- Angst vor dem asiatischen Argentinien/Spiegel online-oh shit! - Holmes, 07.02.2002, 21:16
- Der Witz-Witz: Unterschied Japan / Argentinien? 5 Jahre. - LenzHannover, 07.02.2002, 21:54
- Re: Der Witz-Witz: Unterschied Japan / Argentinien? 5 Jahre. - Euklid, 07.02.2002, 22:12
- Der Witz-Witz: Unterschied Japan / Argentinien? 5 Jahre. - LenzHannover, 07.02.2002, 21:54
Angst vor dem asiatischen Argentinien/Spiegel online-oh shit!
Weltkonjunktur
Angst vor dem asiatischen Argentinien
Von Thomas Hillenbrand, London
Im edlen Londoner Chancery Court Hotel gaben die Top-Ã-konomen der amerikanischen Investment-Bank Goldman Sachs ihre Prognosen für das laufende Jahr ab. Wenn die Analysten Recht behalten, lässt sich das Börsenjahr nur mit guten Nerven und einer gehörigen Portion Zynismus überstehen.
Goldman Sachs: Die Auguren erwarten ein durchwachsenes Jahr
London - Jim O'Neill mag Fußball und ganz besonders liebt er die britische Premier League. Deshalb zieht der Chef der Global Economic Research von Goldman Sachs gerne den Ballsport heran, um seinen Klienten zu erläutern, welche Regionen der Welt im kommenden Jahr die Nase vorn haben werden.
"Bisher", so O'Neill,"waren die USA so eine Art Manchester United". Immer Klassenbester, immer ganz weit vorne. Japan hingegen, so der Ã-konom, sei eher mit Leeds oder Liverpool zu vergleichen:"Ein schlafender Riese, der nie etwas Anständiges abliefert." Und Europa? Ach ja, Europa. Für O'Neill das Arsenal der Weltwirtschaft, gutes Mittelfeld, aber nicht besonders spektakulär. An dieser Hackordnung wird sich nach Ansicht von Goldman Sachs im laufenden Jahr nicht viel ändern.
Für Spannung wird laut O'Neill vor allem China sorgen. Die Chinesen, so seine Prognose, werden den drei großen Wirtschaftsregionen USA, EU und China langsam, aber sicher Marktanteile abnehmen. Ähnlich wie für sein Lieblingsteam Manchester spielt O'Neill auch für die chinesische Wirtschaft den Cheerleader."Super China" hat er seine neueste Studie überschrieben.
Das gab's nur einmal, das kommt nie wieder
Den Hoffnungen, 2002 könne doch noch ein ganz tolles Jahr werden, erteilten die Goldman-Experten eine deutliche Absage. Maximal sieben bis acht Prozent Rendite wird es geben - wenn es gut läuft, glaubt US-Chefökonom William Dudley. Die Zeiten, in denen Anleger 15 oder mehr Prozent jährlich abräumen konnten, seien vorbei - nicht nur fürs Erste, sondern für immer:"Das war der Bullenmarkt unseres Lebens."
Goldmans Spezialisten sind der Ansicht, dass die besten Chancen auf Rendite weiterhin in Amerika liegen. Die steigenden Staatsausgaben und die niedrigen Energiepreise würden dazu beitragen, die Wirtschaft wieder ins Plus zu ziehen. Ein allzu starkes Wachstum sei zwar nicht zu erwarten, aber 1,4 Prozent seien drin. Auch die US-Notenbank Fed werde der Wirtschaft helfen - indem sie sich auf ihre Hände setzt und nichts tut. Laut Dudley wird Alan Greenspan die Leitzinsen über das gesamte Jahr hinweg unverändert lassen.
AP
Notorischer Zweifler: Stephen Roach glaubt an den"Double Dip"
Goldmans Prognose ist deutlich optimistischer als etwa jene der Kollegen von Morgan Stanley. Deren als Pessimist bekannter Chefökonom Stephen Roach erwartet für die US-Wirtschaft einen"Double Dip". Das klingt nach Salattunke, soll allerdings bedeuten, dass es nach dem Mini-Aufschwung der vergangenen Wochen erst noch einmal abwärts geht, bevor die Konjunktur wieder richtig anzieht."Immerhin fünf der sechs letzten US-Rezessionen verliefen in einer W-Formation", so Roach."Ich sehe keinen Grund, warum es in diesem Konjunkturzyklus anders sein sollte."
America, the Beautiful
Wenn jedoch Goldman Recht behält, geht es sofort wieder aufwärts, allerdings ganz, ganz langsam. Die von Dudley prophezeiten 1,4 Prozent Wachstum des realen US-Bruttoinlandsprodukts sind dabei schon das Beste, was die drei großen Wirtschaftsblöcke zu bieten haben.
Dass Europa die Vereinigten Staaten als Wachstumslokomotive ablöst, hält Goldmans europäischer Chefökonom Thomas Mayer für äußerst unwahrscheinlich. Die EU müsse zunächst ihre strukturellen Schwierigkeiten überwinden. Mayer vergleicht die USA und Europa mit zwei kranken Patienten." Der Unterschied ist, dass bei den USA die Selbstheilungskräfte ausreichen werden, um die Rezession zu überwinden", so Mayer. Die Probleme Amerikas - zu hohe Investitionen, zu hoher Konsum und eine spekulative Blase am Aktienmarkt - würden sich von selbst einrenken."Europa hingegen braucht größere chirurgische Eingriffe", sagt Meyer.
Japan tanzt den Todes-Tango
Goldmans Japan-Experte Tetsufumi Yamakawa fällt zu seinem Land nicht mehr viel ein - außer zynische Witzen:"Was ist der Unterschied zwischen Japan und Argentinien? Antwort: fünf Jahre." Spätestens, nachdem die Ratingagenturen am Dienstag Japans Finanzbranche erneut herabgestuft hätten, müsse man den Witz allerdings umschreiben."Jetzt sind es noch drei Jahre oder eines oder vielleicht auch nur sechs Monate. Das kommt darauf an, wie optimistisch man ist."
Das japanische Bruttoinlandsprodukt werde auch 2002 weiter schrumpfen. Zudem, so Yamakawa, beschleiche ihn ein unangenehmes Gefühl des Déjà -vu."Momentan sieht es so ähnlich aus wie während der Finanzkrise 1997 und 1998", sagt der Ã-konom. Die Verläufe der Tokioter Börse, der Devisenmarkt und die Anleihemärkte haben laut Yamakawa ähnliche Verläufe wie damals. Zwar hält Yamakawa es für am wahrscheinlichsten, dass sich Japan weiter"durchwurschteln" könne. Trotzdem bestehe die Möglichkeit einer neuen, schweren Finanzkrise. In seinem 2002er Szenario für Japan gibt Yamakawa die Prozentchance für den"worst case" mit beunruhigenden 25 Prozent an. Gute Nachrichten hat er nicht."Und meinen Witz", so Yamakawa,"finde ich auch nicht mehr allzu komisch."
Eigener Kommentar: Bestht weiterer Bedarf an Zynismen a la Monty Python-Songs?
Ich bin etwas beunruhigt, aber Galgenhumor muss sein...
<center>
<HR>
</center>

gesamter Thread: