- Marx über kapitalistische Krisen 2/5: Notwendigkeit der Krisen - Wal Buchenberg, 24.04.2002, 08:20
Marx über kapitalistische Krisen 2/5: Notwendigkeit der Krisen
Kapitalistische Krisen, Teil 2/5
Notwendigkeit der kapitalistischen Krisen
Krisentheorie von K. Marx, Teil 1
Kapitalistische Krisen entwickeln sich notwendig aus dem normalen Verlauf der kapitalistischen Ã-konomie. Die Krisentheorie von Karl Marx ergibt sich daher aus seiner Gesamtanalyse des Kapitalismus.
1. Krisenhaft sind die grundlegendsten kapitalistischen Verhältnisse. Möglichkeit der kapitalistischen Krisen.
1.1. Krisenhaft ist das zeitliche und örtliche Auseinanderfallen des Warenaustausches durch das Geld.
1.2. Krisenhaft ist das Auseinanderfallen von Warenübergabe und Geldübergabe durch den Kredit.
Krisentheorie von K. Marx, Teil 2
1.3. Krisenhaft ist das Auseinanderfallen von Produktion (Produktion des Warenwertes) und Reproduktion/Zirkulation (Rückverwandlung des Warenwertes in Geld und Wiederverwandlung in produktives Kapital).
1.4. Krisenhaft ist der Zwang zur Ausweitung der Produktion über die bestehenden Verwertungsschranken des Kapitals.
2. Notwendigkeit der kapitalistischen Krisen: Krisen werden verursacht durch die Eigendynamik der grundlegendsten kapitalistischen Verhältnisse.
Krisentheorie von K. Marx, Teil 3
3. Krisenverlauf und Krisenfolgen für das Kapital
3.1. Teilkrisen werden Gesamtkrisen.
3.2. Krisen werden zyklisch.
3.3. Geld- und Kreditknappheit
3.4. Entwertung des Warenkapitals
3.5. Entwertung des fiktiven Kapitals (Wertpapiere)
Krisentheorie von K. Marx, Teil 4
3.6. Entwertung und Vernichtung von produktivem Kapital
3.7. Sinken der Profitrate
3.8. Außenhandel
Krisentheorie von K. Marx, Teil 5
4. Krisenfolgen für andere Klassen
4.1. Krisenfolgen für Kleinkapitalisten und Selbständige
4.2. Krisenfolgen für die Lohnarbeiter
5. Resümee: In Krisen stößt die kapitalistische Ã-konomie an ihre eigenen Schranken.
Zweiter von fünf Teilen der Krisentheorie von Karl Marx:
1.3. Krisenhaft ist das Auseinanderfallen von Produktion (Produktion des Warenwertes) und Reproduktion/Zirkulation (Rückverwandlung des produzierten Warenwertes in Geld und Wiederverwandlung in produktives Kapital).
„Die in der Warenzirkulation, weiter in der Geldzirkulation entwickelten Widersprüche - damit die Möglichkeiten der Krise - reproduzieren sich von selbst im Kapital, indem in der Tat nur auf Grundlage des Kapitals entwickelte Warenzirkulation und Geldzirkulation stattfindet.
Es handelt sich aber nun darum, die weitere Entwicklung der Krisenpotenz - die reale Krisis kann nur aus der realen Bewegung der kapitalistischen Produktion, Konkurrenz und Kredit, dargestellt werden - zu verfolgen, soweit sie aus den Formbestimmungen des Kapitals hervorgeht, die ihm als Kapital eigentümlich und nicht in seinem bloßen Dasein als Ware und Geld eingeschlossen sind.
Der bloße Produktionsprozess (unmittelbare) des Kapitals kann an sich hier nichts Neues zufügen.... Daher in dem ersten Abschnitt über das Kapital - den unmittelbaren Produktionsprozess - kein neues Element der Krise hinzukommt....
Hervortreten kann die Sache erst im Zirkulationsprozess (Kauf und Verkauf), der an und für sich zugleich Reproduktionsprozess ist (d.h. Wiederverwandlung der produzierten und verkauften Ware in Produktionsmittel, um den Produktionsvorgang wiederholen zu können).“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert II., MEW 26.2, 513.
„Man kann also sagen: Die Krise in ihrer ersten Form ist die Verwandlung der Ware selbst, das Auseinanderfallen von Kauf und Verkauf.
