- @nereus zu Bismarck - silvereagle, 17.04.2002, 00:45
- Re: zu Bismarck - an silvereagle von einem Ungläubigen ;-) - nereus, 17.04.2002, 09:17
- Re: zu Bismarck - an silvereagle von einem Ungläubigen ;-) - Jochen, 17.04.2002, 18:35
- Re: zu Bismarck - Ungläubiger an Jochen - nereus, 17.04.2002, 21:47
- Re: zu Bismarck - Ungläubiger an Jochen - Jochen, 17.04.2002, 22:20
- Re: zu Bismarck - nochmal an Jochen - nereus, 17.04.2002, 22:41
- Herzlichen Dank, Jochen und nereus - silvereagle, 18.04.2002, 00:35
- Re: zu Bismarck - nochmal an Jochen - Jochen, 18.04.2002, 07:48
- Re: zu Bismarck - schon wieder an Jochen - nereus, 18.04.2002, 09:06
- Re: zu Bismarck - schon wieder an Jochen - Jochen, 18.04.2002, 20:17
- Re: zu Bismarck - Ball angenommen und wieder retour - nereus, 18.04.2002, 22:24
- Re: zu Bismarck - schon wieder an Jochen - Jochen, 18.04.2002, 20:17
- Re: zu Bismarck - schon wieder an Jochen - nereus, 18.04.2002, 09:06
- Re: zu Bismarck - nochmal an Jochen - nereus, 17.04.2002, 22:41
- Re: zu Bismarck - Ungläubiger an Jochen - Jochen, 17.04.2002, 22:20
- Re: zu Bismarck - Ungläubiger an Jochen - nereus, 17.04.2002, 21:47
- Re: zu Bismarck - an silvereagle von einem Ungläubigen ;-) - Jochen, 17.04.2002, 18:35
- Re: zu Bismarck - an silvereagle von einem Ungläubigen ;-) - nereus, 17.04.2002, 09:17
Re: zu Bismarck - Ball angenommen und wieder retour
Hallo Jochen!
Du schreibst bezüglich Käthe Kollwitz: Nun, dabeigewesen sein kann sie nicht (Weberaufstand 1844, Kollwitz geboren 1867). Das war Hörensagen, insofern als Quelle absolut wertlos, sorry.
Das hatte ich befürchtet das Du diese Steilvorlage verwandelst.
Sie hat sich natürlich auf das Drama"Die Weber" von Gerhard Hauptmann bezogen (der übrigens auch nicht dabei war, wie Du mir sicher gleich mitteilen würdest) und dazu Zeichnungen angefertigt. Insofern hast Du natürlich recht. Heinrich Heine hat auch noch ein Gedicht dazu verfasst, welches ich sogar in der Schule lernen mußte. Ob er, der Heinrich, dabei war weiß ich leider nicht aber er hat zumindest in dieser Zeit gelebt.
Naja, die haben sich eben alle geirrt, weil wir es ja nun von Herrn Baader und der Frau von Hodenberg inzwischen besser wissen.
Engels, wie gesagt, kam zu seinen Urteilen aufgrund falscher Quellen, und Marxens Geschichtsinterpretation kannst du eh vergessen.
Über die marxschen Analysen und vor allem seine Schlussfolgerungen kann man sicher streiten, aber wie Du mit einem Federstrich zwei bedeutende Philosophen des 19. Jahrhunderts vom Tisch fegst, ist schon sehr erstaunlich. Der Engels hatte falsche Quellen und Marx.. naja.
Jetzt musst Du mir nur noch mitteilen das Du ein Fan der Frankfurter Schule bist und Jürgen Habermas der intellektuelle Guru schlechthin ist. ;-)
Ich ironisch zu Kollwitz: Sie fälschte einfach Ihre Bilder, diese falsche Schlange.
Du: Sie war ganz einfach nicht dabei.
Aber Frau Hodenberg weiß das über 150 Jahre später natürlich alles viel besser. Jeder weiter man sich vom Ereignis entfernt desto besser wird anscheinend der Durchblick.
Die Umstände in den Städten waren katastrophal, wer wollte das bestreiten. Aber warum, das ist die Frage. Keine Kanalisation, Wohnungsbau kam bei weitem nicht mit der Nachfrage nach usw.
Ja das ist hier wirklich die Frage.
Auch wenn ich es nun schon mehrfach geschrieben habe und Dir versuche mitzuteilen, dass die Handwerker ihres Produktionsmittels verlustig wurden und damit die Basis ihrer Lebensgrundlagen incl. der nachfolgenden Familien schwerstens erschüttert wurden.
Sie wollten nicht in die Fabriken um sich dort freiwillig als Lohnarbeiter zu verdingen, sondern sie mussten weil sie keine andere Chance hatten. Und bei diesem reichhaltigen Angebot haben die lieben Fabrikbesitzer gnadenlos Kasse gemacht und eben herzallerliebst die Löhne gedrückt.
So wie regelmäßig bei Messen in Düsseldorf oder Frankfurt die Hotelpreise um 100% hochgesetzt werden obwohl die Möblierung dieselbe bleibt. Man fragt halt nach und das Leben ist eben hart.
Das Prinzip ist das gleiche aber die Wirkungen waren damals ungleich härter.
Der Weberaufstand war übrigens ein Hungeraufstand weil die schlesischen Weber die ärmsten Schweine von allen waren.
Tatsachen habens schwer. Lesetip wäre z.B. Christina von Hodenberg, Aufstand der Weber.
Du musst mir mal erklären warum es sich bei der obengenannten Autorin angeblich um eine Wiedergabe von Tatsachen handelt und alle anderen Quellen, die ich zu Rate gezogen habe, falsch sein sollen.
Ich habe diese Infos, extra breit gestreut, nochmals nachgeschlagen. Da waren West- und Ostlexika genauso dabei wie meine kleine Sammlung antiquarischer Literatur. Einmal von 1935 und dann von 1902. Im Prinzip wird übereinstimmend dargelegt das die industrielle Revolution, trotz aller späteren Errungenschaften, anfangs zerstörerisch wirkte und die Menschen vielfach in die Verzweifelung trieb.
Genau das war der Grund warum überhaupt die Arbeiterbewegung entstand und genau deshalb konnten die Marx-Ideen auch auf fruchtbaren Boden fallen.
.. Ich finde es eher interessant, wie sich bestimmte Geschichtsbilder entwickelt haben, z.B. das"Manchestertum" als Auswuchs des"fiesen" und"kalten" Kapitalismus. Wer sich die Argumente und
die Politik, va R. Cobden, ansieht, kommt halt zu anderen Schlüssen.
Es ist in der Tat interessant wie sich die Geschichtsbilder ändern bzw. wie versucht wird diese zu ändern. Je nach Bedarf wird mal etwas unterdrückt und dann wird wieder so lange kaschiert bis es eben passt. Ich kenne das noch sehr gut aus DDR-Zeiten. Da wusste der Politoffizier auch nichts von der Berliner Luftbrücke und wie ich gestern hier erfahren musste (nicht von Dir) gab es in der Ostzone sogar allzeit exotische Früchte. Na, da habe ich wohl damals auf einem fremden Stern gewohnt.
In den letzten Monaten werden von deutschen Schriftstellern und sogar grünen Politikern die Vertreibungen aus den ehemaligen Ostgebieten wiederentdeckt. Der SPIEGEL hat sogar eine Serie gemacht.
Da hat man mal kurz den Giftschrank geöffnet, ein paar Tranquilizer herausgeholt und an die Bevölkerung verteilt damit die lieben Bürger bei anderen aktuellen Ereignissen wohl den Schnabel halten sollen.
Also doof ist man in gewissen Kreisen wirklich nicht. Und dort wird wohl auch festgelegt was historisch gerade"in" ist. Aber lassen wir das lieber.
Die Verhältnisse waren in den Städten schlimm (Hygiene usw.). Aber das Wirtschaftswachstum dieser Zeit half die Probleme, wenn nicht vollständig zu lösen, so doch die Verhältnisse erheblich zu verbessern.
Ausgangspunkt der ganzen Diskussion war doch die Sozialgesetzgebung unter Bismarck der sich deshalb sogar mit dem Kaiser in der Wolle gehabt haben soll.
Die Kinderarbeit wurde abgeschafft, eine Rente eingeführt usw.
Nicht das Wirtschaftswachstum löste zuvorderst dieses Problem, sondern die Menschen stiegen sinnbildlich auf die Barrikaden weil es ihnen unerträglich wurde. Und der schlaue Reichskanzler hat das wohl erkannt.
Gegen den Mob oder das Volk musste man was unternehmen.
Ob es reine Herzensgüte oder eiskaltes Kalkül war weiß ich leider nicht, ich vermute mal beides.
Ich traue zumindest damaligen deutschen Politikern nach der Reichsgründung ein wenig mehr Charakterstärke zu als unseren heutigen Hanswürsten die nur noch zum Grüß-Gott-August verkommen sind und dieses Land am liebsten wie ein Stück Würfelzucker im europäischen Kaffee auflösen würden (bemerkenswertes Zitat von Rudolf Augstein). Das habe ich zwar kürzlich schon mal gebracht, aber es gefällt mir einfach zu gut. ;-)
Es wurden einige Korsettstangen eingezogen um den sozialen Frieden zu wahren, was ja schlußendlich auch gelang.
Aber das wird ja heute als böse Tat umgedeutet.
Das preußische Offiziere den Weberaufstand blutig niederschossen bleibt allerdings unerwähnt.
Das wäre doch zumindest mal ein Argument gegen Preußen.
mfG
nereus
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