- Und ewig lockt das Gold - Philipp Steinhauer, 05.03.2002, 20:37
Und ewig lockt das Gold
04.03.2002 20:10
Bundesbank
Und ewig lockt das Gold
Politiker in Finanznot erinnern sich wieder einmal an den Schatz der
Deutschen Bundesbank.
Von Marc Beise
Irgendwo unter den Straßen von Manhattan wird er liegen, der sagenhafte
Goldschatz der Deutschen Bundesbank, 24 Meter tief unter der Erde.
Ist Gold im Wert von 32 Milliarden Euro...
Genaues ist nicht bekannt, die Nationalbanker in Frankfurt sind
zurückhaltend mit Informationen. Insgesamt 3456,59 Tonnen sind es, im Wert
von rund 32 Milliarden Euro.
Der Großteil lagert bei Alan Greenspans Federal Reserve Bank in New York,
kleinere Mengen bei anderen ausländischen Notenbanken. Fort Knox, seit James
Bonds und Gert Fröbes Zeiten der Goldbunker schlechthin, hat kein deutsches
Gold eingelagert; ein verbreiteter Irrtum.
Immer, wenn dem Staat das Geld knapp wird, kommt das Gold ins Gespräch, und
auch die Devisenreserven der Bundesbank, die sich auf weitere 52 Milliarden
Euro belaufen. Totes Kapital, denken sich dann Politiker, meistens
Hinterbänkler und Oppositionsvertreter.
Vermögen, das sich doch sinnvoll nutzen ließe: für den Aufbau Ost, für eine
Steuerreform, zum Schuldenabbau. Politiker in Amt und Würden halten sich aus
solchen Diskussionen fein raus. Aus gutem Grund: Denn an die Goldreserve
auch nur zu denken, war jedenfalls bisher mindestens so schlimm wie früher
ein Angriff auf die Bundesbank als Hüterin der Deutschen Mark.
... das „dem Volk gehört“...
Wer’s nicht glaubt, mag Theo Waigel fragen, den früheren
Bundesfinanzminister von der CSU. Als der im Jahr 1997 in hoher finanzieller
Not intern erste Überlegungen zum Gold anstellte, brach ein Sturm der
Entrüstung über ihm los. Das bis dahin ziemlich regierungsfreundliche
Handelsblatt hatte den Plan ans Tageslicht gebracht und auf die Titelseite
gehoben.
Der Minister Waigel war auf Monate politisch schwer beschädigt. Dabei hatte
er das Gold noch nicht einmal verkaufen, sondern in der Bundesbankbilanz
höher bewerten wollen, was ihm für den Haushalt eine um einige Milliarden DM
höhere Überweisung beschert hätte.
Seit einigen Wochen ist das Gold wieder im Gespräch. PDS-Politiker waren die
ersten, es folgten SPD-Hinterbänkler und dann sogar führende
Unionsparlamentarier. Selbst der sonst so seriöse Grünen-Haushaltsexperte
Oswald Metzger hat sich jetzt angeschlossen: für den Fall, dass das
Bundesverfassungsgericht am Mittwoch die ungleiche Besteuerung von Renten
und Pensionen kippen sollte.
„Das Notenbankvermögen gehört dem Volk, die Vermögenswerte sind vom gesamten
Volk erworben worden“, sagte Metzger dem Berliner Tagesspiegel. Daher sei es
vertretbar, dieses Vermögen zur Finanzierung des Systemwechsels einzusetzen.
Derselbe Metzger hatte noch vor wenigen Tagen erste Überlegungen zum Gold
von Bundesbankchef Ernst Welteke als „Schnapsidee“ abgetan. Weltekes
vorsichtige Formulierung („... könnte mir vorstellen, dass wir langsam
einiges von dem Gold verkaufen...“) hat die Schleusen der Diskussion
geöffnet.
... besser als - Sparsamkeit?
Theoretisch ist die Frage durchaus berechtigt, ob Gold heute noch die
Bedeutung von früher hat und ob man die staatlichen Vorräte nicht
stufenweise reduzieren könnte - in aller Vorsicht, um das sensible
Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage nicht zu zerstören.
Abgesehen davon, dass dies eine Entscheidung der unabhängigen Bundesbank
wäre und nicht der Politiker, begäben sich letztere allerdings in
gefährliches Fahrwasser. Wer aufs Gold setzt statt auf sparsame
Haushaltsführung, ist schnell stigmatisiert. Man frage Theo Waigel.
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