- Seidenraupenzucht in Deutschland - oder gar Bananen? - Herbi, dem Bremser, 30.04.2002, 00:00
Seidenraupenzucht in Deutschland - oder gar Bananen?
Liebe Gemeinde,
liebe Kätzchen,
nun habe ich also besagtes Buch über DIE ERDGESCHICHTE zerlesen und möchte heute Abend, wenn denn das Börsengeschehen Euch nicht allzu sehr in Anspruch genommen hat, noch ein kleines Schmankerl aus Kapitel 6 zum Besten geben.
<font size="5"> DAS EISZEITALTER</font>
Im 19. Jahrhundert fanden Geologen Hinweise darauf, dass große Teile der nördlichen Hemisphäre früher von mächtigen Eismassen bedeckt waren. Heute wissen wir, dass das Vorrücken und Rückschmelzen der Gletscher nur ein Aspekt der globalen klimatischen Veränderungen ist. Der Planet war in der Vergangenheit manchmal heißer, manchmal kälter als heute. Das komplexe Wechselspiel zwischen den Schwankungen der Erdumlaufbahn um die Sonne, den Bewegungen tektonischer Platten, der Erdatmosphäre und den Meeresströmungen hat einen großen Einfluss auf das globale Klima.
Etwa 50 Kilometer nördlich von London durchfließt der Fluss Lea die Landschaft von Hertfordshire. Er hat sich in das Gestein eingeschnitten und ein ausgedehntes Tal mit flachem Talboden geschaffen. Schmale Mulden an den Talseiten sind die Überreste von Steinbrüchen, in denen man einst Kalk und Feuerstein förderte. Die Seiten der alten Steinbrüche sind mit kleinen Löchern übersät - hier gruben Hasen Löcher in den Kreideboden. Ein merkwürdiges Durcheinander von etwa faustgroßen Gesteinsfragmenten liegt verstreut unterhalb der Baue: Ammoniten, fossile Dinosaurierknochen, Stücke von Feuerstein und seltsame Austernschalen, die Teufelskrallen genannt werden. Auch Brocken vulkanischen Gesteins und Granit findet man hier, die normalerweise viel weiter nördlich, im Lake District oder in Schottland, vorkommen. Selbst versteinerten Knochen von Elefanten, Nilpferden, Säbelzahntigern, Löwen und Mammuts begegnet man hier. Aber wie kommt das Durcheinander an Fossilien und Gesteinstypen nach Hertfordshire? Die Antwort liegt in den Veränderungen des Weltklimas, die bei London eine Landschaft entstehen ließen, die sich mehrmals vom tropischen Dschungel in eine gefrorene Eiswüste und wieder zurück verwandelt hat.
<font size="4"> EINE WELT AUS EIS</font>
Noch vor 150 Jahren konnte sich kaum jemand vorstellen, dass das globale Klima einmal völlig anders war als heute. Doch selbst in historischer Zeit scheint es drastische Klimaveränderungen gegeben zu haben. Als <font color="FF0000">Erich der Rote</font> im 9. Jahrhundert von Island aus nach Westen segelte, entdeckte er fruchtbares Land, das er Grönland taufte. Er holte Siedler auf die Insel, die das Land agrarisch zu nutzen begannen. Doch nur wenige Jahrhunderte später waren die Winter so streng, dass die Bewohner ihre Dörfer und Landwirtschaften aufgeben mußten. Auch Europa erlebte zwischen 1450 und dem späten 18. Jahrhundert eine Klimaverschlechterung; sie äußerte sich darin, dass die Ostsee und einige große Flüsse, wie zum Beispiel die Themse in England und der Tajo in Spanien fast jeden Winter teilweise zufroren. In den vergangenen 200 Jahren beobachteten Dorfbewohner in den Schweizer Alpen, wie die alpinen Gletscher innerhalb kurzer Zeiträume vorrückten und wieder zurückwichen.
Ungewöhnliche Ablagerungen an der Oberfläche wie in Hertfordshire gibt es in ganz Nordeuropa und im nördlichen Nordamerika. Als sie im 19. Jahrhundert bemerkt wurden, hatte man zunächst keine Erklärung für dieses Phänomen. Häufig bestanden die Ablagerungen aus einer über die Landschaft verstreuten losen Mischung aus Kies, Sand und Ton. Manchmal waren bis zu 1 Meter dicke Felsbrocken aus Granit oder anderen Gesteinen in die Ablagerungen eingebettet oder blieben auf der Oberfläche zurück, nachdem das umgebende Material erodiert war. Diese Brocken wiesen eine polierte Oberfläche auf oder waren durch Schrammen und Furchen gezeichnet. Die Geschiebe, wie man die Ablagerungen nannte, waren das Ergebnis geologisch jüngster Ereignisse, die sich über einige Zeit erstreckt hatten. Deren Bestimmung war im frühen 19. Jahrhundert Gegenstand heftiger Debatten. Der britische Geologe William Buckland hielt die Ablagerungen für Reste einer globalen Überflutung - vielleicht der Sintflut.
