- Neues von Wiglaf Droste: - Taktiker, 11.04.2002, 00:04
- Re: Neues von Wiglaf Droste: - JeFra, 11.04.2002, 01:11
- Re: Neues von Wiglaf Droste: - Taktiker, 11.04.2002, 01:46
- Re: Neues von Wiglaf Droste: - JeFra, 11.04.2002, 19:38
- Re: Neues von Wiglaf Droste: - Taktiker, 11.04.2002, 01:46
- Re: Neues von Wiglaf Droste: - JeFra, 11.04.2002, 01:11
Re: Neues von Wiglaf Droste:
dafür hat Broder aber seit 9/11 die falsche Flagge am Revers. Er trägt zigarettenschachtelgroß Stars&Stripes am linken Kragen seiner Tapete.
Das ist doch klar, dass diese Leute im Moment noch nicht offen sagen koennen, dass es ihnen um die Interessen ihres Volkes geht. Man versteckt das hinter anderen Ideologien, etwa Kommunismus (Broder vor 1990) oder westliche FDGO (Broder nach 1990). Im Prinzip sind diese Ideologien austauschbar. Ich kann mich noch gut an einen Beitrag in KONKRET erinnern (und koennte den mit etwas Muehe auch heraussuchen), in dem die kulturellen Aktivitaeten des CIA in den 50iger/60iger Jahren beschrieben werden. Da gab es haufenweise gewendete Kommunisten mit aehnlichem persoenlichen Hintergrund wie bei Broder. Natuerlich konnten diese dann den Linksruck ab der 2. Haelfte der 60iger nicht mehr mitmachen, weil man ihnen ihre abermalige Wende nicht abgenommen haette. Koestler soll, wenn ich mich richtig an den KONKRET-Artikel erinnere, ein Beispiel dafuer sein. Wer weiss, ob Koestler sein bekanntes Chasaren-Buch nicht auch aus Verdruss ueber diese Entwicklung geschrieben hat?
Einige dieser Kreaturen werden wohl willige Diener jedes Herrschers sein, so wie der Polizeiminister Fouche. Ich glaube aber, dass andere durchaus Prinzipien haben, denen sie ihr Leben lang treu bleiben und fuer die die kommunistische oder die FDGO-Ideologie nur Mittel zum Zweck sind. In diesen Faellen tut man gut daran, den ethnischen oder religioesen Hintergrund als Motiv fuer die Handlungen dieser Autoren in Betracht zu ziehen.
Mal sehen, wie die Mode umschlägt, wenn die Kaffeehausidylle zwischen Jerusalem und Washington dahin ist.
Einmal ist natuerlich denkbar, dass die USA die UNO gewaehren lassen und es zur Stationierung einer Art UN-Truppe im Westjordanland kommt. Im Extremfall wuerde vielleicht sogar die eine oder andere Siedlung unter dem lautstarken Protest Israels aufgeloest. Nach einigen Monaten oder wenigen Jahren wuerde diese Truppe dann durch den Bombenterror, der schon die Amis in dieser Gegend getroffen hat, vertrieben. Israel haette danach freie Hand. Als Umschlagen der Kaffeehausidylle wuerde ich das nicht bezeichnen.
Sie malen ja teilweise ein sehr radikales Szenario an die Wand, bei dem die Interessen Israels ernsthaft gefaehrdet waeren. Wenn ich mich richtig erinnere, war sogar vom Untergang Israels noch in diesem Jahr die Rede. Vorstellen kann ich mir eine Entfremdung zwischen der Texas-Fraktion und der Ostkuestenfraktion im Weissen Haus, die derart gravierende Konsequenzen hat, durchaus. Wenn man das tut, muss man sich aber auch vorstellen, wie das politische Umfeld einer derartigen Umwaelzung aussehen muesste. Es gibt ja sehr maechtige Politiker in Washington, an deren Loyalitaet zu Israel keinerlei Zweifel bestehen duerfte. Die Ausschaltung dieses Machtkartells in den USA kaeme einer echten Revolution gleich, vergleichbar der Revolution Stalins nach dem Tod von Lenin. Damals wurde praktisch die gesamte tragende Schicht des Regimes der Bolsheviki liquidiert. Zur physischen Vernichtung mag es in einem modernen Staat bessere Alternativen geben. Es muesste aber massiv geltendes Recht der USA gebrochen werden, um z. B. die Macht dieser Fraktion ueber die Massenmedien auszuschalten. Kaum vorstellbar, dass Broder einen derartigen Staatsstreich in den USA nicht als faschistisch brandmarken wuerde!
Siehe auch unten Chomskys großartigen Redetext über"Terrorismus".
Ich weiss nicht, was Sie damit im einzelnen belegen wollen. Bei Chomsky kann ich mir durchaus vorstellen, dass das linke Engagement ernst gemeint ist. Sicher bin ich mir freilich auch in diesem Fall nicht. Ich will jedoch nicht behaupten, dass die von mir anfangs gegebene Einschaetzung ohne Ausnahmen gilt. Wenn dann aber weiter unten in dem Text ein moegliches Zerwuerfnis zwischen den USA und der Tuerkei angesprochen und in dieser Hinsicht Israel und die Tuerkei verglichen werden, bin ich nicht mehr bereit, Chomsky ernst zu nehmen. Wie viele Politiker mit ausgepraegter Loyalitaet zur Tuerkei gibt es denn in relevanten Machtpositionen in der USA? Schon die neuesten Zahlen ueber das atomare Arsenal der Tuerkei gesehen? Jede Umwaelzung, die diese Sonderbehandlung des Staates Isreal dauerhaft beenden (und diesem nicht nur zeitweilig Unannehmlichkeiten bereiten wuerde) liefe auf eine echte Revolution in den USA hinaus und waere mit Friktionen verbunden, die sich heute niemand vorstellen kann.
MfG
JeFra
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