- Guten Morgen/Hellmeyer schreibt wieder (endlichmal was kritisches auf deutsch) - XERXES, 15.04.2002, 08:12
Guten Morgen/Hellmeyer schreibt wieder (endlichmal was kritisches auf deutsch)
TREASURY-FOCUS
Bremen, 12. April 2002
Ernüchternde Profitabilität von US-Unternehmen
Vor kurzem wurden die US-Unternehmensergebnisse für das 4. Quartal 2001 von dem Bureau of Economic Analysis gemäß dem US-GAAP Standard veröffentlicht. Der Rückgang der Unternehmensgewinne in den USA ist dramatisch. Das Niveau ist mit dem annualisierten Wert des 4. Quartals 2001 auf 452,1 Milliarden USD zurückgefallen und liegt damit auf dem Niveau von 1993-1994 (433-496 Milliarden USD).
Ebenso lässt sich im letzten Jahr feststellen, dass unter Heranziehung der annualisierten Daten des 4. Quartals die nicht ausgeschütteten Gewinne das erste Mal seit 1934 negativ ausfallen und damit die Kapitalbasis der Unternehmen erodieren. Der Umfang per 4. Quartal 2001 annualisiert liegt bei nicht zu vernachlässigenden 152 Milliarden USD. Entscheidender ist meines Erachtens die Tatsache, dass trotz nachhaltiger Zinssenkungen seitens der Fed, die die Zielrate der Fed Funds von 6,5 % auf lediglich 1,75 % herabschleuste, die Zinszahlungen der Unternehmen im Vergleich zum Jahr 2000 von 203 Milliarden USD auf 222 Milliarden anstiegen. Das spricht für eine nachhaltige Ausweitung der Fremdfinanzierung und damit für eine verschlechterte Bilanzstruktur. Bei steigenden Zinssätzen, wie jetzt von den Terminmärkten antizipiert, droht hier eine exponentielle Zunahme der Gewinnrisiken von US-Unternehmen. Die derzeit laufende Berichtssaison bestätigt diese Entwicklung. IBM und auch General Electric als Flaggschiffe der US-Unternehmen liefern nachhaltig enttäuschende Daten, die die Unterstellung zulassen, dass die Ergebnisse des 1. Quartals der US-Unternehmen insgesamt noch einmal deutlich geringer ausfallen werden. Der immer wieder geschürte Optimismus einer nachhaltigen Konjunkturerholung mit dann verbesserten Unternehmensergebnissen erhält derzeit einen nachhaltigen Dämpfer.
Die Aussichten der Weltkonjunktur sind bestenfalls verhalten. Zunächst ist das voraussichtlich rasante US-Wachstum des 1. Quartals von 4-6 % nach dem Lagerabbau der letzten 12 Monate zyklisch bedingt. Überkapazitäten an den Weltmärkten lassen den Unternehmen nur unbefriedigende Preisgestaltungsmöglichkeiten. Mithin wirkt sich das Wachstum nicht ergebnisfördernd aus. Wenn zusätzliches Wachstum einhergeht mit geringerer Profitabilität der involvierten Unternehmen spricht dies kaum für die in den letzten Jahren unterstellten komparativen Vorteile der USA als Investitionsstandort. Wesentlicher ist jedoch die Tatsache, dass die Rezession des letzten Jahres in den USA nicht ihre heilenden Kräfte entfalten konnte. Eine Rezession führt unter normalen Umständen neben einer Bereinigung der hohen Lagerbestände und Kapazitäten zu einem Abbau der Verschuldung der Unternehmen und der Verbraucher. Die Verschuldung indes hat sich in dieser Rezession in den USA bei allen Beteiligten, ob Staat, ob Verbraucher oder Unternehmen nachhaltig ausgeweitet.
Bei gegebenen Überkapazitäten, einem derzeitig stattfindenden Aufbau der Lagerhaltung und geringen Finanzierungsspielräumen der Verbraucher und Unternehmen ist die Nachhaltigkeit einer konjunkturellen Aufwärtsbewegung mehr als zweifelhaft, da der notwendige Investitionszyklus voraussichtlich gehemmt bleibt.
Schlussfolgerungen: Zunehmende Risiken für die US-Aktienmärkte lassen sich mittelfristig ableiten. Ebenso ist die Möglichkeit einer daraus resultierenden Schwäche des USD insbesondere gegenüber dem EUR, CHF und GBP latent gegeben.
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