- börsen in katastrophenstimmung - Cujo, 06.04.2002, 13:38
- Re: börsen in katastrophenstimmung - Emerald, 06.04.2002, 17:26
börsen in katastrophenstimmung
"Katastrophenstimmung" an den Börsen
(Frankfurter Allgemeine Zeitung)
Die wachsende Kriegsgefahr im Nahen Osten, gekoppelt mit dem seit fünf Tagen andauernden Kurssturz an den internationalen Aktienmärkten sowie den sich gerade jetzt in Deutschland häufenden Pleiten großer, traditionsreicher Unternehmen der Realwirtschaft (Holzmann, Dornier, Herlitz), und die absurde Neigung deutscher Politiker, den im Zuge der Kirch-Pleite um ihre fetten Pfründe fürchtenden Fußballprofis mit Steuergeldern finanziell unter die Arme zu greifen, hat das ganze Geschwätz vom"beginnenden Aufschwung" verstummen lassen und eine politische Stimmung erzeugt, in der selbst in Zeitungen, die wie die FAZ einen ausgesprochenen Hang zu extremem Wirtschaftsliberalismus pflegen, hier und da die Wahrheit durchscheint.
So geschehen am 4. April in dem Beitrag des Zürcher FAZ-Korrespondenten Heinz Brestel (Die Macht des Schicksals), in dem berichtet wird, daß die"Stimmung sowohl in Amerika als auch in Europa - vorsichtig ausgedrückt - nur noch 'gedämpft'" ist, und es nach Ostern an den internationalen Anlagemärkten gar Ansätze für eine"Katastrophenstimmung" gab. Dabei habe noch vor wenigen Monaten"alles so schön" ausgesehen, doch"wieder mal" sei"alles ganz anders gekommen, als zu Jahresanfang gedacht". Für ein Blatt wie die FAZ ist das schon fast eine revolutionäre Feststellung.
Einen Ausweg hat Brestel (natürlich) nicht anzubieten; allenfalls etwas Galgenhumor: So hätte ein zu Jahresanfang"viel zu optimistisch" beratender Schweizer Vermögensverwalter es bei der Beantwortung entsprechender Vorwürfe"mit Verdi versucht: 'Das ist einfach Macht des Schicksals'. Bei einem deutschen Musikkenner, so erzählt man sich schmunzelnd in Zürich, kam er freilich an die falsche Adresse. Der sagte dem Berater: 'Lieber Freund, Leonore singt in Verdis Oper die Friedensarie. Aber was kam am Ende dabei heraus? Die Katastrophe'. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen", so Brestels lakonisches Fazit.
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