- Venedig, Berlin, Madrid zapfen den Kapitalmarkt an - marsch, 26.03.2002, 18:48
Venedig, Berlin, Madrid zapfen den Kapitalmarkt an
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26/03/2002 06:03 CET, Bloomberg.de
London, 22. März (Bloomberg) - Berlin, Venedig, Madrid und die Toskana sind nur einige der Kommunen und Regionen, die mit internationalen Anleihen am Kapitalmarkt auftreten. Sie übernehmen einen Teil des öffentlichen Finanzierungsbedarfs ihrer Staaten.
Auch wollen sie die niedrigen Kapitalkosten festschreiben, bevor die Zinsen wieder steigen. Der jüngste Länderjumbo, eine Gemeinschaftsanleihe einiger deutscher Bundesländer, wies eine Rendite von 4,11 Prozent auf. Das ist ein Rekordtief und liegt nur 0,24 Prozentpunkte über der Rendite deutscher Bundesanleihen mit ähnlicher Laufzeit. Für ihre erste Anleihe mussten die Länder im Jahr 1996 noch eine Rendite von 6,49 Prozent, 0,17 Prozentpunkte über den Bundesanleihen, bieten.
Die Toskana will im Mai zum ersten Mal mit einer internationalen Anleihe an den Markt kommen. Nordrhein-Westfalen hat schon letzte Woche 2 Mrd. Euro am Kapitalmarkt besorgt. Venedig begab in den letzten Tagen eine zehnjährige Anleihe im Volumen von 115 Mio. Euro. Und Berlin platzierte Anfang des Monats für 250 Mio. Euro Bonds mit Fälligkeitstermin 2006.
Die Anleger rechnen damit, dass die amerikanische Notenbank als erste die Zinsen anheben wird. Die Europäische Zentralbank dürfte folgen. Aus den Zinsterminkontrakten ist abzulesen, dass die Marktteilnehmer erwarten, dass die EZB die Zinsen dieses Jahr um über einen Prozentpunkt und die Federal Reserve ihren Zielzinssatz um 1,25 Prozentpunkte erhöhen wird.
"Eine ganze Reihe großer Emittenten wie die deutschen Bundesländer greifen weniger auf Bankkredite und Privatplatzierungen zurück, sondern beschaffen sich das Geld am internationalen Kapitalmarkt. Sie nutzen die niedrigen Zinsen und günstigen Marktbedingungen," beobachtet Carol Sirou, Analystin bei S&P in Paris.
Da die Kommunen zunehmend selbst den Kapitalmarkt anzapfen, nehmen sie den nationalen Regierungen einen Teil des Finanzierungsbedarfs ab, erklären die Analysten und Investoren."Bei den Anleiheemissionen ist eine zunehmende Autonomie festzustellen," konstatiert George Johnston, Analyst bei Barclays Capital."Viele Regionen und Kommunen haben auch Bonitätsnoten."
Sachsen-Anhalt wird diese Woche mit einer zehnjährigen Anleihe im Volumen von einer Milliarde Euro an den Markt kommen, berichtet Mirko Santucci bei Scudder Investments AG in Zürich. Bisher hat das Land Anleihen im Volumen von 12,3 Mrd. Euro im Umlauf, davon hatten sieben Emissionen ein Volumen von einer Milliarde Euro oder mehr."Der Markt für Länder- und Kommunalanleihen hebt stark ab," freut sich Paul Lavelle, Fondsmanager bei Fidelity Investment Service."Es ist immer gut, neue Namen ins Portefeuille aufzunehmen." Der Fondsmanager überlegt, einige Sachsen-Anhalt-Anleihen zu kaufen.
Die Renditen von Staatsanleihen steigen in der Regel, wenn der Markt höhere Leitzinsen erwartet. Das treibt auch die Renditen der Unternehmensanleihen nach oben, denn diese weisen in der Regel einen Risikoaufschlag gegenüber den Staatsanleihen gleicher Laufzeit auf."Der Markt wird ein höheres Renditeniveau testen," schätzt Alex Alcaraz, Fondsmanager bei Gescaix in Barcelona."In Europa und in den USA wird sich die Konjunktur schneller erholen als erwartet."
Die meisten Regionen in Westeuropa haben die selben Bonitätsnoten wie ihre Staaten oder ein bis zwei Stufen niedriger. Brandenburg hat beispielsweise ein erstklssiges"AAA" von Fitch, genauso wie Deutschland. Standard and Poor's hat indes ein"AA" vergeben, zwei Stufen niedriger. In Italien haben einige Regionen sogar ein besseres Rating-Urteil als das Land. Venedig hat beispielsweise bei Moody's ein"Aa2", eine Stufe besser als Italien.
Angesichts der guten Bonitätseinschätzungen weisen die Kommunal- oder Länderanleihen keine hohe Risikoprämie auf. Der jüngste Länderjumbo rentiert bei 4,63 Prozent nur 14 Basispunkte über deutschen Bundesanleihen und 8 Basispunkte unter entsprechenden italienischen Staatsanleihen.
"Solche Anleihen können als Anlagealternative interessant sein. Eine höhere Rendite erzielen die Anleger aber bei nicht staatlichen Anleihen, insbesondere mit Unternehmensanleihen. Diese weisen auch eine größere Dynamik auf, wenn die Konjunktur wieder anspringt," betont Alcaraz.
Sein Kollege Santucci setzt aber auch für die Zukunft auf Anleihen europäischer Kommunen und Regionen."Sie bringen Stabilität," erklärt er."Langfristig werden wir in Europa einen Markt für Kommunalanleihen haben, der es durchaus mit dem US-Markt aufnehmen kann."
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