichern, fehl am Platz und trägt entsprechend Früchte. Wir entziehen sagen wir mal 2 Millionen DM der Bevölkerung, und kaufen uns auf Mallorca - gleich neben Ballerman eine Wohnung und tun gar nichts mehr. Was das genau verursacht sieht man spätestens dann, wenn ein Land 4 Millionen Arbeitslose hat und mehr vollsteckbare Pfändungsbeschlüsse, als es tatsächlich bewältigen kann.
Ich sage ja auch nichts gegen, wenn echten faulen Menschen in den Hintern gebissen wird, aber irgendwann muß man sich doch die Frage stellen, warum es denn doch so viele sind. Und warum sie aus dem Schuldenberg ganz von alleine nicht rauskommen können.
In dieser Hinsicht ist die Erhöhung der Geldmenge durch Greenspan noch
vertretbar. Gerade in USA - wo die Konsumfreudigkeit der Bevölkerung scheinbar
nicht zu bremsen ist - jedenfalls bis heute - wäre es ein Hirnriss zu sagen
dann lassen wir das kaputte beseitigen.
Zwar funktioniert dieses Spiel nicht für immer und für ewig, aber jetzt wollen wir mal vergleichen:
Durch die hohen Steuern in Deutschland entsteht in Wirklichkeit nur selten noch
ein Produkt, der hier produzierbar ist, und auch noch weltmarktfähig ist. Alleine dieser Umstand beseitigt jeglichen Zweifel darüber, wo die DM in sagen wir 15 Jahren stehen würde, anbetracht der Tatsache, daß direkt 2 m hinter der Ostgrenze bereits ein Gebiet vorhanden ist, wo der dortige Staat sagt - also wenn Du hier selbständig wirst, zahlst Du 2-3 Jahre minimale Steuern. Das ist ein bemerkenswerter Umstand, wenn man bedenkt, daß 2m vor der Grenze dann schon mind. 50% fällig wäre.
Deutschland hätte daher über kurz oder lang keine andere Wahl, als entweder zu warten, bis das Umland Steuern senkt, oder selbst die Steuern zu senken.
Je länger man darauf wartet, desto schneller demoralisiert man das Volk und
desto schneller unterliegt die Währung den Schwankungen.
Wer das so gemacht hat, daß war zum Beispiel England - eine ehemalige Wirtschaftsweltmacht, derer Währung quasi vor die Hunde gegangen ist und eigentlich bis heute eher unbedeutend ist. Die Schwierigkeiten und Problematik
der Insel ist aber immer noch nicht beseitigt worden.
Als Fazit:
Es gibt keine Alternative - ein altes Schachspielersprichwort lautet:
In einem Schachspiel spielt man eine Partie so, wie es der Gegner erlaubt.
Der Schwächere siegt eben nur dann, wenn er über die Schritte der Gegner bestens informiert ist.
Wer sich hier hinter DM Symbol versteckt, weil sie mal so gut war,verkennt die Tatsache, daß die Weltwirtschaft nichts anderes ist, als ein Wechselspiel. Wer sich auf einer Behauptung festklammert und nie eigene Meinung revidiert, ist klar der Verlierer, denn er läßt es quasi zu, sich in die Defensive zu drängen.
Mit Europa entstand wohl keineswegs etwas, was zwangsläufig besser sein wird.
Aber: mit Europa und dem € entstanden"Vereinigte europäische Staaten" - diese"Union" muß noch auch politisch realisiert werden und die Eigenheiten der Völker ebenfalls akzeptiert werden - dann haben wir zumindest einen Hauch der Chance, hier mal für so etwas wie Aufschwung zu sorgen. Bisher hatten wir nämlich den Zustand der bei näherer Betrachtung sich zum Stillstand der wirtschaftlicher Aktivität subsumieren läßt. Das ist schon damit begrünbar weil alle Politiker um"Sicherung der Arbeitsplätze" kämpfen. Wie wäre es wenn einer endlich kommt und sagt:"Laßt uns Arbeitsplätz schaffen?" Nun: mit Hilfe von 3 europäischen Multimiliardären und verarmter nach Luft ringender Sklaven ist das gar nicht erst machbar.
ALSO - zum Teufel mit der D-Mark. Das war gestern und wer immer nur zurückblickt, übersieht die Zukunft, übersieht auch, was er darüberhinaus unbemerkt verliert. Auch der Einzelne. Die Europäer haben ja auch nicht etwa
gegen bloß zwei Wirtschaftsräumen sich zu behaupten, sie müssen erst für gewisse
Voraussetzungen sorgen, zum Beispiel Verdrängung der Staatsgewalt über die Freiheit, um überhaupt wettbewerbsfähig zu sein.
Mit Befugnissen des Staates, über die Meinungsfreiheit zu bestimmen, wie es
dem paßt, Rechte zu biegen wie es dem Staat paßt, erreichen wir nur den nächstliegenden Grab. Und ich bezweifle ob da Jemand kommt und uns da raus hilft. Nach unserer Mentalität ist es eher so, daß wenn man schon im Grab liegt, steht der Staat vor dem Grab, und wenn da einer rauskommen will,
dann gibt es mit der Schaufel über die Rübe.
Daher ist die Debatte, ob der € gut oder schlecht ist, eigentlich ein guter
Witz. Wir müssen uns in Intelligenz nicht übertreffen - sondern anfangen zu handeln.
Da muß man sich eben abfinden, daß es reale Werte nicht mehr gibt - und die wird es solange nicht mehr geben, bis der Sieger der Schachpartie von selbst
nicht die Figuren einpackt.
In der nächster Partie ist der Verlierer als erster am Zug - ein Gebot der Fairness. ;)
Gruß.
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