- Einige Gedanken zu Gold und wirtschaftlicher Freiheit - Theo Stuss, 01.05.2002, 11:31
Einige Gedanken zu Gold und wirtschaftlicher Freiheit
Liebe Freunde,
ich erlaube mir zwecks Einstimmung zwei Zitate an den Anfang meines Beitrages zu setzen, die wir bereits kennen.
a) Entnommen dem Aufsatz von Alan Greenspan: GOLD UND WIRTSCHAFTLICHE FREIHEIT
„Ohne Goldstandard gibt es keine Möglichkeit, Ersparnisse vor der Enteignung durch Inflation zu schützen. Es gibt dann kein sicheres Wertaufbewahrungsmittel mehr. Wenn es das gäbe, müsste die Regierung seinen Besitz für illegal erklären, wie es ja im Falle von Gold auch der Fall war (Goldbesitz war in Amerika von 1933 bis 1976 für Privatleute verboten). Wenn nämlich plötzlich alle Leute ihre Bankguthaben in Gold, Silber, oder ein anderes reales Gut tauschen und kein Buchgeld mehr als Bezahlung für Güter annehmen, dann würde Kreditgeld seine Kaufkraft verlieren und staatliches Kreditgeld wäre wertlos, weil es kein Tauschmittel mehr für Güter ist. Die Geldpolitik des Wohlfahrtsstaates muss also sicher stellen, dass es für Geldvermögensbesitzer keine Möglichkeit gibt, sich der Enteignung zu entziehen. Dies ist das schäbige Geheimnis, dass hinter der Verteufelung des Goldes durch die Vertreter des Wohlfahrtsstaates steht. Staatsverschuldung ist einfach ein Mechanismus für die „versteckte“ Enteignung von Vermögen. Gold verhindert diesen heimtückischen Prozess. Es beschützt Eigentumsrechte. Wenn man das einmal verstanden hat, ist es nicht mehr schwer zu verstehen, warum die Befürworter des Wohlfahrtsstaates gegen den Goldstandard sind.“
b) Entnommen dem Buch unseres allseits geschätzten Reinhardt: DIE GELDFALLE
„Nehmen wir mal an, es gebe noch Warengeld und Sie haben durch harte Arbeit 10 kg Gold verdient, und Sie beschließen nun, dieses Gold nicht auszugeben sondern im Garten zu vergraben. Ihre Freunde weisen Sie nun aber darauf hin, dass Sie mit dieser Geldhortung die Wirtschaft behindern. Wenn Sie dieses Geld ausgeben würden statt es zu „verschatzen“, so würden Sie damit anderen Arbeit und Brot geben. Mit ihrer Geldhortung so erklärt man Ihnen, würden Sie Arbeitslosigkeit bis hin zu Stagnation und Depression und schließlich gar Kriege verursachen. Dies ist ein gängiges Argument der Falschgeldfreunde. Geldhortung ist eine große Gefahr für die Wirtschaft. Nachfrageausfall muss durch deficit spending und Geldmengenausweitung bekämpft werden, so erklären sie.
Jetzt legen Sie das Buch wieder einmal kurz zur Seite und überlegen Sie, ob das Argument stimmt. Wird irgend jemand geschädigt, wenn Sie Ihr Gold im Garten vergraben statt es wieder auszugeben? Was würden Sie antworten? Der Einzige, der möglicherweise geschädigt sein könnte, wären Sie selbst, denn Sie haben ja etwas für den Markt produziert und dafür Ihr Gold bekommen. Das Gold repräsentiert gewissermaßen Ihren Anspruch im Markt auf reale Gegenleistung. Sie haben etwas in den Markt gegeben und könnten jetzt Güter und Dienstleistungen aus dem Markt nehmen. Wenn Sie auf diese Güter und Dienstleistungen verzichten, indem Sie Ihr Gold im Garten vergraben, stehen diese Güter anderen zur Verfügung. Sie vermehren den realen Wohlstand der Anderen.
Es handelt sich hierbei nicht um eine akademische Gedankenspielerei, sondern vielmehr um den harten Kern der aktuellen wirtschaftspolitischen Debatte. Es geht um die Behauptung „Autos kaufen keine Autos“ oder etwas akademischer um die Entscheidung zwischen Angebotstheorie und Nachfragetheorie. Ein großer Teil der Wirtschaftspolitiker und besonders einer, der jetzt in der Toscana arbeitet, vertritt ja die Auffassung, der Markt würde nur von der Nachfrage profitieren. Aber das ist ein Irrtum, wie wir sehen. Der Markt kann nur von Ihrer Produktion, von Ihrem Angebot profitieren. Wenn Sie irgend etwas produzieren, erhöhen Sie das verfügbare Angebot an Gütern und Dienstleistungen, wenn Sie etwas kaufen verringern Sie dieses Angebot und nehmen Ihren Anteil als Gegenleistung aus dem Markt. Wenn Sie auf Ihren Anteil verzichten, erhöhen Sie den Anteil aller anderen. Alle anderen bekommen mehr für das verbleibende Geld, weil die Preise sinken und alle können sich mehr kaufen für Ihren Lohn. Jetzt bitte nicht den Einwand bringen, die Löhne würden auch sinken, denn das wäre an dieser Stelle logisch falsch.“
Der Fehler der Feinde des Goldstandards besteht mit darin, daß sie in Abrede stellen, Kreditgeld könne nicht mehr entstehen, wenn ich mein Gold vergrabe. Das ist natürlich Quatsch. Kreditgeld entstand auch in alten Zeiten sehr oft nicht auf Beleihung von dem was da war, sondern aus dem Nichts, wenn man meinte die begründete Hoffnung zu haben, der Schuldner könne beispielsweise mit seiner neuen Geschäftsidee einen durchschlagenden Erfolg haben. Oder die Reputation des Schuldners war eine hinreichende Sicherheit. Gibt es Hoffnung, dann gibt es Kredit. Freilich ging die Bank ein Risiko ein, daß das von ihr ausgegebene Kreditgeld ihr zur Einlösung in Gold vorgelegt wurde, wenn die Sache schief ging. Aber das war ein unternehmerisches Risiko. So etwas ist normal.
Dottore hatte ja in seinen Beiträgen klargestellt, daß in Deutschland vor dem I. Weltkrieg sehr oft Wechsel an Zahlungsstatt angenommen wurden. Wenn ich einem Wechsel akzeptiere, ist das also mein persönliches Risiko, ich habe mich darauf eingelassen. Es gibt ja keinen Annahmezwang. Zahlungsmittelknappheit existierte nie im Goldstandard. Die Feinde des Goldstandards interpretierten Rückschläge, als Krankheit, wie Greenspan beschreibt:
„Es waren die begrenzten Goldreserven, die eine ungleichgewichtigte Expansion der Geschäftstätigkeit stoppten, bevor sie sich zum Desaster entwickeln konnte, wie es nach dem ersten Weltkrieg geschah. Die Korrekturphasen waren kurz und die Wirtschaft fand schnell wieder eine gesunde Basis für weitere Expansion.
Aber der Heilungsprozess wurde als Krankheit fehlinterpretiert. Wenn der Mangel an Bankreserven einen Konjunkturabschwung bewirkte - so argumentierten die Wirtschaftsinterventionisten - warum finden wir dann nicht einen Weg, um den Banken zusätzliche Reserven zur Verfügung zu stellen, so dass sie nie knapp werden müssen. Wenn die Banken unbegrenzt fortfahren können, Geld zu verleihen - so wurde behauptet - muss es keine Konjunkturrückschläge mehr geben. Und so wurde 1913 das Federal Reserve System organisiert. Es bestand aus 12 regionalen Federal Reserve Banken, die nominal zwar privaten Bankern gehörten, die aber in Wirklichkeit vom Staat gefördert, kontrolliert und unterstützt wurden. Von diesen Banken geschöpfter Kredit wird praktisch (nicht gesetzlich) mit dem Steueraufkommen der Bundesregierung unterlegt. Technisch blieben wir beim Goldstandard; Privatpersonen war es noch erlaubt, Gold zu besitzen und Gold wurde auch noch als Bankreserve benutzt. Aber jetzt konnte zusätzlich zum Gold auch noch von den Federal Reserve Banken geschöpfter Kredit (Papiergeldreserven) als legales Zahlungsmittel dienen, um die Einleger zu befriedigen.“
Die Idee vom konstanten, ununterbrochenen Forschritt hat etwas sozialistisches an sich. Rückschläge passen einfach nicht ins Bild. Es darf sie nicht geben. Ich möchte noch auf etwas anderes aufmerksam machen.
Es wird oft gesagt, unser heutiges Geld habe keinen Schuldinhalt mehr, daher schulde man höchstens Zettel auf Zettel. Das stimmt aber nur für den Staat. Der gönnt sich nämlich diesen Luxus. Von der Seite der Bürger, sofern sie etwas leisten, oder etwas haben, sieht die Sache anders aus. Unser Geldsystem hat zwar keine Deckung, schreit aber danach. Der Staat verlangt von den Bürgern die Zahlung der Steuern durch das gesetzlichen Zahlungsmittel. Ich muß also etwas leisten, wenn ich daran kommen will. Einen Zettel Papier, der ohne Leistung entstanden ist, muß ich durch Leistung erwerben. In Frankreich sind z.B. die Erbschaftssteuern 40%. Der Staat toleriert, daß Wertangaben von Immobilien im Erbschaftsfall 50% unter Marktwert angegeben werden. 20% Prozent sind immer noch ganz schön happig, denn der Freibetrag liegt bei €15,000. Die Erbschaft eines Schlosses gilt als Luxus, wenn es nicht Hauptwohnsitz ist, 70% Erbschaftssteuer.
Der Staat stempelt also diejenigen, die erben zu Schuldnern. In der Tat konnten wir die Erbschaftssteuer für unser Einfamilienhaus mit 120 m2 nicht aufbringen und mußten eine Hypothek eintragen lassen. Der Staat will also sein gesetzliches Zahlungsmittel nachträglich decken, indem er sich am Gut anderer vergreift und indem er die Arbeitskraft versklavt.
Dazu sind in Frankreich auch die Grundsteuern extrem hoch. Ich hatte bis 1997 in Pinneberg bei Hamburg eine Wohnung von 35m2 in bester Lage und bezahlte 70DM Grundsteuer. In Nantes bezahlen wir für das eben bezeichnete Haus rund €760, wobei die Wohnsteuer genauso hoch ist. Diese ist angeblich für die Infrastruktur da, tatsächlich aber für Wohlfahrtsausgaben der Stadt. Man sieht das besonders in Städten, die von Kommunisten regiert werden. Dort sind Grundsteuer und Wohnsteuer noch höher. Da das Haus jetzt unserer Schwiegermutter gehört, die bei uns lebt und über 60 ist, entfällt die Wohnsteuer. Da die Schwiegermutter das Haus aber von meiner Schwiegeroma geerbt hat, wird in 10 - 20 Jahren ein neuer Erbschaftsfall eintreten, wenn meine Frau das Haus erben wird. Das heißt, die Steuer wird noch einmal fällig werden. Klar, daß wir alle einander helfen, die Lasten zu tragen. So haben wir wirtschaftlich überlebt. In der Zeit als ich nach dem Studium arbeitslos war, waren diese Steuern für uns einständiges Damoklesschwert, denn viele Mieter zahlten nicht und es dauerte manchmal 2 Jahre jemanden vor die Tür zu setzen. Die Grundsteuern mussten wir selbstredend immer zahlen, ob die Mieter zahlten, oder nicht. Wohnsteuer wird zwischen Mieter und Vermieter geteilt.
Wer in Frankreich ein Haus erwirbt, muß beim Notar erst einmal 9% lassen. 3% sind Notariatsgebühren, 6% sind Grunderwerbssteuer. In Deutschland sind die Notarsgebühren bei 1%.
Alles läuft nach dem Muster ab:
a) Staat schafft Geld aus dem Nichts durch Staatsanleihen.
b) Darauf fallen Zinsen an.
c) Staat gibt Schuldendruck weiter an die Bürger.
d) Steuerschuldendruck auf die Bürger zwingt sie zu Kreditaufnahme bei der Bank gegen Sicherheiten.
e) Dadurch indirekte Anbindung des staatlichen Falschgeldes an die sachliche Wirklichkeit über die Realwerte anderer, die unter den Hammer kommen können.
f) Nachträgliche Deckung wird asymptotisch angestrebt, aber mit dem Besitz und der Leistungskraft der leistungswilligen Bürger zugunsten der des leistungsunwilligen Staates und seiner leistungsunwilligen Kostgänger.
g) Marxistische Konsequenz dieses Systems.
Wer in Frankreich Gold erwirbt, wird registriert. Seit Mitterand wurde eine Luxussteuer von 30% eingeführt, die man auch für Kraftfahrzeuge bezahlen mußte. Jetzt sind es nur noch 19,5% MWST, auch für gemünztes Silber, das anderswo Zahlungsmittel ist und nicht 7% wie sonst in der EU und Mehrwertsteuerfreiheit auf Gold. Ich finde das seltsam, denn anderswo ist die EU doch wahnsinnig kleinlich, kümmert sie doch darum, ob Gurken krumm oder gerade wachsen und sogar das Rot der europäischen Tomate ist genormt. Auf der ELECTRONICA in München durfte ich vor einiger Zeit einen elektronischen Farbtester bestaunen. Da chinesische Tomaten den Test nicht bestanden, durften sie nicht importiert werden, wie mir der Standleiter erklärte.
Von Le Pen sind keine besseren Ideen zu erwarten, ist er doch ein Etatist wie alle anderen Politiker auch. Reinhardts System von der umgekehrten Silbermine ist fast undurchführbar, da es sofort als Tauschhandel „entlarvt“ würde, womit sich „betrügerische“ Elemente der MWST entledigen wollen. Bedauerlicherweise ist für viele Franzosen der Begriff der Freiheit gleichbedeutend mit dem Recht auf Ausschweifung und Amoral. Freiheit ist ein Selbstzweck der eigenen Willkür und beschreibt nicht mehr die Macht die Mittel zu besitzen, ein objektives Ziel anzustreben. Da die Freiheit ein Mittel zum Ziel ist, bedarf es selbstredend persönlicher ökonomischer Machtmittel pekuniärer Art, die man unabhängig vom Staat benutzen kann und die Unabhängigkeit vom Staat garantieren. Dazu gehört eben das Gold als Zahlungsmittel und als Mittel der Wertaufbewahrung.
Dottore meinte einmal, alles Sparen diene nur dem späteren Konsum. Ich finde das falsch. In einer Gesellschaft, in der Vermögensbildung nicht bestraft wird, dient dieses Vermögen der Absicherung der Familie als Träger von Tradition, Beständigkeit und Bodenständigkeit. Das Vermögen schützt somit die kulturelle Identität und gewährleistet nicht nur Konsum. Das Vermögen (Gold, Silber, Antiquitäten, Kunstgegenstände, Immobilien, Baugrund, landwirtschaftliche Flächen und Wälder, Warenlager, Nutztierherden und Maschinenparks) schafft eine Mentalität des Selbstbewußtseins gegenüber dem Staat und ein unabhängiges Urteilsvermögen. Man fühlt sich verbunden mit den Menschen seiner Umgebung, die dieselbe Lebensweise pflegen. Ich denke hier z.B. an die Klasse der französischen Winzer, die ein fast aristokratisches Gehabe an sich tragen. Die Familien sind oft sehr groß, die Verwandtschaft weitläufig. Echte Freunde haben solche Menschen oft nur innerhalb der eigenen Verwandtschaft, unter Onkel, Tanten, Vettern und Cousinen. Man mag diese Lebenseinstellung nicht teilen, eines ist jedoch sicher, dem sozialistischen Staat ist das erst recht ein Dorn im Auge. Inmitten dieser Struktur entfalten die französischen Erbschaftsgesetze ihre verheerende Wirkung. Streit entsteht, wenn sich Erbengemeinschaften das Weingut teilen wollen, auf das so Erbschaftssteuern bezahlt werden müssen. Die einen wollen das Gut erhalten, andere drängen auf Verkauf, weil anders das Geld für die Steuern nicht aufzutreiben ist. Die Folge:
Immer mehr solcher Weingüter gehen über in den Besitz von Firmen, d.h. juristischen Personen. Die Klasse derjenigen, die sich schon von ihrer Mentalität her der staatlichen Propaganda entziehen, stirbt aus, denn mit dem Vermögen, das ihre Unabhängigkeit garantierte, verschwindet auch die Bildung dieser Menschen. Zu allen Zeiten wollten Kommunisten der unabhängigen Bauernschaft das Rückrat brechen, weil gerade diese Menschen, konnten sie nun lesen, oder nicht, die Beständigkeit althergebrachter Volkstraditionen repräsentierten und von daher eine eingewurzelte Skepsis gegen die kommunistische Gleichmacherei mitbrachten. Daher alle diese „Landreformen“ in Russland und China mit ihren kannibalischen Auswüchsen.
Der Verlust der ökonomischen Unabhängigkeit ist Wegbereiter der sozialistischen Indoktrination. Der Einzelne steht nun ohne Deckung vor dem Staat, ohne Familie, Sippe, Dorf, Religionsgemeinschaft, handwerkliche Korporation usw.
Der Identitätslosigkeit entspricht die Bereitschaft sich von nun an konditionieren zu lassen. Als Surrogat von Freiheit dient nunmehr das Recht auf Konsum.
Theo.
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