- Gold 200 $, Silber 3.50 $??? - tas, 24.04.2002, 17:37
- kann man auch ein bisserl anders sehen - Toby0909, 24.04.2002, 18:06
- Re: Minen - tas, 24.04.2002, 18:40
- t,a,s,: wertvolle Mahnungen!! o.w.T. - kizkalesi, 24.04.2002, 19:50
- Re: Minen - Oldy, 24.04.2002, 20:36
- Re: Minen - Diogenes, 25.04.2002, 09:02
- Re: Minen - tas, 24.04.2002, 18:40
- Re: Mooooment. - JLL, 24.04.2002, 19:57
- Re: Mooooment. - tas, 24.04.2002, 22:10
- kann man auch ein bisserl anders sehen - Toby0909, 24.04.2002, 18:06
Re: Mooooment.
Das ist mir alles ein bißerl zu pauschal.
Ich denke nicht, dass die Märkte ein Nullsummenspiel sind. Die Terminmärkte schon, aber nicht die Aktienmärkte. Es gibt Phasen, da gewinnen alle und es gibt Phasen, da verlieren alle. Entscheidend ist die Bewertung. Man kann auch gewinnen, ohne dass jemand verliert und eben auch verlieren, ohne dass jemand gewinnt (Wealth Effect und umgekehrter Wealth Effect). 'Werte' entstehen an der Börse aus dem nichts (durch Aufwertung) und verschwinden manchmal auch genauso spurlos wieder (durch Abwertung). Nun gut, mit Opportunitätsbetrachtungen kann ich mir vielleicht eine Null-Summe konstruieren: Weil ich meine Durban nicht bei 2,50 verkauft habe, habe ich auf Kosten des armen Teufels verdient, der sie mir sonst abgekauft hätte, oder so.
Nun zum Gold konkret:
Ich finde es ganz erstaunlich, in welchem Maße die Diskussion um Gold emotionalisiert ist, erstaunlich angesichts der Tatsache, dass wir hier doch über einen profanen Rohstoff sprechen. Bei keiner anderen Anlageform ist man so unter Begründungszwang, warum man ausgerechnet hier investiert. Ich erinnere mich mit heiterer Gelassenheit an die Worte meines Bankberaters aus dem Mai 2001, der mich angesichts meines hohen Goldminen-Anteils mit einer Mischung aus Tadel und Mitleid ansah und mir stattdessen Infineon und Dt. Telekom empfahl (wg. Bodenbildung und dem bevorstehenden Konjunkturaufschwung aufgrund der Zinssenkungen). Nein, ein Telekom-Schaf hätte sich wohl nicht rechtfertigen müssen. Allein dieser Punkt sprach damals überdeutlich für die eklatante Unterrepräsentierung und das damit verbundene Kurspotenzial des Goldes. Dieser Rohstoff, dessen Eigenschaften"Profanität" und"Nutzlosigkeit" von mindestens einer Analystengeneration quasi mit der Muttermilch aufgesogen wurden, liegt nach wie vor weit ab vom"Mainstream". Ich brauche auch kein Krisenszenario um eine Anlage in Gold oder Silber zu rechtfertigen. Entscheidend ist doch, ob ich einen Trend habe. Bei Gold hatten wir jetzt gute 20 Jahre einen mehr oder weniger stabilen Abwärtstrend und nun beginnt es sich zu regen und was passiert? Selbst einige eingeschworene langjährige Goldbugs denken nun ans Shorten etc, weil sie einfach nicht wahrhaben wollen, dass sich der Zug endlich in Bewegung setzt - und zwar im wesentlichen ohne sie. Dies dürfte auch der Hintergrund für"Kursziele" von 200 USD sein, man nennt es auch Wunschdenken.