Die Krise in ihrer zweiten Form ist die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel im Kreditverhältnis, wo das Geld in zwei verschiedenen zeitlich getrennten Momenten, in zwei verschiedenen Funktionen auftritt. (Zu Beginn des Kreditverhältnisses nur als Maß des Wertes, der mit der Ware übertragen wird, d.h. Preis- bzw. Schuldfestsetzung, am Ende des Kreditverhältnisses jedoch als wirkliche Zahlung der eingegangenen Schuld, d.h. Realisierung des Wertes in Geld.)
Zunächst also bei Betrachtung des Reproduktionsprozesses des Kapitals (der mit seiner Zirkulation zusammenfällt) ist nachzuweisen, dass jene obigen Formen (nämlich Auseinanderfallen von Kauf und Verkauf und Auseinanderfallen von Warenübergabe und Geldübergabe) sich einfach wiederholen oder vielmehr hier erst einen Inhalt bekommen, eine Grundlage, auf der sie sich manifestieren können.
Betrachten wir die Bewegung, die das Kapital durchmacht, von dem Augenblick, wo es als Ware den Produktionsprozess verlässt..., so hat das gesamte Warenkapital und jede einzelne Ware, woraus es besteht, den Prozess W - G - W durchzumachen (produzierte Ware verwandelt sich in Geld, Geld verwandelt sich wieder in andere Ware, nämlich produktives Kapital)...
Die allgemeine Möglichkeit der Krise, die in dieser Form enthalten ist - das Auseinanderfallen von Kauf und Verkauf - ist also in der Bewegung des Kapitals enthalten, soweit es auch Ware ist und nichts als Ware ist.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert II., MEW 26.2, 511.
„Durch das Auseinanderfallen des Produktionsprozesses (unmittelbaren) und Zirkulationsprozesses ist wieder und weiter entwickelt die Möglichkeit der Krise, die sich bei der bloßen Metamorphose der Ware (Verkauf und Kauf) zeigte. Sobald sie nicht flüssig ineinander übergehen, sondern sich gegenseitig verselbständigen, ist die Krise da.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert II. MEW 26.2, 508.
„1. Die allgemeine Möglichkeit der Krisen ist in dem Prozess der Metamorphose des Kapitals selbst gegeben und zwar doppelt, soweit das Geld als Zirkulationsmittel fungiert - Auseinanderfallen von Kauf und Verkauf. Soweit es als Zahlungsmittel fungiert, wo es in zwei verschiedenen Momenten wirkt, als Maß der Werte und als Realisierung des Werts. Diese beiden Momente fallen auseinander. Hat der Wert sich geändert in dem Intervalle, ist die Ware im Moment ihres Verkaufs nicht wert, was sie wert war im Moment, wo das Geld das Maß der Ware war,...dann kann aus dem Erlös der Ware die Obligation nicht erfüllt werden und daher die ganze Reihe der Transaktionen nicht saldiert werden, die rückgängig von dieser einen abhängen.
Kann die Ware auch nur in einem bestimmten Zeitraum nicht verkauft werden, selbst wenn ihr Wert nicht sich änderte, so kann das Geld nicht als Zahlungsmittel zur Begleichung der Schuld funktionieren, da es in bestimmter, vorausgesetzter Frist als solches funktionieren muss. Da dieselbe Geldsumme aber hier für eine Reihe von wechselseitigen Transaktionen und Obligationen funktioniert, tritt hier Zahlungsunfähigkeit nicht nur in einem, sondern vielen Punkten ein, daher Krise.
Aber im letzteren Fall ist die Krise nicht nur da, weil Ware unverkäuflich ist, sondern weil sie nicht in bestimmtem Zeitraum verkäuflich ist, und die Krise entsteht und leitet ihren Charakter her nicht nur von der Unverkäuflichkeit der Ware, sondern von der Nichtrealisierung einer ganzen Reihe von Zahlungen, die auf dem Verkauf dieser bestimmten Ware in dieser bestimmten Frist beruhen. Dies ist die eigentliche Form der Geldkrisen.
Tritt also Krise ein, weil Kauf und Verkauf auseinanderfallen, so entwickelt sie sich als Geldkrise, sobald das Geld als Zahlungsmittel (in Kreditverhältnissen) entwickelt ist, und diese zweite Form der Krisen versteht sich dann von selbst, sobald die erste eintritt....
2. Soweit Krisen aus Preisveränderungen und Preisrevolutionen hervorgehen, die mit den Wertveränderungen der Waren nicht zusammenfallen, können sie natürlich nicht entwickelt werden bei Betrachtung des Kapitals im allgemeinen, wo bei den Werten der Waren identische Preise vorausgesetzt werden.
