- GOLD - QUO VADIS - TRENDWENDE ODER BEAR MARKET RALLY? - JÜKÜ, 13.02.2002, 10:45
- Re: GOLD - QUO VADIS - TRENDWENDE ODER BEAR MARKET RALLY? - JLL, 13.02.2002, 11:09
- Re: GOLD - QUO VADIS - TRENDWENDE ODER BEAR MARKET RALLY? - JÜKÜ, 13.02.2002, 11:35
- Re: Au ja, mach das, mit schönen Grüßen:-) (owT) - JLL, 13.02.2002, 11:53
- Hey, Jürgen, bei Siegel heißt es immer:"New Economy":-) - Standing Bear, 13.02.2002, 14:39
- Re: GOLD - QUO VADIS - TRENDWENDE ODER BEAR MARKET RALLY? - JÜKÜ, 13.02.2002, 11:35
- Re: GOLD - QUO VADIS - TRENDWENDE ODER BEAR MARKET RALLY? - JLL, 13.02.2002, 11:09
GOLD - QUO VADIS - TRENDWENDE ODER BEAR MARKET RALLY?
Robert Hartmann, Deutsche VerkehrsBank AG, München
"GOLD - QUO VADIS - TRENDWENDE ODER BEAR MARKET RALLY?
In den ersten Wochen dieses Jahres kam Bewegung in den
Goldmarkt. Die Feinunze Gold konnte binnen kurzer Zeit rund zehn
Prozent zulegen, und kostete in der Spitze rund 310 US-Dollar.
Was war der Auslöser dieses Kursfeuerwerks? Hat der Goldpreis
eine nachhaltige Trendwende vollzogen oder handelt es sich bei
den Kursavancen lediglich um eine Unterbrechung des nunmehr 21
Jahre andauernden Bärenmarktes?
Das Gold ist derzeit in aller Munde. Kaum ein Tag vergeht, an
dem nicht in der Wirtschaftspresse ein Artikel über das Comeback
des Goldes erscheint. Argumente für eine weiterhin positive
Entwicklung des Goldpreises gibt es derzeit en Masse.
So läuft in Japan die staatliche Einlagensicherung zum 1. April
aus. Dies bedeutet, dass Einlagen von Sparern im Konkursfall der
Bank nur noch bis zu 75.000 US-Dollar pro Kunde versichert sind.
Um diesem, für viele Japaner derzeit recht realistischen Risiko
zu entgehen, genießen die Goldhändler in Tokio regen Zulauf. Der
Absatz physischen Goldes hat sich in den letzten zwei Monaten
nahezu verfünffacht. Viele Anleger sehen nach der katastrophalen
Performance des heimischen Aktienmarktes, sowie der schwachen
Entwicklung der Grundstückspreise in Japan, das Gold als letzten
sicheren Hafen für ihr Kapital. Zudem entgehen die Goldkäufer in
Japan dem Risiko einer weiteren Abwertung des Yen. Die
Kursentwicklung spricht Bände: Seit Anfang 1999 hat der
Goldpreis gegen Yen das führende japanische Aktienbarometer
Nikkei 225 um gut 60 Prozent outperformt.
Ein weiteres, sehr gewichtiges Argument pro Gold, ist der Wandel
der Angebotsstruktur des Marktes. Seit geraumer Zeit findet eine
bemerkenswerte Konsolidierung des Goldminensektors statt. Diese
gipfelte kürzlich im Übernahmekampf um die Goldmine Harmony
Gold. Letztendlich erhielt Newmont Mining den Zuschlag, und
mutierte mit dieser Transaktion zum weltweit größten
Goldförderer. Die unterlegene Anglo Gold Gruppe, nunmehr die
Nummer zwei unter den Goldproduzenten, verkündete Ende Januar,
man habe im Jahr 2001 rund 3,5 Millionen Unzen Gold am Markt
zurückgekauft. Damit verringerten sich die im voraus verkauften
Gold-Hedges dieser Mine um rund 20 Prozent auf heute 12,5
Millionen Unzen. Dieser Wandel in der Geschäftspolitik großer
Goldminen führt zu einer Verringerung des Goldangebotes in einer
Größenordnung von 250 bis 400 Tonnen pro Jahr und wirkt sich
somit positiv auf den Goldpreis aus.
