- Marx über kapitalistische Krisen 3/5 - KRISENVERLÄUFE - Wal Buchenberg, 25.04.2002, 08:04
- Re: Marx über kapitalistische Krisen 3/5 - DEBITISMUS PUR!.... - JÜKÜ, 25.04.2002, 08:30
- Die einen machen aus Marx einen MARXISMUS, die andern einen DEBITISMUS ;-) - Wal Buchenberg, 25.04.2002, 13:20
- Re: Marx über kapitalistische Krisen 3/5 - DEBITISMUS PUR!.... - JÜKÜ, 25.04.2002, 08:30
Marx über kapitalistische Krisen 3/5 - KRISENVERLÄUFE
Kapitalistische Krisen, Teil 3/5: Krisenverlauf und Krisenfolgen
Krisentheorie von K. Marx, Teil 1
Kapitalistische Krisen entwickeln sich notwendig aus dem normalen Verlauf der kapitalistischen Ã-konomie. Die Krisentheorie von Karl Marx ergibt sich daher aus seiner Gesamtanalyse des Kapitalismus.
1. Möglichkeit der kapitalistischen Krisen. Krisenhaft sind die grundlegendsten kapitalistischen Verhältnisse.
1.1. Krisenhaft ist das zeitliche und örtliche Auseinanderfallen des Warenaustausches durch das Geld.
1.2. Krisenhaft ist das Auseinanderfallen von Warenübergabe und Geldübergabe durch den Kredit.
Krisentheorie von K. Marx, Teil 2
1.3. Krisenhaft ist das Auseinanderfallen von Produktion (Produktion des Warenwertes) und Reproduktion (Zirkulation) (Rückverwandlung des Warenwertes in Geld und Wiederverwandlung in produktives Kapital).
1.4. Krisenhaft ist der Zwang zur Ausweitung der Produktion über die bestehenden Verwertungsschranken des Kapitals.
2. Notwendigkeit der kapitalistischen Krisen: Krisen werden verursacht durch die Eigendynamik der grundlegendsten kapitalistischen Verhältnisse.
Krisentheorie von K. Marx, Teil 3
3. Krisenverlauf und Krisenfolgen für das Kapital
3.1. Teilkrisen werden Gesamtkrisen.
3.2. Krisen werden zyklisch.
3.3. Geld- und Kreditknappheit
3.4. Entwertung des Warenkapitals
3.5. Entwertung des fiktiven Kapitals (Wertpapiere)
Krisentheorie von K. Marx, Teil 4
3.6. Entwertung und Vernichtung von produktivem Kapital
3.7. Sinken der Profitrate
3.8. Außenhandel
Krisentheorie von K. Marx, Teil 5
4. Krisenfolgen für andere Klassen
4.1. Krisenfolgen für Kleinkapitalisten und Selbständige
4.2. Krisenfolgen für die Lohnarbeiter
5. Resümee: In Krisen stößt die kapitalistische Ã-konomie an ihre eigenen Schranken.
Dritter von fünf Teilen der Krisentheorie von Karl Marx
3. Krisenverlauf und Krisenfolgen für das Kapital
„In der Tat, seit 1825, wo die erste allgemeine Krise ausbrach, geht die ganze industrielle und kommerzielle Welt, die Produktion und der Austausch sämtlicher zivilisierter Völker und ihrer mehr oder weniger barbarischen Anhängsel so ziemlich alle zehn Jahre einmal aus den Fugen. Der Verkehr stockt, die Märkte sind überfüllt, die Produkte liegen da, ebenso massenhaft wie unabsetzbar, das bare Geld wird unsichtbar, der Kredit verschwindet, die Fabriken stehen still, die arbeitenden Massen ermangeln der Lebensmittel, weil sie zuviel Lebensmittel produziert haben. Bankrott folgt auf Bankrott, Zwangsverkauf auf Zwangsverkauf. Jahrelang dauert die Stockung, Produktivkräfte wie Produkte werden massenhaft vergeudet und zerstört, bis die aufgehäuften Warenmassen unter größerer oder geringerer Entwertung endlich abfließen, bis Produktion und Austausch allmählich wieder in Gang kommen.
