- Real-Enzyklopädie (27): Hat der Goldstandard funktioniert? - dottore, 20.01.2002, 18:50
- Re: dottore ab jetzt in schwarz, zur besseren Auffindung (owT) - JüKü, 20.01.2002, 18:52
- als Ergänzung ein paar Sätze, die man einst in Geschichte zum Thema lernte - Ghandi, 20.01.2002, 20:38
- Re: Nicht alles so hinnehmen... - Zardoz, 20.01.2002, 21:44
- Re: Nicht alles so hinnehmen... - Uwe, 20.01.2002, 22:51
- Was soll mir das sagen? (owT) - Zardoz, 21.01.2002, 00:31
- Re: Was soll mir das sagen? (owT) - Eigentlich nicht viel, nur das.. - nereus, 21.01.2002, 08:44
- Re: Achtung! Der Weberaufstand war ein Unterehmeraufstand. Kommt auch vor... (owT) - dottore, 21.01.2002, 11:21
- Re: Weberaufstand war ein Unterehmeraufstand. Kommt auch vor... - in der Tat ;-) - nereus, 21.01.2002, 13:48
- Weißt Du... - Zardoz, 21.01.2002, 11:42
- Respekt,... - Uwe, 21.01.2002, 13:30
- Re: Weißt Du... - ich weiß, aber ich meinte etwas anderes - nereus, 21.01.2002, 13:55
- Re: Weißt Du... - ich weiß, aber ich meinte etwas anderes - Zardoz, 21.01.2002, 15:43
- Re: Weißt Du... - ich weiß, die neue Gottheit namens MARKT - nereus, 21.01.2002, 17:53
- Re: Weißt Du... - ich weiß, aber ich meinte etwas anderes - Zardoz, 21.01.2002, 15:43
- Re: Achtung! Der Weberaufstand war ein Unterehmeraufstand. Kommt auch vor... (owT) - dottore, 21.01.2002, 11:21
- Re: Was soll mir das sagen? (owT) - Eigentlich nicht viel, nur das.. - nereus, 21.01.2002, 08:44
- Was soll mir das sagen? (owT) - Zardoz, 21.01.2002, 00:31
- ja, dahin müssen wir wieder, Zardoz - Ghandi, 20.01.2002, 23:29
- Dann bin ich ja beruhigt... - Zardoz, 21.01.2002, 00:26
- Re: Nicht alles so hinnehmen... - Uwe, 20.01.2002, 22:51
- Re: Was hat das mit dem Goldstandard zu tun? - Theo Stuss, 20.01.2002, 21:46
- eben - Ghandi, 20.01.2002, 23:09
- Re: Nicht alles so hinnehmen... - Zardoz, 20.01.2002, 21:44
- @dottore: Hut ab! Ganz meine Meinung. (Nur Milton Friedman denkt da anders!) - Galiani, 21.01.2002, 00:22
- 2 Fragen - Knallfrosch, 21.01.2002, 01:44
- Re: 2 Fragen - Diogenes, 21.01.2002, 09:27
- Re: 2 Fragen - dottore, 21.01.2002, 09:36
Re: 2 Fragen
Hi Knallfrosch,
>1. Sie vergleichen hier die Zeiten des GS mit den heutigen Zeiten. Dazwichen liegen viele Jahre und da frage ich Sie, altern Märkte?
Märkte sind reine Tausch- bzw. Kaufplätze. Sie können nicht altern. Die attische Agora in Athen funktionierte genau so wie jede (Verkaufs-)Messe heute auch. Vermutlich meinst Du Veränderungen in der Nachfrage. Die gibt es, d.h. die Nachfrage nach Stofftaschentüchern oder Waschbrettern sinkt, dafür ist die nach Papiertaschentüchern und Waschmachinen gestiegen. Es gibt immer wieder Sättigungstendenzen ("Alterungen"), die sich dann auf Märkten zeigen, z.B. ist der Automarkt inzwischen ziemlich satt. Hat auch was mit der besseren Qualität und längeren Haltbarkeit der Autos zu tun. Heute gibt es mehr als 30 Mio Autos in Deutschland. Es werden niemals 60 Millionen werden können - dann würden alle Autobahnen zu Parkplätze.
>Wenn ja, wieviel der Wirtschaftsdaten ist dem Geldsystem und wieviel der zeitlichen Nähe der Märkte zu den Basisinnovationen, Galianos ersten Biss in den Apfel, zuzuschreiben.
Apropos Autos. Die wurden im Kaiserreich erfunden und begannen schon damals die Kutschen zu ersetzen. Geldsysteme haben als solche nichts mit Basisinnovationen zu tun. Diese ergaben sich unter einem Metallgeldstandard (plus Kreditgeld) nicht anders als in einem reinen Kreditgeldstandard. Die Umsetzung von Innovationen ist vor allem vom Kreditsystem abhängig. Das hat unter dem GS bestens funktioniert, mit einer entscheidenden Einschränkung allerdings: Die Kreditexzesse (d.h. Verschuldungsexzesse), so wir sie heute erleben, sind durch die"goldene Bremse", die der GS darstellt, erheblich geringer.
Deshalb auch die Folgen von solchen Exzessen: Inflationen, Deflationen, Bubbles, Crashs und Baissen. Und vor allem die Aufschuldung der öffentlichen Hände, die nicht gut enden können.
Wenn es überhaupt so etwas wie einen Nachteil des GS gegeben hat, dann waren es die langfristig niedrigen realen Wachstumsraten. Allerdings sind sie heute nicht höher; wir lassen uns nur von nominalen Wachstumsraten täuschen. Letztlich kann jede Wirtschaft real nur so schnell wachsen wie mehr bzw. intensiver gearbeitet wird. Über die Intensität entscheidet der Produktivitätsfortschritt, der sich wiederum langfristig aus Basisinnovationen ergibt.
>2. Ist Gier Antrieb des Menschen im Kapitalismus?
Gier ist eine menschliche Eigenschaft, die zunächst nichts mit Kapitalismus zu tun hat. Die Menschen im Sozialismus waren auch"gierig" - nach Autos und Fernsehern, die ihnen nicht geliefert wurden und vor allem nach westlichen Produkten und nach westlichem Lebensstandard.
Die wichtigste Antriebsfeder ist die Angst. Die ist in reinen Kreditgeldsystemen schon deshalb größer, weil es dort fast aussschließlich nur noch darum geht, die Kredite (Schulden) zu bedienen. Jeder ist dort unter Druck, was zu all den Erscheinungen führt, die wir heute hassen: Angst um den Arbeitsplatz (wie zahle ich dann meine Kredite ab?), Angst vor Konkurs (siehe Handwerk und Mittelstand) und vor allem die zu beobachtende Beschleunigung aller Abläufe (permanenter Termindruck, siehe auch das Quote von Paul Virilio, weiter unten, Ähnliches schreibt auch Franz M. Vuketits).
Kurzum: Die Lebensqualität (Ruhe, Muße, überhaupt"Zeit" haben) verschlechtert sich immer weiter.
Gruß
d.
P.S. Es ging mir bei der Darstellung des GS nicht darum, diesen als Optimum schlechthin darzustellen, sondern darum, die Behauptungen zu widerlegen, er habe nicht funktioniert, sondern zur allgemeinen Verelendung, zu dauernden Deflationen und vor allem automatisch zu Kriegen geführt.
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