3. Die allgemeine Möglichkeit der Krisen ist die formelle Metamorphose des Kapitals selbst (= Verwandlung von Geld in Produktionsmittel - Verwandlung der Produktionsmittel in Produkt - Verwandlung des Produkts in Geld - Verwandlung des Geldes wieder in Produktionsmittel), das zeitliche und räumliche Auseinanderfallen von Kauf und Verkauf. Aber dies ist nie die Ursache der Krise.... Fragt man nach ihrer Ursache, so will man eben wissen, warum...sie aus der Möglichkeit zur Wirklichkeit wird.
4. Die allgemeinen Bedingungen der Krisen, soweit sie unabhängig von Preisschwankungen sind (ob diese nun mit dem Kreditwesen zusammenhängen oder nicht) - als verschieden von Wertschwankungen - müssen aus den allgemeinen Bedingungen der kapitalistischen Produktion zu entwickeln sein.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert II., MEW 26.2, 516.
„Krise kann hervorgehen:
1. bei der Rückverwandlung in produktives Kapital;
2. durch Wertveränderungen in den Elementen des produktiven Kapitals, namentlich des Rohstoffs, z.B. wenn die Masse der Baumwollernte vermindert ist. Ihr Wert steigt damit. Wir haben es hier noch nicht mit Preisen sondern Werten zu tun.“ (Krisenhafte Preisveränderungen können z.B. durch künstliche Produktionsdrosselung von Rohstoffen wie Erdöl entstehen.) K. Marx, Theorien über den Mehrwert II. MEW 26.2, 517.
„Die Gewinnung des Mehrwerts (Gewinns) bildet den unmittelbaren Produktionsprozess... Sobald das auspressbare Quantum Mehrarbeit in Waren vergegenständlicht ist, ist der Mehrwert produziert. Aber mit dieser Produktion des Mehrwerts ist nur der erste Akt des kapitalistischen Produktionsprozesses, der unmittelbare Produktionsprozess beendet....
Nun kommt der zweite Akt des Prozesses. Die gesamte Warenmasse, das Gesamtprodukt, sowohl der Teil, der das konstante und variable Kapital ersetzt, wie der Teil, der den Mehrwert darstellt, muss verkauft werden. Geschieht das nicht oder nur zum Teil oder nur zu Preisen, die unter den Produktionspreisen stehen, so ist der Arbeiter zwar ausgebeutet, aber seine Ausbeutung realisiert sich nicht als solche für den Kapitalisten. Das kann mit gar keiner oder nur teilweiser Realisation des abgepressten Mehrwerts, ja mit teilweisem oder ganzem Verlust seines Kapitals verbunden sein.
Die Bedingungen der unmittelbaren Ausbeutung und die ihrer Realisation sind nicht identisch. Sie fallen nicht nur nach Zeit und Ort, sondern auch begrifflich auseinander.
Die einen sind nur beschränkt durch die Produktivkraft der Gesellschaft, die andren durch die Proportionalität der verschiednen Produktionszweige durch die Konsumtionskraft der Gesellschaft. Diese letztre ist aber bestimmt weder durch die absolute Produktionskraft noch durch die absolute Konsumtionskraft; sondern durch die Konsumtionskraft auf Basis antagonistischer Distributionsverhältnisse, welche die Konsumtion der großen Masse der Gesellschaft auf ein nur innerhalb mehr oder minder enger Grenzen veränderliches Minimum reduziert. Sie ist ferner beschränkt durch den Akkumulationstrieb, den Trieb nach Vergrößerung des Kapitals und nach Produktion von Mehrwert auf erweiterter Stufenleiter.
Dies ist Gesetz für die kapitalistische Produktion, gegeben durch die beständigen Revolutionen in den Produktionsmethoden selbst, die damit beständig verknüpfte Entwertung von vorhandenem Kapital, den allgemeinen Konkurrenzkampf und die Notwendigkeit, die Produktion zu verbessern und ihre Stufenleiter auszudehnen, bloß als Erhaltungsmittel und bei Strafe des Untergangs.
Der Markt muss daher beständig ausgedehnt werden, so dass seine Zusammenhänge und die sie regelnden Bedingungen immer mehr die Gestalt eines von den Produzenten unabhängigen Naturgesetzes annehmen, immer unkontrollierbarer werden.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 254f.
1.4. Krisenhaft ist der Zwang zur Ausweitung der Produktion über die bestehenden Verwertungsschranken des Kapitals hinaus.
„Was aber den einzelnen Kapitalisten betrifft, so misst er den Umfang seiner Produktion durch den seines verfügbaren Kapitals, soweit er es noch selbst überwachen kann. Was er im Auge hat, ist, soviel Platz wie möglich auf dem Markt einzunehmen. Wird überproduziert, so schiebt er die Schuld nicht sich, sondern seinen Konkurrenten zu.
Der einzelne Kapitalist kann seine Produktion ausdehnen, ebensowohl indem er einen größeren Anteil des gegebenen Markts sich aneignet, als auch indem er den Markt selbst erweitert.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 685.
„Wir sahen, wie die aufs höchste gesteigerte Verbesserungsfähigkeit der modernen Maschinerie... sich verwandelt in ein Zwangsgebot für den einzelnen industriellen Kapitalisten, seine Maschinerie stets zu verbessern, ihre Produktionskraft stets zu erhöhen. In ein ebensolches Zwangsgebot verwandelt sich für ihn die bloße faktische Möglichkeit, seinen Produktionsbereich zu erweitern. Die enorme Ausdehnungskraft der großen Industrie, gegen die diejenige der Gase ein wahres Kinderspiel ist, tritt uns jetzt vor die Augen als ein qualitatives und quantitatives Ausdehnungsbedürfnis, das jedes Gegendrucks spottet. Der Gegendruck wird gebildet durch die Konsumtion, den Absatz der Märkte für die Produkte der großen Industrie. Aber die Ausdehnungsfähigkeit der Märkte, extensive wie intensive, wird beherrscht zunächst durch ganz andere, weit weniger energisch wirkende Gesetze. Die Ausdehnung der Märkte kann nicht Schritt halten mit der Ausdehnung der Produktion. Die Kollision wird unvermeidlich, und da sie keine Lösung erzeugen kann, solange sie nicht die kapitalistische Produktionsweise selbst sprengt, wird sie periodisch.“ F. Engels, Anti-Dühring, MEW 20, 256f.
„Sobald aber das Fabrikwesen eine gewisse Breite des Daseins und bestimmten Reifegrad gewonnen hat,..... erwirbt diese Betriebsweise eine Elastizität, eine plötzliche sprungweise Ausdehnungsfähigkeit, die nur an dem Rohmaterial und dem Absatzmarkt Schranken findet.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 474.
„Wir haben beim Produktionsprozess gesehen, dass das ganze Streben der kapitalistischen Produktion, möglichst viel Mehrarbeit einzusaugen, also möglichst viel unmittelbare Arbeitszeit mit gegebenem Kapital zu materialisieren, sei es nun durch Verlängerung der Arbeitszeit, sei es durch Abkürzung der notwendigen Arbeitszeit, durch Entwicklung der Produktivkräfte der Arbeit, Anwendung von Kooperation, Teilung der Arbeit, Maschinerie etc. kurz, Produzieren auf großer Stufenleiter, also massenhaftes Produzieren. In dem Wesen der kapitalistischen Produktion liegt also Produktion ohne Rücksicht auf die Schranke des Markts.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert II., MEW 26.2, 522.
„Die ungeheure Produktivkraft, im Verhältnis der Bevölkerung, die innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise sich entwickelt und, wenn auch nicht im selben Verhältnis, das Wachsen der Kapitalwerte..., die viel rascher wachsen als die Bevölkerung, widerspricht der, relativ zum wachsenden Reichtum, immer schmaler werdenden Basis, für die diese ungeheure Produktivkraft wirkt, und den Verwertungsverhältnissen dieses schwellenden Kapitals. Daher die Krisen.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 277.
„Gleichzeitig mit den Antrieben zur wirklichen Vermehrung der beschäftigten Arbeiterbevölkerung, die aus der Vermehrung des als Kapital wirkenden Teils des gesellschaftlichen Gesamtprodukts stammen, wirken die Kräfte, die ein Arbeitslosenheer schaffen.
Gleichzeitig mit dem Fall der Profitrate wächst die Masse der Kapitale, und geht Hand in Hand mit ihr eine Entwertung des vorhandenen Kapitals, welche diesen Fall aufhält und der Akkumulation von Kapitalwert einen beschleunigten Antrieb gibt.
Gleichzeitig mit der Entwicklung der Produktivkraft entwickelt sich die höhere Zusammensetzung des Kapitals, die relative Abnahme des variablen Teils gegen den konstanten.
Diese verschiedenen Einflüsse machen sich bald mehr nebeneinander im Raum, bald mehr nacheinander in der Zeit geltend; periodisch macht sich der Konflikt der widerstreitenden Kräfte in Krisen Luft.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 259f.
„Da die Verselbständigung des Weltmarkts... wächst mit der Entwicklung der Geldverhältnisse... und umgekehrt, der allgemeine Zusammenhang und die allseitige Abhängigkeit in Produktion und Konsumtion zugleich mit der Unabhängigkeit und Gleichgültigkeit der Konsumierenden und Produzierenden zueinander; da dieser Widerspruch zu Krisen führt etc. so wird gleichzeitig mit der Entwicklung dieser Entfremdung, auf ihrem eigenen Boden, versucht, sie aufzuheben; ständig aktualisierte Warenpreislisten, Wechselkurse, Verbindungen der Handelstreibenden untereinander durch Briefe, Telegrafen etc. (die Kommunikationsmittel wachsen natürlich gleichzeitig), worin Jeder Einzelne sich Auskunft über die Tätigkeit aller anderen verschafft und seine eigene danach auszugleichen sucht. (Das heißt, obgleich die Nachfrage und Zufuhr Aller von Allen unabhängig vor sich geht, so sucht sich jeder über den Stand der allgemeinen Nachfrage und Zufuhr zu unterrichten; und dies Wissen wirkt dann wieder praktisch auf sie ein.
Obgleich alles dies auf dem gegebenen Standpunkt die Fremdartigkeit nicht aufhebt, so führt es Verhältnisse und Verbindungen herbei, die die Möglichkeit, den alten Standpunkt aufzuheben, in sich schließen.“ K. Marx, Grundrisse, 78.
2. Die Notwendigkeit der kapitalistischen Krisen. Krisenursache ist die Eskalation aller kapitalistischen Verhältnisse.
„Die Entwicklung der Möglichkeit der kapitalistischen Krise zur Wirklichkeit der kapitalistischen Krise erfordert einen ganzen Umkreis von Verhältnissen, die vom Standpunkt der einfachen Warenzirkulation noch gar nicht existieren.” K. Marx, Kapital I., MEW 23, 128.
„Die widerspruchsvolle Bewegung der kapitalistischen Gesellschaft macht sich... am schlagendsten fühlbar in den Wechselfällen des periodischen Zyklus, den die moderne Industrie durchläuft und deren Gipfelpunkt - die allgemeine Krise ist.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 28.
„Die Weltmarktkrisen müssen als die reale Zusammenfassung und gewaltsame Ausgleichung aller Widersprüche der bürgerlichen Ã-konomie gefasst werden. Die einzelnen Momente, die sich also in diesen Krisen zusammenfassen, müssen also in jeder Sphäre der bürgerlichen Ã-konomie hervortreten und entwickelt werden, und je weiter wir in ihr vordringen, müssen einerseits neue Bestimmungen dieses Widerstreits entwickelt, andererseits die abstrakteren Formen desselben als wiederkehrend und enthalten in den konkreten nachgewiesen werden.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert II., MEW 26.2, 511.
„Die Krise als Erscheinung aller Widersprüche der bürgerlichen Ã-konomie.“ (Kapitelüberschrift) K. Marx, Theorien über den Mehrwert II., MEW 26.2, 508.
„In den Weltmarktkrisen bringen es die Widersprüche und Gegensätze der bürgerlichen Produktion zum Eklat. Statt nun zu untersuchen, worin die widerstreitenden Elemente bestehen, die in der Katastrophe eskalieren, begnügen sich die Apologeten (Befürworter des Systems) damit, die Katastrophe selbst zu leugnen und ihrer gesetzmäßigen Periodizität gegenüber darauf zu beharren, dass die Produktion, wenn sie sich nach den Schulbüchern richtete, es nie zur Krise bringen würde....
Um nachzuweisen, dass die kapitalistische Produktion nicht zu allgemeinen Krisen führen kann, werden alle Bedingungen und... alle spezifischen Merkmale, kurz die kapitalistische Produktion selbst geleugnet, und es wird in der Tat nur nachgewiesen, dass, wenn die kapitalistische Produktionsweise,... eine andere Produktionsweise wäre, eine hinter ihren rohesten Anfängen liegende Produktionsweise..., dass dann die ihr eigentümlichen Gegensätze, Widersprüche und daher auch deren Eskalation in den Krisen nicht existieren würden.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert II., MEW 26.2, 500f.
Zweiter von fünf Teilen der Krisentheorie von Karl Marx.
Wo es dem Verständnis dient, habe ich veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenangaben modernisiert. Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift.
Wal Buchenberg, 22.4.2002
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