- bueso: ÇDie Deutsche Telekom und das UndenkbareÈ - PuppetMaster, 22.01.2002, 19:14
bueso: ÇDie Deutsche Telekom und das UndenkbareÈ
Die Deutsche Telekom und das"Undenkbare"
Das Platzen der weltweiten Telekom-Blase seit MÅ rz 2000 hat etwa 3,8 Bio. Dollar
an Marktkapitalisierung im globalen Telekomsektor vernichtet. 300 000
ArbeitsplŠtze bei Telekom-AusrŸstern und 200 000 weitere bei damit
zusammenhÅ ngenden Unternehmen gingen verloren. Gleichzeitig wurde besonders
in den USA eine beispiellose Welle von Firmenbankrotten und
ZahlungsunfŠhigkeiten auf Unternehmensanleihen ausgelšst.
Die meisten gro§en europŠischen Telekom-Konzerne, die ehemaligen
Staatsmonopole, existieren noch, Šchzen aber alle unter einem in der"Blasen-€ra"
aufgetŸrmten ungeheuren und unbezahlbaren Schuldenberg. Es taucht die Frage
auf, ob das"Undenkbare", der Zusammenbruch eines dieser Telekomriesen - z.B.
die Deutsche Telekom -, nicht in den kommenden Monaten ebenso RealitÅ t
werden kšnnte wie der noch Anfang 2001"undenkbare" Bankrott von Swissair und
Enron.
Mit 65 Mrd. Euro ist die Deutsche Telekom heute hšher verschuldet als die meisten
LÅ nder Osteuropas. Trotz des Versprechens von Vorstandschef Ron Sommer, die
Verschuldung bis zum Jahresende 2002 auf 50 Mrd. Euro zu senken, dŸrfte diese
stattdessen noch weiter steigen.
Der deutsch-amerikanische Automobilriese DaimlerChrysler, selbst hoch
verschuldet, hat von seinem Recht Gebrauch gemacht, die Deutsche Telekom zur
†bernahme auch der restlichen 49,9% der Anteile an der ehemaligen
Daimler-Tochter Debis zu zwingen. DafŸr mu§ sie in diesem Jahr 4,5 Mrd. Euro an
DaimlerChrysler zahlen. DaimlerChrysler benštigt die Einnahmen dringend, um
2002 fÅ llige Schuldendienste von rund 15 Mrd. Euro zu tÅ tigen, aber es
verschlimmert die Lage der Deutschen Telekom.
Am 11. Januar wurde bekannt, da§ der geplante Verkauf der Breitbandkabelnetze
der Deutschen Telekom an Liberty Media fŸr 5,5 Mrd. Euro aufgrund erheblicher
Bedenken des Kartellamtes in der Luft hŠngt. Dies sorgte offenbar fŸr
Alarmstimmung, denn am 16.1. folgte prompt die Meldung, sowohl die bayerische
Landesregierung mit ihrer Bayerischen Landesbank als auch die Deutsche Bank
stŸnden bereit, der Deutschen Telekom ein Angebot fŸr die Kabelnetze zu
unterbreiten, sollte das GeschÅ ft mit Liberty Media platzen.
Die Luft in der Bonner Zentrale des gršÂ§ten europŠischen Telekomkonzerns ist so
dick, da§ die fŸr den 29.1. geplante Bilanzpressekonferenz kurzerhand ohne
Angabe eines neuen Termins abgesagt wurde.
Der Kurs der"T-Aktie" ist auf ein Sechstel des Hšchststandes vom MŠrz 2000
zusammengebrochen. Ebenso kollabiert ist der Marktwert der von der Deutschen
Telekom auf dem Hšhepunkt der Euphorie zu všllig Ÿberhšhten Preisen weltweit
aufgekauften Unternehmungen. WŸrde der Konzern die im Sommer 2000 von der
deutschen Regierung ersteigerten UMTS-Lizenzen heute verkaufen, erhielte er nur
einen Bruchteil der 16 Mrd. DM, die er bezahlen mu§te. In der Bilanz der Deutschen
Telekom hat sich ein sog."Goodwill" von mehr als 40 Mrd. Euro angesammelt, der
in den nŠchsten Quartalen als Verlust abgeschrieben werden mu§.
Im Juli 2000 wurde gescherzt, die Bundesregierung werde die 100 Mrd. DM
Einnahmen aus der UMTS-Versteigerung vermutlich bald dringend benštigen, um
die bei der Versteigerung beteiligten deutschen Unternehmen vor dem Bankrott zu
retten. Allerdings sind diese 100 Mrd. DM schon lÅ ngst ausgegeben oder verplant.
Obendrein schmolz das Aktienportfolio der Regierung krÅ ftig zusammen. Die 1,8
Mrd."T-Aktien" in der Hand des Bundes und weiteren 500 Mio. bei der Kreditanstalt
fŸr Wiederaufbau geparkten"T-Aktien" - insgesamt 43% aller Aktien der Dt.
Telekom - waren im MÅ rz 2000 einmal 360 Mrd. DM wert, heute sind es nur noch 60
Mrd. DM.
Die Deutsche Telekom gehšrt sicherlich zu den Unternehmen in Deutschland, die
als too big to fail gelten. Doch angesichts der Finanznšte der deutschen Regierung
stellt sich die Frage, ob man inzwischen nicht schon too bankrupt to bail (out) sagen
mu§.
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