- FAZ: Der Goldpreis im Höhenflug - rodex, 30.04.2002, 06:35
- Der Schreiber muß krank sein. Jeder weitere Kommentar ist Zeitverschwendung.. (owT) - Gruß, ufi, 30.04.2002, 08:43
- Nachfrage hat immer schon zu Verkaufsdruck geführt. Mit Waffen jeder Art. - ufi, 30.04.2002, 08:45
- Für Argentinier war es Die Geldanlage! Vielleicht auch für Japaner?! - LenzHannover, 30.04.2002, 13:51
- Nachfrage hat immer schon zu Verkaufsdruck geführt. Mit Waffen jeder Art. - ufi, 30.04.2002, 08:45
- aah jetzt weiss ich wie sie sich retten können... - patrick, 30.04.2002, 09:11
- Re: Immer wieder lustig! - JLL, 30.04.2002, 10:00
- Re: Immer wieder lustig! - QuertreiBär, 30.04.2002, 17:58
- Prima, prima - schick mal an die FAZ!!! Autorenlob!! (owT) - Koenigin, 30.04.2002, 18:22
- echt zum Totlachen - Amanito, 30.04.2002, 21:13
- Der Schreiber muß krank sein. Jeder weitere Kommentar ist Zeitverschwendung.. (owT) - Gruß, ufi, 30.04.2002, 08:43
Re: Immer wieder lustig!
>Der Goldpreis im Höhenflug
>
>Hohe Kaufpositionen der Spekulanten / Spiegelbild der Dollarschwäche
>hi. FRANKFURT, 29. April. Der Goldpreis bewegt sich auf dem höchsten Niveau
>seit 26 Monaten. Zugleich steht er aus rein charttechnischer Sicht vor einem
>Ausbruch, der ihn ein gutes Stück weiter nach oben tragen könnte.
Sehr hübsch aufgebaute Dialektik."Rein charttechnische Sicht"(!). Nun wissen die vielen klugen Köpfe hinter der FAZ aber nur zu genau, dass die Charttechnik reine Kaffeesatzleserei ist. Ok, Jungs, ja es gibt einen Anstieg im Goldpreis, so lautet jetzt die neue Verteidigungslinie, ist ja nun selbst für die Blinden nicht mehr zu übersehen. ABER: Das Ganze steht auf tönernen Füßen. Falls das einzige Argument für Gold die Charttechnik ist, so soll doch beim geneigten Leser suggeriert werden, ist das ein sehr schwaches Argument. Und das haben wir schließlich schon im Deutschunterricht der 7. Klasse gelernt, erst die Argumente für die Gegenposition, und dann die Argumente für die eigene Position!
>J.P. Morgan nennt als nächste Widerstandsbereiche die Zonen um 320 und 340
>Dollar je Feinunze. UBS Warburg glaubt den nächsten stärkeren Widerstand bei
>325 Dollar zu erkennen. Am Montag notierte das Edelmetall im Laufe des >Nachmittags bei 310 Dollar.
Auch geschickt gemacht. Die vielgeschmähte JPM gibt das höchste Kursziel aus. Seht her, ihr ganzen Verschwörungstrottel, würden wir das wohl tun, wenn wir gegen Gold wären? Nein, würden wir nicht! Dabei gibt JPM nichts zu, was nicht ohnehin in den Karten ist. Allein die Standarderwartung aus dem vollendeten Double-Bottom liegt schon bei 370 USD und dagegen ist das allgemeine Setzen eines"Ankerwertes" bei rd. 320 USD natürlich auch ein geschicktes Ablenkungsmanöver. Für mich der WICHTIGSTE PUNKT ÜBERHAUPT: Ist eigentlich schon mal jemandem aufgefallen, dass Banken, wenn nicht unisono, so doch ganz überwiegend, in einem Aufwärtstrend primär über Widerstände in unmittelbarer Nähe des aktuellen Kurses und in Abwärtstrends über Unterstützungen in unmittelbarer Nähe des aktuellen Kurses fabulieren. Das ist keine Analyse, sondern schlicht und einfach dummes Zeug! Denn die erste Frage einer Analyse muß lauten, wohin geht der Trend? Dagegen ist die Frage, an welchen Niveaus sich der Trend vorübergehend verlangsamen dürfte absolut sekundär. Und in einem so jungen Trend, wie dem Goldtrend, den man gestern noch nicht einmal wahrhaben wollte, wird heute schon nach den Widerständen gesucht, an denen, so die Suggestion, dieser Trend ENDEN soll? Das ist Schwachsinn in Vollendung, aber er hat Methode. Ich möchte nur an den Abwärtstrend im Neuen Markt erinnern: Auch dort fand man 100 - 200 Punkte unter dem jeweils aktuellen Kurs stets Unterstützung, ebenso wie sich auch täglich ein neuer Depp fand, der diese Unterstützungen treudoof in die Kameras verkündete. Hahaha! Die beharrliche Weigerung den Kardinalpunkt TREND anzusprechen kann nur einen Hintergrund haben: Die Banken selbst sind mit ihren Eigenbeständen zuallererst Trendfolger. Durch das Legen der"Ankermarken" versuchen Sie das Publikum jeweils zur Einnahme der Gegenposition, die dann zwangsläufig auch eine gegen den Trend gerichtete Position ist, zu animieren. Die Anker sind dann deshalb auch immer so nah beim aktuellen Kurs (i.d.R. 3- 5 %), dass sich ein Handeln in Richtung des Trends nicht lohnen soll. Im Klartext zu Gold: Ihr werdet doch nicht so dumm sein, jetzt noch Gold bei 310 USD zu kaufen, wenn bei 320 schon ein böser Widerstand auf Euch lauert. Und diejenigen, die so dumm waren, Gold zu kaufen, sollten jetzt aber hurtig verkaufen, da wie gesagt, der böse Widerstand Euch ohnehin keinen nennenswerten Gewinn mehr beschert. Für Trendfolger wird auf diese Weise natürlich Material herausgekitzelt.
Doch nun weiter im Text:
>Doch dies ist nur ein Teil der aktuellen Geschichte. Ein anderer, von
>Analysten als sehr bedenklich bezeichneter Aspekt sind die stark gestiegenen >Nettokaufpositionen privater Akteure beim Terminhandel mit Gold an der Comex
>in New York.
>Auf der Grundlage der jüngsten amtlichen Angaben vermutet UBS Warburg, daß
>sich diese Engagements inzwischen bei etwa 9,5 Millionen Unzen bewegen. Damit
>wäre das höchste Niveau seit Februar 1996 erreicht. Damals lagen diese als
>spekulativ eingestuften Positionen bei 11,92 Millionen Unzen, während das
>Edelmetall gut 412 Dollar kostete. Extrem hohe offene Kaufengagements der
>Spekulation bauen an allen Terminbörsen eine erhebliche technische Belastung
>auf, denn diese Positionen stellen, sind sie erst einmal errichtet,
>potentiellen Verkaufsdruck dar. Dieser latente Verkaufsdruck wird akut, wenn
>die professionellen Marktteilnehmer erkennen, daß Folgekäufe ausbleiben. Dann
>beginnen sie, Baissepositionen zu errichten, und lösen wegen ihrer
>Kapitalkraft und überlegenen Marktkenntnis eine Liquidationswelle der meist
>wenig erfahrenen und finanziell nicht standfesten Spekulanten aus.
Jetzt werden wieder alle Register der Primitiv-Rethorik gezogen: Auf der einen Seite die"professionellen Marktteilnehmer" mit ihrer"Kapitalkraft" unterstützt von äußerst kenntnisreichen"Analysten" und auf der anderen Seite"private Akteure" (= Dödel), bei denen es sich um"wenig erfahrene und finanziell nicht standfeste Spekulanten" handelt. Nich nur, dass Sie sich nicht auskennen und kein Geld haben, nein sie haben als"Spekulanten" im Gegensatz zu den ehrenwerten"Marktteilnehmern" auch noch unlautere Motive. Meine einzige Frage zu diesem Passus ist eigentlich, warum wird über die enorme Short-Position der"professionellen Marktteilnehmer" in S&P-Futures und die dagegenstehende Rekord-Long-Position der"wenig erfahrenen und finanziell nicht standfesten Spekulanten" nicht in gleicher Weise"berichtet"?
>Der dritte Teil der vielfältigen Geschichte ist die jüngste Entwicklung des
>Dollar gegenüber den anderen bedeutenden Währungen. Gold ist zwar seiner
>offiziellen monetären Rolle beraubt worden, doch gilt es in den Augen vieler
>Anleger noch immer als das bessere Geld. Japanische Investoren haben diese
>Einschätzung in den vergangenen Monaten eindrucksvoll bewiesen, als sie aus
>Furcht vor einer Finanzkrise im eigenen Land massiv physisches Gold erwarben.
Das Ganze läuft wohl unter dem Arbeitstitel eine vielfältige Geschichte einfältig aufarbeiten. Tja, warum also erwarben die Japaner massiv Gold? Na?"Aus Furcht". Furcht, so wissen die klugen Köpfe hinter der FAZ natürlich, ist kein guter Ratgeber und schon gar kein gutes Argument. Damit sind auch die japanischen Käufe argumentativ ausgehebelt, denn sie sind irrational! Und auf derartige Fieberträume unserer gelben Freunde, sollte nun wirklich kein rational denkender Europäer setzen. Punktum.
>Als Faustregel gilt noch immer, daß sich das Edelmetall zum Dollar verhält wie
>andere bedeutende Währung. Steigt der Dollar, gemessen vor allem an seinem
>handelsgewichteten Index (TWI), so fällt der Goldpreis. Sinkt der Dollar, wie
>es zuletzt zu beobachten war, zieht Gold an. Nicht wenige Fachleute sehen in
>den jüngsten Preissteigerungen am Goldmarkt daher nicht viel mehr als ein
>Spiegelbild der Dollarschwäche.
