- Wird das Bildungssystem privatisiert? - Phoenix, 19.03.2002, 20:41
- Re: wird höchste Zeit owT - R.Deutsch, 19.03.2002, 21:50
- Re: wird höchste Zeit owT - Euklid, 20.03.2002, 08:34
- arrrrrgh - völlig falsch!!!!!!!! - Tiger, 20.03.2002, 09:45
- Wie bitte? - Zardoz, 20.03.2002, 10:15
- Re: Wie bitte? - Euklid, 20.03.2002, 10:45
- Insofern... - Zardoz, 20.03.2002, 11:24
- Re: Wie bitte? - Tiger, 20.03.2002, 11:00
- Re: Wie bitte? - Tiger, 20.03.2002, 11:15
- Re: Wie bitte? - Zardoz, 20.03.2002, 11:39
- Re: Wie bitte? - Tiger, 20.03.2002, 12:31
- Re: Wie bitte? - Zardoz, 20.03.2002, 11:39
- Re: Wie bitte? - Euklid, 20.03.2002, 10:45
- Re: arrrrrgh - völlig falsch!!!!!!!! - Popeye, 20.03.2002, 10:28
- Re: arrrrrgh - völlig falsch!!!!!!!! - Tiger, 20.03.2002, 11:07
- Re: arrrrrgh - völlig falsch!!!!!!!! - Popeye, 20.03.2002, 11:41
- Sehr witzig... - Zardoz, 20.03.2002, 11:55
- Re: arrrrrgh - völlig falsch!!!!!!!! - Tiger, 20.03.2002, 11:07
- Re: arrrrrgh - völlig falsch!!!!!!!! - Euklid, 20.03.2002, 10:31
- Re: arrrrrgh - völlig falsch!!!!!!!! - Zardoz, 20.03.2002, 10:50
- Re: arrrrrgh - völlig falsch!!!!!!!! - Euklid, 20.03.2002, 12:12
- Re: arrrrrgh - völlig falsch!!!!!!!! - Euklid, 20.03.2002, 12:46
- Re: arrrrrgh - völlig falsch!!!!!!!! - Zardoz, 20.03.2002, 10:50
- Wie bitte? - Zardoz, 20.03.2002, 10:15
- "Gekaufte Meinung" auch lesen - Phoenix, 20.03.2002, 12:26
- Re:Was bekommst Du für so etwas? owT - R.Deutsch, 20.03.2002, 12:31
- Re:Was bekommst Du für so etwas? owT - Phoenix, 20.03.2002, 14:11
- Re:Was bekommst Du für so etwas? owT - R.Deutsch, 20.03.2002, 14:51
- Re:Was bekommst Du für so etwas? owT - Phoenix, 20.03.2002, 15:03
- Re:Was bekommst Du für so etwas? owT - R.Deutsch, 20.03.2002, 14:51
- Re:Was bekommst Du für so etwas? owT - Euklid, 20.03.2002, 14:51
- Re: Kapitalistenvorschlag zur Bildungsreform - R.Deutsch, 20.03.2002, 15:15
- Re: Kapitalistenvorschlag zur Bildungsreform - XERXES, 20.03.2002, 15:25
- Re: Kapitalistenvorschlag zur Bildungsreform - Euklid, 20.03.2002, 19:34
- Re: Kapitalistenvorschlag zur Bildungsreform - R.Deutsch, 20.03.2002, 15:15
- Re:Was bekommst Du für so etwas? owT - Phoenix, 20.03.2002, 14:11
- Re: - Euklid, 20.03.2002, 12:51
- Re:Was bekommst Du für so etwas? owT - R.Deutsch, 20.03.2002, 12:31
- Re: wird höchste Zeit owT - R.Deutsch, 19.03.2002, 21:50
Wird das Bildungssystem privatisiert?
Der Text stammt aus der"Zeitfrage"
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Artikel 16: Zeit-Fragen Nr. 12 vom 18. 3. 2002
Schulen zu verkaufen - made in England?
von Dr. phil. E. Gautschi, Zürich
Wünschen Sie sich für Ihre Gemeinde eine Schule, die z.B. von einem englischen Bildungskonzern eingerichtet würde? Unvorstellbar? Leider nicht! Seit die WTO das sogenannte GATS-Abkommen (General Agreement on Trade in Services) ausgehandelt hat, liegt solch eine Vision durchaus im Bereich des Möglichen. Klares Ziel dieses Abkommens ist es, längerfristig sämtliche Bereiche der öffentlichen Dienste zu privatisieren, d.h. für den freien Weltmarkt zu öffnen. Dazu gehört das Bildungswesen auf allen Schulstufen. In- und ausländische Anbieter sollen gleiche Rechte bekommen und sich bei der Vergabe von Projekten konkurrenzieren. Also zum Beispiel bei Schulhausbauten, für das Management einer teilautonomen Schule usw. Wann das geschehen soll, liegt bis jetzt noch in den Händen der einzelnen Landesregierungen. Und noch ist Zeit, diese verheerende Entwicklung zu stoppen.