Nach und nach beschleunigt sich die Gangart, fällt in Trab, der industrielle Trab geht über in Galopp, und dieser steigert sich wieder bis zum zügellosen Tempo eines vollständigen industriellen, kommerziellen, kreditlichen und spekulativen Hindernisrennens, um endlich nach den halsbrechendsten Sprüngen wieder anzulangen - im Graben des Krachs. Und so immer von neuem.“ F. Engels, Anti-Dühring, MEW 20, 257.
„Die ungeheure, stoßweise Ausdehnbarkeit des Fabrikwesens und seine Abhängigkeit vom Weltmarkt erzeugen notwendig fieberhafte Produktion und darauf folgende Überfüllung der Märkte, mit deren Kontraktion Lähmung eintritt. Das Leben der Industrie verwandelt sich in eine Reihenfolge von Perioden mittlerer Lebendigkeit, Prosperität, Überproduktion, Krise und Stagnation.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 476.
3.1. Teilkrisen werden Gesamtkrisen
„Es versteht sich übrigens bei der ganzen Betrachtung von selbst: Es soll nicht geleugnet werden, dass in einzelnen Sphären überproduziert und darum in anderen zu wenig produziert werden kann, Teilkrisen also aus einem Ungleichgewicht der Produktion... entspringen können und eine allgemeine Form dieses Ungleichgewichts der Produktion mag Überproduktion von fixem oder andererseits Überproduktion von zirkulierendem Kapital sein.
(Als die Spinnmaschinen (= fixes Kapital) erfunden waren, fand Überproduktion von Garn (=zirkulierendes Kapital) im Verhältnis zur den Webereien statt. Dies Missverhältnis wurde aufgehoben, sobald mechanische Webstühle in der Weberei eingeführt waren.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert II., MEW 26.2, 521 u. Anm.
„Fast jede Handelskrise in unserer Zeit ist mit einer Verletzung der richtigen Proportion zwischen flüssigem und fixem Kapital verbunden gewesen. Welches Ergebnis muss dann das Wirken einer Institution wie der Großbanken haben, deren unmittelbarer Zweck es ist, soviel wie möglich von dem Leihkapital des Landes in Eisenbahnen, Kanälen, Bergwerken, Werften, Dampfschiffen, Eisenwerken und anderen industriellen Unternehmungen festzulegen, ohne jede Rücksicht auf die Produktionsmöglichkeiten des Landes?“ K. Marx, Credit mobilier, MEW 12, 33.
„Alle Widersprüche der bürgerlichen Produktion kommen in den allgemeinen Weltmarktkrisen kollektiv zum Ausbruch, in den besondern Krisen (dem Inhalt und der Ausdehnung nach besonderen) nur zerstreut, isoliert, einseitig.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert II., MEW 26.2, 535.
„Damit eine Krise (also auch die Überproduktion) allgemein sei, genügt es, dass sie die leitenden Handelsartikel ergreife.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert II., MEW 26.2, 506.
3.2. Krisen werden zyklisch
„Nach Babbage dauert die Durchschnittsreproduktion der Maschinerie in England 5 Jahre; die reale daher vielleicht 10 Jahre. Es kann durchaus keinem Zweifel unterliegen, dass der Zyklus, den die Industrie durchläuft, seit der Entwicklung des fixen Kapitals in großem Maßstab, in einem mehr oder weniger zehnjährigen Zeitraum zusammenhängt mit dieser so bestimmten Gesamtreproduktionsphase des Kapitals. Wir werden auch andere Bestimmungsgründe finden. Aber dies ist einer.
