- Protestschreiben an Welteke - Rumpelstilzchen, 25.03.2002, 17:25
- Also sind nicht nur unsere Politiker, auch unsere Notenbanker überflüssig! ;-) (owT) - Wal Buchenberg, 25.03.2002, 18:30
- Re: Fast schon rührend, wie der Mann nach jedem Goldpreisanstieg... - JLL, 25.03.2002, 18:51
- Re: Fast schon rührend, wie der Mann nach jedem Goldpreisanstieg... - Euklid, 25.03.2002, 18:54
- Re: Fast schon rührend, wie der Mann nach jedem Goldpreisanstieg... - Rumpelstilzchen, 25.03.2002, 19:54
- Re: Fast schon rührend, wie der Mann nach jedem Goldpreisanstieg... - Diogenes, 26.03.2002, 13:14
Protestschreiben an Welteke
Betrifft: Interview zu Bundesbankgold in der F.A.Z am 25.3.02
25.03.2002
Sehr geehrter Herr Welteke,
heute konnte ich in Ihrem Interview gegenüber der Frankfurter Allgemeine Zeitung von Ihren Überlegungen lesen, Gold der Bundesbank in Wertpapiere umzuwandeln, wobei Sie auch an den Erwerb von"Standardaktien" dächten.
Bereits vor wenigen Tagen äußerten Sie in einem Interview bei bloomberg Überlegungen, wie sich die Bundesbank von ihren Goldbeständen trennen könne.
Da die Bundesbank durch das sog."Washington agreement" verpflichtet ist, sich bis 2004 an eine europaweite Begrenzung der Goldverkäufe zu halten, können zur Zeit keine Verkäufe durchgeführt werden, es kann aktuell also lediglich darum gehen, die öffentliche Reaktion auf mögliche Goldverkäufe zu testen.
Ein Unterschätzen des commitments der breiten Ã-ffentlichkeit zu Gold als wesentliche Stütze und Reserve der Währung kann sich nämlich, wie bereits vor wenigen Jahren der damalige Finanzminister T. Waigel erfahren musste, als gravierender politischer Fehler herausstellen. Gold ist durch eine jahrtausende alte Tradition als Wertmaßstab fest in fast allen Kulturen dieser Welt verwurzelt. Dies gilt ganz besonders für Deutschland.
Ich darf an dieser Stelle eine am 24.2.99 in der Frankfurter Allgemeine Zeitung veröffentlichte Emnid-Umfrage zitieren:
72 Prozent der Bevölkerung sind der Meinung, dass Goldreserven für die Stabilität einer starken Wirtschaft eine wichtige Rolle spielen;
65 Prozent sind davon überzeugt, dass starke Goldreserven wesentlich zur Stärkung des für die Wirtschaft wichtigen öffentlichen Vertrauens beitragen;
75 Prozent gaben an, dass die Europäische Zentralbank (EZB) mindestens den gleichen Prozentsatz an Goldreserven, der bisher zur Stärkung der Deutschen Mark gehalten wurde, beibehalten soll.
80 Prozent sind der Meinung, dass Deutschland den Anteil der gegenwärtig von der Deutschen Bundesbank gehaltenen Goldreserven zur Stärkung der Deutschen Mark beibehalten oder erhöhen sollte.
Sollten also statt Gold Aktien in den Bestand der Notenbank genommen werden, so wäre dies ein weiterer gravierender Schritt, dass Vertrauen der Bevölkerung in ihre Notenbank zu unterhöhlen, da Aktien als historisch volatilste Form der Vermögensanlage mit der größten Tendenz zur „irrationalen Übertreibung“ (A. Greenspan, R. Shiller) nicht mit der Stabilität eines nicht beliebig vermehrbaren Assets wie Gold konkurrieren können. Während Sie in Ihrem Artikel gegenüber der FAZ den Aspekt des Renditevorteils betonen, versäumen Sie leider zu erwähnen, dass jede Rendite im Zusammenhang mit dem einzugehenden Risiko steht. Ich halte dies für einen entscheidenden Punkt, zumal vor allem meine Generation wiederholt von der Politik angehalten wird, über private Vermögensbildung zur eigenen Altersvorsorge beizutragen. Durch die Aufweichung der Reservepolitik der Bundesbank wird aber das Rückgrat jeder privaten Altersvorsorge, nämlich die Stabilität des Geldes, in frage gestellt, so dass ich in der Aufnahme von Aktien als Notenbankreserve nicht nur ein gesellschaftlich (und womöglich gesetzlich) nicht legitimiertes Vorgehen erkenne, sondern auch mein Grundrecht auf Sicherheit und die Möglichkeit der Vermögensschaffung eingeschränkt sehe.
Mit freundlichen Grüßen
Nachahmung erwünscht! mailto:
presse-information@bundesbank.de
Grüße
R.
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