- Mal was anderes aus Israel. Wuensche ein frohes Osterfest gehabt zu haben. - XERXES, 02.04.2002, 12:08
- Re: Mal was anderes aus Israel. Wuensche ein frohes Osterfest gehabt zu haben. - SonSon, 02.04.2002, 13:16
Mal was anderes aus Israel. Wuensche ein frohes Osterfest gehabt zu haben.
Bin mal gespannt, wann die Herren Spiegel und Friedmann wieder zur deutschen Auslaenderpolitik aeussern.
(Aus: Juedische Allgeimene Zeitung)
Ausländer raus?
Arbeitsminister Benisri (Schas) will Gastarbeiter ausweisen
Sie heißen Brenda oder Maria und stammen von den Philippinen. Täglich kann man sie spätnachmittags auf dem Ben Gurion- oder Chen Boulevard in Tel Aviv beobachten, wie sie langsamen Schrittes israelische Rentner beim Spazierengehen begleiten. Sie gehören zu den laut Innenministerium rund zweihundertfünfzigtausend ausländischen Arbeitern in Israel.
Die Brendas und Marias sind vergleichsweise privilegiert: oft leben sie bei ihren Schutzbefohlenen und können mit ihrem Monatslohn von umgerechnet rund sechshundert Euro ihre Familien zu Hause unterstützen. Nicht wenige haben sogar ihre Angehörigen nachkommen lassen; man sieht mittlerweile viele philippinische Kinder inmitten der täglichen Seniorenkarawane herumtoben.
Vor allem: Die philippinischen Altenpflegerinnen leben legal in Israel. Damit stellen sie eine Minderheit unter den Gastarbeitern dar, von denen nur etwa hunderttausend gültige Papiere haben. Die anderen sind Illegale. Entweder lief ihre Arbeitserlaubnis ab und sie blieben. Oder sie bezahlten bis zu umgerechnet zehntausend Euro"Vermittlungsgebühr" an Schlepperbanden. Viele tauchen irgendwann einfach unter und hausen dann in den heruntergekommenen Quartieren rund um den alten Busbahnhof von Tel Aviv, wo in den vergangenen zehn Jahren so etwas wie eine exterritoriale Gastarbeiterenklave entstanden ist, die für Israelis nach Einbruch der Dunkelheit als"No-Go-Area" gilt.
Gelegentlich unternimmt die Polizei dort Razzien, um denjenigen Politikern einen Gefallen zu tun, die die ausländischen Arbeiter als"tickende demographische Zeitbombe" betrachten. Arbeitsminister Schlomo Benisri von der Schas-Partei ist so einer."Ich verstehe wirklich nicht, warum mir in einigen Restaurants eine schlitzäugige Person mein Essen bringen muß," erklärte der Politiker der Zeitung Jedioth Achronot. Angesichts der konjunkturellen Talfahrt und steigender Arbeitslosenzahlen lautet Benisris simple Rechnung: Schickt man die Viertelmillion ausländische Arbeiter wieder nach Hause, haben alle zweihundertfünfzigtausend registrierten arbeitslosen Israelis einen neuen Job. Prompt ordnete Benisri sein Ministerium an, nicht nur ab sofort keine neuen Arbeitsgenehmigungen für Ausländer mehr auszustellen, sondern auch pro Monat mindestens tausend Gastarbeiter des Landes zu verweisen. Batya Carmon, die Direktorin der Visa-Abteilung im Innenministerium, setzte noch einen drauf. Sie behauptet, daß sich das Ausländerproblem ganz von alleine lösen würde,"wenn jeder israelische Staatsbürger zu einer Geld- oder Gefängnisstrafe verurteilt werden könne, der eine illegale rumänische oder philippinische Putzfrau beschäftigt." Die für ihre Pedanterie berüchtigte Beamtin verweigerte im August 2001 bekannten Musikern aus Nigeria die Einreise für eine Tournee mit dem Argument, daß sich die hier lebenden Arbeiter aus Afrika sonst"wie zu Hause fühlen und wir so etwas unter keinen Umständen wollen."
Kritiker unterstellen Benisri und Carmon eine rassistische Grundhaltung. Der Soziologe Ephraim Tabory von der Bar Ilan-Universität sieht dies auch in der Schas-Ideologie begründet:"Die eigentliche Agenda lautet, die jüdische Identität des Staates zu bewahren. Und eines der Themen, das der Schas-Partei wirklich Sorgen bereitet, sind die ausländischen Arbeiter, die bleiben wollen, die ihre Kinder in jüdische Schulen schicken und damit ein Teil der jüdischen Gesellschaft werden könnten." Untersuchungen zufolge, wollen 23 Prozent der Gastarbeiter in Israel bleiben. Für die Schas-Leute ist das ein Alptraum.
Pikanterweise deckte gerade jetzt die Zeitung Haaretz Verbindungen zwischen Benisri und Agenturen auf, die Gastarbeiter en masse"importieren": Der Bauunternehmer Mosche Sela, ein persönlicher Freund des Schas-Politikers, hatte beim Arbeitsministerium eine Sondergenehmigung erwirkt, trotz des Anwerbestopps weiterhin ausländische Arbeitskräfte ins Land zu holen. Sela betreibt eine Agentur, die gegen Kommission Gastarbeiter an andere Bauunternehmen vermittelt. Dank seines guten Drahtes zum Arbeitsministerium erhielt Sela vor der Konkurrenz Informationen über die Zuteilung von Arbeitsgenehmigungen im Baugewerbe. Seine Agentur konnte so frühzeitig das erlaubte Kontingent Ausländer rekrutieren und sie gegen eine deftige Gebühr an andere Bauunternehmer weitervermitteln. Dafür spendeten Sela und andere Arbeitsvermittler reichlich an die religiöse Organisation Or HaChaim, die von Benisris geistigem Mentor Rabbi Reuven Elbas geleitet wird. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Zehn Prozent aller Arbeitskräfte in Israel sind Ausländer. Doch eine Integration dieser Menschen scheint für die Mehrheit der Israelis und ihrer Politiker zur Zeit noch ein Tabuthema zu sein. Hamas, Al-Aksa-Brigaden und der islamische Djihad dagegen haben zwischen ausländischen Arbeitern und Israelis noch nie einen Unterschied gemacht. Seit dem Beginn der Selbstmordattentatsserie starben nicht wenige Gastarbeiter. Zuletzt fanden gemeinsam mit mehreren Israelis auch zwei Philippinas Anfang Dezember 2001 in Haifa den Tod, als sich ein Palästinenser in einem Linienbus in die Luft sprengte.
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