- Es gibt auch noch triviale Nettigkeiten: - XERXES, 10.04.2002, 15:47
Es gibt auch noch triviale Nettigkeiten:
Bern, 10. Apr (Reuters) - Die Schweizer Regierung wird ihren Botschafter in Deutschland, Thomas Borer, abziehen. Borer, der in den vergangenen Tagen wegen eines angeblichen Seitensprungs in die Schlagzeilen der Boulevardpresse geriet, soll Ende April in das Außenministerium in Bern versetzt werden.
Außenminister Joseph Deiss sagte am Mittwoch in Bern, Borer sei als Botschafter der Schweiz in Deutschland"leider nicht mehr tragbar". Die Regierung (Bundesrat) habe diese Entscheidung nach langer Diskussion gefällt. Dabei habe sich die Regierung einzig von der Frage leiten lassen, ob Borer"unter den gegebenen Umständen seine Aufgaben noch würdig und mit der nötigen Gelassenheit und glaubwürdig erfüllen könne", sagte Deiss. Diese Frage sei unabhängig vom Wahrheitsgehalt der in der Boulevardpresse veröffentlichten Geschichten über das Privatleben Borers zu beantworten gewesen.
Die Illustrierte"Bunte" bringt in ihrer neuen Ausgabe ein Interview mit einer Parfümverkäuferin aus Berlin, die nach eigenen Angaben eine Affäre mit Borer hatte. In dem Interview schildert die Frau ausführlich und detailreich ihre angeblichen Begegnungen mit dem Botschafter, bei denen es nur um Sex gegangen sei. Die Schweizer Zeitung"SonntagsBlick" hatte bereits am Oster-Sonntag von dem angeblichen Seitensprung des 44-jährigen Botschafters mit der zehn Jahre jüngeren Berlinerin berichtet. Borer, der sich mit seiner Frau Shawne Fielding im Urlaub auf Mauritius befand, dementierte dies. Er warf dem Ringier-Verlag, in dem der"SonntagsBlick" erscheint, vor, eine Kampagne gegen ihn zu veranstalten.
Außenminister Deiss erklärte, er habe Borer seine Entscheidung bereits am Dienstag mitgeteilt. Der Botschafter habe es aber"leider abgelehnt", selbst um seine Versetzung auf einen anderen Posten zu ersuchen."Er hat konsensuale Lösungen ausgeschlagen." Der Botschafter habe auch"Anweisungen zu Sprachregelungen missachtet". Persönlich bedauere er die entstandene Situation, sagte Deiss. Weder er selbst noch der Bundesrat hätten die Entscheidung"unter Druck der Medien" gefällt.
Borer und seine Frau waren zu schillernden Mitgliedern der Berliner Gesellschaft geworden. Der Botschafter hatte erst kürzlich den"Orden wider den Tierischen Ernst" erhalten. Seine Frau, ehemalige Schönheitskönigin des US-Bundesstaates Texas, zeigte sich bei gesellschaftlichen Ereignissen gern in freizügigen Abendroben. Vor einem Jahr löste die 32-Jährige eine kleine Affäre aus, als sie kurz vor Eröffnung der neuen Schweizer Botschaft in Berlin für eine Fotoserie unter anderem im engen roten Minirock auf dem Dach des Gebäudes vor einer wehenden Schweizer Fahne posierte.
In der Schweiz haben Borers angeblicher Seitensprung und die Berichterstattung eine Diskussion darüber entfacht, inwieweit Medien in die Privatsphäre Prominenter eindringen dürfen. Die"Neue Zürcher Zeitung" (NZZ) überschrieb einen Bericht über dieses Thema mit der Zeile:"Die PR-Maschine frisst den Maschinisten". Borer sei"der klassische Fall eines Prominenten, der den Boulevardjournalismus für seine Zwecke einzuspannen versucht und dann die Kontrolle verliert".
ajs/dud/bob
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