Bereits jetzt rüsten sich aber Bildungskonzerne für ihr neues Marktsegment, so zum Beispiel in England. Im Januar dieses Jahres erschien in der englischen Zeitung «Guardian» ein äusserst lesenswerter Artikel. Er hat die aktuelle Situation im englischen Schulwesen zum Thema. Für den Grossteil der Bevölkerung nicht ersichtlich, vollziehen die englischen Schulen zurzeit gezielte Zwischenschritte hin zur vollständigen Privatisierung. Gleichzeitig erproben sie marktgerechte Schulmodelle, die sie auf dem Weltmarkt der Bildung verkaufen wollen. Zwar stören sich die Eltern an einem Chaos ständig wechselnder Organisations-, Umstrukturierungs- und Finanzierungsformen, sie wissen jedoch nicht, was die tatsächlichen Gründe dafür sind. Denn das darf nicht öffentlich werden; die Labour-Party will eine Konfrontation zwischen Eltern und privaten Anbietern vermeiden. Das Beispiel USA hat sie vorsichtig gemacht. Es mag erstaunen, dass gerade die Labour-Party mit Begeisterung die öffentlichen Schulen zur Privatisierung zur Verfügung stellt. Und ausgerechnet vom Europäischen Runden Tisch der Industriellen (ERT) bezog der Edelsozi Tony Blair die Idee, wie er Englands wirtschaftliche Zukunft retten wollte: Das Geschäft mit der Privatisierung sollte die zu Boden gerittenen traditionellen englischen Industriezweige ersetzen. That's it! England als künftiger Marktleader im neuen internationalen Geschäft der Privatisierung! Das musste Geld, Macht und Wählerstimmen bringen.
Bildung als Geschäft
Englische Firmen gingen nun in Länder wie Finnland, Kanada und Südafrika und verkauften dort Spitäler, Strassen, Gefängnisse und Wasserwerke made in England. So zweifelhaft diese Geschäfte waren, so brachten sie doch den erwünschten Profit. Nicht zuletzt, weil die Engländer die ersten auf dem Platz waren und konkurrenzlos ihre Geschäfte tätigen konnten. Ob sie den Bürgern des Landes auch etwas brachten, ist in dieser Denkart nebensächlich. Nun will Blair in gleicher Art ins Bildungsgeschäft einsteigen. Bis es soweit ist, dienen die Kinder in Englands Schulen als Versuchskaninchen, an denen die Regierung ihr künftiges Exportgut erproben kann. Ist das richtige Modell einmal gefunden, das am meisten Gewinne abzuwerfen verspricht, so kann es dann weltweit gehandelt werden. Vorläufig gibt es für die englischen Bildungskonzerne noch Starthilfe vom Staat, bis sie mit amerikanischen und anderen ausländischen Anbietern gleichziehen können. Ist einmal genügend Kapital und Erfahrung gesammelt, so können sie dann in die Märkte anderer Länder eindringen. Das verspricht lukrativ zu werden: Während die englischen Schulen 25 Milliarden Pfund jährlich abwerfen sollten, rechnete man mit einem amerikanischen Markt von 700 Milliarden Pfund. Weltweit geht es um Billionen, die mit dem Geschäft mit der Bildung zu verdienen sind. Grossbritannien erhofft sich, durch einen frühen Einstieg in den Bildungsmarkt eine rechte Scheibe von diesem Marktsegment abzuschneiden.
Deshalb probiert man nun munter aus: Unterschiedlichste Modelle von Privatisierung und Teil-Privatisierung werden in den Schulen nebeneinander erprobt. Aufgaben, die bisher von gewählten Behörden übernommen wurden, bieten jetzt private Firmen gegen Bezahlung an. Beispiele dafür sind die Inspektion der Schulen, Lohnzahlungen und Pensionskassen der Lehrer, Projektierung und Bau von Schulgebäuden usw., Aufgaben, die bisher von staatlichen Stellen übernommen worden waren. Damit kann schon mal ein schöner Batzen Geld verdient werden. Doch auch andere wollen sich vom Kuchen etwas abschneiden. Denn nebst den beträchtlichen Summen, welche diese Firmen für ihre Dienste einstreichen können, eröffnen sich für andere Wirtschaftszweige ebenso gewinnträchtige Möglichkeiten.