Ein Blick auf den Chart verdeutlicht den offensichtlichen Unsinn dieser Argumentation der"Fachleute". Zwar war im jüngsten Schub, die Gegenläufigkeit wieder zu sehen, aber der Goldanstieg im Vorfeld ging nicht mit einer Dollarschwäche einher. Was uns die kenntnisreichen"Fachleute" hier aber im wesentlichen vermitteln wollen, ist, dass der Goldmarkt niemals EIGENE Dynamik entwickeln kann, er ist bloßes"Spiegelbild" der Dollarschwäche. Hier bewegt sich der Autor allerdings schon im Grenzbereich, denn der eine oder andere kluge Kopf könnte sich fragen, ob die Dollarschwäche nicht vielleicht weiter geht?
>In der Tat können Anleger, die Gold in den beiden letzten Wochen mit Euro
>bezahlt haben, in dieser Währung kaum einen Wertgewinn verzeichnen.
Tja, meine lieben Goldbugs, außer Spesen nichts gewesen. Ätsch! Interessant, dass dieses Argument im Zusammenhang mit der vorangegangenen Goldschwäche und der parallelen Dollaraufwertung eher selten zu hören war.
>Vor diesem Hintergrund kann eine erhebliche Korrektur am Goldmarkt auch
>ausgelöst werden von einer Erholung des Dollar, die Analysten wegen massiver
>Baissepositionen in dieser Währung besonders gegenüber dem Euro aus
>technischer Sicht für recht wahrscheinlich halten.
Da sind Sie wieder, unsere Analysten, die offenbar als Gruppe eine Korrektur für"recht wahrscheinlich" halten. Groupthink, war ja bekanntlich schon immer der Königsweg zum Börsenerfolg. Nanu, über die fundamentale Sicht des Dollar wollen wir wohl nichts sagen? Müssen für die Dollar-Erholung tatsächlich nur die schwachen technischen Argumente herhalten? Tststs...
>Die fundamentale Lage am Goldmarkt hat Gold Fields Mineral Services (GFMS),
>London. dieser Tage in seinem traditionellen Jahresbericht dargestellt. Die
>Bergwerksproduktion soll 2001 gegenüber dem Vorjahr um nur 20 Tonnen auf 2604
>Tonnen gestiegen sein. Dieses Angebot sei um Nettoverkäufe des offiziellen
>Sektors (Zentralbanken, staatsnahe Institutionen) in Höhe von 504 Tonnen
>ergänzt worden. Das Ausleihen von Gold seitens dieser Quellen habe sich 2001
>hingegen erstmals seit 1993 spürbar verringert. Aus privaten Horten seien
>netto nur noch 53 Tonnen auf den Markt gelangt. Die kommerzielle Verarbeitung
>von Gold sei 2001 vorwiegend aus konjunkturellen Gründen auf das niedrigste
>Niveau seit fünf Jahren gesunken. Unter Berücksichtigung der Enthortungen habe
>der Erwerb von Gold in Barren- und Münzform im vergangenen Jahr netto 235
>Tonnen betragen. Dies stelle gegenüber 2000 eine bedeutende Wende im
>Anlegerverhalten dar.
>Die Sicherungs- oder Vorausverkäufe der Produzenten (Hedging) seien 2001 wie
>schon im Jahr zuvor zurückgegangen. 2001 habe sich daraus der immerhin
>erhebliche Bedarf von 147 Tonnen ergeben. Grund für den Rückgang der Hedge-
>Operationen seien Veränderungen in der Preisstruktur des Goldmarktes und
>gewachsene Zuversicht in höhere Erlöse gewesen. GFMS sieht den Goldpreis für
>den Rest des Jahres zwischen 285 und 315 Dollar schwanken.
>Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.04.2002, Nr. 100 / Seite 31
Interessant ist hier eigentlich, dass fast jeder Bereich mit den Veränderungsraten der Mengen zitiert wird, lediglich bei der"kommerziellen" Nachfrage, wird nicht angegeben um wieviel Tonnen sie wohl gesunken ist. Stattdessen steht da der eindrucksvolle Passus"niedrigstes Niveau seit fünf Jahren". Es bleibt also offen, ob diese durch die Anlagenachfrage kompensiert oder gar überkompensiert wird. Vielleicht hätte man ja auch schreiben können, auf einem Wieviel-Jahres-Hoch sich die Anlagenachfrage nach Gold befindet? Aber wer will das schon so genau wissen...
Alle anderen Zahlen sind ja auch tendenziell eher bullish: Nur geringfügige Ausweitung der Produktion, Einschränkung der Notenbankverkäufe, Rückführung der"Sicherungs- und Vorausverkäufe" der Minen. Und jetzt kommts: Nach dieser äußerst detaillierten Aufzählung wird eine Prognose gestellt: 285 USD - 315 USD. Also eine Chance von 5 USD und ein Risiko von 25 USD. Nicht sehr attraktiv und das, obwohl alle bullishen Aspekte ja bereits ausgiebigst gewürdigt wurden. Zu gut deutsch: Der Markt hat das alles bereits"eingepreist", es lohnt sich nicht mehr zu kaufen.
Schönen Tag Euch allen.
JLL
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