- Afrikas Minen leiden unter Reformstau - Sascha, 14.02.2002, 09:36
Afrikas Minen leiden unter Reformstau
Uno sieht Staat als Unternehmer in Krisenverantwortung
<font size=5>Afrikas Minen leiden unter Reformstau</font>
HANDELSBLATT, 14.2.2002
<font color="#FF0000">bos BANJUL. Der Rohstoffreichtum der afrikanischen Länder trägt kaum dazu bei, die Lebenssituation der Menschen auf dem Kontinent zu verbessern. Dies kritisierten Experten der regionalen Wirtschaftskommission fßr Afrika der Vereinten Nationen (ECA) und die UN-Entwicklungsorganisation (UNDP) auf einem Forum in der gambischen Hauptstadt</font>.
NatĂźrlich sei es richtig, von den transnationalen Rohstoffkonzernen ehrlichen Handel und Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur der Bergbauregionen zu fordern. Dazu zähle auch die Einhaltung menschenwĂźrdiger sozialer Standards. Doch zugleich mĂźsse man die Politik vieler afrikanischer Länder kritisieren, deren Regierungen Jahre lang den Rohstoffreichtum als Prestigefrage betrachteten. Die Länder lieĂen den Bereich von unprofessionellen Beamten verwalten und stimmten einer Privatisierung erst bei UnternehmensschlieĂungen zu.
<font color="#FF0000">Wenn der afrikanische Bergbau nun in einer Krise stecke, greife der Hinweis auf fallende Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt zu kurz. Die neuen privaten Eigentßmer seien einfach nicht in der Lage, in ein oder zwei Jahren die staatlichen Investitionsversäumnisse von Jahrzehnten aufzuholen</font>.
Als Paradebeispiel fĂźr eine Rohstoffpolitik des"schĂśnen Scheins" nannten die UN-Experten die achtzehnjährige Regierungszeit des ghanaischen Präsidenten Jerry Rawlings bis Januar 2001. Rawlings hatte das Ziel verkĂźndet, Ghana bis 2020 in den Kreis der Länder mit mittlerem Pro-Kopf-Einkommen zu fĂźhren; Teuerungen waren da nicht vorgesehen. Doch das Entwicklungsland musste sein Ă-l auf dem Weltmarkt teuer einkaufen. Gleichzeitig war der Benzinpreis nach einem Präsidentenerlass auf niedrigem Level eingefroren worden. Dadurch geriet die staatliche Ă-lraffinerie in Finanznot. Die Folge: Der Präsident zwang die ghanaischen Bankhäuser, fast 200 Mill. US-Dollar Kredite bereit zu stellen, um den Benzinpreis zu halten. Die Nachfolgeregierung von Rawlings habe z.B. 2 Mrd. $ Schulden in Staatsanleihen geerbt - zu 50 % verzinst.
Patrick Rutabanzibwa, Staatssekretär im Ministerium fßr Energie und Mineralien Tansanias, räumte ebenfalls Versäumnisse ein. In seinem Land seien durch Jahre langes staatliches Missmanagement die Exportergebnisse bei Gold und Edelsteinen mangelhaft gewesen. Unter staatlicher Lenkung habe der Bergbauanteil an den Ausfuhren Tansanias bei hÜchstens 120 Mill. $ pro Jahr gelegen.
<font color="#FF0000">Die Ausfuhren hätten seit Beteiligung privater ausländischer Investoren - wie Resolute Mining of Australia oder Barrick Gold of Canada - beträchtlich zugenommen</font>. Sie erreichten 2000 insgesamt 185 Mill. $ und 2001 bereits 250 Mill. $. <font color="#FF0000">"In diesem Jahr gehen wir von 400 Mill. $ aus"</font>, prognostiziert Rutabanzibwa. Als positiver Nebeneffekt der Auslandsbeteiligungen gingen Arbeitsunfälle durch Installation neuer Sicherheitsanlagen um zwei Drittel zurßck.
Ross Herbert, Analyst am South African Institute of International Affairs, sieht in dem RĂźckzug der Anglo American Mining Group aus den sambischen Kupferinvestments ein Beispiel fĂźr zu langes Ausharren des Staates als Bergbauunternehmer."Die seit den siebziger Jahren zurĂźck gegangenen Investitionen in die Technik, gepaart mit staatlich verordneter personeller Ăberbesetzung lieĂen keinen Platz fĂźr Effizienz", so Herbert. Die Beschäftigung von 50 000 Bergarbeitern habe bis Anfang 2000 Vorrang vor Wirtschaftlichkeitsrechnungen in den Minen gehabt.
Die UN-Organisationen setzen sich nun dafßr ein, zwischen Afrikas Regierungen und Auslandsinvestoren ein ständiges Konsultationsforum Bergbau einzurichten. <
Quelle: HANDELSBLATT, Donnerstag, 14. Februar 2002, 06:01 Uhr
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