- Eichel bemüht sich um ein statistisch höheres - Popeye, 13.04.2002, 12:07
- Re: Eichel bemüht sich um ein statistisch höheres - RetterderMatrix, 13.04.2002, 13:00
- Re: Eichel bemüht sich um ein statistisch höheres - Popeye, 13.04.2002, 13:08
- Re: 'modern' und 'vergnüglich' - Schöne neue Welt! (owT) - JLL, 13.04.2002, 13:26
- Re: Eichel bemüht sich um ein statistisch höheres - Euklid, 13.04.2002, 13:10
- Re: Eichel bemüht sich um ein statistisch höheres - Popeye, 13.04.2002, 13:08
- Dr. Kurt Richebächer zur wenig hedonischen (vergnüglichen) US-Wirtschaftslage - Aldibroker, 13.04.2002, 14:10
- Re: Eichel bemüht sich um ein statistisch höheres - RetterderMatrix, 13.04.2002, 13:00
Eichel bemüht sich um ein statistisch höheres
Eichel bemüht sich um ein statistisch
höheres Wachstum
Amerikanische Statistiker verwenden längst neue Methoden zur
Datenerfassung / Frage des Personalaufwands
dfb. FRANKFURT, 12. April. Bundesfinanzminister Hans Eichel
scheint es ernst zu meinen. Mitten im Vorwahlkampf kündigte er
diese Woche an, er wolle mit einem Gesetz die Erfassung der
Konjunkturdaten ändern. Schon mehrmals hatte er sich verärgert
über die in Deutschland angewandten Methoden geäußert - nicht
ganz ohne Grund: Mit einer moderneren Erfassung der
Wirtschaftszahlen fiele die Inflationsrate in Deutschland etwas
niedriger und die Zuwachsrate des Bruttoinlandsproduktes etwas
höher als bisher aus. Das gesteht auch das Statistische Bundesamt
ein. Den Finanzminister ärgert es wohl, daß ausgerechnet die
Vereinigten Staaten und Frankreich die modernen Methoden
anwenden. Diese Staaten bekommt die Bundesregierung immer
wieder vorgehalten - Amerika als ungeschlagenen Vorreiter, das
Nachbarland als ernstzunehmenden Konkurrenten. Außerdem hat
der Wahlkampf begonnen. Da hilft es, die schwachen
Wachstumszahlen zumindest zum Teil auf Methodenprobleme
zurückführen zu können.
In der Sache hat Eichel indes nicht unrecht. Verzerrte Inflations-
und Wachstumsraten können sich in der Tat ergeben, weil
Qualitätsveränderungen besonders von Produkten der
Informations- und Kommunikationstechnologien (IT) in der
Preismessung unterschiedlich erfaßt werden. Das kann zur Folge
haben, daß der nach der traditionellen Methode berechnete
Preisrückgang der IT-Güter in Deutschland zu gering ist. Dies führt
einerseits zu einem überzeichneten Anstieg der Verbraucherpreise
und andererseits zu einem zu niedrigen preisbereinigten (realen)
Wachstum der EDV-Ausrüstungen und damit des
Bruttoinlandsproduktes.
Computer oder Telekommunikationsgeräte zeichnen sich durch
rasche und drastische Qualitätsverbesserungen aus. Die
traditionelle Methode, die das Statistische Bundesamt anwendet,
kann solche Qualitätsverbesserungen oft nicht angemessen
erfassen. Wenn ein neues Computermodell mit einer höheren
Prozessorleistung zu einem günstigeren Preis als das
Vorläufermodell auf den Markt kommt, müßte auch die verbesserte
Prozessorqualität berücksichtigt werden.
Mit dem modernen (hedonischen) Verfahren ist das möglich:
Hierbei wird nicht der Preis eines Produktes zu zwei Zeitpunkten
ermittelt, sondern die Preise für einzelne Produkteigenschaften.
Statt eines Computers vergleichen die Statistiker - in einem
komplizierten Verfahren - also zum Beispiel die Taktfrequenz, die
Größe des Arbeitsspeichers und der Festplatte miteinander. Die
hedonische Methode weist im Vergleich zum traditionellen
Verfahren erheblich stärkere Rückgänge der Preise für IT-Güter aus.
Die Deutsche Bundesbank hat in einer Untersuchung gezeigt, daß
Computer nach der amerikanischen Statistik von 1991 bis 1999
qualitiätsbereinigt um vier Fünftel billiger geworden sind, während
die Preise der deutschen Statistik zufolge"nur" um ein Fünftel
gesunken sind.
Allerdings ist die hedonische Preismessung kein Allheilmitttel zur
Lösung der Meßprobleme in der Wirtschaftsstatistik, wie der
Sachverständigenrat zur Begutachtung der wirtschaftlichen
Entwicklung warnt. Die Auswahl der relevanten Qualitätsmerkmale
erfolge subjektiv. Als Bestandteil einer breitgefächerten
Methodenpalette gehöre sie jedoch zum Handwerkszeug eines
modernen statistischen Amtes. Allerdings stelle das Verfahren
hohe Anforderung an das Personal. Eine Methodenumstellung
erfordere hohen Personalaufwand und Kosten, heißt es auch im
Statistischen Bundesamt. An der Kostenfrage könnte die baldige
Einführung scheitern. Bleibt zu hoffen, daß der Ärger des
Finanzminister bis nach dem Wahlkampf andauert.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.04.2002, Nr. 86 / Seite 14
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