- Gogos, Krugman - es wird immer heller ;-) - silvereagle, 08.04.2002, 20:32
Gogos, Krugman - es wird immer heller ;-)
Für alle, die nicht ohnehin gelegentlich"fremdgehen" ;-) bei den Systemfehlern, hier ein kleines Elaborat vom Silberadler. (Die Bezugnahme auf diverse andere Postings und ein durchaus interessanter Thread kann ebendort nachvollzogen werden).
Gruß, silvereagle
Geschrieben von silvereagle am 07. April 2002 01:24:10:
Hallo Leute,
der Silberadler hat den Rat von Oldy beherzigt und sich tiefergehend mit dem"System" einerseits und der Gesell-Theorie andererseits auseinandergesetzt.
Ich fasse meine Gedanken mal zusammen:
1.) Den Freigeld-Denkern geht es darum, dass Menschen ein Geld benutzen, welches sie möglichst schnell wieder ausgeben müssen, um davon"etwas Zählbares" zu haben.
Mit anderen Worten: Es soll ein Gut geschaffen werden, welches für die Menschen als besonders wertvoll gilt, aber sobald sie es haben, sollen sie es auch schon wieder so schnell wie möglich ausgeben wollen. Weil dann die Wirtschaft boomt, der Handel gefördert wird usw.
Liebe Freigeldgemeinde, könnt Ihr da zustimmen?
2.) Warum ist Geld"wertvoll"? Was ist Geld?
Mycroft schrieb:
>Geld hat nur solange einen Wert, wie es"weitergeht". Du bist immer von der Gemeinschaft abhängig
Das ist insofern richtig, als Dinge wie"Geld","Märkte","Wirtschaft" Ergebnisse von individuellen Interaktionen sind. Ohne eine *Mehrheit* von Individuen folglich auch kein"Geld".
Aber zurück zur eigentlichen Frage: Geld ist nichts anderes als ein Synonym für"höchste Liquidität" - das erklärt auch seinen hohen (Stellen-)Wert in einer materiellen Welt mit individuellen Wesen. Mit Geld kann man alles kaufen, was käuflich erwerblich ist. Jede Ware"notiert" in Geld (was auch immer für eine Einheit, also Dollar, Euro, Unze Gold oder Gogos dafür verwendet wird); somit wird das Geld zum Wertmaßstab, für alles, was in Geld ausgedrückt werden kann. Dies ist nur möglich, wenn eine weitreichende Akzeptanz bzw. Vertrauen in dieses Geld besteht.
Da es mehrere Arten von Geld gibt bzw. geben kann, ist Geld letztlich nichts anderes als eine Ware: Sie wird aus verschiedendsten Gründen von Individuen nachgefragt.
Mycroft schrieb:
>Wenn ich sein Gleichnis weiterspinnen darf: Diese"Marken", die er fürs Babysitten verteilt, sind halt immer in ihrem Wert von der Bereitschaft der nächsten Generation zum Babysitten abhängig.
Auch. Aber in erster Linie von der Bereitschaft der Individuen, diese Scheine als Gegenleistung für erbrachte Leistung zu akzeptieren. Mit Reichsmark konnte man 1938 Brot kaufen. Dass sie heute nichts mehr wert sind, hängt aber nicht daran, dass die Menschen kein Brot mehr essen würden. Vielmehr daran, dass heute niemand mehr diesen wertlosen Fetzen Papier als Gegenleistung akzeptieren würde ;-)
3.) Individuen versus Kollektiv - und dazwinschen das Geld
Mycroft schrieb:
>Wenn es nur Individuen gibt-wie Silvereagle meint-kann es dann Geld geben? Ich denke nein.
Ich meine, Deinen Gedankengang zu verstehen, mycroft: Weil jedes Individuum räumlich und zeitlich begrenzt ist, und zwischen ihnen keine"natürliche" Verbindung besteht, kann folglich auch niemals so etwas wie"Gemeinschaft","Gesellschaft" oder sonstwie bezeichnetes"größeres Ganzes" bestehen, was nichts anderes als ein Synonym für"Kollektiv" ist. Wenn es folglich auch keine"kollektive Akzeptanz" von irgendetwas geben kann, würde das"Geld" seine wichtigsten und ureigensten Eigenschaft verlieren; siehe oben.
Nun, wenn das (in etwa) Deine Sichtweise ist, so verstehe ich jedoch nicht, warum daraus folgen sollte, dass es keine Waren mit ausserordentlich hohem Akzeptanzgrad geben sollte. Auch ohne den Kunstgriff auf ein"Kollektiv" kann man messen, ob eine Ware für eine große Mehrheit von Individuen diese Eigenschaften erfüllt. Wenn ja, ist Geld vorhanden. Hier und jetzt.
4.)"Wie verkaufe ich meine Ideen möglichst gewinnbringend?"
>If people would only take it seriously--if they could only understand that when great economic issues are at stake, whimsical parables are not a waste of time but the key to enlightenment--it is a story that could save the world. [aus dem Krugman-Artikel zitiert]
Sorry, aber hier MUSS einfach Widerspruch kommen. Ich persönlich habe es mir abgewöhnt, nach"Heilslehren" zu suchen, die"alle Probleme lösen" bzw."die Welt retten". Genau darin liegt - aus meiner Sicht - der eigentliche Quell für all das Unrecht und Leid, was sich Menschen angetan haben: der Kollektivismus, diese süsse Versuchung, die Komplexität individuellen Verhaltens zu vereinfachen und daraus fatale Schlüsse abzuleiten:
"Wenn nur alle gut und brav sind, dann können WIR die Welt retten. Also müssen wir nur dafür sorgen, dass endlich ALLE gut und brav werden." Da dieses Ziel natürlich das ALLERHÃ-CHSTE sein muss (wer würde nicht gern in einer"guten" Welt leben?), ist folglich auch JEDES Mittel recht, um dieses Ziel zu erreichen. Und worin kulminiert diese Einstellung? Im Satz"WIR MÜSSEN DIE WELT VERÄNDERN".
Das geht aber nur durch (gewaltmässig abgesicherten) Eingriff in die Angelegenheiten anderer Menschen. Immer.
Persönliche Meinung vom Silberadler: Was Herr Krugman schreibt, ist wohldurchdacht, und es besteht aus meiner Sicht kein Grund, seine Vorschläge zu verbieten oder zu bekämpfen. Jeder soll frei sein, daran teilzuhaben oder es zu lassen.
Aber wenn jemand die"kollektivistische Karte" spielt, dann sollte man vorsichtig sein. Meiner bescheidenen Erfahrung nach handelt es sich dann ziemlich sicher um jemanden, der zur Durchsetzung SEINER eigenen Ziele letztlich auch nicht davor zurückschreckt, anderen seinen Willen aufzuzwingen.
Immun dagegen wird man aber erst dann, wenn man die Lüge vom Kollektiv durchschaut hat. Und lieber selbst"anpackt", um die eigene Umwelt zu verbessern, als andere dazu zu zwingen, mitanzupacken.
Gruß, silvereagle
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