- Interessantes Zitat zur römischen Geschichte... - Boyplunger, 27.04.2002, 13:30
- Auch hier sieht man ganz eindeutig - Turon, 27.04.2002, 14:06
Auch hier sieht man ganz eindeutig
daß ein Bärenteil des Aufschwungs in jeglicher Formen, ob es nun Sozialismus,
oder Kapitalismus oder sonstigen Gesellschaftsformen auf Schuldenaufbau erfolgt.
Es ist ein Spiel in dem etliche Variablen der Rechnung unbekannt sind, von denen
man annimmt, daß mindestens ein Teil der Variablen positiv ausfallen wird und unterm Strich Erfolg zu verbuchen ist.
Ein Unternehmer zum Beispiel rechnet so:
der Bauer: wenn ich in diesem Jahr reiche Ernte erhalte, und daran glaube ich ganz fest, kann ich mit dem Erlös meine alte Schulden bedienen, wie auch neue aufnehmen.
der Produzent: wenn ich meine Produktionskapazitäten aufstocke bin ich gegenüber der Konkurrenz wettbewerbsfähiger.
Sehr häufig jedoch wird dabei nicht berücksichtigt, daß Kapazitätenausweitung
die gesamte Gleichung auf den Kopf stellen kann. Der beste Beispiel hierfür
ist zum Beispiel die DTAG. Ron Sommer dachte sich wohl: wenn ich Voicestream
kaufe, erwerbe ich gegenüber der Konkurrenz einen Vorteil. Denn: summierend
müßten Erträge der beiden Gesellschaften in einem Konzern vereint mehr Gewinn bescheren. Erfahrungswert: wenn im Jahre 2000 DTAG 3 Milliarden plus erwirtschaftet und Voicestream 1,1 Milliarden, so ergäbe sich pauschal gesagt
ein Ergebnis von 4,1 Milliarden wenn sich der Markt nicht ändert.
Tja. Nur eben so einfach sollte man es sich doch nicht machen, denn wie wir wissen, ist DTAG derzeit haushochverschuldet und dazu hat sich der Markt leider
verändert.
Ein anderes Beispiel:
den Aufschwung der Weltwirtschaft der letzten 100 Jahre verdanken wir der Tatsache, daß neben fortschreitender Industrialisierung und natürlich fortschreitender Automatisierung der Betriebe eine tatsächlich gewaltige
Erruption an Energieverbrauch stattfand. Würden wir unterstellen, daß
der Erzeugung der Energie eine Schranke gesetzt ist, zum Beispiel äußern sich viele Geologen besorgt darüber wie es mit den Ã-lvorkommen tatsächlich aussieht,
und das diese Energiequelle langfristig versiegen kann, so würde es den Produktionsfaktor Energie zuerst langsam, und kontinuerlich schneller
derart kostspielig machen, daß in vielen Fällen die Energie sich gar wie produktionshemmendes Faktor herausstellen würde.
Die modernen Kapitalisten sagen sich: es gibt sicherlich noch Alternativ-energien nach denen wir dann anschließend greifen. Sie gehen gar davon aus,
daß die künftigen Energien bei der Erzeugung doch billiger werden.
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Und hier schließt sich der Kreis. Trifft der erhoffte Ergebnis nämlich nicht ein, und wird die Energie teurer, erübrigt sich für viele Unternehmen mit
schwacher Dividende die Frage, ob es sich rentiert zu produzieren. Wie in Kalifornien der Fall ist, wo anstatt zu produzieren, die bestmögliche Rendite war, eingebunkerte Rohstoffe zu Energieerzeugung schlicht und einfach viel teurer zu verkaufen. Nicht umsonst nennt man die kalifornische Krise auch Energiekrise.
Denn das marktwirtschaftlich bedingtes Scheitern einer Versuchsanordnung
wird immer und in jedem System, in Kapitalismus ganz besonders,
als Krise, oder Naturkatastrophe dargestellt, mit der man nicht gerechnet
hat. Genauso wie im Rom: als das erhoffte Ereignis der Eroberung weiterer
Kolonien nicht eintrat, gab es den Bürgerkrieg und Rückfall in die anarchistische Zustände, was letztendlich auch bei uns irgendwann passieren wird. Und das kapitalistische Naturwunder, die"Titanic" nähert sich wieder mal
dem Eisberg, während wir fürstlich den technischen Aufschwung feiern.
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Danke übrigens für den Beitrag.
Gruß.
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