- Sind Gogos und Freigeld *Falschgeld*? Aber nichten! - Wal Buchenberg, 09.04.2002, 16:40
- Re: Gehen Gogos - silvereagle, 09.04.2002, 17:00
- Gogos sind kein Freigeld - Diogenes, 09.04.2002, 18:05
Sind Gogos und Freigeld *Falschgeld*? Aber nichten!
Freigeld = Falschgeld? Aber nein!
R. Deutsch setzt hier viel Energie in den versuchten Nachweis, dass Freigeld, Privatgeld oder Gogos Falschgeld seien.
Ich bin kein Anhänger von Freigeld und Gogos, aber ich finde die Kritik von R. Deutsch neben dem Punkt.
1. Warum ist Freigeld kein Falschgeld?
Eine Fälschung ist doch etwas, das sich als etwas anderes ausgibt, als es ist.
Da Freigeld das offizielle Geld nicht nachahmt und jeder, der es in die Hand nimmt, weiß, dass es kein offizielles Zahlungsmittel ist, ist Freigeld auch kein Falschgeld.
Wer spitzfindig ist, kann aber unser offizielles Geld als Falschgeld bezeichnen, insofern es an Kaufkraft verliert, obwohl immer noch 100 Euro draufsteht. Sofern jedoch die Teuerungsrate allgemein bekannt ist, würde auch hier der Begriff „Falschgeld“ nur bedingt zutreffen, weil keine Täuschung vorliegt.
2. Gehen Gogos?
Wenn Oldy mindestens einen Abnehmer gefunden hat, mit dem er weder bekannt, noch verwandt, noch verschwägert ist, und der seinen Gogo als Zahlungsmittel akzeptiert, dann hat Oldy praktisch bewiesen, dass Gogos funktionieren können. Die prinzipielle Kritik „Gogo geht nicht“ ist damit praktisch wiederlegt und vom Tisch.
Was zu analysieren bleibt, ist dann die Frage, unter welchen Bedingungen Gogos gehen und unter welchen nicht. Unter welchen Bedingungen Gogos gehen, das können Oldy und seine Anhänger am besten praktisch und theoretisch beantworten. Ich habe aber ein paar Vermutungen, unter welchen Bedingungen Gogos nicht gehen:
3. Funktionieren Gogos als Lohnzahlung?
Ich bin ziemlich sicher, dass Lohnarbeiter heftig protestieren werden, wenn ihr Arbeitgeber ihnen plötzlich Gogos als Lohn anbietet. Lohnarbeiter wollen ein allgemeines Zahlungsmittel, das in der Lage ist, den gesamten Umkreis der Warenwelt zu kaufen. Das ist schließlich eine der wenigen Freiheiten, die der Kapitalismus uns Lohnarbeitern bietet.
Sofern Lohnarbeiter Geld als Lohn bekommen sollen, das nur in bestimmten Geschäften oder bestimmten Wohngegenden gültig ist, kommen sie sich zurecht betrogen vor. Es ist schon schlimm genug, wenn Lohnarbeit mit nicht konvertierbarer Währung bezahlt wird. Gogos sind in ihrer Wirkungen noch viel schlimmer, weil der Geltungskreis der Gogos noch viel kleiner ist als so ein Staatsgebiet mit nichtkonvertierbarer Währung.
Falls diesen Lohnarbeitern dann von den Vorteilen der Gogos vorgeschwärmt wird, dass die Gogos einen kalkulierten Wertverlust haben und keinen unberechenbaren Wertverlust wie beim offiziellen Geld, wird die Antwort wohl sein:
Ich bin sowieso froh, wenn mein Lohn bis zum Monatsende reicht. An Wertverlust des Geldes brauche ich da nicht zu denken! Und im übrigen, wenn die Inflation des Geldes an der Kaufkraft meines Lohnes frisst, dann habe ich durchaus ein Mittel, mich zu wehren: Ich fordere von dir, meinem Arbeitgeber, mehr Lohn. So können wir Lohnarbeiter dem Wertverlust unseres Geldes auch ohne Gogos entgegenarbeiten!
Ich denke, kein Lohnarbeiter wird freiwillig Gogos als Lohn akzeptieren. (Angeblich sollen die Gogos und alles Freigeld aber ohne Zwang in Umlauf gebracht werden.)
Ich denke, daraus kann man schließen, dass Gogos und Freigeld nicht als Lohnzahlung funktionieren. Sie fallen damit für rund 60 % des Warenumsatzes (=Lohnanteil am BIP) und für rund 90 % der Bevölkerung, für die der Lohn ihre Geldbezugsquelle ist, als Zahlungsmittel aus.
Gruß Wal Buchenberg
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