- Bush schafft neue Allianzen - Standing Bear, 12.02.2002, 00:04
Bush schafft neue Allianzen
Landesweite Proteste im Iran gegen USA.
Annäherungen zwischen Teheran und Bagdad
Weit über 100000 Menschen haben am Montag in der iranischen
Hauptstadt Teheran gegen die USA demonstriert. Von sieben Punkten
aus zogen sie in einem Sternmarsch auf den Asadi-Platz im Westen
der Metropole. Auch in anderen Städten des Landes fanden
Großproteste statt. Die Äußerungen von US-Präsident George W.
Bush, der Ende Januar Iran zusammen mit Irak und Nordkorea als
»Achse des Bösen« bezeichnet hatte, sorgten für die große Resonanz
bei den Manifestationen anläßlich der islamischen Revolution vor 23
Jahren. Führende Politiker des sogenannten reformorientierten
Lagers um Präsident Mohammed Khatami riefen zur Teilnahme
ebenso auf wie der »konservative« Klerus um den geistlichen Führer
Ayatollah Ali Khamenei.
»Wir hoffen, die amerikanische Regierung wird aufwachen und ihre
Politik gegenüber Iran ändern«, erklärte Khatami vor der
Menschenmenge im Zentrum von Teheran. »Der beste Weg, gegen
die Drohungen von unmündigen Regierungen ist eure Anwesenheit
hier«, rief er seinem Volk zu.
Bereits am Sonntag hatte Khatami die USA scharf kritisiert und die
internationale Gemeinschaft zu einer »Koalition für den Frieden«
aufgerufen. Die USA stifteten mit ihren hohen Militärausgaben
Unfrieden und drohten durch die von Präsident Bush betriebene
»stereotype Teilung der Welt«, einen Krieg herbeizuführen.
Doch nicht nur in Teheran selbst haben die Äußerungen von
US-Präsident Bush für ein Zusammenrücken der politischen Kräfte
geführt. Auch zwischen Iran und Irak scheint mit einem Mal
Tauwetter zu herrschen. Aus beiden Hauptstädten verlautet, der
amerikanische Druck auf beide Seiten befördere die Annäherung der
Nachbarn. So wurden kürzlich während eines fünftägigen Besuchs
des irakischen Außenministers in Teheran zahlreiche Pläne für die
zukünftigen Beziehungen zwischen den beiden geschmiedet. Der
Iraker Naji Sabri und sein iranischer Amtskollege, Kamal Kharasi,
haben sich in einer Reihe von Fragen geeinigt. In Bagdad war man
sich sicher, daß alle noch bestehende Probleme in der Beziehung
zum Iran gelöst und freundschaftliche Beziehungen aufgebaut
werden können.
Das Verhältnis zwischen beiden Ländern galt als äußert gespannt. Bis
heute gibt es noch keinen Friedensvertrag zwischen Iran und Irak.
Über eine Million Menschen ließen auf beiden Seiten bei dem vor 14
Jahren zu Ende gegangenen Krieg ihr Leben. Im Rahmen des
Sabri-Besuches wurden Kriegsgefangene ausgetauscht. Iran ließ 697
irakische Kriegsgefangene unter Aufsicht des Internationalen
Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) frei. In einem weiteren Schritt
übergaben die beiden Seiten auch die sterblichen Überreste von 1220
Irakern und 574 Iranern, die in Kriegsgefangenenlagern gestorben
waren. Bagdad hatte zuvor 46 iranische Kriegsgefangene sowie 50 in
irakischen Gefängnissen inhaftierte Iraner freigelassen.
Darüber hinaus vereinbarten Bagdad und Teheran, trotz
internationalen Luftverkehrsembargos demnächst wieder den
Flugverkehr aufzunehmen. Der überwiegend schiitischen Mehrheit
der 60 Millionen Iraner will der irakische Staatschef Saddam Hussein
gestatten, die im Irak gelegenen heiligen Moscheen von Nadschaf
und Kerbela zu besuchen - für die Schiiten die wichtigsten
Wallfahrtsorte nach Mekka und Medina. Im Gegenzug hofft Bagdad
auf Rückgabe von über 100 zivilen und militärischen Flugzeugen, die
während der US-Angriffe gegen Irak 1991 auf iranischem Gebiet in
Sicherheit gebracht wurden. Teheran gibt allerdings nur den Besitz
von 24 irakischen Flugzeugen zu.
Gegenläufig zu den Annäherungen im Mittleren Osten ist das
Verhältnis zu den USA. Aus Protest gegen die Iran-kritischen
Äußerungen von Präsident Bush sagte Teheran den für diese Tage
geplanten Besuch seines Außenministers in New York kurzerhand ab.
Radioberichten zufolge verstärkte die iranische Marine inzwischen
ihre Patrouillen im Golf. Die Armee kontrolliere die Bewegung aller
Schiffe und U-Boote in den Gewässern, wurde Marinechef Abbas
Mohtadsch zitiert. Ein Armeesprecher warnte, im Falle eines
US-Angriffs werde das Land der internationalen Gemeinschaft den
Ã-lhahn abdrehen.
Breszinsky und Huntington werden tanzen vor Freude. Einen willfährigeren Büttel als Bush hätten sie nicht finden können.
Gruß
SB
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