- Wirtschaftliche Erkenntnisse an Bord - André, 17.02.2002, 20:07
- Re: TraumstĂŒck! Herzlichsten Dank und Gute-Nacht-GruĂ! - dottore, 17.02.2002, 21:43
- Re: Wirtschaftliche Erkenntnisse an Bord - Ghandi, 17.02.2002, 21:58
- Schöne Zusammanfassung - Caspar, 18.02.2002, 00:32
- Re: Wirtschaftliche Erkenntnisse an Bord - dottore, 18.02.2002, 09:24
- GroĂartige Zusammenfassung! Bravo und GruĂ! Gute N8 (owT) - Galiani, 18.02.2002, 01:43
- Re: Wirtschaftliche Erkenntnisse an Bord - riwe, 18.02.2002, 07:48
Wirtschaftliche Erkenntnisse an Bord
Erkenntnisse an Bord
Einige Erkenntnisse dieses Forums - eine kleine Zusammenfassung - ohne Anspruch auf VollstĂ€ndigkeit, erwachsen aus den Diskussionen der vergangenen Monate. FĂŒr die immer wiederkehrenden Fragesteller zur Orientierung. NĂ€heres zu den einzelnen Punkten vor allem in der RealenzyklopĂ€die von dottore sowie in den im Archiv abrufbaren Begriffen und Diskussionen.
1.Das Staatsbild: Wir - die Gemeinschaft der BĂŒrger - zusammen sind nicht der Staat, wohl aber Teil des Staatsvolks, d.h. der Beherrschten. Die Herrschenden bemĂŒhen sich jedoch stets den BĂŒrgern zu suggerieren, sie seinen in ihrer Gesamtheit selbst der Staat. Ziel der Suggestion ist die bessere Beeinflussbarkeit einer sich identifizierenden Menge. Denn der Staat ist in Wahrheit die âKasteâ der Herrschenden und ihrer Diener (BĂŒrokraten).
2. Gesamtwirtschaftlich sind Forderungen = Schulden,
darĂŒber herrscht Einigkeit.
Die Behauptung, die"Reichen" hÀtten aber die Forderungstitel und die Armen die Schulden ist vollkommen falsch. Die Statistiken und die Lebenserfahrung besagen das Gegenteil.
Wahrheit ist, dass die"Reichen" ĂŒberwiegend sehr wenig Forderungen besitzen, sondern Realwerte (Grund- und Boden, Immobilien) sowie Produktivwerte (Unternehmen, zumeist auch mit erheblichen Schulden). Die Masse der Forderungswerte wird von der groĂen Masse und ihren sie vertretenden"Institutionen" (Pensionskassen, Lebensversicherungen, etc. pp.) gehalten.
Gesamtvermögen ist Geldvermögen (=Schulden) + Sach-/Produktiv-Vermögen, zu Marktpreisen bewertet, (wobei es erhebliche Bewertungsprobleme gibt).
Ergo: Nettovermögen kann nur aus Sachwerten (insbes. Immobilien und Gold bestehen).
Volkswirtschaftlich gibt es kein Nettovermögen aus Geld, also auch kein Sparen in Geld!!!
(s. frĂŒhere BeitrĂ€ge, insbes. von dottore)
3. Die Probleme der breiten Masse kommen gerade deshalb zum Tragen, weil bei einem WĂ€hrungsschnitt (am Ende) alle ihre Forderungen mit Schulden verrechnet werden und deshalb ausfallen. Die"Reichen" können i.d.R. etwas retten, nĂ€mlich schuldenfreien Grundbesitz, und Unternehmen, soweit nicht total pleite und haben deshalb fĂŒr die nĂ€chste Runde (die von den Politikern wiederum in altem Muster angegangen wird) die besseren Startbedingungen.
