- Debitismus: Ist China unsere Lösung? - Thomson, 02.03.2002, 00:33
- Re: Debitismus: Ist China unsere Lösung? - Turon, 02.03.2002, 02:19
- Re: Debitismus: Ist China unsere Lösung? - Thomson, 02.03.2002, 22:28
- Re: Debitismus: Ist China unsere Lösung? - Turon, 02.03.2002, 02:19
Re: Debitismus: Ist China unsere Lösung?
Ich will mich mal ganz kurz zu Deinem interessanten Posting äußern.
Was dottore als scheinbare Selbstverständlichkeit ansieht ist, daß hauptsächlich die Institution Staat Fehlinvestments tätigt und um diese zu decken verschuldet sie sich immer wieder aufs Neue bei der Bevölkerung und
wenn sie einmal damit aufhören würde wäre uns so zusagen einige der wirtschaftlichen Kollapse der Länder klar erspart geblieben.
Das mag so stimmen muß aber nicht. Ich behaupte mal, daß die Schuldenwirtschaft
immer und grundsätzlich und zwangsläufig dazu führt, daß sich mehr Individuen auf der Welt finden werden die bereit sind sich noch tiefer zu verschulden als maximales Bankkredit incl. Überziehung des Dispos - denn
die Masse handelt nun mal so wie ihre Vorbilder.
Mir als Jemandem aus Polen ist diese volkstümmliche Eigenart sehr wohl bekannt.
Zum Beispiel gab es da in irgendeinem Dorf irgendeine Oma, die darum, daß die Seele Ihres Mannes"leichter" hat in das Paradies einzutreten ihre Monatsrente
an die Kirche gespendet hat. Das hörte ihre Erzrivalin und spendete Tag später
das dreifache.
Bei uns ist es nicht anders: man braucht sich die Bussiness Leute nur anzuschauen, wie sie - mit wenigen Ausnahmen - voneinander nacheifern.
Wenn ein Unternehmer X sich eine Rolex kauft, so fühlt sich der Zweite leider
sehr oft nicht gleichwertig solange er ebenfalls diese Rolex nicht hat, oder nach Möglichkeit bessere.
Das ist vielleicht ein banaler Beispiel aber so funktioniert das - auch wir
und das ganz ohne Aktien bauen unsere ganz private Wohlstand/Augenscheinblase auf - und die erfolgt in aller Regel irgendwie auf Kredit.
Die Gläubiger wären nicht Gläubiger wenn sie plötzlich in diesem Treiben eine
Gefahr erkennen würden. D.h.: sie tun es schon, aber auch sie sind an die Regel gebunden: ohne Leistung keine Rendite.
Das erreicht irgendwann eben die Dimension der Zahlungsunfähigkeit - denn die Verschuldeten haben ohnehin keine andere Möglichkeit als irgendwann kürzer zu treten. Wären alle dazu gezwungen jetzt mal für die Tilgung zu arbeiten hätten
wir vermutlich weitaus weniger Blasen, aber auch viel weniger Wohlstand.
Der debitistische Schuldendruck ist daher für mich klarer Wirtschaftsmotor immer wieder neue Dinge zu erfinden - sowohl im Guten und im Schlechten.
Die Aufgabe einer Zentralbank - zum Beispiel unter Greenspan ist jedoch diesen
Vorgang der Wohlstandsvermehrung/Sicherung beizusteuern und es zu begünstigen.
Deswegen drücken die Jungs ohne Rücksicht auf irgendwelche Menschen Geld und versuchen es zu verteilen. Mal auf den Aktienmärkten, mal über Staatsaufträge,
und wiederum irgendwann über Kriegsfinanzierung, etc.
Würden sie dies nicht machen, wäre Amerika schon längst hinüber - und woran sehen wir es denn so genau? man braucht nur in Richtung des Ex-Ostblocks zu schauen. Dem Ex-Ostblock wurden Kredite verwehrt, weil die westlichen Bankiers
plötzlich ihre angebliche soziale Ader entdeckten, und sich für die armen Arbeiter Polens interessiert haben.
Daß diese dann irgendwann - nach gleicher Einstellung auch kreditwürdige Kreaturen sind - daran hat angeblich keiner gedacht.
Sehr trefflich hat es mal Dieter bei Frama formuliert. Kapitalismus ist nichts weiter als Heuschreckenplagge. Sie kommt, sie verwüstet und zieht dorthin wo die Bedingungen irgendwo besser geworden sind.
Wenn Du als schreibst, daß der asiatische Raum mit Milliarden von Menschen
eine Lösung für USA wäre so glaube ich dies denn es ist zu bejahen.
Nichts Anderes meint dottore auch, wenn er sagt:"... USA ist auf der suche nach
verschuldungsfähigen Schuldnern, oder partout nur Verschuldungsfähigen...".
Dieter dagegen meint: (elliottkonform) die Welle 5 wird es geben, wenn Amerika den ostasiatischen Raum zu wirtschaftlicher Ausbreitung eigener Produkte, Dienstleistungen und Dollarabnehmer macht.
Das bedeutet im Klartext: wenn endlich jeder auf dieser verdammter Welt mehr Schulden hat, als er zurückzahlen kann und keiner mehr in der Lage ist den nächsten Aufschwung zu finanzieren wird es mit uns unseren Wirtschaftsystemen und Wohlstand vollständig bergab gehen - erst langsam, und dann immer schneller und radikaler.
