- B2B? - Rudow, 29.08.2000, 13:11
B2B?
Aus einem Aufsatz von Heinsohn und Steiger folgendes Zitat:
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Über Aktien können sich Unternehmen also nur dann Geld beschaffen, wie bei Neuemissionen der Emissionspreis über dem Nennwert liegt und weitere Kurssteigerungen zu erwarten sind. Ist das nicht der Fall, werden Börsengänge wegen Floppgefahr aufgeschoben. Diese Gefahr besteht ja darin, daß der Kurs der Aktie so niedrig bleibt, daß sie"als eine Währung beim Kauf nicht eingesetzt werden kann" (so am 15. August 2000 in der F.A.Z. Stefan Jentzsch, Investmentbanker von Goldman Sachs). Die Kosten für den Börsengang hingegen würden unvermindert weiter laufen.
Am Neuen Markt, wo eine Geschäftsidee allein plötzlich nicht mehr ausreicht, sondern"gute" Neuemissionen gesucht werden, hat man lange das schnelle Ausgeben des durch Aktienemission erworbenen Geldes - das cash burn - als investives Erfolgssignal für ein Jungunternehmen betrachtet. Mittlerweile wird ob solchen Gebarens aber immer häufiger über"verbranntes Geld", also Totalverlust gejammert.
Je häufiger nun Aktionäre für ihre durchschnittlich bewerteten Titel (Langweiler) mit vor Überhitzung schon angekokelten Aktien bezahlt worden sind, desto eher wird die"Aktie als Geld der Unternehmen" auch wieder an Bedeutung verlieren. Angesichts solcher Erfahrungen kehren gegenwärtig Unternehmen der Börse zunehmend den Rücken. So sind beispielsweise in Großbritannien im Jahre 2000 Aktien im Werte von 10 Milliarden Pfund (32 Mrd. DM) von der Börse verschwunden. Das ist dreimal so viel wie 1999 und sogar zehnmal so viel wie 1998. Insbesondere Unternehmen der Alten Ã-konomie mit durchaus stabilen Gewinnen fragen sich, warum sie an einer Börse bleiben sollen, die ja auch dann hohe Kosten für Verwaltung und Investorenpflege verursacht, wenn keine Kursgewinne anfallen. Statt dessen arbeitet das Management solcher Aktiengesellschaften lieber mit venture capital-Investoren zusammen, die mit Prämien oberhalb der bescheidenen Kurse die Aktionäre herauskaufen und die Firmen ganz herkömmlich zu erfolgreichen Unternehmen zu machen versuchen. Die Unternehmen wollen also nicht mit womöglich nur kurzfristig hochgeschossenen Aktien anderer Firmen bezahlt werden, die in ihren Händen dann eben nicht die Stabilität von Geld, sondern die Kursanfälligkeit von Aktien haben.
Mit Abkehr von der Börse kehren gegenwärtig Firmen zum - zu besichernden - Bankkredit zurück."B2B" heißt im E-Commerce-Jargon neuerdings auch"back to banking". Damit ersetzen sie Eigenkapital durch Fremdkapital. Dieser Schritt ist auch aus Steuergründen attraktiv. Schließlich können Schulden steuerlich mit Gewinn verrechnet werden. An Aktionäre abzuführende Dividenden hingegen sind auf diese Weise nicht abzusetzen, da sie ja bereits Gewinn sind.
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http://www.systemfehler.de/hs/dreiwert.htm
Grüße
von Rudow
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