- Bueso - Aktuell - dira, 25.03.2002, 23:27
Bueso - Aktuell
<h3>"Fiasko" Washingtons in Afghanistan
(Financial Times, London)</h3>
Nachdem letzte Woche offiziell in London bekanntgegeben wurde, daß die Regierung Blair weitere 1700 britische Elitesoldaten nach Afghanistan verlegen will, zog die Financial Times am 19. März eine Parallele zu dem Fiasko, das die sowjetischen Besatzungstruppen in den 80er Jahren in Afghanistan erlebten - womit das Sprachrohr der Londoner City offen der"politisch korrekten" angloamerikanischen Linie widerspricht, die US-Armee habe in Afghanistan einen"glänzenden Sieg" errungen. Die Financial Times wörtlich:"Als kürzlich die Taliban aus der afghanischen Hauptstadt Kabul und aus Kandahar flohen, zogen sich Tausende afghanische Kämpfer und die Al Qaida-Krieger, die - wie inzwischen bekannt ist - größtenteils keine Afghanen sind, ins Gebirge zurück. Mit dieser Taktik hatten es auch die Russen in ihrem 10jährigen erfolglosen Kampf gegen die Mudschahedin in den 80er Jahren zu tun".
Wie groß das militärische Problem tatsächlich ist, mit dem sich die von (dem innenpolitisch in dieser Frage zunehmend isolierten) Blair enthusiastisch unterstützten"alliierten Einheiten" in Afghanistan jetzt herumschlagen müssen, zeigt die jüngste Darstellung in der britischen Militärfachzeitschrift Jane's World Armies."Bis zu 10 000 Kämpfer" könnten sich in die Berge zurückgezogen haben, heißt es dort, und:"Es wird verdammt schwierig sein, die dort wieder herauszusieben. Aber wenn es in Afghanistan stabile Verhältnisse geben soll, müssen sie herausgesiebt werden." Unterdessen berichtete Asia Times Online am 22. März, daß die talibanischen Guerillas und al Quaida-Kämpfer jetzt im Süden Afghanistans eine weitere"Überraschung" für die angloamerikanischen Truppen vorbereiten. Ziel der geplanten Guerilla-Operation sei es, mit"breiter Unterstützung regionaler afghanischer Stämme" die Stadt Kandahar zu erobern. 1995 hatten die Taliban auch zuerst Kandahar erobert, bevor sie weiter nach Norden zogen.
Im angloamerikanischen Raum hatte es bisher nur Lyndon LaRouche gewagt, der offiziellen Propaganda vom"glänzenden Sieg" im Afghanistankrieg öffentlich entgegenzutreten und die schlichte Wahrheit zu sagen: Daß der eigentliche Krieg in Afghanistan ein langandauernder, blutiger Guerillakrieg ist, der nach dem von Washington proklamierten"Sieg" erst richtig begonnen hat; LaRouche sagte auch, daß dieser Krieg mit militärischen Mitteln nicht zu gewinnen ist, sondern nur im Rahmen einer großangelegten entwicklungspolitischen Strategie, die nicht nur das völlig verheerte Afghanistan wiederaufbaut, sondern mindestens den ganzen zentralasiatischen Raum. Die beste Lösung für Afghanistan und seine Anrainerstaaten wäre natürlich, so LaRouche, die schnellstmögliche Realisierung der"Eurasischen Landbrücke" (im Rahmen eines"Neuen Bretton-Woods"), so daß ganz Zentralasien von vornherein effektiv in die wirtschaftliche, wissenschaftliche und kulturelle Integration Eurasiens eingebunden würde, anstatt - wieder einmal - als"geopolitischer Spielball" mißbraucht zu werden.
<h3>Planen USA und Israel"Zweifrontenkrieg"?
(Jane's Foreign Report, London; Ha'aretz, Tel Aviv)</h3>
Wie der von Großbritanniens führendem Militärverlag herausgegebene Jane's Foreign Report am 19. März berichtete, arbeitet Israels Ministerpräsident Ariel Scharon derzeit an einem"Großen Plan" für einen Krieg gegen die Palästinenser. Dieser Krieg soll zeitgleich mit einem Angriff der USA gegen den Irak erfolgen, wobei Israels Führung bereits im Voraus vom genauen Zeitpunkt des amerikanischen Militärschlags informiert werden soll. Nach Ausschaltung der Palästinenserbehörde (PA) und der palästinensischen Führung werde Scharon den Palästinensern eines seiner angeblich"großzügigen" politischen Angebote unterbreiten. Die Schlüsselfrage sei natürlich, ob es in dieser Sache eine stillschweigende Übereinkunft zwischen Scharon und der Bush Regierung gebe; ähnlich der vagen Zustimmung, die der damalige US-Außenminister Alexander Haig Israel 1982 für die Invasion Libanons gab.
Der Redakteur der israelischen Oppositionszeitung Ha'aretz Gideon Samet, der seine Leser am 22. März über diesen Bericht von Jane's Foreign Report informierte, fügte hinzu, daß bei dem kürzlichen Gespräch zwischen Scharon und US-Vizepräsident Cheney im King David Hotel in Jerusalem nur eine einzige weitere Person anwesend war: Arye Genger, einer von Scharons finanziellen Unterstützern, der in der Vergangenheit für Scharon auch als direkter inoffizieller Kanal zur Bush Regierung gedient hat."Der kurz bevorstehende Angriff gegen den Irak wird von einer dicken Rauchwolke völler Lügen verschleiert", schreibt Samet; es ei"unmöglich, ein klares Bild davon zu erhalten, was diese Woche in dem entscheidenden Gespräch zwischen Ministerpräsident Ariel Scharon und US-Vizepräsident Richard Cheney vor sich ging. Laut einigen Berichten hat Cheney das strategische Konzept [Washingtons] erläutert, in dem der Irak das Hauptziel ist. Andere Berichte dementieren das. Das Gespräch währte drei Stunden. Noch nicht einmal der Verteidigungs- und der Außenminister [Israels] kennen die tatsächliche Wahrheit. Sie blieben außen vor."
Wie weit Scharon derzeit die Eskalation im Nahen Osten treibt, zeigt einerseits seine Ankündigung, Arafat zum Arabischen Gipfel am 28. März in Beirut zwar"unter bestimmten Bedingungen" aus Ramallah ausreisen zu lassen, aber keine definitive Zustimmung für seine Wiedereinreise zu geben; mehr noch allerdings die Tatsache, daß kürzlich die Einsatzbefehle der israelischen Armee geändert wurden, wie Israels Presse jetzt berichtete. Seit etwa drei Wochen hätten Scharon und seine Generäle den israelischen Soldaten befohlen, unmittelbar auf jeden bewaffneten Palästinenser zu schießen - also ohne z.B. festzustellen, ob es sich um ein Mitglied der Milizen oder der Polizei handelt. Der Grund für diese neue Befehlslage sei, so die israelischen Presseberichte der letzten Tage, daß die Militärführung das Verhältnis der auf beiden Seiten getöteten Personen zugunsten Israels verändern - also prozentual den Anteil der gefallenen Israelis verringern - wolle. Das ist offenbar Scharons Antwort auf die (wachsende) Zahl der Kritiker, die ihm vorwerfen, seine Politik der gezielten Provokation schade Israel und seinen Bürgern. Tatsächlich wurden seit Scharons Eskalationsstrategie gegen die Palästinenser mehr Israelis getötet als vorher.
