- Venezuela gibt Stützung der Landeswährung auf - Sascha, 14.02.2002, 09:07
Venezuela gibt Stützung der Landeswährung auf
Politische Proteste und massive Kapitalflucht zwingen Präsident Chavez zu Reaktion - Argentinischer Peso stabilisiert sich
<font size=5>Venezuela gibt Stützung der Landeswährung auf</font>
HANDELSBLATT, 14.2.2002
ang BUENOS AIRES. <font color="#FF0000">Nachdem Argentinien die Dollarbindung aufgegeben hat, stellt jetzt auch Venezuela die Stützung der Landeswährung ein</font>. <font color="#FF0000">Mit der Freigabe des Bolivar würden die venezolanischen Exporte wieder wettbewerbsfähig</font>, sagte Präsident Hugo Chavez am Dienstagabend (Ortszeit) in einer Ansprache. Damit reagiere er auf die neuen wirtschaftlichen Bedingungen nach den Anschlägen vom 11. September, auf gesunkene Ã-lpreise und Kapitalflucht sowie auf die steigende Skepsis der Investoren nach der Krise in Argentinien. <font color="#FF0000">Der Bolivar gab am Mittwoch sofort stark nach</font>.
<font color="#FF0000">Ähnlich wie in Argentinien war es in Venezuela zu Unruhen gekommen, die eine massive Kapitalflucht auslösten</font>. In der vergangenen Woche hatten Militäroffiziere den Rücktritt von Chavez gefordert. Eine nationale Streikbewegung und Massenproteste gegen Ansätze der Verstaatlichung und die antidemokratische Haltung der Regierung belegten, wie stark das Ansehen des populistischen Präsidenten in der Bevölkerung gesunken war.
<font color="#FF0000">Die Zentralbank intervenierte allein in der vergangenen Woche mit 500 Mill. $ am Devisenmarkt, um die Währung zu stützen</font>. Insgesamt führte das mangelnde Vertrauen der Investoren in die Wirtschaftspolitik von Chavez in diesem Jahr bereits zum Abfluss von 2 Mrd. $. <font color="#FF0000">Die Zentralbankreserven fielen seit November um 17 % auf ca. 16 Mrd. $</font>.
<font color="#FF0000">Chavez kündigte auch einen Einschnitt um 7 % bei den öffentlichen Ausgaben in diesem Jahr an</font>, um das erwartete Etatdefizit in den Griff zu bekommen. Zudem soll die Entwicklung der Ã-l-Preise realistischer eingeschätzt werden. Ã-lexporte stellen die Hälfte der Staatseinnahmen dar. Die Gesamtausgaben des Staates sollen um 22 % niedriger ausfallen. Auch die staatliche Ã-lgesellschaft PDVSA muss ihr Budget um 28 % kürzen.
<font color="#FF0000">Die Rating-Agentur Standard & Poor's warnte vor einer drastischen Verschlechterung der Bonität der Staatsschuld auf Grund der Schwächung des Finanz- und Währungssystems</font>. Mit der Freigabe des Wechselkurses kann Venezuela eine Herabstufung der Anleihenbonität jedoch vermutlich vermeiden, erklärten Analysten vor Ort."Die Freigabe des Wechselkurses ist ein positiver Schritt, aber es bringt nur dann etwas, wenn Chavez der Zentralbank die nötige de facto Unabhängigkeit zur Durchführung einer glaubwürdigen Geldpolitik gewährt", urteilt eine Analyse der Dresdner Bank. <font color="#FF0000">Sonst aber sei ist die Gefahr einer schnell steigenden Inflation groß</font>.
<font color="#FF0000">Da in Venezuela 80 % der Bevölkerung weniger als 200 $ verdient, hätte eine starke Inflation katastrophale soziale Folgen und würde auch die letzte politische Bastion der Regierung Chavez zerstören</font>: Die Unterschicht, die den Präsidenten bei seinem Amtsantritt vor drei Jahren als Retter feierte. Die Eindämmung der Inflation war eine seiner wenigen wirtschaftlichen Erfolge.
<font color="#FF0000">Analysten gehen jetzt davon aus, dass die Zentralbank weiter intervenieren wird, um eine starke Abwertung zu vermeiden</font>. <font color="#FF0000">"Es wird sicherlich ein schmutziges Floaten geben, mit täglichen Interventionen der Zentralbank"</font>, sagte Ricardo Penfold von Goldman Sachs Asset Management. <font color="#FF0000">Nach Expertenschätzung war der Bolivar zu 40 % überbewertet</font>.
Lateinamerikas bisheriges Sorgenkind Nummer Eins, Argentinien, leitete derweil in Washington Verhandlungen mit Vertretern des IWF sowie der USA über neue Kredite bzw. die Auszahlung zurückgehaltener Kredittranchen aus laufenden Abkommen ein.
Argentinien braucht nach Expertenschätzungen mindestens 15 Mrd. $, um nach der Abwertung des Pesos das Finanz- und Bankensystem <font color="#FF0000">erneut </font>zu stabilisieren. Der Kurs des Pesos stabilisierte sich am dritten Tag des wieder weitgehend freien Devisenhandels. <font color="#FF0000">Für einen Dollar mussten am Mittwoch 2,00 Pesos bezahlt werden, 2,5 % weniger als am Vortag</font>.
Quelle: HANDELSBLATT, Donnerstag, 14. Februar 2002, 06:01 Uhr
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