Kinder als neue Kundschaft
Es geht um die schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen, die von vielen Firmen gerne als neue Kunden geworben werden möchten. Datenbanken von Schulen sind ideale Quellen, um ins Geschäft einzusteigen. Ein Beispiel: Die bisher vom Erziehungsdepartement angebotene Berufsberatung wurde stufenweise durch eine private Agentur namens Connexions ersetzt. Einmal bei dieser Agentur registriert, bekommen die Kinder eine sogenannte Swipe card, auf welcher jedes Mal Punkte registriert werden, wenn sie bei Connexions auftauchen. Mit den gesammelten Punkten wiederum erhalten sie Rabatt auf jene Produkte, die auf der Website von Connexions aufgeführt sind. Ihre Konsumgewohnheiten werden den entsprechenden Geschäftspartnern von Connexions weitergegeben. Wie die Bildungsbeilage der «Times» letztes Jahr berichtete, sind verschiedenste Firmen erpicht darauf, hier mitzumischen und auf diese Weise eine sonst schwer zu erfassende Zielgruppe an Land zu ziehen. So haben McDonalds und das Play Station Magazine darum gebeten, Einblick zu erhalten, wie junge Leute heute ihre Zukunft gestalten wollen.
Gekaufte Meinungen
In einem anderen Beispiel wird berichtet, wie die Regierungsbehörde Scottish Enterprise 20000 Expemplare der Zeitschrift Biotechnology and you in den Schulen verteilte. Sie gab vor, ein Leitfaden für Lehrer zu sein, um den Kindern die ethische und wissenschaftliche Komplexität von gentechnisch manipuliertem Getreide nahezubringen. Aber Scottish Enterprise «vergass» die Lehrer darüber zu informieren, dass das biotechnologische Institut, welches das Magazin publizierte, von Monsanto, Novartis, Pfizer und Rhone-Poulenc gesponsert wird. Im Magazin wurde naheliegenderweise immer wieder Monsantos Behauptung angeführt, dass das bestverkaufte Herbizid weniger schädlich sei als Tafelsalz. Es attackierte auch die biologische Landwirtschaft und unterstellte, es sei unmoralisch, kein genmanipuliertes Getreide zu produzieren.
Damit ist man mit der Privatisierung der Schulen gleich mehrfach im Geschäft: Man verkauft Schulen und Bildung und erschleicht sich gleich auch noch den Zugang zu den Kindern als neuen Kundenstamm.
Wie der Widerstand ausgeschaltet wird
Man sollte eigentlich meinen, dies alles würde bei den englischen Eltern offenen Protest hervorrufen, doch leider passiert bis jetzt nichts. Kein Wunder, denn die Entwicklung ist schleichend und nicht so leicht durchschaubar; die Zielsetzungen werden den Bürgern aus Angst vor Widerstand nicht offengelegt. Denn würde man dies tun, wären Protest und Empörung die natürliche Reaktion. Niemand, der ehrlichen Herzens ist, würde es zulassen, dass die Kinder und ihre Bildung zum neuen Handelsgut werden. Mit der Bildung unserer Kinder soll künftig an den Börsen gehandelt werden wie mit Erdöl. Denn bei der Privatisierung der Schulen geht es nicht darum, das Bildungsniveau aller zu heben und die Zukunftschancen der Jugend zu verbessern. Im Zentrum steht der Profit der Firmen und eine Regierung, die hofft, ihre Exportwirtschaft zu verbessern und Wählerstimmen zu gewinnen.
Was sich in England abspielt, ist auch bei uns bereits in den Anfängen. Die Frage, ob Sie sich für Ihre Gemeinde eine Schule z.B. von einem englischen Bildungskonzern einrichten lassen möchten, ist deshalb gar nicht so verfehlt! Heute können wir noch nein sagen zu derart verfehlten und undemokratischen Entwicklungen, wir können nein sagen zu Bildungsdirektoren, die sich der Wirtschaft statt den Bürgern, die sie gewählt haben, verpflichtet fühlen. Tun wir es!
Quelle: Guardian vom 8. Januar
Artikel 16: Zeit-Fragen Nr.12 vom 18.3.2002, letzte Änderung am 18.3. 2002
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