Einige Geologen, unter ihnen Jean de Charpentier und Jean Louis Agassiz, sahen dies anders. Als Agassiz 1830 in der Schweiz auf einem Gletscher stand, bemerkte er, dass die geröllführenden Ablagerungen in von Gletschern bedeckten Alpentälern genauso aussahen wie das Geschiebe. Einzelne Felsbrocken und das anstehende Gestein neben den Gletschern wiesen die gleichen Schrammen und Furchen auf. Allein die Beobachtung der Gletschertätigkeit machte deutlich, dass die Schrammen bei der Bewegung des Gletschers und der im Eis mitgeführten Gesteine entstanden. Aber um die weite Verbreitung des Geschiebes zu erklären, mußten zu einer bestimmten Zeit weite Teile Europas und Skandinaviens mit Eis bedeckt gewesen sein, das nach dem Abschmelzen das Geschiebe zurückließ.
Die Untersuchung der Ablagerungen ergab, dass es sich nicht nur um eine, sondern um mehrere Schichten handelte. In den Überresten von Agassiz Eiswelt waren Schichten mit Überresten von Löwen, Nilpferden und Elefanten - Tieren der afrikanischen Steppe - eingelagert. Daraus zog Agassiz den Schluss, dass sich das Klima grundlegend verändert haben musste, und zwar nicht nur einmal, sondern mehrere Male. Phasen heißen Klimas wie in Afrika hatten mit kalten Bedingungen, wie sie in der Arktis herrschen, gewechselt. Detaillierte Untersuchungen des Geschiebes ergaben, dass es sich an der Basis eines Gletschers akkumuliert, wenn sich das Eis über die Landschaft ausbreitet. Während dieses Prozesses werden Fragmente des unterlagernden Gesteins und das ältere Geschiebe vom Eis herausgerissen, zermahlen und in die Eisdecke integriert. Dabei entsteht ein Gesteinspulver, das als tonige Matrix im Geschiebe auftritt. Glaziologen haben das Vor- und Rückschmelzen großer Eisdecken in der Vergangenheit verfolgt und die Zusammensetzung des Geschiebes und damit verbundene Erscheinungen aufgenommen. Auch wenn das Geschiebe bereits erodiert war oder gar nicht abgelagert wurde, hat die felsige Landschaft die typischen Merkmale der Tätigkeit eines Gletschers: polierte und gestreifte Gesteinskörper, kleine Hügel, die vom vorrückenden Eis geformt wurden, oder Trogtäler, in denen sich der Gletscher seinen Weg zwischen den Bergen bahnte.
Heute bilden die großen Eisdecken der Antarktis und Grönlands riesige Landschaften aus Eis ohne besondere Merkmale. Die Entdeckung des Geschiebes zeigte, dass die Eisdecken einst noch größer waren. Auf der Nordhalbkugel bildeten sie eine riesige Eiskappe, die Nordeuropa, Sibirien und das nördliche Nordamerika bis zum heutigen New York bedeckte. Perioden, in denen solche Eisdecken existieren - die Eiszeiten -, sind allerdings selten. Vereinzelte Überreste des Geschiebes zeigen, dass die letzte Eiszeit vor ungefähr 280 Millionen Jahren begann und einige zig Millionen Jahre währte. Noch ältere Ablagerungen deuten auf längere Eiszeiten vor etwa 450 und 600 Millionen Jahren hin.
Hintergrund zu obigen Ausführungen sei denn auch, absolut zufällig, das Posting vom 11. Oktober 2001 19:27:30 .. Cäsar, gefälschte Urkunden & der Elefant aus Bagdad..:
[Postinganfang]
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Beispiel: Das Capitulare de villis (CV) und die Brevium Exempla (Codex Helmstadiensis 254 in Wolfenbüttel), zentrale Mss. zur deutschen Wirtschaft des 8./9. Th. (vgl. Alfons Dopsch) sprechen vom Maulbeeranbau (Seidenraupenzucht!) in Deutschland um 800 (!), von Lorbeer, Feigen usw., die in Deutschland ebenso damals hätten wachsen sollen wie die Frauenminze (Costum). Alles lächerlich.
[Oder willst Du im 9. Jh. von deutschen Treibhäusern sprechen?
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[Postingende]
Grönland ahoi!
Wolfenbüttel ahoi!
Gruß und Guts Nächtle vom
Herbi
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