- "Welt": Vergesst Amerika: Die nächste Börsenhausse spielt in Asien; m.T. - wave99, 11.02.2002, 08:27
"Welt": Vergesst Amerika: Die nächste Börsenhausse spielt in Asien; m.T.
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Vergesst Amerika: Die nächste Börsenhausse spielt in Asien
Asiatische Gesellschaften sind im Vergleich zu US-Unternehmen an der Börse geradezu Schnäppchen - Kolumne
Von Marc Faber
Langsam sollte es auch den größten Optimisten dämmern, dass der Wind an den Finanzmärkten gedreht hat. Die seit 1982 andauernde gewaltige Wall-Street-Hausse ist endgültig tot. Selbst wenn die amerikanischen Strategen für ihre optimistischen Erholungsszenarien der US-Wirtschaft Recht bekommen, sind neue Rekordstände nicht zu erwarten. Zum einen sind die Bewertungen noch immer astronomisch hoch. Zum andern klettern in einer wirtschaftlichen Erholungsphase die Zinsen kräftig nach oben - den Börsen würde ein wichtiger Treibstoff fehlen.
Die US-Märkte befinden sich damit in einem Dilemma. Denn die für steigende Kurse notwendigen fallenden Zinsen wird es nur geben, wenn sich die Wirtschaft noch mehr abschwächt und somit die Unternehmensgewinne weiter unter Druck geraten. Unter diesen Umständen sollte man besser nicht in Amerika investieren, sondern den Blick in andere Regionen lenken.
Den richtigen Weg wies bereits das vergangene Jahr, das den aufstrebenden Märkten - und hier insbesondere Asien und Russland - im Vergleich zur Wall Street kräftige Zuwächse bescherte. Während der amerikanische Börsenindex S&P 500 um rund 13 Prozent einknickte, stiegen die chinesischen Indizes Shenzhen-B and Shanghai-B 85 Prozent, Südkorea lief 40 Prozent, Thailand gewann zwölf Prozent und Russland haussierte über 70 Prozent.
Dies ist auch deshalb bemerkenswert, weil ausländische Anleger Rekordkäufe an der Wall Street tätigten, während sie in Asien ihre Positionen weiter liquidierten. Das wirft Fragen auf: Warum fiel die Börse in den USA in einem Jahr, in dem die Zinsen elf Mal gesenkt wurden und dazu Rekordkäufe seitens ausländischer Anleger stattfanden? Und weshalb stiegen mehrere Börsen in den Schwellenländern, wo ausländische Investoren ihre Positionen weiterhin reduzierten?
In Amerika fiel die Börse, trotz der günstigen Bedingungen, weil die so genannten Insider, also Top-Manager in den Konzernen, in großem Stile Papiere ihres Unternehmens verkauften und gleichzeitig die Gesellschaften zusätzliche Aktien oder Wandelanleihen an der Börse platzierten. Damit übertraf das Angebot an amerikanischen Aktien wie schon im Jahr 2000 die Nachfrage, was zwangsläufig zu tieferen Kursen führte. Ganz anders in Asien. Hier haben die Insider Aktien akkumuliert und die Gesellschaften in vielen Fällen ihre eigenen Aktien zurückgekauft. Trotz ausländischer Verkäufe kletterten die Kurse.
In diesem Jahr brauen sich weitere dunkle Wolken über der Wall Street zusammen. Denn die ausländischen Käufer dürften weniger werden. Viele reiche asiatische Unternehmungsdynastien etwa, die gewaltige Geldmittel im Ausland besitzen, holen angesichts der tiefen Bewertungen ihrer Gesellschaften, jetzt wieder vermehrt ihr Geld nach Hause. Sollten nun wie zu Beginn der 90er-Jahre auch andere Ausländer ihre Gelder aus den USA nach Asien umschichten, hätte dies fatale Folgen für die New Yorker Börse. Vieles spricht dafür, dass die nächste Börsenparty in Fernost stattfinden wird. Asiatische Gesellschaften sind im Vergleich zu US-Unternehmen an der Börse geradezu Schnäppchen. Mit durchschnittlichen Kurs-/Gewinn-Verhältnissen von sieben kosten asiatische Papiere nur ein Bruchteil der US-Konkurrenz. Und von Dividendenrenditen von sechs Prozent können Anleger in den USA nur träumen.
Es steht zu erwarten, dass die Wall Street weiter unter Druck kommt, während die tief bewerteten asiatischen Börsen - Japan einmal ausgenommen - stark
zulegen dürften. Ich bin der Ansicht, dass ein Anleger zurzeit seine Positionen in Amerika abbauen und insbesondere nach Indonesien und Thailand umschichten sollte.
Der Fondsmanager und Publizist Marc Faber ist als Skeptiker unter den Börsianern bekannt
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