Um das Angebotsdefizit auszugleichen, müssen die Nationalbanken
ihr Tempo bei der Reduzierung des Goldanteils an den offiziellen
Reserven erhöhen. England fällt dabei jedoch bis auf weiteres
als Goldverkäufer aus, denn die letzte von insgesamt 14
Goldauktionen findet am 5. März dieses Jahres statt. Die Schweiz
alleine wird das fehlende Angebot sicherlich nicht bereitstellen
können. Im Rahmen ihres Verkaufsprogrammes fließen schon seit
mehr als einem Jahr durchschnittlich knapp eine Tonne Gold pro
Tag in den Markt. Andere Nationalbanken erscheinen derzeit nicht
mit nennenswertem Volumen am Markt.
Die fundamentalen Eckdaten und vor allem die Marktpsychologie
sprechen derzeit kurzfristig für eine positive Entwicklung des
Goldpreises. Nach einer fulminanten Kursrally von
durchschnittlich 55 Prozent stehen viele Goldminentitel im Fokus
der Anleger. Die Berichterstattung der Medien contra Gold ist
spürbar rückläufig. Angesichts der zweifelhaften
Bilanzierungspraktiken einiger US-Unternehmen hat das
Nervenkostüm einiger Investoren merklich gelitten. Der
Zusammenbruch des amerikanischen Energiehändlers Enron, bei dem
ein Börsenwert von rund 60 Milliarden US-Dollar vernichtet
wurde, steht in diesen Tagen als Symbol für die schwindende
Glaubwürdigkeit der Manager und steigende Unsicherheit der
Anleger. Die Bereitschaft zum Risiko bei der Anlage von
langfristiger Liquidität hat bei vielen Investoren deutlich
nachgelassen. Derzeit suchen Fondsmanager weltweit nach einer
Alternative zu den Aktien- und Rentenmärkten. Davon sollte das
Gold zukünftig profitieren können.
Nach Mexiko 1995, Rußland 1997, Asien 1998 mussten nun die die
Bürger Argentiniens die leidvolle Erfahrung machen, ihre
liquiden Mittel zu wenig diversifiziert zu haben. Alle diese
Krisen haben eines gemeinsam: Das Gold als sicherer Hafen hat
funktioniert. Die Abwertung der einzelnen Währungen konnte durch
den Besitz von physischem Gold zumindest teilweise ausgeglichen
werden. Dies sollte auch in den derzeit 'ruhigen' Regionen der
Welt zum Nachdenken Anlass geben. Die Konjunktur steht weltweit
auf der Kippe, die Arbeitslosigkeit steigt in Europa und Asien
kontinuierlich an. Nach elf Zinssenkungen der amerikanischen
Notenbank sind die fiskalpolitischen Möglichkeiten zu
Konjunktursteuerung nahezu ausgeschöpft. Der Kampf gegen den
Terrorismus könnte sich auf andere Länder ausweiten. Die Börsen
notieren weltweit deutlich unter ihren Höchstständen vom
Frühjahr 2000.
Natürlich wäre es falsch, nun in Panik zu geraten, und die
Gewichtung des Goldes im Portefeulle zu übertreiben, denn es
gibt auch gewichtige Argumente für einen nachlassenden
Goldpreis. Auf dem derzeitigen Preisniveau lässt die Nachfrage
in Indien, dem weltweit bedeutendsten physischen Markt, spürbar
nach. Die sehr preissensitiven Inder nutzen Kurse über 300
US-Dollar sogar zu Gewinnmitnahmen. Ferner lockt der feste
US-Dollar viele kleinere Goldproduzenten zur schnellen
Veräußerung der laufenden Förderung. Viele Investoren warten
zudem auf ein günstigeres Einstiegsniveau zum Erwerb von Gold
gegen ihre Heimatwährung.
Anlegern, die unsere Kaufempfehlung beherzigt haben raten wir,
bestehende Positionen zu halten. Kurse um 340 US-Dollar pro
Feinunze würden wir zum Abbau von 50 Prozent der Position
nutzen. Als gutes Einstiegsniveau sehen wir die Region von 275
US-Dollar bis 285 US-Dollar. Die verbesserten Rahmenbedingungen
des Goldmarktes erlauben aus unserer Sicht einen maximalen
Goldanteil im Rahmen einer breit gestreuten Kapitalanlage von
zehn Prozent."
Robert Hartmann ist Edelmetall Senior-Händler der DVB Group in
München.
Für den Inhalt des Beitrags ist allein der Verfasser
verantwortlich.
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