- Fundstück: Dunkle Sonnenbrillen neuerdings ein Muss für argentinische Politiker - Rumpelstilzchen, 18.03.2002, 11:03
- Die Krise in Argentinien wird sich weiter verschärfen - marsch, 18.03.2002, 12:37
- Weiß jemand; wer die größten Produzenten von... - Diogenes, 18.03.2002, 12:48
- Re: Fundstück: Dunkle Sonnenbrillen neuerdings ein Muss für argentinische Politiker - apoll, 18.03.2002, 18:13
Die Krise in Argentinien wird sich weiter verschärfen
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<font size=5>Die Krise in Argentinien wird sich weiter verschärfen </font>
Analyse
Von Hildegard Stausberg
Die Wirtschaftslage Argentiniens ist weiterhin ein Trauerspiel. Nach der Einstellung des Schuldendienstes um die Jahreswende, der Aufgabe der paritätischen Dollarbindung und der Pesifizierung der Wirtschaft war eine schnelle Erholung der drittgrößten lateinamerikanischen Volkswirtschaft nicht zu erwarten. Aber der populistische Zickzackkurs der Regierung von Präsident Eduardo Duhalde trägt zur weiteren Verunsicherung bei.
Wirtschaftlicher Dirigismus
Immer mehr entpuppt sich der Präsident als Exponent des klassischen Peronismus der vierziger und fünfziger Jahre: In wirtschaftlichen Fragen ist er Dirigist, im sozialpolitischen Bereich kungelt er mit den Gewerkschaften, seit einem halben Jahrhundert Mafiahochburgen der peronistischen Arbeiterbewegung. Die den Präsidenten stützenden Parteien, die Peronisten, die radikalsozialistische Bürgerunion (UCR) und die linke Frepaso, teilen überwiegend das wirtschaftspolitische Credo Duhaldes. Liberale Analytiker hingegen gibt es kaum. Die wenigen, die sich noch zu Wort melden, werden verfehmt und körperlich bedroht.
Die jetzt bevorstehenden Wintermonate auf der südlichen Halbkugel werden die Probleme noch offener zutage treten lassen: Der Stillstand der Wirtschaft treibt immer mehr Menschen in die Arbeitslosigkeit, die Gewaltbereitschaft steigt und wird sich in bewaffneten Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften Luft machen. Duhalde wiederum verfügt über eigene Schlägertrupps. Er wird sie bei Bedarf einsetzen.
Zurückgreifen kann das Land - wie immer in seinen vielen Krisen - nur auf die Landwirtschaft, die dieses Jahr bei Getreide und Ã-lsaaten mit einer Rekordernte von 66 Mio. Tonnen rechnet. Aber angesichts leerer Kassen belegt die Regierung die Landwirtschaft nun mit Exportsteuern von 10 Prozent. Das hatte schon Juan Domingo Perón, der Schöpfer des argentinischen Korporativismus, Mitte der vierziger Jahre eingeführt. Der Neoperonist Carlos Menem hatte dies Anfang der neunziger Jahre abgeschafft - und eine Verdopplung der Anbauflächen erreicht.
Äußerst gefährlich für die weitere Entwicklung Argentiniens ist die Ausweitung des Parallelwährungssystems auf immer mehr Provinzen. Das dort zirkulierende"Geld" - Scheine, die die Provinzregierungen ohne Abdeckung ausgeben - ist durch die Zentralbank nicht gedeckt. Dies wird ebenso zu Entfachung einer neuen Inflation beitragen wie das weiterhin bestehende Defizit der öffentlichen Hand, das die Regierung über die Notenpresse finanzieren will - ein weiteres déjà -vu im vor der Dollarbindung der neunziger Jahre inflationsgeprüften Argentinien.
Die Regierung verhandelt seit Wochen mit dem Internationalen Währungsfonds über weitere Hilfen. Aber der Fonds scheint diesmal hart zu bleiben: Solange Duhalde keine klaren langfristigen Perspektiven vorgibt und sich nur durchwurschtelt, muss er sich zurückhalten. Die Regierung wiederum will ein Einlenken des Fonds mit der immer noch völlig ungeklärten Lösung der Schuldenfrage verknüpfen. Das Land hat den Schuldendienst zur Jahreswende eingestellt und bisher noch nicht erkennen lassen, wie es mit seinen Gläubigern - mehrheitlich Argentinier und Europäer - verfahren will.
Am schlimmsten und folgenschwersten aber ist die Tatsache, dass Argentinien immer mehr in der Rechtlosigkeit versinkt. Die Justiz ist käuflich und korrupt, eine Erneuerung von innen heraus käme einem Wunder gleich. Die fehlende Rechtssicherheit wiederum erklärt, warum ein Trittfassen der Wirtschaft nicht stattfinden kann.
Noch immer sind die direkten Auswirkungen der Krise auf das lateinamerikanische Umfeld erstaunlich gering. Allerdings belastet sie die Weiterentwicklung der südamerikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Mercosur. Das abgeschwächte Wachstum in dessen wichtigstem Mitgliedsland Brasilien hängt eng damit zusammen.
Auswandererwelle nach Europa
Europa, das wichtigste Ziel argentinischer Agrarexporte, wird die Krise am Rio de la Plata in einer besonderen Weise erreichen. Zigtausende von Argentiniern sitzen auf gepackten Koffern. Viele von ihnen haben schon jetzt italienische oder spanische Pässe, andere haben ein legales Anrecht darauf, diese zu beantragen. Sie werden ausreisen und versuchen, in der Europäischen Union Arbeit zu finden.
[img][/img] Montag, 18. März 2002; Berlin, 12:22 Uhr
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