- Die Angst der Goldbugs - Oldy, 09.02.2002, 04:16
- Re: Die Angst der Goldbugs - Standing Bear, 09.02.2002, 11:52
- Re: Die Angst der Goldbugs - wasil, 09.02.2002, 15:46
- Re: Die Angst der Goldbugs - Oldy, 09.02.2002, 19:11
- Re: Die Angst der Goldbugs - dottore, 09.02.2002, 19:42
- Re: Die Angst der Goldbugs - Oldy, 09.02.2002, 21:14
- Re: Die nächste, abstoßende Desinformation: J.P. Morgans Rolle 1907 - dottore, 10.02.2002, 13:28
- Re: Die Angst der Goldbugs - Oldy, 09.02.2002, 21:14
- Re: Die Angst der Goldbugs - dottore, 09.02.2002, 19:42
- Re: Die Angst der Goldbugs - Standing Bear, 09.02.2002, 11:52
Re: Die nächste, abstoßende Desinformation: J.P. Morgans Rolle 1907
>Bezüglich der Goldrückzüge vor 1914 bitte die Methode Morgan 1907 beachten
Das schreibt Oldy.
Was war 1907 wirlich los?
In Kürze:
Allgemeine Überspekulation (Hausse). Dann scharfe Einbrüche bei Einzeltiteln, vor allem United Copper sauste runter. Die Mercantile National Bank, UC-Großaktionär kam in Schwierigkeiten, die Leute (und nicht etwa Morgan!) hoben dort Geld ab. Bank machte dicht.
J. P. Morgan saß in Richmond, erfuhr vom Copper-Crash und der Bankpleite und fuhr nach N.Y. zurück.
In seinem Zimmer trafen sich die Banker und berieten, wie man - mangels einer Zentralbank als"lender of last resort" - einen allgemeinen Kollaps verhindern könne.
Die Treasury zahlte auf Morgens Bitte hin 6 Mio $ cash bei den Banken ein, um deren Cash-Position zu stärken.
Die Trust Company of America stand wenig später ebenfalls kurz vor dem Kollaps. Dort zogen die Leute (nicht Morgan!) ihre Kohle ab, am 23. Oktober entwickelte sich die Cash-Position so:
1:00 1,2 Mio, 2:15 nur noch 180.000$. Morgan hat keinen Cent abgeholt. Im Gegenteil!
Er sagte den Bankern, dass sie dorthin Cash schaufeln müssten, was sie auch taten, Morgan inklusive. Kaum war das angekommen, gingen weitere Trusts in die Knie (Leute hoben ab, nicht Morgan!).
Weiteres Geld aus dem Banker-Pool, den Morgan leitete, floss z.B. in den Lincoln Trust. Auch Morgan zahlte ein.
Einen Tag später: Börse geht in freien Fall über. Der Chef der NYSE ging zu Morgan und sagte, dass zwei Broker kurz vorm Ende stünden, falls nicht 25 Mio $ dort eingeschossen würden. Und zwar innerhalb von 15 Minuten.
Morgan organisierte auch das und schoss selber nach (von wegen zog was ab!).
Morgans Partner Perkins:
"Without this whiff of oxygen the Exchange and a hundred or more firms would have gone up."
US Treasury gab weitere 25 Mio $ an die Banken (auf Morgans Bitten). Die Abzüge bei den Trust ging aber weiter.
Einen Tag später gaben Morgan und die Banker weitere 13 Mio $ an die Broker.
Das reichte immer noch nicht. Nun hatten allerdings weder Morgan noch die anderen Banken weiteren ready Cash at hand. (So laufen bekanntlich alle Kreditkrisen ab).
Was machte Morgan?
<font color="FF0000">Er gab"scrips" aus (quasi Morgan-Geld). Gedeckt nur durch den Namen"Morgan".</font>
Von wegen"Goldabzüge"! Im Gegenteil: Er hat Geld eingeschossen!
Die Runs - Abhebungen des Publikums (nicht Morgans!) - gingen dennoch weiter.
Wochenende. Große Krisensitzungen in Morgans Biblitohek. Alle Trust-Leute da, alle Banker auch. Beide Parteien wurden geteilt, denn den einen fehlte cash sofort, die anderen hatten Forderungen sofort (Morgan inklusive, der schon mit"sprips" gearbeitet hatte). Also musste saldiert werden.
Morgans schlug vor, sich gegenseitig mit Aktienpaketen als"collateral" auszuhelfen. Das war die"Saldierung". Er hatte die Tür abgeschlossen, so dass niemand mehr rauskonnte.
Am Sonntag Einigung: Die Trust-Leute gaben nach und die Banker auch. Die Trust-Leute waren ihre Aktien los, die Banker ihre Forderungen. Morgan ließ alle mit goldenem Füller unterschreiben.
Montag war die Krise vorbei, die Börse stieg wieder.
<font color="FF0000">"The panic was finally over... J.P. Morgan, almost single-handed, had stopped it"</font> (Smith, Evolution of the modern stock market, 2001).
Ausführliche Beschreibung des tasächlichen Verlaufs der 1907er Abläufe im Standardwerk von Ron Chernow, The House of Morgan, 1990, sowie Edwin Hoyt, The House of Morgan, 1966, Stanley Jackson. J.P. Morgan, 1983. Jean Strouse, Morgan: American Financier, 1999, u.v.a.m.
Die 1907er Krise (und ihr einigermaßen glimpfliches Ende) hat sich so abgespielt, wie eben gerafft dargestellt.
Was Oldy betreibt ist Desinformation der übelsten Sorte.
Glaubt ihm kein Wort! Was er drauf hat ist Hass, nur Hass.
Das hatten wir schon bei seiner Desinformation, dass die österreichischen Rothschilds Gold bei der Ã-NB abgezogen und ins Ausland transferiert hätten.
Ich finde, die Nutzung des Forums hier als Desinformations-Abladestelle ist ein Missbrauch von Autorität, die dem Alter meistens zugestanden wird.
Das ist den vielen interessierten, jungen Forums-Lesern und -Postern gegenüber unfair in höchstem Maße.
Herzliche Grüße an all jene, die guten Willens sind.
d.
PS: Und so etwas:"Daß ein Verteter der Goldinteressen das leugnet und zu verdrehen sucht, braucht einem nicht zu wundern" (Oldy), was auf mich gemünzt war, ist mir wurscht. Weder vertrete ich irgendwelche"Goldinteressen" (was soll das überhaupt sein?), noch habe ich derzeit irgendeine Goldposition außer ein paar Krüger und Vreneli. Summa: max. 4000 CHF.
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