Es gab auch früher gute und schlechte Zeiten für die Industrie, wie für die... Landwirtschaft. Aber der in charakteristische Perioden, Epochen eingeteilte mehrjährige Industriezyklus gehört der großen Industrie an.“ K. Marx, Grundrisse, 608.
„Dieser zyklische Lebenslauf der modernen Industrie, der uns in keinem früheren Zeitalter der Menschheit begegnet, war auch in der Kindheitsperiode der kapitalistischen Produktion unmöglich.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 661.
„In demselben Maße..., worin sich mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise der Wertumfang und die Lebensdauer des angewandten fixen Kapitals entwickelt, entwickelt sich das Leben der Industrie und des industriellen Kapitals in jeder besonderen Anlage zu einem vieljährigen, sage im Durchschnitt zehnjährigen. (Fixes Kapital sind hier die Bestandteile des produktiven Kapitals, die als Arbeitsmittel - Gebäude, Maschinen etc. - ihren Wert stückweise in den Wert des Produkts abgeben, aber nicht stofflich in das Produkt eingehen. Sie wirken stofflich so lange als Körper weiter, bis sie ihren Gebrauchswert verlieren und müssen dann in der Regel als Ganzes ersetzt werden.)
Wenn einerseits die Entwicklung des fixen Kapitals dieses Leben ausdehnt, so wird es andererseits abgekürzt durch die beständige Umwälzung der Produktionsmittel, die ebenfalls mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise beständig zunimmt. Mit ihr daher auch der Wechsel der Produktionsmittel und die Notwendigkeit ihres beständigen Ersatzes infolge des moralischen Verschleißes, lange bevor sie physisch ausgelebt sind.
Man kann annehmen, dass für die entscheidendsten Zweige der großen Industrie dieser Lebenszyklus jetzt im Durchschnitt ein zehnjähriger ist. Doch kommt es hier nicht auf die bestimmte Zahl an. Soviel ergibt sich: Durch diesen eine Reihe von Jahren umfassenden Zyklus von zusammenhängenden Umschlägen, in welchen das Kapital durch seinen fixen Bestandteil gebannt ist, ergibt sich eine materielle Grundlage der periodischen Krisen, worin das Geschäft aufeinanderfolgende Perioden der Abspannung, mittleren Lebendigkeit, Überstürzung, Krise durchmacht.
Es sind zwar die Perioden, worin Kapital angelegt wird, sehr verschiedene und auseinanderfallende. Indessen bildet die Krise immer den Ausgangspunkt einer großen Neuanlage. Also auch - die ganze Gesellschaft betrachtet - mehr oder minder eine neue materielle Grundlage für den nächsten Umschlagszyklus.“ K. Marx, Kapital II. MEW 24, 185.
„Es verhält sich mit diesem industriellen Zyklus so, dass derselbe Kreislauf, nachdem der erste Anstoß einmal gegeben ist, sich periodisch reproduzieren muss.
Im Zustand der Abspannung sinkt die Produktion unter die Stufe, die sie im vorigen Zyklus erreicht und wofür jetzt die technische Basis gelegt ist. In der Prosperität - der Mittelperiode - entwickelt sie sich weiter auf dieser Basis. In der Periode der Überproduktion und des Schwindels spannt sie die Produktivkräfte auf das Höchste an, bis hinaus über die kapitalistischen Schranken des Produktionsprozesses.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 506f.
Dazu merkte F. Engels im Jahr 1894 an: „Wie ich schon an anderer Stelle bemerkt, ist hier seit der letzten großen allgemeinen Krise eine Wendung eingetreten. Die akute Form des periodischen Prozesses mit ihrem bisherigen zehnjährigen Zyklus scheint in eine mehr chronische, länger gezogene, sich auf die verschiedenen Industrieländer verschiedenzeitig verteilende Abwechslung von relativ kurzer, matter Geschäftsbesserung mit relativ langen, entscheidungslosem Druck gewichen zu sein.