Mit etlichen Meinungen von dottore gehe ich vollkommen einher. Aber mit der einer Meinung dagegen - das Zinsen keinen wirtschaftlichen Schaden an der stabiler Verfassung eines Systems ausmachen - so behaupte ich - diese Aussage
ist nur beschränkt richtig. Irgendwann kommt eben der Punkt von dem es keinen
Zurück mehr gibt - wo die Schuldenlast die Mittel derart beschränkt, daß der Unternehmer nicht in der Lage ist sowohl die Zinsen wie auch Schulden zurückzuzahlen, und wenn er diese über Wachstum erreichen will muß er investieren.
Schuldenwirtschaft ist also immer eine Balanceakt zwischen Rückzahlungspotentialen und Fähigkeiten des Schuldners aus geliehenen Geld
soviel Kapital zu schaffen (durch Verbesserung der Wirtschaftlichkeit etc),
daß er seine Schulden auch bedienen kann.
Wenn aber alle Welt verschuldet ist - und nur das rettet USA die Haut über kurz,
so können die Maschinen auch noch so gut sein, und auch noch so optimiert - wenn der Käufer nicht zahlt ist auch irgendwann der unternehmerische Schuldner auch am Ende seiner Fähigkeiten und Möglichkeiten.
Deswegen ist es vollkommen egal wie man das Spiel spielt: ohne Schuldendruck
kein Aufschwung und mit Schuldendruck irgendwann am Ende der Möglichkeiten.
Deswegen rege ich mich auch nicht über Fiatmoney auf - denn ohne diese Fiatmoney - seien wir doch mal ehrlich - ohne diese Fiatmoney hätte USA
bereits 1970 vermutlich viel weniger Sterne und Hammer und Sichel in der
Flagge.
Daß USA diese Schulden auch klar nicht bedienen wird, mit der sie sich ihren Wohlstand leistet, führt uns zwangsläufig wieder zum Krieg.
Es ist daher für mich klarer Fall: Daß schlimmste was sich die Menschheit
antun konnte war die Erfindung des Zinses. Aber ohne Zinsen geht es leider auch nicht.
Gruß
>Hallo
>Ich möchte mich zunächst bei allen hier im Forum für die interessanten Beiträge bedanken. Im Prinzip genieße ich die Informationen und bin gezwungen, täglich Eure Postings durchzusehen.
>Ich möchte mich hiermit aber auch insbesondere bei Dottore bedanken, vor allem für sein Buch „Die Krisenschaukel“ (mein erstes Buch über den Debitismus).
>Als ich das Buch gelesen hatte, verspürte ich etwas, was ich vorher nicht kannte. Ich hatte das Gefühl, eine ganz große Erkenntnis gewonnen zu haben und fühlte mich mehrere Wochen lang (!) einfach nur gut. Ich hatte mir selbst schon des öfteren Gedanken über Guthaben und Schulden gemacht, jedoch bin ich nie zum eigentlichen Problem gekommen. Ich fand das Nachdenken darüber auch nicht so sonderlich wichtig und hatte die Denkweise: ´Es gibt schließlich immer Unternehmen, die ihre Schulden zurückzahlen. Warum sollten die Staaten nicht auch dazu fähig sein, zumal doch die Politiker behaupten, dass es möglich ist?´.
>Allerdings die neue Sichtweise in dem Buch, alles Wirtschaften in der Welt in einer Bilanz zu sehen - auf der einen Seite die Guthaben und auf der anderen Seite die Verbindlichkeiten - hat mich umgehauen. Dadurch konnte man plötzlich sehen, dass mit den fälligen Zinsen ständig Geld im Gesamtsystem fehlt. - Wahnsinn und danke-!. Bildlich war das ganze vielleicht so, als wenn man bisher immer nur einzelne Sandkörner um sich gesehen hat, plötzlich hochgehoben wird und nun einen Sandhaufen entdeckt, deren Ausmaß ungeahnt ist.
>@Dottore: Können Sie mir nicht mal alle Bücher aufzählen, die Sie geschrieben haben?
>Bis jetzt habe ich mit Hochgenuss die Bücher: „Wann kommt der Staatsbankrott?“, „Die Krisenschaukel“, „Aufwärts ohne Ende“, Die Pleite“ und „Gold schlägt Geld“ gelesen.
>Nun aber zu meinem eigentlichen Problem: Im Prinzip ist es doch völlig egal, wer die neue Kredite aufnimmt, ob es der Staat ist, seine Bürger, die Unternehmen, oder das Ausland ist. Die Hauptsache ist doch, dass überhaupt neue Kredite entstehen.
>Vom Grundsatz her, würde mich nun Eure Meinung interessieren, ob nicht China mit seinen Einwohnern von ca. einer Mrd. unser Problem der Neuverschuldung lösen könnte.
>Meine Meinung: 10 Jahre Prosperität müssten eigentlich gesichert sein, bis China ebenfalls völlig überschuldet ist. Dann ist allerdings wirklich „Ende mit Alliende“ (Spruch aus meiner Schulzeit).
>Wie seht Ihr das?
>Gruß T.
<center>
<HR>
</center>

gesamter Thread: