- Placer Dome: Verseuchte Erde - Philipp Steinhauer, 24.04.2002, 22:38
- Re: 'Imperium des nordamerikanischen Bergbaugiganten' - sehr blumig ;-) (owT) - JLL, 24.04.2002, 22:44
Placer Dome: Verseuchte Erde
http://www.jungewelt.de/2002/04-25/007.php
Vinia Datinguinoo (IPS)
Verseuchte Erde
Philippinen: Mit windigen Firmenkonstruktionen will sich der kanadische Bergbaukonzern Placer Dome vor der Verantwortung für Umweltschäden drücken
Auf den Philippinen wächst der Unmut über die Weigerung des kanadischen Bergbauunternehmens Placer Dome, die Schäden der schwersten Umweltkatastrophe auf der Insel Marinduque vor sechs Jahren vollständig zu beheben. Im März 1996 waren die Wände eines Staubeckens der zum Imperium des nordamerikanischen Bergbaugiganten gehörenden Marcopper- Mine zerborsten. Drei Millionen Tonnen giftige Abwässer und Schuttmassen ergossen sich in die umliegenden Flüsse. Das Unglück hatte Dörfer und Felder verwüstet und schwere Gesundheitsschäden, vor allem bei den Kindern, hervorgerufen. Placer Dome versprach, die Bevölkerung zu entschädigen, doch nichts derartiges geschah.
Bis heute ist der Boac-Fluß auf der Inselprovinz, 170 Kilometer südlich von Manila, mit einer Million Tonnen des mit Schwermetallen und Säuren belasteten Abraums aus dem Marcopper-Erzbergwerk vergiftet. Kanadische Wissenschaftler des Unternehmens Klohn-Crippen, die im Juni letzten Jahres das stillgelegte Bergwerk inspizierten, warnten vor neuen schweren Umweltschäden, da vier Wände eines Abwasserbeckens brüchig sind und aus einer Abraumhalde giftige Abwässer austreten.
Zur Zeit des Unglücks war Placer Dome mit 40 Prozent an der Marcopper Mining Co. beteiligt und dominierte auch das Management der Firma. Ein Jahr später gab Placer Dome seine Anteile an Marcopper ab. Für die dringend erforderlichen Entsorgungs- und Reparaturarbeiten hat Marcopper nach eigenem Bekunden kein Geld. Das Unternehmen hat lediglich angeboten, das vergiftete Wasser des Boac-Flusses in eine Mine am Mount Taipan zu pumpen, deren Entwässerungstunnel schon 1996 defekt war. Ohne vorherige Reparaturen an Stollen und Stausee, so war in dem von Klohn- Crippen erarbeiteten Gutachten zu lesen, würden diese der zusätzlichen Belastung nicht standhalten und schon bald Leben und Eigentum der Menschen in der gesamten Umgebung bedrohen.
Voller Sorge forderte der philippinische Umweltminister Heherson Alvarez im vergangenen Oktober in einem offiziellen Schreiben die Verantwortlichen, Marcopper Mining Corp., Placer Dome Inc. (PDI) und deren 1997 gegründetes Tochterunternehmen Placer Dome Technical Services (PDTS) auf, sich um die Entsorgung des Bergwerks zu kümmern.
Daraufhin übertrug PDTS im November 2001 vertraglich alle unerledigten Entsorgungsarbeiten und andere Verpflichtungen an die F-Holding Inc., den größten Aktionär der Marcopper Mining Comp. Der Präsident von Placer, Jay Taylor, wies jede Verantwortung seines Unternehmens von sich. »Ich bin tief beunruhigt, doch für die Anlagen, von denen Sie in Ihrem Brief sprechen, sind die Eigentümer und Betreiber der Marcopper- Mine zuständig. PDI gehört nicht dazu.«
Wenige Monate später, im Februar, versuchte Taylor vor Mitarbeitern von Placer Dome, den Rückzug des Unternehmens von den Philippinen zu rechtfertigen: »Wir waren zu dem Schluß gekommen, daß sich Marcoppers größter Anteilseigner besser um das Problem kümmern könnte, zumal man uns nicht erlaubt hatte, die Entsorgung des Flusses zu Ende zu führen.« Obwohl Placer Dome dazu gar nicht verpflichtet gewesen sei, habe das Unternehmen bereits 70 Millionen Dollar für die Schadensbeseitigung ausgegeben. »Damit«, so der Placer- Dome-Chef, »haben wir bewiesen, daß wir verantwortlich und beispielhaft gehandelt haben.«
In seinem Rechenschaftsbericht »vergaß« Taylor allerdings die weiteren schweren ökologischen Schäden, die die damals von Placer Dome kontrollierte Marcopper Mining ebenfalls zu verantworten hatte. In den Jahren 1975 bis 1991 hatte Marcopper gut 20 Millionen Tonnen Abraum in der nahe gelegenen Calancan Bay versenkt. Vor zwei Jahren stellten Mediziner fest, daß das Blut der in den umliegenden Dörfern lebenden Kinder stark mit Schwermetallen wie Blei belastet ist. 1993 war die Stadt Mongpong nach dem Bruch eines Staubeckens mit Abwässern aus einer Mine überschwemmt worden. Vor einem Jahr haben 61 Bewohner wegen der andauernden Schäden vor Gericht Klage eingereicht. Placer- Dome-Präsident Taylor wollte auch nicht erklären, warum eines der größten kanadischen Bergbauunternehmen es einer Pleitefima wie Marcopper überlassen hatte, die Millionen Dollar schweren Schäden zu beseitigen, die PDI mit verursacht hatte.
Marcopper Mining hatte den Betrieb im März 1996 eingestellt. Nach einem nicht amtlich überprüften Finanzbericht für 2000 wies das Unternehmen in seinen Büchern ein Defizit von 12,4 Millionen Dollar aus. Placer Dome dagegen ist Nordamerikas drittgrößtes Erzbergbauunternehmen und gehört weltweit zu den Giganten der Branche.
<center>
<HR>
</center>

gesamter Thread: