- dottore und JüKü - Dr.B., 18.08.2000, 17:50
- Wenn ich mich kurz hier einschalten darf, Dr.B. -... - Uwe, 18.08.2000, 18:28
- Klarstellung: Re: Wenn ich mich kurz hier einschalten darf, Dr.B. -... - JüKü, 18.08.2000, 19:02
- dann mal los... - Dr.B., 18.08.2000, 20:14
- Klarstellung: Re: Wenn ich mich kurz hier einschalten darf, Dr.B. -... - JüKü, 18.08.2000, 19:02
- Re: Achtung, ganz wichtige Publikation zu Random Walk und Efficient Markets! - dottore, 18.08.2000, 19:44
- Publikation zu Random Chaos und Order - Dr.B., 18.08.2000, 20:24
- Wenn ich mich kurz hier einschalten darf, Dr.B. -... - Uwe, 18.08.2000, 18:28
Re: Achtung, ganz wichtige Publikation zu Random Walk und Efficient Markets!
>Vielleicht sollten wir uns zunächst einmal über die Konstruktion der Charts einig werden...
>Dr.B.
Lieber Dr. B.,
also das mit der Wahl der Charts darf ich Ihnen und JüKü überlassen. Ich bin sicher, man wird sich einig werden.
DAVON ABER ABGESEHEN ist hier eine ganz wichtige Publikation anzuzeigen, die wir uns alle zunächst einmal reinziehen sollten, bevor es los geht. (Ich kann das Folgende nur aus einer Besprechung im heutigen"Economist" vortragen, habe das Original noch nicht einsehen könne, ist aber bestellt; ich werde es dann gern allen Interessierten zukommen lassen).
Es geht um das Zentralproblem, das auch Dr. B. hier dankenswerterweise immer wieder anspricht: Was wissen wir wirklich, wenn wir das wissen, was alle anderen auch wissen. Und: Wissen wir dann mehr? Und wenn ja: Warum?
Nun zur Sache. Seit den 1960ern glauben die Ã-konomen mehr oder weniger an die Efficient Market Theory (EMT). Der Punkt dabei ist: Da die Märkte jeden Tag aufs Neue mit allen möglichen Informationen gefüttert werden, ist es logischerweise unmöglich, aus vergangenen Kursen Ableitungen für die Zukunft zu treffen. (Wir alle wissen, dass die EWA hier nicht hineingehört, weil sie einen völlig anderen Ansatz hat, aber das ist jetzt mal außen vor).
Aus der EMT folgt logischerweise die Random Walk Hypothese (RWH), Klartext: Jegliches Bemühen um Schlüsse aus der Vergangenheit auf die Zukunft ist sinnlos. Wir wir hier erfahren durften, hat Dr. B. offenbar einen recht gut funktionierenden Approach gefunden, um auch mit der RWH klar zu kommen, wobei wir allerdings nur bruchstückhaft wissen (oder ahnen) können, worum es sich im einzelnen handelt.
Dr. B. war so freundlich, uns ein wenig in seine Werkstatt blicken zu lassen, wobei es aber - ähnlich wie bei JüKüs Approach, der theoretisch und auch praktisch nach einiger Übung nachvollziehbar ist - vor allem auf ERFAHRUNG (!!) ankommt.
Beide Herren sind schließlich seit Jahren im Geschäft und können auf höchst bemerkenswerte Hits und (so jedenfalls habe ich es bei JüKü erlebt) Market Calls verweisen. Ob sich beide Ansätze eines Tages irgendwie vereinen lassen oder dann doch ausschließen, weiß ich derzeit noch nicht.
Dazu sollte ja auch die kleine Etüde dienen, die vorgeschlagen wurde. Ich persönlich bin bis heute mit JüKüs Analysen allerbestens bedient worden, wie hier noch und noch gepostet, was aber ebenfalls keine Garantie für kommende Erfolge ist.
So. Nun ist bekanntlich 1999 das höchst lehrreiche Buch von Craig McKinley (Wharton) und Andrew Lo (MIT) erschienen ("A Non-Random Walk Down Wall Street", Princeton University Press).
Andrew Lo hat jetzt mit anderen Co-Autoren nach gelegt und in der neuesten Ausgabe (und die kommt demnächst hier bei mir an, siehe oben) von"Journal of Finance" nachgewiesen, dass fünf verschiedene"Klassiker" der üblichen technischen Analyse (SKS, broadening tops, usw.) erheblich häufiger vorkommen als es nach der RWH zu erwarten gewesen wäre.
Einen Test, ob ein Traden dieser Formationen auch bei einer stringenten Risiko-Analyse Erfolg gehabt hätte, liefern Lo et al. nicht. Immerhin resümiert der Economist:"This is an intriguing prospect for investors."
Möglicherweise war dies der Gnadenstoß für die EMT - aber wir sollten es in Ruhe prüfen.
Mir geht es jedenfalls so (und das ist die gewaltige Bereicherung, die dieses Board nun wirklich bietet), dass mich die Dinge immer mehr faszinieren und begeistern - jetzt Mal konkrete Trades hin oder her.
Wer die Kopie des Artikels haben möchte (ich weiß, es verstößt gegen das Copyright, aber in diesem Falle nehme ich das mal auf mich, weil es hier um ernsthafte, wissenschaftliche Probleme geht und nicht darum, jemand die Früchte seiner Arbeit zu klauen), möge sich bitte via JüKüs e-mail-Adresse mit mir in Verbindung setzen. Ich gehe davon aus, dass die US-Quelle immer genannt wird, wie es redliche Übung ist.
Noch ein Nachsatz. In dem Beitrag (Titel übrigens"Foundations of technical analysis: computional algorithms, statistical inference, and empirical implementations") ist von Elliott (vermutlich) keine Rede.
Aber wenn schon die"klassische" Technische-Analysen-Schublade aufgemacht wird, kann es nicht mehr lange dauern. Im übrigen ergibt der Augenschein, dass die EWA auch in puncto"empirical implementations" schon längst eine Runde weiter ist. Aber das macht nichts. Selbst Wharton und MIT dürfen gern dazu lernen.
Schönen Abend!
d.
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