Ein weiterer übler"Trick" Scharons ist sein Vorschlag, er, Scharon, solle am arabischen Gipfel in Beirut teilnehmen, um die"jetzige Position Israels zu erläutern". Abgesehen davon, daß aufgrund der täglichen Übergriffe der israelischen Armee in den besetzten Gebieten die arabischen Staats- und Regierungschefs die"jetzige Position Israels" genauestens kennen, ist Scharons Kalkül offensichtlich: Durch eine Teilnahme am Gipfel der Arabischen Liga die de facto-Anerkennung des Existenzrechts von Israel zu erreichen, ohne den Rückzug aus den besetzten Gebieten garantieren bzw. vollziehen zu müssen! Da Scharon natürlich weiß, daß die arabische Seite auf einen solchen Vorschlag nicht eingehen kann, liegt der Verdacht nahe, daß er ihn genau deswegen macht, weil er - im Verein mit Washington (siehe oben) - die Lage unbedingt eskalieren will.
<h3>"Huntington operiert so wie Hitler"
(Neue Solidarität, Arno Grün)</h3>
In ihrem Kurzbericht über eine Tagung der Evangelischen Akademie in Tutzing vom 15.-16. März veröffentlichte die Wochenzeitung Neue Solidarität in ihrer neuesten Ausgabe die Ansicht des Züricher Psychiaters Arno Grün, der auf dieser Tagung dargelegt hatte, daß man zum Verständnis der Thesen des Harvard-Professors Samuel Huntington über den"Kampf der Kulturen" auf die Schriften und Reden Adolf Hitlers und des den Nazis nahestehenden Juristen Carl Schmitt zurückgreifen müsse. Die entscheidende Frage, so Grün, sei der"Feind-Aufbau", womit Schmitt die Erzeugung eines Feindbildes umschrieb.
Hitler, so Grün, habe seine Feinde auf der Basis rassischer und"genetischer" Merkmale definiert, Huntington tue es auf Basis der"Kultur". Beiden gemeinsam sei die Überzeugung, daß man ohne ein"Haßobjekt" keine eigene Identität aufbauen könne. Das Feindbild funktioniere nur, wenn sich die Individualität in der Masse auflöse, die dann zum Haßobjekt werde. Der wesentliche Unterschied zwischen Hitler und Huntington bestehe darin, daß letzterer"abstrakter" sei, sagte Grün weiter. Man könne den Zusammenhang besser verstehen, wenn man sich mit den Ideen des"Nazi-Ideologen" Carl Schmitt auseinandersetze, der behauptete, nur die Erkenntnis des Feindes sei der erste Schritt zur Selbsterkenntnis. Auf exakt diesen Zusammenhang zum besseren Verständnis der politischen Absichten der finanzoligarchischen Interessen, die Huntington, Kissinger, Brzezinski etc. als ihre Sprachrohre benutzen, hatte LaRouche in seinem bahnbrechenden Aufsatz"Brzezinski und der 11. September" hingewiesen, der Anfang dieses Jahres veröffentlicht und inzwischen weltweit intensiv zirkuliert wurde.
Wie die Neue Solidarität weiter schreibt, berichtete auf derselben Veranstaltung in Tutzing über den"Zusammenstoß der Kulturen" der katholische Theologe Karl-Josef Kuschel aus Tübingen, in Deutschland steige derzeit das Interesse an Lessings Nathan der Weise als wichtigstem deutschen Beitrag für einen"Trialog" zwischen Christentum, Islam und Judentum. Lessings Werk sei von enormer Bedeutung besonders in einer Zeit, in der ein Dialog unter den Religionen so dringlich geworden sei. Es sei das einzige wirklich bedeutsame Werk in deutscher Sprache, das die positive Beziehung zwischen den drei monotheistischen Religionen aufzeige. Andere wichtige Werke von Goethe, Rückert, Heine u.a. konzentrierten sich lediglich auf den Umgang von Christentum und Islam oder der deutschen Kultur. Kuschel hatte sich kürzlich vier Tage lang am Institut für den Dialog der Zivilisationen in Teheran aufgehalten und äußerte sich besonders angetan von den Beiträgen des iranischen Präsidenten Khatami in dieser Beziehung.
Quelle
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