4. Der Staat, sprich die Herrschenden, haben oder hatten niemals die Absicht, Kredite zurĂŒckzuzahlen, allenfalls mit Mitteln, die sie der Bevölkerung zuvor abpressen oder von einem anderen Staat plĂŒndern. (z.B.: 1870/71)
DarĂŒber hinaus wollen sie (die Herrschenden) eine Basis-Inflation, damit die heimlichen Steuererhöhungen greifen und der Staatsanteil = ihre (Staats) Macht wĂ€chst. (alte BuBa: unter 1,5%: kein Handlungsbedarf, EZB: unter 2%, bei den anderen Zentralbanken lag/liegt die Handlungsschwelle zumeist deutlich höher).
5. Der Zins ist Teil der ökonomischen Entwicklung. Dass alle Religionen den Zins verbieten, ist nicht wahr. Das christliche Lehre tut es nicht, verurteilt jedoch das Zinsnehmen von in Not Befindlichen (=Zins fĂŒr Essen). (Sic. Beitrag von Galiani. Siehe auch Beispiel im NT von den Talenten, auf das dottore bereits hingewiesen hatte, auch wenn es sich auf eine andere Ebene bezieht).
Man könnte das Gebot heute so umsetzen, dass nicht ertragbringende Kredite zu unterbleiben hÀtten (z.B. Urlaubsfinanzierung). Das war auch Jahrzehntelang nach WK II bei Banken verpönt.
Sicherlich gilt, dass je höher der Zins (Zinseszins) bei einer bestimmten Kreditmenge, desto schneller das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Aber Ursache ist nicht der Zins (Zinseszins), sondern die hemmungslose Gier, etwas bereits heute haben zu wollen, was man noch nicht erarbeitet hat. Diese Gier kann sich zu einer massenpsychologischen Krankheit auswachsen (sic. Verschuldung der Privaten in USA oder Jugendlicher in Berlin), die von vielen inzwischen als ganz ânormalâ angesehen wird. So pervertiert ist die Lage.
Unternehmer stehen stets vor der Finanzierungsfrage: Eigenkapital oder Fremdkapital.
Die Wahl hÀngt von steuerlichen Faktoren (Abzug der Fremdkapitalzinsen, nicht jedoch der kalkulatorischer Eigenkapitalzinsen), der RisikoeinschÀtzung (des Kapitalsuchenden sowie des Kapitalgebers) sowie von den alternativen Kosten ab.
Zwei m.E. gesunde GrundsĂ€tze lauten: 1. Alle mit Fremdkapital finanzierten Projekte sollen einen Ertrag (zumindest ersparte Ausgaben) abwerfen. 2. Wer kein Eigenkapital fĂŒr ein Projekt aufbringen kann, soll auch kein Fremdkapital erwarten.
Folge: Da Staaten i.d.R. kein Eigenkapital aufbringen, dĂŒrften sie sich auch nicht verschulden!
Durch das Hinzukommen der Ă-ffentlichen HĂ€nde als Kreditnehmer wird die Kreditnachfrage und damit der Zins wesentlich erhöht. DarĂŒber hinaus wird den GlĂ€ubigern, Sicherheit nur vorgegaukelt. In Wahrheit werden sie selbst die Zeche bezahlen.
6. Je mehr Verschuldungswillige bzw. VerschuldungssĂŒchtige es gibt, desto höher der Zins, desto gröĂer die AbhĂ€ngigkeiten.
Folge: Statt Verschuldungswillige (=Forderungsbegehrende) sollten mehr SelbstÀndige herangebildet werden: Ziel: SelbstÀndiges Denken und Handeln.
Aber gerade dieses Ziel ist den Herrschenden (Staat), insbesondere den Korporatisten von Links (Sozialisten) wie Rechts (Nationalsozialisten) verhasst, denn da haben sie weniger Untertanen!!!
In keinem Lehrplan ist diese Idee verankert. Nicht nur die Lehrer sind Beamte, also berufsbedingt gegen EigenstÀndigkeit auch die Hochschullehrer sind Beamte.