Vielleicht aber handelt es sich nur um eine Ausdehnung der Dauer des Zyklus.
In der Kindheit des Welthandels, 1815-1847, lassen sich annähernd fünfjährige Zyklen nachweisen; von 1847 - 67 ist der Zyklus entscheiden zehnjährig; sollten wir uns in der Vorbereitungsperiode eines neuen Weltkrachs von unerhörter Vehemenz befinden? Dahin scheint manches zu deuten.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 506, Anm. 8.
„Bis jetzt ist die periodische Dauer solcher Zyklen zehn oder elf Jahre, aber es gibt keinerlei Grund, diese Zahl als konstant zu betrachten. Im Gegenteil, aus den Gesetzen der kapitalistischen Produktion, wie wir sie eben entwickelt haben, muss man schließen, dass sie variabel ist und dass die Periode der Zyklen sich stufenweise verkürzen wird.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 662 Anm. 1.
3.3. Geld- und Kreditknappheit
„Die Bedeutung, die in Krisen das bare Geld bekommt, rührt nur daher, dass... Verpflichtungen zu zahlen sind; dass neben der unterbrochenen Zirkulation (Verkauf und Kauf der Waren) eine Zwangszirkulation von Zwangsverkäufen stattfindet.“ K. Marx, Grundrisse, 494.
„Die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel (=zur Begleichung einer Schuld) schließt einen unvermittelten Widerspruch ein. Soweit sich die Zahlungen ausgleichen, funktioniert es nur ideell als Rechengeld oder Maß der Werte. Soweit wirkliche Zahlung zu verrichten ist, tritt es nicht als Zirkulationsmittel (=Tauschmittel für alle Waren) auf, als nur verschwindende und vermittelte Form des Stoffwechsels, sondern als die individuelle Inkarnation der gesellschaftlichen Arbeit (=Verkörperung von Wert), selbständiges Dasein des Tauschwerts, absolute Ware.
Dieser Widerspruch eskaliert in dem Moment der Produktions- und Handelskrise, der Geldkrise heißt. Sie ereignet sich nur, wo die aufeinanderfolgende Kette der Zahlungen und ein künstliches System ihrer Ausgleichung völlig entwickelt sind. Mit allgemeineren Störungen dieses Mechanismus, woher sie immer entspringen mögen, schlägt das Geld plötzlich und unvermittelt um aus der nur ideellen Gestalt des Rechengeldes in hartes Geld. Es wird unersetzlich durch normale Waren....
Eben noch erklärte der Bürger in prosperitätstrunkenem Aufklärungsdünkel das Geld für leeren Wahn. Nur die Ware ist Geld.
Nur das Geld ist Ware! gellt es jetzt über den Weltmarkt. Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit seine Seele nach Geld, dem einzigen Reichtum.
In der Krise wird der Gegensatz zwischen der Ware und ihrer Wertgestalt, dem Geld, bis zum absoluten Widerspruch gesteigert. Die Erscheinungsform des Geldes ist hier daher auch gleichgültig. Die Geldhungersnot bleibt dieselbe, ob in Gold oder Kreditgeld, Banknoten etwa, zu zahlen ist.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 151f.
„Den Höhepunkt erreicht die Menge des umlaufenden Geldes in der Periode der Überspannung und Überspekulation - da bricht die Krise herein und über Nacht sind die gestern noch so reichlichen Banknoten vom Markt verschwunden und mit ihnen die Diskontierer von Wechseln, die Vorschussleister auf Wertpapiere, die Käufer von Waren....
Sowie die Krise hereinbricht, handelt es sich nur noch um Zahlungsmittel (=Bargeld zur Schuldtilgung). Da aber jeder vom anderen abhängig ist für den Eingang dieser Zahlungsmittel und keiner weiß, ob der andere imstand sein wird, am Verfalltag zu zahlen, tritt ein vollständiges Kirchturmrennen ein um die im Markt befindlichen Zahlungsmittel, d.h. für Banknoten. Jeder schatzt davon auf, so viele er erhalten kann, und so verschwinden die Noten aus der Zirkulation am selben Tag, wo man sie am nötigsten braucht.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 543.
„Dass es in der Periode der Krise an Zahlungsmitteln (Bargeld zur Schuldtilgung) fehlt, ist selbsteinleuchtend.... Unwissende und verkehrte Bankgesetzgebung, wie die von 1844/45 kann diese Geldkrise erschweren. Aber keine Art Bankgesetzgebung kann die Krise beseitigen.
In einem Produktionssystem, wo der ganze Zusammenhang des Reproduktionsprozesses auf dem Kredit beruht, wenn da der Kredit plötzlich aufhört und nur noch bare Zahlung gilt, muss augenscheinlich eine Krise eintreten, ein gewaltsamer Andrang nach Zahlungsmitteln.
Auf den ersten Blick stellt sich daher die ganze Krise nur als Kreditkrise und Geldkrise dar. Und in der Tat handelt es sich nur um die Konvertibilität der Wechsel in Geld. Aber diese Wechsel repräsentieren der Mehrzahl nach wirkliche Käufe und Verkäufe, deren das gesellschaftliche Bedürfnis weit überschreitende Ausdehnung schließlich der ganzen Krise zugrunde liegt.
Daneben aber stellt auch die ungeheure Masse dieser Wechsel bloße Schwindelgeschäfte vor, die jetzt ans Tageslicht kommen und platzen;
ferner mit fremdem Kapital getriebene, aber verunglückte Spekulationen;
endlich Warenkapitale, die entwertet oder gar unverkäuflich sind, oder Rückflüsse, die nie mehr einkommen können.
Das ganze künstliche System gewaltsamer Ausdehnung des Reproduktionsprozesses kann natürlich nicht dadurch kuriert werden, dass nun etwa eine Bank, z.B. die Bank von England, in ihrem Papier allen Schwindlern das fehlende Kapital gibt und die sämtlichen entwerteten Waren zu ihren alten Nominalwerten kauft.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 507.
„Wenn man die Umschlagszyklen betrachtet, worin sich die moderne Industrie bewegt - Zustand der Ruhe, wachsende Belebung, Prosperität, Überproduktion, Krach, Stagnation, Zustand der Ruhe etc., - Zyklen, deren weitere Analyse außerhalb unserer Betrachtung fällt -, so wird man finden, dass meist niedriger Stand des Zinses den Perioden der Prosperität oder des Extraprofits entspricht, Steigen des Zinses der Scheide zwischen der Prosperität und ihrem Umschlag, Maximum des Zinses bis zur äußersten Wucherhöhe aber der Krise....
Allerdings kann andererseits ein niedriger Zins mit Stockung, und mäßig steigender Zins mit wachsender Belebung zusammengehen.
Der Zinsfuß erreicht seine äußerste Höhe während der Krisen, wo geborgt werden muss, um zu zahlen, was es auch koste. Es ist dies zugleich, da dem Steigen des Zinses ein Fallen im Preise der Wertpapiere entspricht, eine sehr artige Gelegenheit für Leute mit verfügbarem Geldkapital, um sich zu Spottpreisen solcher zinstragenden Papiere zu bemächtigen...“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 372f.
„Sein Maximum erreicht der Zins..., sobald die... Krisis hereinbricht, der Kredit plötzlich aufhört, die Zahlungen stocken, der Reproduktionsprozess gelähmt wird und, mit früher erwähnten Ausnahmen, neben fast absolutem Mangel von Leihkapital, Überfluss von unbeschäftigtem industriellen Kapital eintritt.
Im ganzen verläuft die Bewegung des Leihkapitals wie sie sich im Zinsfuß ausdrückt, in umgekehrter Richtung zu der des industriellen Kapitals.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 505.
„Die Geldkrise, wie sie hier im Text bestimmt wurde als besondere Phase jeder allgemeinen Produktions- und Handelskrise, ist wohl zu unterscheiden von der speziellen Sorte der Krise, die man auch Geldkrise nennt, die aber selbständig auftreten kann, so dass sie auf Industrie und Handel nur rückschlagend wirkt.
Es sind dies Krisen, deren Bewegungszentren das Geldkapital ist, und daher Bank, Börse, Finanz als ihre unmittelbare Sphäre hat.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 152, Anm. 99.
3.4. Überfluss an Warenkapital durch Entwertung des Warenkapitals (Deflation)
Es „geht den Krisen meist eine allgemeine Preisinflation vorher in allen der kapitalistischen Produktion angehörigen Artikeln. Sie nehmen daher alle an dem nachfolgenden Crash teil und sind alle zu den Preisen, die sie vor dem Crash hatten, unverkäuflich auf dem Markt.
Der Markt kann eine Warenmasse absorbieren zu fallenden, unter ihren Kostpreisen gefallenen Preisen, die er zu ihren früheren Marktpreisen nicht absorbieren konnte. Die Preise, zu denen die Waren dann absorbiert werden, sind ruinierend für den Produzenten oder Kaufmann.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert II., MEW 26.2, 506.
„Übrigens ist mit Bezug auf die in den Krisen zutage tretende Überreichlichkeit des industriellen Kapitals zu bemerken: Das Warenkapital ist an sich zugleich Geldkapital, d.h. bestimmte Wertsumme, ausgedrückt im Preis der Ware. Als Gebrauchswert ist es bestimmtes Quantum bestimmter Gebrauchsgegenstände, und dies ist im Moment der Krise im Überfluss vorhanden. Aber als Geldkapital an sich, als potentielles Geldkapital, ist es beständiger Ausdehnung und Schrumpfung unterworfen. Am Vorabend der Krise und innerhalb derselben ist das Warenkapital in seiner Eigenschaft als potentielles Geldkapital geschrumpft. Es stellt für seinen Besitzer und dessen Gläubiger (wie auch als Sicherheit für Wechsel und Anleihen) weniger Geldkapital vor, als zur Zeit, wo es eingekauft wurde und wo die auf es begründete Diskontierung und Pfandgeschäfte abgeschlossen wurden....
Ein solcher Zusammenbruch der Preise gleicht übrigens nur ihre frühere Aufblähung aus.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 507f.
„In der Krisis selbst, da jeder zu verkaufen hat und nicht verkaufen kann und doch verkaufen muss, um zu zahlen, ist die Masse... des in seinem Reproduktionsprozess gehemmten Kapitals gerade dann am größten, wenn auch der Kreditmangel am größten ist (und daher bei Bankierkredit die Diskontrate am höchsten).
Das schon ausgelegte Kapital ist dann in der Tat massenweise unbeschäftigt, weil der Reproduktionsprozess stockt. Fabriken stehen still, Rohstoffe häufen sich auf, fertige Produkte überfüllen als Waren den Markt. Es ist also nichts falscher, als solchen Zustand einem Mangel an produktivem Kapital zuzuschreiben.
Es ist gerade dann Überfluss von produktivem Kapital vorhanden, teils in bezug auf den normalen, aber augenblicklich kontrahierten Maßstab der Reproduktion, teils in bezug auf die gelähmte Konsumtion“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 500.
„Ein Teil der auf dem Markt befindlichen Waren kann seinen Zirkulations- und Reproduktionsprozess (Verkauf und Kauf) nur vollziehen durch ungeheure Kontraktion seiner Preise, also durch Entwertung des Kapitals, das er darstellt.
Ebenso werden die Elemente des fixen Kapitals (Arbeitsmittel wie Gebäude und Maschinerie) mehr oder minder entwertet.
