- Guten Morgen, Fruehstueckslektuere (GE-Capital) - XERXES, 13.02.2002, 08:35
Guten Morgen, Fruehstueckslektuere (GE-Capital)
Aus der FTD vom 13.2.2002 www.ftd.de/ge-capital
Analysten attackieren GE Capital
Von Günter Heismann, Frankfurt
Nach dem Enron-Skandal gerät jetzt der amerikanische Mischkonzern General Electric (GE) wegen seiner kaum noch zu durchschauenden Zahlenwerke unter Druck.
Die Finanz-Tochter GE Capital müsse ihre Berichterstattung erheblich verbessern, fordern Analysten. Die nötige Transparenz der Geschäftszahlen sei nur zu haben, wenn der Konzern in übersichtliche Einheiten aufgespalten werde, sagt der Aktienexperte Frank Rothauge von der Kölner Privatbank Sal. Oppenheim.
In einer atemlosen Shopping-Tour hat der 2001 abgetretene GE-Chef Jack Welch ein erdumspannendes Finanzimperium aufgebaut. Auch sein Nachfolger Jeffrey R. Immelt macht Monat für Monat mit Akquisitionen Schlagzeilen.
Für 5,3 Mrd. $ unternahm GE Capital vorigen Herbst den Spezialfinanzierer Heller. Im Dezember folgte für 4 Mrd. $ die Immobilienfirma Security Capital. Anfang 2002 schluckte GE eine große Portion des Finanzportfolios von DaimlerChrysler."Wir streben ein zweistelliges Wachstum an", sagt Denis J. Nayden, Chef von GE Capital, zu seiner Strategie.
Führende Position
Bereits heute ist das Unternehmen einer der größten Kreditkartenorganisationen und Rückversicherer der Welt. Auch bei Gewerbe-Immobilien und Mittelstandsfinanzierung hat GE in den USA eine führende Position.
Überdies gehören Geschäftsbereiche zu der Firma, die mit Finanzdienstleistungen wenig zu tun haben - etwa das Systemhaus Compunet in Köln."GE Capital ist komplexer als eine Bank", sagt Analyst Rothauge."Ohne Hilfe steigt bei den Zahlen niemand mehr durch", klagt Armin von Lewinski, Analyst der Frankfurter Privatbank Hauck & Aufhäuser.
Während General Electric in den Industriesparten (Hausgeräte, Flugzeugturbinen, Kraftwerke) die Fragen der Analysten einigermaßen zufrieden stellend beantwortet, fallen die Angaben für die Finanzsparte allzu pauschal aus. Die 25 verschiedenen Geschäftsfelder von GE Capital werden bei der Bilanzierung zu fünf Segmenten zusammengefasst, sodass für die Analysten nicht nachzuvollziehen ist, welche Gewinne oder Verluste die einzelnen Geschäftsfelder machen.
Böser Verdacht
Überdies fragen sich Analysten, wie GE Capital es schafft, die eigenen Prognosen Quartal für Quartal punktgenau zu erfüllen."Da ist Financial Engineering im Spiel", argwöhnt der US-Experte einer Münchner Bank, der nicht genannt werden möchte.
Die Börse teilt den Verdacht, dass GE Capital die Zahlen möglichst schön darstellt. Seit Jahresanfang ist der Kurs von GE um rund 14 Prozent auf jetzt 37 $ gefallen."Der Markt reagiert auf das mangelnde Vertrauen mit einem Abschlag", sagt Michael Pohn von der Frankfurter DZ Bank. Es sei allerdings nicht zulässig, GE Capital in die gleiche Kategorie zu stecken wie den Energiehändler Enron, bei dessen Bankrott offenbar massiver Betrug im Spiel war.
Unangenehmen Fragen muss sich allerdings auch GE Capital stellen. Das Unternehmen beziffert seine Kapitalrendite mit 22 bis 24 Prozent. Zu einem ganz anderen Ergebnis kommt Robert Friedman von Standard & Poor’s. Unter Herausrechnung der Fremdverschuldung betrage die Rendite von GE Capital nur fünf Prozent.
Obendrein hat das Unternehmen Derivate-Positionen aufgebaut, deren Risikopotential kein Außenstehender beurteilen kann. Darin könnte eine Zeitbombe schlummern, vermutet ein Münchener Analyst.
GE-Capital-Chef Nayden sieht ein, dass er offener werden muss, um das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen"Wir prüfen, wie wir unsere Informationen besser aufbereiten und transparenter machen können", lässt er einen Sprecher ausrichten.
© 2002 Financial Times Deutschland
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