- Bundesbank: Preistreiberei durch Euro Spekulation - RetterderMatrix, 22.01.2002, 18:27
Bundesbank: Preistreiberei durch Euro Spekulation
Bundesbank: Preistreiberei durch Euro Spekulation
Frankfurt/Main/Berlin (dpa) - Handel und Dienstleister testen nach Vorwürfen von Verbraucherschützern mit Euro-Preiserhöhungen die Schmerzgrenze der Verbraucher. Zu dieser Erkenntnis kommt eine am Dienstag in Berlin vorgestellte Studie, die der Bundesverband der Verbraucherzentralen in Auftrag gegeben hatte. Die Deutsche Bundesbank und der Handel warnen allerdings davor, die Gründe für einen möglichen Anstieg der Teuerung im Januar allein in der Umstellung des neuen Geldes zu sehen.
Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden hat unterdessen noch keine Erkenntnisse über spezielle Euro-Effekte auf die Teuerung. Die Befürchtung eines starken Anstiegs der Teuerungsrate könne «zum jetzigen Zeitpunkt weder bestätigt noch verneint werden», hieß es am Dienstag.
Der deutsche Einzelhandel sieht durch Steuererhöhungen für Mineralölprodukte und Tabak den Staat als Preistreiber. Allein die Erhöhung von Tabak-, Mineralöl-, Energie- und Versicherungssteuer könnte nach Berechnung der Statistiker das allgemeine Preisniveau um durchschnittlich 0,4 Prozent erhöhen.
(Eigener Kommentar: Dies ist der Effekt, den Euklid hier vor kurzem erklärt hatte: Der Staat als Preistreiber.)
«Es gibt derzeit keine gesicherte statistische Untermauerung, dass der Euro preistreibend wirkt», sagte auch ein Sprecher der Bundesbank, der damit auf einen Bericht der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung» reagierte. Das Blatt berichtete, Bundesbank- Chefvolkswirt Hermann Remsperger rechne wegen der Einführung des Euro mit einer deutlich höheren Inflationsrate für Januar.
Zwar habe Remsperger auf der jüngsten Sitzung des Konjunkturrates einen vorübergehenden Anstieg der Inflationsrate im Januar nicht ausgeschlossen, teilte die Bundesbank mit. Dies sei aber neben den Steuererhöhungen auf für den Winter typische Preissteigerungen von Lebensmitteln zurückzuführen. Einen Sprung der Inflationsrate auf mehr als drei Prozent zum Jahresbeginn habe er nicht genannt.
Eigener Kommentar: Warum erzählt er uns das nicht selbst?
In Teilen des Einzelhandels, vor allem aber bei Restaurants und Hotels, seien im Rahmen der Euro-Umstellung höhere Preise festgesetzt worden, um die Gewinnmargen zu erhöhen, schrieb die Zeitung weiter. Das Statistische Bundesamt wird die mit Spannung erwarteteten ersten Januar-Daten über die Preisentwicklung am 31. Januar - wegen der Euro-Umstellung «einige Tage später als gewohnt» - veröffentlichen.
(Da brauchen sie wohl mehr Zeit, die Statistik zu frisieren.)
Kräftige Preisanstiege in Restaurants und für Dienstleistungen zum Jahreswechsel ermittelte das Institut für angewandte Verbraucherforschung (IFAV). Die Verbraucherschützer ließen durch das Institut mehr als 800 Produkte und 200 Dienstleistungsangebote beobachten.
Im vergangenen halben Jahr seien die Preise insgesamt in allen Bereichen häufiger und deutlicher erhöht als gesenkt worden, sagte Karin Kuchelmeister, Euro-Expertin des Verbraucher-Verbandes. Im Einzelhandel habe es von Juni 2001 bis Januar 2002 bei fast jedem dritten Produkt Erhöhungen, bei jedem fünften Produkt Preissenkungen gegeben. Von Dezember auf Januar dagegen seien überwiegend Preissenkungen festgestellt worden. «Dies belegt den Aldi-Effekt - erst die Preise erhöhen, dann werbewirksam ein bisschen absenken», sagte Kuchelmeister.
In der Gastronomie und im Dienstleistungssektor wurden seit Juni 2001 in fast zwei Drittel aller Fälle (60,1 Prozent) Teuerungen festgestellt. Dabei seien die Preise um bis zu 48 Prozent gestiegen. Die Verbraucherzentrale verwies darauf, dass die Kunden derzeit mit häufigeren Preisänderungen rechnen müssten als sonst, weil die Geschäfte noch die Akzeptanz der neuen Preisschwellen testeten. Ein Preisvergleich verschiedener Anbieter zahle sich daher aus.
Auch Georg Abel, Bundesgeschäftsführer der Verbraucher Initiative, hält eine höhere Inflationsrate im Januar und Februar für durchaus möglich. «Dies hat sicherlich auch etwas mit der Einführung des Euro zu tun», sagte er der dpa in Berlin. «Subjektiv hat man den Eindruck, dass in der Gastronomie am meisten draufgeschlagen wird», sagte Abel. Viele Restaurants hätten aber auch jahrelang konstante Preise gehabt und den Druck der neuen Karten jetzt für eine Anhebung genutzt.
Der Einzelhandel geht nicht davon aus, dass das Preisniveau im Januar wesentlich gestiegen ist. Die Preise hätten eher in anderen Dienstleistungsbereichen angezogen, sagte der Sprecher des Hauptverbands des Deutschen Einzelhandels (HDE), Hubertus Pellengahr, in Berlin. Preise, die besonders stark gestiegen seien, werden sich nach seiner Einschätzung durch den Wettbewerb wieder einpendeln. «Der Euro wird keinen Preisschub bewirken. Mit einer 3 vor dem Komma rechnen wir nicht.»
Der Euro ist nach Ansicht des deutschen Lebensmitteleinzelhandels kein «Teuro». Die zum Teil zweistelligen Preissteigerungen bei Obst und Gemüse seien auf den sehr strengen Winter zurückzuführen. «Ganz Südosteuropa liegt unter einer dicken Schneedecke», betonte Gerd Härig, Hauptgeschäftsführer des Verbandes. Einzelhändlern zu unterstellen, sie hätten die Euro-Umstellung für verdeckte Preiserhöhungen genutzt, ist nach Härigs Meinung abwegig.
<ul> ~ http://www.nordwest.net/news/thema/fs_news_thema.html?id=239936&Dienst=DPA_Aktue</ul>
<center>
<HR>
</center>

gesamter Thread: