- Das"Elend" unter dem Goldstandard - dottore, 26.01.2002, 21:30
- Re: Das 'Elend' unter dem Goldstandard / Danke für die Korrektur! (owT) - Elliott-Waves, 26.01.2002, 22:15
- Re: Das 'Elend' unter dem Goldstandard / Danke für die Korrektur! (owT) - Oldy, 27.01.2002, 03:42
- Oldies, but -- unfortunately -- no goodies - Caspar, 27.01.2002, 05:36
- Re: Oldies, but -- unfortunately -- no goodies - Oldy, 27.01.2002, 07:49
- Re: Oldies - Caspar, 27.01.2002, 13:10
- Re: Oldies, but -- unfortunately -- no goodies - Oldy, 27.01.2002, 07:49
- Oldy und das Währungsamt - Fürst Luschi, 27.01.2002, 10:40
- Oldies, but -- unfortunately -- no goodies - Caspar, 27.01.2002, 05:36
- Re: Das 'Elend' unter dem Goldstandard / Danke für die Korrektur! (owT) - Oldy, 27.01.2002, 03:42
- Vor wem haben Sie Angst? - XSurvivor, 27.01.2002, 09:11
- Re: es frägt sich nur - R.Deutsch, 27.01.2002, 09:24
- Re: Vor wem haben Sie Angst? - Euklid, 27.01.2002, 09:59
- Re: Vor wem haben Sie Angst? - der böse Geist des Goldes ;-) - nereus, 27.01.2002, 10:23
- Re: SX und Oldy - Zu dem Gold, an dem nicht alles hängt - André, 27.01.2002, 12:16
- Der Griff in die (Gold) Mottenkiste hat noch nie geholfen! - XSurvivor, 27.01.2002, 14:22
- Re: Der Blick in die Geschichte lehrt nur den, der lesen und verstehen kann - André, 27.01.2002, 16:00
- Re: Der Blick in die Geschichte lehrt nur den, der lesen und verstehen kann - Euklid, 27.01.2002, 17:02
- Re: Der Blick in die Geschichte lehrt nur den, der lesen und verstehen kann - JüKü, 27.01.2002, 17:07
- Re: Der Blick in die Geschichte lehrt nur den, der lesen und verstehen kann - Euklid, 27.01.2002, 17:23
- Re: Der Blick in die Geschichte lehrt nur den, der lesen und verstehen kann - Uwe, 27.01.2002, 19:34
- Re: Der Blick in die Geschichte lehrt nur den, der lesen und verstehen kann - Euklid, 27.01.2002, 17:23
- Re: Der Blick in die Geschichte lehrt nur den, der lesen und verstehen kann - JüKü, 27.01.2002, 17:07
- Re: Der Blick in die Geschichte lehrt nur den, der lesen und verstehen kann - Euklid, 27.01.2002, 17:02
- Re: Die 'neuen Lösungen' sind auch schon etwas älter... - dottore, 27.01.2002, 17:17
- Ich dachte: ERST Deflation DANN Inflation? - Peter der Große, 27.01.2002, 18:14
- Re: Ich dachte: ERST Deflation DANN Inflation? - JÜKÜ, 27.01.2002, 18:19
- Re: Ich dachte: ERST Deflation DANN Inflation? - wasil, 27.01.2002, 18:37
- Re: Ich dachte: ERST Deflation DANN Inflation? - dottore, 27.01.2002, 21:06
- Re: Ich dachte: ERST Deflation DANN Inflation? - Zur Klärung!!! - André, 27.01.2002, 23:04
- Re: Ich dachte: ERST Deflation DANN Inflation? - wasil, 27.01.2002, 18:37
- Re: ERST Deflation DANN Inflation? Nein umgekehrt: Stab - Infl - Defl - Hypinfl - dottore, 27.01.2002, 20:17
- Re: Ich dachte: ERST Deflation DANN Inflation? - JÜKÜ, 27.01.2002, 18:19
- Re: Genau so läuft die - André, 27.01.2002, 22:56
- Re: Genau so läuft die - Euklid, 27.01.2002, 23:15
- Ich dachte: ERST Deflation DANN Inflation? - Peter der Große, 27.01.2002, 18:14
- Re: Der Blick in die Geschichte lehrt nur den, der lesen und verstehen kann - André, 27.01.2002, 16:00
- Der Griff in die (Gold) Mottenkiste hat noch nie geholfen! - XSurvivor, 27.01.2002, 14:22
- Re: Vor wem haben Sie Angst? Vor Leuten, die unausgegorene Zeugs verzapfen ;-) - dottore, 27.01.2002, 15:44
- Ausbeutung und Geldsystem - XSurvivor, 27.01.2002, 18:32
- Re: Ausbeutung und Geldsystem - dottore, 27.01.2002, 20:36
- Ausbeutung und Geldsystem - XSurvivor, 27.01.2002, 18:32
- Re: Vor wem haben Sie Angst, XSurvivor? - Elliott-Waves, 27.01.2002, 15:45
- Re: Das 'Elend' unter dem Goldstandard / Danke für die Korrektur! (owT) - Elliott-Waves, 26.01.2002, 22:15
Das"Elend" unter dem Goldstandard
Hi,
sie hören ganz einfach nicht auf, mit gefälschten Zahlen zu abeiten.
