- die wahrheit über bernecker u.a. - tas, 02.05.2002, 20:04
- @ t.a.s - Turon, 02.05.2002, 20:37
- Re: die wahrheit über bernecker u.a. - André, 02.05.2002, 21:26
- Re: die wahrheit über bernecker u.a. - tas, 02.05.2002, 22:35
die wahrheit über bernecker u.a.
hi,
guter titel, gell!?
aber ohne flax, will bernecker oder andere publisher hier keinesfalls verteidigen. trotzdem ist das relativ einfach erklärt.
wenn eine (dienstmädchen-)hausse zuende geht, sinken die auflagen von börsenzeitungen, börsenbriefen usw. drastisch - vieles ist bereits jetzt vom markt verschwunden. der rest ist (mehr oder weniger) fast gratis...
geht für den einzelnen herausgeber also teils ums überleben, auch des teams.
dazu kommt ein spezielles phänomen: die masse will (immernoch und trotz allem und jetzt erst recht) GUTE nachrichten hören. auch wenn das stuss ist. egal, balsam für die seele, balsam für die hoffnung, auch wenns vielleicht alles nur märchen sind.
the public gets, what the public wants. es gibt eindeutig einen markt für"schöne und gute" börsenmärchen, und der wird beliefert. was legitim ist.
wers nicht glaubt: jemand, den ich gut kenne, hat für eine bekannte deutsche publikation"negative" (!!!) analysen und kommentare geschrieben. also realistisch und bearish. mit welchem ergebnis: kündigungen und wütende leserbriefe, man müsse"solchen schreiberlingen" ihr destruktives handwerk legen, solche"pseudo-analysten" und"schwarzseher" würden den markt"kaputtreden", den standort deutschland schädigen, den kleinanlegern den rest ihrer ersparnisse und hoffnungen kaputtmachen usw usw usw.
jetzt schreiben andere brav die vom geneigten leser GEWÜNSCHTEN bullishen kommentare. the public gets what the public wants...
man kann vom herrn bernecker (und anderen) nicht erwarten, daß er sich und seinen laden bei jeder baisse selbst kreuzigt oder ruiniert - der liefert schlicht positive nachrichten für leute, die positive nachrichten einkaufen und lesen wollen.
für realistisch eingestellte leser gibt es genug neutrale, realistische oder auch pessimistische medien. die auswahl ist groß genug, sodaß sich jeder seinen börsenbrief oder -magazin passend suchen kann. wenns denn überhaupt sein muß, die verantwortung an andre zu"deligieren"...
das argument, daß herausgeber für die verluste von anlegern verantwortlich seien oder"leute verführen würden", lasse ich nicht gelten. alle diese publikationen und ratgeber etc. geben lediglich MEINUNGEN und PROGNOSEN wieder, keine endgültigen wahrheiten oder gar handlunganweisungen in direkter befehlsform.
wer sie in blinder gier befolgt, ohne sich eine eigene meinung zu bilden, selbständig zu denken und für seine investments selbst die verantwortung zu tragen, hat am markt nix verloren. mit dem"deutschen michel", der von sparbuch oder pfandbrief ohne umweg direkt in den neuen markt springt, der glaubt, hier ohne erfahrung, wissen oder gar arbeit schnell und problemlos ohne aufwand reich werden zu können, habe ich nicht das geringste mitleid.
trading like a gun: you aim, you shoot, you run. und die dummen sind, wen wunderts, wie immer die dummen. ein von einer bank angestellter und bezahlter analyst, wessen interessen soll der denn wohl vertreten? etwa die derjenigen, die seinem arbeitgeber am markt das geld abnehmen wollen? man kann seine meinung hören, und sich seinen reim drauf machen:-) (zb. daß die bank ggf. ein interesse dran hat, bestimmte titel zu VERkaufen, und sie daher ZUM KAUF (!) anbietet, wie jeder andere händler das mit autos oder salami auch tut. ohne daß alle dies sofort in die tat umsetzen würden!) märkte sind"no place for beginners and sensitive hearts". und wirklich JEDER weiß das...
jeder wußte, daß z.b. telekom eine behörde ist, einen beamtenapparat und gigantische pensionsverpflichtungen hat. die firma war"beim volk" per se absolut unbeliebt, also schrott. wer diesen schrott aus nackter gier nicht nur zu teuer einkauft, sondern sie dann auch noch ohne sinn und verstand jahrelang ohne jeden mentalen oder plazierten stop bis zum tiefstkurs hält und dann auf entschädigung klagt... gute nacht, deutscher michel...
aktien sind eine handelsware wie andere auch. keiner in diesem land käme auf die idee, ohne erfahrung und profunde kenntnisse einen spekulativen handel mit erdbeerjoghurt, kugellagern oder dram-chips anzufangen. vor der anschaffung eines neuen bodenbelags fürs klo, eines farbfernsehers oder gebrauchtwagen wird wochenlang informiert, diskutiert und überlegt. aktien hingegen kauft man blind in spontaner gier??? oder in gottergebenem vertrauen in die 0190-boersenhotline? und wundert sich dann über das ergebnis?
und wenn am ende der gierparty das große kotzen kommt, dann sind banken, analysten, börsenbriefschreiber oder sonstwer die schuldigen - aber niemals der, der selbst rechtsverbindlich die kauforder plaziert hat?
eltern (das hab ich selbst erlebt), die ihren 13jährigen kidz vollmacht, waphandy und 50000 märker in die hand gedrückt haben, damit die die ganze sippe"reichzocken"? das ist KRANK, aber der markt regelt das schnell...
the public gets what the public wants.
was mit telekom oder neuem markt passieren wird, stand auch schon in einem buch drin."reminiscence of a stock operator" (deutsch: das spiel der spiele), jesse livermore, von edwin lefévre. erschienen 1923 - lange her, aber das spiel ist immernoch dasselbe.
außerdem, ist doch bloß geld, was da den bach runter geht.
nix wirklich wichtiges also...
grüße, t.a.s.
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