7. Eine GoldwĂ€hrung (gewichts- und reinheitsdefinierte WĂ€hrung), bzw. goldverbriefte WĂ€hrung verringert das Verschuldungspotential des Staates und verringert die Bereitschaft der Unternehmen, sich fremd zu finanzieren, da die Inflation bei GoldwĂ€hrung historisch nachgewiesenermaĂen niedriger ausfĂ€llt und damit RĂŒckzahlungen in entwertetem Papiergeld entfallen.
Damit wird die Eigenkapitalfinanzierung gestĂ€rkt, was lĂ€ngerfristig volkswirtschaftlich erwĂŒnschte Folgen zeitigt.
Die Erwartung, dass durch eine GoldwĂ€hrung oder 100% goldgedeckte WĂ€hrung die Probleme dieser Welt gelöst werden könnten ist absurd. Die Natur des Menschen wird hierdurch nicht verĂ€ndert, wohl jedoch die Rahmenbedingungen insofern verbessert, dass in einem Rechtsstaat es weniger gut möglich sein wird, sich auf Kosten der Allgemeinheit zu bereichern, was in einem Fiat Money System, d.h. jedem Papiergeldsystem die Herrschenden (Staat und die von ihm lebenden) sowie âAuserwĂ€hlte oder Clevereâ tun.
In einer Welt der GoldwĂ€hrung gibt es zwar keine âFiat-Money-Inflationenâ aber dennoch auch Inflationsphasen z.B. infolge Teuerungen (Missernten, Krieg, Erpressungen von AuĂen, z.B. Ă-lpreis. Jedoch dĂŒrften diese in unserer Zeit infolge der besseren weltweiten Transportsysteme besser/schneller ausgeglichen werden. Die Amplitude des Konjunkturzyklen ist niedriger.
8. Spielgeld (Gogo-Geld, âFreigeldâ oder Monopoly-Geld) geht nur in einer kleinen Spielrunde, solange sich alle Beteiligten daran halten. Da diese Annahmen wider die menschliche Natur sind, sind diese Systeme nur in einem voll faschistoiden Staat (Kommunismus, Klerikalstaat oder Nationalsozialistischer Staat) vorĂŒbergehend durchzusetzen. In etwas mehr freiheitlichen Rechtsformen sind diese allesamt zum Scheitern verurteilt.
9. Eine reprĂ€sentative Demokratie bietet gegenĂŒber anderen Regierungsformen vor allem den Vorteil, dass praktisch Jeder in die âKasteâ der Herrschenden aufrĂŒcken kann, so er will, allerdings aber auch u.U. herausfallen kann.
Beim Herausfallen ist zumeist fĂŒr die gut ausstaffierte HĂ€ngematte gesorgt.
10. Die ReprÀsentative Demokratie hat also erhebliche Macken. Mehr direkte Demokratie auf der jeweils betroffenen Ebene brÀchte wesentliche Vorteile.
11. Gesetze sollten grundsĂ€tzlich so gesteltet werden, dass es im Interesse der Betroffenen und Allgemeinheit liegt, die Gesetzte zu erfĂŒllenstatt sie zu umgehen. (Heutige RealitĂ€t nicht nur bei den Steuergesetzen!).
12. Es mĂŒsste ein strenges Verbot von Staatsschulden geben. Alle Gemeinschafts-Ausgaben mĂŒssten im Voraus vom Volk bewilligt werden, auf der jeweiligen Ebene, die es betrifft.
In der alten Republik Pisa gab es den guten Brauch, Politiker erst am Ende ihrer Dienstzeit zu bezahlen, je nach ihrem Verdienst um die Gemeinschaft. Der uns hier allseits Vertraute war einer der Revisoren, die das Salaire im Nachhinein festlegten, nÀmlich Leonardo Fibonacci.
MfG
A.
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