- Streiken schafft Arbeitsplätze....... - le chat, 25.03.2002, 21:43
- nicht schlecht! owT - YIHI, 25.03.2002, 22:05
- Wer meint, in Asien wird nicht gestreikt....! (owT) - Wal Buchenberg, 26.03.2002, 06:54
- Warnstreiks: Die Gewerkschafter fühlen sich von der Regierung betrogen... - Wal Buchenberg, 26.03.2002, 08:15
Warnstreiks: Die Gewerkschafter fühlen sich von der Regierung betrogen...
"Die Warnstreiks, die am Montag in Ostdeutschland anliefen, dienen der IG Metall vor allem als Kulisse, um mit den regierenden Sozialdemokraten abzurechnen. Die Gewerkschafter fühlen sich betrogen. (...)
Das traditionell gute Verhältnis zwischen den Gewerkschaften und der SPD ist derzeit tief zerrüttet - das war bei den Warnstreiks der IG Metall am Montag in Ostdeutschland nicht zu überhören.
Anders als in früheren Jahren dienen die Streiks diesmal nicht in erster Linie als Konflikt-Forum für die Tarifparteien, sondern als Kulisse für ein Drama um enttäuschte Liebe und Hoffnungen. Dass die IG Metall dieses Theater ausgerechnet in Ostdeutschland uraufführt, hat vor allem einen Grund: In den neuen Ländern gibt es besonders viele Wechselwähler. Und wenn diese Unberechenbaren ihren Unmut lauthals äußern, so das Kalkül der Gewerkschaft, schwenken die in Berlin vielleicht doch noch auf ihre Linie ein.
Ausgelöst hat den Zank der Cheftheoretiker der IG Metall Klaus Lang. In seinem Papier holte der Anfang Februar zum Rundumschlag gegen die Sozialdemokratie aus:"Das zentrale Projekt Konsolidierung hat nicht zu Arbeit und Innovation beigetragen", heißt es dort. Es sei den Gewerkschaftern zudem"völlig egal, ob das Ziel 2006 oder 2008 erreicht wird". Die Steuerreform verringere die Verteilungsgerechtigkeit, die Rentenreform sei"kein Mobilisierungsfaktor im Blick auf eine Wiederwahl" und behalte ihr"Janusgesicht". Und das Bündnis für Arbeit, so Lang, sei gescheitert, mangels gemeinsamer Visionen über die Reform des Sozialstaates und die Zukunft der Erwerbsarbeit.
Kein Zeichen der Besserung
Zeichen der Besserung sieht Lang nicht. Die Basis für die Wahlkampagne der SPD, das Strategiepapier Franz Münteferings, sei"ein auf den ersten Blick nichts sagendes, mit Leerformeln und teilweisen Unsinnsätzen operierendes Dokument ohne inhaltliche Konkretisierung und parteiliche Orientierung künftiger Politik." Diese"beliebige und schwammige, nichts sagende und nach allen Seiten offene" Politik sei kaum mehr unterscheidbar von jener der Konservativen;"bestenfalls geeignet, Langeweile, im schlimmsten Fall Ablehnung und Wahlenthaltung in der Arbeitnehmerschaft hervorzurufen".
An der Basis trifft Lang mit solchen Tiraden auf offene Ohren."Die moderate Lohnpolitik, die Schröder unterstützt, hat keine weiteren Arbeitsplätze gebracht", klagt Matthias Buchhorn von der IG Metall Zwickau, der bei Volkswagen, dem Hauptarbeitgeber der Region, die Streik-Fäden zieht."Was ist angesichts dieser Politik die Alternative?", fragt er. Und liefert die Antwort gleich mit:"Nicht wählen."
Von der SPD erhoffen sich die VW-Arbeiter kaum noch etwas. Von der IG Metall aber offenbar auch nicht mehr. Dem Warnstreikaufruf folgen nur wenige. Morgens um 3 Uhr hat Buschhorn den Aufruf zum Warnstreik im Werk verteilt. Rund 4000 Warnstreiker hat er erwartet, gekommen ist die Hälfte; Ein paar IG Metall-Fahnen werden geschwenkt, die Azubis fordern"mehr Liebe und Verkehr, die 35 Stunden Woche muss her". Nach 75 Minuten ist der Aufmarsch beendet. (...)“
Aus: Financial Times Deutschland, 26.3.2002
<center>
<HR>
</center>

gesamter Thread: