- Bitteres Leben unter dem Goldstandard - aus dem Geldcrash-Forum - XSurvivor, 26.01.2002, 07:23
- Re: Stabileres Leben unter dem Goldstandard (bei guter Familienplanung) - Ecki1, 26.01.2002, 08:37
- Goldstandard bringt nichts - XSurvivor, 26.01.2002, 10:02
- Elend 19. Jhr. und Produktivität - Holmes, 26.01.2002, 10:37
- Re: Patentrezepte für Währungen gibt es nicht. - Ecki1, 26.01.2002, 18:38
- Re: Patentrezepte für Währungen gibt es nicht. - Oldy, 26.01.2002, 20:34
- Goldstandard bringt nichts - XSurvivor, 26.01.2002, 10:02
- Re: Stabileres Leben unter dem Goldstandard (bei guter Familienplanung) - Ecki1, 26.01.2002, 08:37
Bitteres Leben unter dem Goldstandard - aus dem Geldcrash-Forum
da immer wieder von den Goldenthusiasten behauptet wird, daß die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg ach so stabil und wohlhabend gewesen wäre, ist es an der zeit, die damaligen Lebensumstände genauer zu betrachten.
Es wird von den Goldbefürwortern immer allgemein von"Wohlstand" und"Reichtum", sogar von"Freiheitsmetall" gesprochen - doch wer war unter dem Gold wohlhabend, reich und frei?
Doch nur der, der das Gold besessen hat - eine winzige Minderheit!
Für diese Minderheit also sprechen die Kreise, welche heute wieder eine Goldwährung wollen. Die Bevölkerung in der Masse, wie auch die Erdbevölkerung hat durch Gold nur Schaden.
Wie waren nun die ach so guten Verhältnisse unter der Goldwährung vor dem Ersten Weltkrieg? (entnommen aus: Prof. Ruhland, System der politischen Ã-konomie, 1908):
Einmal wurde eine gewaltige Vermögenskonzentration (wie nicht anders beim Gold zu erwarten) erreicht: Beispielsweise konzentrierte sich nur bei der 1870 gegründeten"Deutschen Bank" bereits um die Jahrhundertwende 3 Mrd. Mark = 2 Prozent des damligen gesamten Volksvermögens!
Noch deutlicher wird die Vermögenskonzentration, wenn man die Entwicklung der reichsten Personen, welche die ersten 10 Milliarden Mark besaßen näher betrachtet:
Jahr - Personen
1896 - 2957
1899 - 2129
1902 - 1853
1905 - 1500
Prof. Ruhland dazu:"In dem Maße aber, als das Vermögen sich in immer weniger Händen zusammenfindet, in gleichem Maße muß die Zahl der Vermögenslosen wachsen.... Die rache Konzentration des Vermögens in immer weniger Händen, welche in den vorstehenden Ziffern zum Ausdruck kommt, verschärft sich noch sehr wesentlich, wenn wir fragen, wie viele Personen über die ökonomische Verwaltung des Vermögens verfügen? Dann werden die ersten 10 milliarden Mark welche 1905 noch 1500 Personen gehörten, vielleicht von nur 30 Personen verwaltet!"
"Die Zahl der Reichen wird immer kleiner, die der Besitzlosen immer grösser.... Die eigentliche Verwaltungsherrschaft für gewiss die Hälfte des deutschen Volksvermögens liegt so heute tatsächlich in den Händen von vielleicht 150 Personen. Die ganz überwiegende Masse der Reichen begnügt sich mit der Position eines arbeitslosen Rentners, der höchstens sich darauf beschränkt, fortlaufend den Börsenkurszettel bei seinem Morgenkaffe zu studieren Die ungleich grössere Masse der fast Vermögenslosen (in Preußen heute wohl 86,5 % der Gesamtbevölkerung) ist mit ihrem Lebensunterhalt auf Dienstleistungen bei diesen 150 führenden Kapitalisten angewiesen..."
Die Lebensverhältnisse der großen Masse waren unvorstellbar schlecht: In der Stadt: Kleinste Wohnungen, ohne Heizung, sanitäre Einrichtungen, vollgepfropft mit Menschen...
Noch schlimmer waren die Verhältnisse auf dem Land.
Interessant auch die Kriminalitätsstatistik, die deutlich macht, daß viele nur durch Diebstahl überhaupt am Leben bleiben konnten:
Verurteilte Verbrechen pro 100.000 personen der Bevölkerung
Jahr
1882 - 1040
1890 - 1105
1900 - 1198
1904 - 1214
Ruhland:"Die Zunahme der Verurteilten überhaupt hat von 1882 bis 1904 59,9% erreicht.... Speziell die Diebstahlkurve schliesst sich an die wirtschaftliche Lage der gewerblichen Arbeiter an..."
Auch die Staatsverschuldung stieg unter dem Gold explosionsartige wie bei jedem Zinssystem):
Jahr
1874 - 3150 Mio. Mark
1890 - 8214
1905 - 15205
Ähnlich die Verschuldung der Städte und Kommunen (bspw. Kommunaldarlehen):
Jahr
1870 - 1,8 Mio. Mark
1890 - 37,4
1900 - 87,6
1906 - 222,7
Wie oben stehende Daten deutlich machen, war das leben unter dem Goldstandard alles andere als ein Vergnügen. Nur eine Minderheit konnte davon profitieren.
Diese mit der Gold - Zinswährung wachsenden Probleme führten schnurstracks zum Ersten Weltkrieg.
Bei näherer Betrachtung gibt es für eine Goldwährung/Goldstandard keinerlei Rechtfertigung. Immerhin war es mit dem Papiergeld möglich, eine numehr fast 60 jährige Friendenszeit in Europa zu begründen. Jedoch wird auch dieses Papiergeld scheitern, da sich über den Zinseffekt die Schulden immer mehr aufbauen - hätten wir jedoch Gold-Geld nach dem Zweiten Weltkrieg gahbt, wäre das System schon längst zusammengebrochen und wir stünden vielleicht schon vor dem Vierten Weltkrieg...
Die Goldbefürworter sollen endlich einmal Argumente auftischen:
1.) Wie ein mittelloser Staat eine Währung begründen kann?
2.) Wie man eine Kapitalflucht durch Gold aus den schwachen Staaten verhindern will, wenn es keine Wechselkurspuffer mehr gibt?
3.) Wie man eine Golddiktatur (daß die wenigen großen Goldbesitzer weltweit den Preis und die Bedingungen diktieren) verhindern will?
4.) Wie man verhindern will, daß sich das Gold als Tauschmittel verabschiedet, indem es gehortet/vergraben wird?
5.) Wie die umlaufende Geldmenge einer steigenden Wirtschaftsleistung angepaßt werden soll, wenn die Minen nicht genug fördern können?
Die Befürworter einer Goldwährung lassen sich eigentlich nur in zwei Gruppen einteilen:
1.) Unwissende
2.) Vertreter des Goldmonopols
Die Gefahr ist groß, daß nach dem nächsten Crash von interessierter Seite eine Goldwährung eingeführt wird - nicht weil das sinnvoll wäre, sondern um Macht auszuüben.
Vorsicht ist angesagt!
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