Es kommt hinzu, dass bestimmte, vorausgesetzte Preisverhältnisse den Reproduktionsprozess bedingen, dieser daher durch den allgemeinen Preisfall in Stockung und Verwirrung gerät.
Diese Störung und Stockung paralysiert die... auf jenen vorausgesetzten Preisverhältnissen beruhende Funktion des Geldes als Zahlungsmittel (von Krediten), unterbricht an hundert Stellen die Kette der Zahlungsobligationen an bestimmten Terminen, und wird noch verschärft durch das damit gegebene Zusammenbrechen des... Kreditsystems und führt so zu heftigen akuten Krisen...“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 264.
3.5. Entwertung des fiktiven Kapitals (Wertpapiere)
„Aus dem Gesagten ergibt sich, dass das Warenkapital seine Eigenschaft, potentielles Geldkapital darzustellen, in der Krise und überhaupt in Geschäftsstockungen in großem Maß verliert.
Dasselbe gilt von dem fiktiven Kapital, den zinstragenden Papieren, soweit diese selbst als Geldkapitale auf der Börse zirkulieren. Mit dem steigenden Zins fällt ihr Preis. Er fällt ferner durch den allgemeinen Kreditmangel, der ihre Eigner zwingt, sie massenweise auf dem Markt loszuschlagen, um sich Geld zu verschaffen. Er fällt endlich bei Aktien, teils infolge der Abnahme der Revenuen, worauf sie Anweisungen sind, teils infolge des Schwindelcharakters der Unternehmungen, die sie oft genug repräsentieren.
Dies fiktive Geldkapital ist in Krisen enorm vermindert und damit die Macht seiner Eigner, Geld darauf im Markt aufzunehmen.
Die Verminderung der Geldnamen dieser Wertpapiere im Kurszettel hat jedoch nichts zu tun mit dem wirklichen Kapital, das sie vorstellen, dagegen sehr viel mit der Zahlungsfähigkeit seiner Eigner.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 510.
„Der Teil des Kapitalwerts, der bloß in der Form von Anweisungen auf künftige Anteile am Mehrwert, am Profit steht, in der Tat lauter Schuldscheine auf die Produktion unter verschiedenen Formen, wird sofort entwertet mit dem Fall der Einnahmen, auf die er berechnet ist.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 264.
„Was nun den Fall von bloß fiktivem Kapital, Staatspapieren, Aktien etc. betrifft - so - soweit er es nicht zum Bankrott des Staates und der Aktiengesellschaft treibt, soweit dadurch nicht überhaupt die Reproduktion gehemmt wird, insofern dadurch der Kredit industrieller Kapitalisten, die solche Papiere halten, erschüttert wird -, ist es bloß Übertragung des Reichtums von einer Hand in die andere und wird im ganzen günstig auf die Reproduktion wirken, sofern die neureichen Emporkömmlinge, in deren Hand diese Aktien oder Papiere billig fallen, meist unternehmender sind als die alten Besitzer.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert II., MEW 26.2, 496-497.
„So drückt sich in der Krisenphase des industriellen Zyklus der allgemeine Fall der Warenpreise als Steigen des relativen Geldwerts, und in der Prosperitätsphase das allgemeine Steigen der Warenpreise als Fall des relativen Geldwerts aus.
Die sog. Currency-Schule schließt daraus, dass bei hohen Preisen zu viel, bei niedrigen zu wenig Geld zirkuliert. Ihre Ignoranz und völlige Verkennung der Tatsachen finden würdige Parallele in den Ã-konomen, welche die Phänomene der beschleunigten oder verminderten Akkumulation von Kapital dahin deuten, dass das eine Mal zu wenig und das andre Mal zu viel Lohnarbeiter existieren.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 648.
Dritter von fünf Teilen der Krisentheorie von Karl Marx.
Wo es dem Verständnis dient, habe ich veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenangaben modernisiert. Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift.
Wal Buchenberg, 22.4.2002
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