Wenn ich den Chart ansehe und nicht wüßte, dass es sich um GOLD handelt, würde ich ihn als interessant klassifizieren. Auf der anderen Seite die Minen-Aktien. Auch hier haben einfache Relative-Stärke-Betrachtungen frühzeitig und vollkommen emotionslos angezeigt, dass sich hier"etwas tut". Goldminen sind neben russischen Ã-l- und Gasaktien und Koreanischen Technologietiteln seit Monaten die stärksten Aktien. Ist das ein Grund zu verkaufen? Nach meiner Ansicht nicht. Interessanterweise hat auch niemand ein Problem damit, wenn sich eine Samsung ver-x-facht, aber bei einer Durban findet man tausend gute Argumente, warum es nicht sein darf.
Ist Buy-and-Hold schwachsinnig?
Meiner Ansicht nach ist eine mit Verstand angewendete Buy-and-Hold-Strategie in einer echten Trendphase in ihrer NACHSTEUER-Rendite kaum zu schlagen. Natürlich ist das blinde Kaufen und halsstarrige Festhalten an Aktien auch keine Buy-and-Hold-Strategie im engeren Sinne, sondern einfach nur eine Dummheit. Voraussetzung ist das Vorliegen eines Trends, ohne den ist Buy-and-Hold natürlich sinnlos. Ebenso ist das Buy-on-Dips durchaus eine sinnvolle Strategie, vorausgesetzt, man befindet sich in einem übergeordneten Aufwärtstrend. In einem Abwärtstrend ist es natürlich tödlich. Und wo haben wir zur Zeit Aufwärtsrends? Bingo!
Wie gesagt, dazu brauche ich kein Krisenszenario, keine Verschwörungstheorien und keine ausgefeilten theoretischen Abhandlungen über das, was Gold und Silber einmal waren, sind und evtl. wieder sein könnten. Ich versuche dem Markt so emotionslos wie möglich zu folgen und vermeide damit zumindest, dass ich mich in meinen Positionen durch irgendwelche Theorien verkrampfe.
Was nun den höchst ehrenwerten Berufsstand der Fondsmanager und den der Analysten betrifft, so war mir bislang nicht bekannt, dass deren Job darin besteht, den Markt hochzureden. Vielmehr dachte ich, ihr Job wäre es, Geld zu verdienen bzw. zu analysieren, wo Geld verdient werden kann. Ok, in einer Hausse waren sie alle Genies, und nun? Keine gute Zeit für Schönwetter-Kapitäne, zugegeben. Aber es gibt natürlich sehr gute Analysten und Fondsmanager, die Geld verdienen. Diesen wird auch hier im Forum regelmäßig Beifall gezollt (z.B. Marc Faber, Dr. Jens Erhardt, etc.). Dass hier über die bloßen Claqueure, die lediglich unter der Maske des neutralen Analysten interessegeleitete Desinformation betreiben - und nichts anderes ist das Hochreden - gelästert wird, halte ich für einen der begrüßenswerten und aufklärerischen Aspekte dieses Forums. Denn diese Leute dienen letztlich niemandem. Ein ehrlicher Crash, den man schon bei LTCM hätte zulassen sollen, hätte für die notwendige Marktbereinigung gesorgt und das Fundament für neue echte Dynamik geschaffen. So werden die Probleme aber schöngeredet und auf Jahre hinaus nach japanischem Vorbild vertagt, bis es dann einmal gewaltig kracht. Und ob 10 Mrd. unter dem Allerwertesten nun als Ausrede für eine verfehlte Anlagepolitik herhalten müssen -"geschützt" werden Anlegergelder jedenfalls ganz bestimmt nicht dadurch, dass man Positionen konsequent bis zur Wertlosigkeit im Bestand hält. Denn spätestens, wenn die enttäuschten Anleger zu Recht ihre Fondsanteile zurückgeben, wird dem solchermaßen fehlgeleiteten Fondsmanager nichts anderes übrig bleiben als zu verkaufen, dann ist aber von den 10 Mrd. eh nur noch ein Hasendreck übrig.
Schönen Abend.
JLL
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