Also höre ich nicht auf, mit richtigen zu arbeiten.
So schreibt der"Survivor":
"Da immer wieder von den Goldenthusiasten behauptet wird, daß die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg ach so stabil und wohlhabend gewesen wäre, ist es an der Zeit, die damaligen Lebensumstände genauer zu betrachten.
Das will ich, als ausgewiesener Nicht-Gold-Enthusiast und als jemand, dem auch keinerlei"Interessenvertretung" (und durchaus nicht"Unwissen") unterstellt werden kann, dann gern tun.
Ich fange mal mit anderen Zahlen an, zu den völlig falschen ex Quelle"Prof. Ruhland" für das Deutsche Reich komme ich später.
1. Das Goldstandardland Großbritannien, das schon länger auf dem GS war, als das Deutsche Reich:
- Entwicklung der"Real Wages". 1800: 40, 1900: 125. Also eine Verdreifachung der realen Löhne! (Quelle: Phelps-Brwon und Sheila Hopkins:"Seven Centuries of the prices of Consumables, Compared with Builder Wage-Rates", Economica 23, 296 ff.). Wer hat sich als Bauarbeiter, damals wichtigster Arbeitsmarkt verschlechert?
-"Returns to land and real estate prices":
a) Sale prices in pound sterling per acre: 1800 = 31,5, 1880 = 33. Welche Grundbesitzer ("Bodenmonopolisten") haben sich verbessert?
b) Rent (in shillings per acre!): 1800 = 20,5, 1880 = 20,5. Welche Vermieter haben sich verbessert?
Quelle für beides: Carus-Wilson:"A Century of Land Value: England and Wales", Essays in Econ. History, III, 128 ff.
- Returns to Capital:
a) Die 3% britischen Consols sanken im Return von 1820 über 4 % auf ca. 3 % bis Ende des Jh.
b) Die französischen 5 % Rentes von 8% auf (Konversion auf 3 % in den 50er Jahren) auf 3 %.
c) Die preußischen Papiere von 6 % auf 3,8 %.
d) Die holländischen 2,5 %"Perpetuals" von 6 % auf ca. 3,5 %
Welche"Finanzkapitalisten" haben über steigende Zins- bzw. Renditesätze also"abkassiert"?
Quelle: Homer,"The History of Interest Rates", 196 ff.
2. Die Verteilung von Einkommen und Vermögen.
- USA (diverse Staaten im Norden) 0,78 auf 0,70, Im Süden ebenfalls gesunken. Dallas Co., Alabama allein zwischen 1860 von 1870 von 0,68 auf 0,65, in England von 0,66 (Soltow) auf 0,49 (Feinstein) - alles nach Gini-Ratio (danach 0,99 das obere Prozent besitzt alles, bei 0,00: jedes Prozent besitzt gleich viel, also absolute"Gerechtigkeit".
Quellen u.a.: Soltow:"Long-Run Changes in British Income Inequality", Econ. Hist. Review, 21, 17 ff., ders.,"Men and Wealth in the US", 1975 und anderes.
3. Kriminalität:
a) London: 1835 = 12 pro 100.000, 1900: 3,2.
b) Chikago: 1865 = 90, 1900: 40.
c) Stockholm 5 auf 2.
Quelle: u. a. Gurr,"A Political History of Urban Crime and Conflict", 1976, 38 ff.
Das als Opener. Nun zu den"Zahlen" von Herrn Ruhland. Der mit historischen Statistiken nicht vertraute"Survivor" meint:
"Es wird von den Goldbefürwortern immer allgemein von"Wohlstand" und"Reichtum", sogar von"Freiheitsmetall" gesprochen - doch wer war unter dem Gold wohlhabend, reich und frei? Doch nur der, der das Gold besessen hat - eine winzige Minderheit!"
Dieses ist schon allein mangels irgendeiner Statistik über die Verteilung von Goldmünzen und goldgedeckten Banknoten im Kaisereich ins Blaue hinein behauptet. Und überdies auch irrelevant, da jeder jederzeit Noten in Gold wechseln konnte und vice versa.
Abgesehen davon war das größte ausgemünzte Goldstück 20 M, währen ab 1906 statt bis dahin Noten für nur 100 M jetzt auch solche über 1000 M ausgegeben werden konnte. Wenn überhaupt etwas das"Geld" des Kleinen Mannes gewesen war, dann Goldmünzen (Ausprägung bis 5-M-Stücke!). Die Banknoten (also"Papier"!) liefen bei den Fat Cats um - und nicht umgekehrt.
"Für diese Minderheit also sprechen die Kreise, welche heute wieder eine Goldwährung wollen."
Das ist schon aus dem eben Gesagten völliger Unsinn. Gerade"die" Minderheit hatte kein Gold! Dies beweist schon der Anstieg der Bankdepositen, der sich im Kaiserreich etwa ver-14-facht hatte (siehe Grafik in der Real-Enzyklopädie zum Thema). Die Mehrheit ("Kleiner Mann") hatte so gut wie null Bankdepositen.
"Wie waren nun die ach so guten Verhältnisse unter der Goldwährung vor dem Ersten Weltkrieg? (entnommen aus: Prof. Ruhland, System der politischen Ã-konomie, 1908): Einmal wurde eine gewaltige Vermögenskonzentration (wie nicht anders beim Gold zu erwarten) erreicht: Beispielsweise konzentrierte sich nur bei der 1870 gegründeten"Deutschen Bank" bereits um die Jahrhundertwende 3 Mrd. Mark = 2 Prozent des damaligen gesamten Volksvermögens!"
Es tut immer wieder gut zu sehen, wie Bilanzsummen mit Kapital verwechselt werden. Bilanzssumme der DB heute: 940 Mrd, Eigenkapital: 27,5 Mrd €. Auf den Unfug von Ruhland ist schon Fritz Fischer ("Griff nach der Weltmacht") reingefallen.
Um die Jahrhundertwende lag die gesamte (!) Reichsverschuldung bei 2,5 Milliarden M. Die lag also - sozusagen - bei der Deutschen Bank allein und weiter 500 Mio M noch dazu! Was für ein unsäglicher Quatsch!
"Noch deutlicher wird die Vermögenskonzentration, wenn man die Entwicklung der reichsten Personen, welche die ersten 10 Milliarden Mark besaßen näher betrachtet:
Jahr - Personen
1896 - 2957
1899 - 2129
1902 - 1853
1905 - 1500"
Zum"Volksvermögen" bitte ich Helfferich zu Rate zu ziehen, der es als erster kurz vor dem WK zu berechnen versucht hatte. Bisschen suchen muss sein.
Desungeachtet lag die Vermögensteuer bei 0,65 Promille (Vermögensteuer galt seit 1893 und wurde von 0,5 Promille kommend angehoben).
Das Steueraufkommen daraus betrug 1913 = 61 Mio M. Womit ca. 100 Mio = 1 o/oo. Daraus steuerbares Vermögen = ca. 100 Mrd. Das steuerbare Vermögen lag bei ca. 10 % des Gesamtvermögens. Dieses also 1000 Mrd. Somit hätten die oberen 1500 etwa 1 % des Gesamtvermögens besessen.
Davon abgesehen sind die Zahlen von Ruhland komplett aus der Luft gesogen. Denn der erste, der überhaupt eine individuelle Darstellung der Vermögen mit Hilfe der Vermögensteuer angestellt hatte, war Rudolf Martin ("Handbuch der Millionäre", divere Einzelstatten ab 1910).
"Prof. Ruhland dazu:"In dem Maße aber, als das Vermögen sich in immer weniger Händen zusammenfindet, in gleichem Maße muß die Zahl der Vermögenslosen wachsen."
Dieses ist schon per se Nonsens, weil das Vermögen der Nicht-Vermögensteuerpflichtigen ebenfalls gestiegen ist, die also nicht"vermögenslos" wurden, was wiederum die laufend gestiegenen Zahlen der Vermögensteuerpflichtigen beweist.
Außerdem würden die Zahl derjenigen, die"die ersten" (welche"ersten"?) 10 Mrd M Vermögen hatten bei weniger, welche überhaupt die (gleichen und nicht etwa gestiegenen!) Vermögen besaßen, sich geklumpt haben, womit sich die 10 Milliarden in 10 Jahren überhaupt nicht erhöht hätten!
Auch dies ist komplett Unsinn, da sich in diesem Zeitraum allein die Bankdepositen von ca. 3,5 auf knapp 8 Mrd mehr als verdoppelt hatten.
"Auch die Staatsverschuldung stieg unter dem Gold explosionsartige wie bei jedem Zinssystem):
Jahr
1874 - 3150 Mio. Mark
1890 - 8214
1905 - 15205"
Diese Zahlen sind ebenfalls grober Unfug! Lt. Buba-Statistik (1976) lag die Verschuldung der öffentlichen Haushalte 1890 bei ingesamt 12 und 1905 bei 16,4 Mrd M. Dieser Anstieg hat überhaupt nicht mit irgendwelchen"Zinssystemen zu tun, sondern ganz einfach mit der Tatsache, dass sich die öffentlichen Haushalte im Umfang von 4,4 Mrd M zusätzlich verschuldet haben.
Ähnlich die Verschuldung der Städte und Kommunen (bspw. Kommunaldarlehen):
Jahr
1870 - 1,8 Mio. Mark
1890 - 37,4
1900 - 87,6
1906 - 222,7
Grotesk falsche Zahlen! Verschuldung der Gemeinden 1890 insgesamt 1,4, 1900 ingesamt 3,1 und 1906 knapp über 5 Mrd M.
"Wie oben stehende Daten deutlich machen, war das leben unter dem Goldstandard alles andere als ein Vergnügen. Nur eine Minderheit konnte davon profitieren. Diese mit der Gold - Zinswährung wachsenden Probleme führten schnurstracks zum Ersten Weltkrieg."
Die Gleichsetzung von Gold- mit Zinssystem (beides schlecht, das Goldsystem letzteres bedingend) ist ebenfalls Unfug. Denn nie in der Geschichte der letzten 150 Jahren lagen die Zinssätze anhaltend niedriger als in der Zeit des Goldstandards. Zinsniveau für Festverszinliche 1890 z.B. 3,7, 1895 3,4 und 1905 3,6 %!
Ein derart niedriges Zinsniveau kennt die Bundesrepublik noch nicht mal von Hörensagen.
Das von"Survivor" anschließend beschworene"Weltkrieg"-Szenario, das sich sozusagen automatisch ergibt, ist unverantwortlich.
Den Rest kann ich mir sparen, da der Goldmechanismus oft genug erklärt worden ist. Er hat bis 1914 weltweit einwandfrei funktioniert. Krisen haben und hatten niemals etwas mit Gold zu tun, sondern einzig und allein mit Kredit. Es gibt keine"Geld"-, sondern immer nur Kreditkrisen.
Wie schreibt Gesell in seiner Beschreibung von Krisen so schön:
<font color="FF0000">"Dann zieht sich der Kredit zurück..."</font>
Gruß und Gute Nacht!
d.
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<HR>
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