- Medikamente aus Holland ohne Rezeptgebühren...Fast alle Kassen machen mit - patrick, 03.05.2002, 00:57
- Absolut zu begrüßen... - Zardoz, 03.05.2002, 01:43
- Mach Dir das nicht so einfach - Turon, 03.05.2002, 02:19
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Medikamente aus Holland ohne Rezeptgebühren...Fast alle Kassen machen mit
Medikamente aus Holland ohne Rezeptgebühren
Fast alle Kassen machen mit
Von Michael Lang
Die meisten Kassenpatienten könnten sich die teure Zuzahlung bei Arzneimitteln komplett sparen, auch wenn sie nicht von den Zuzahlungen befreit sind. Der völlig unspektakuläre Trick: Sie dürfen Ihr Rezept nicht einfach in eine Apotheke in Deutschland tragen, sondern müssen es an eine bestimmte niederländische Versandapotheke schicken. Der Name der holländischen Apotheke: DocMorris; sie betreibt ihr Geschäft in der Nähe von Aachen kurz hinter der deutsch-niederländischen Grenze in Kerkrade/Landgraf. Inzwischen beschäftigt sie in einem großen Bürogebäude rund 70 Mitarbeiter, um die Bestellungen von 80.000 Patienten aus ganz Deutschland bearbeiten zu können.
Ralf Däinghaus, Geschäftsführer von DocMorris, bringt die einfache Geschäftsidee auf den Punkt:"Bei DocMorris muss kein Patient Rezeptgebühren zahlen, und unsere Medikamente sind bis zu neun Prozent billiger." Die zum Teil deutlich niedrigeren Medikamentenpreise der niederländische Versand-Apotheke sind für alle deutschen Krankenkassen interessant. Über eine Milliarde Mark könnten hier an Kosten eingespart werden, schätzen Experten.
In einem Jahr 460 Euro Zuzahlung gespart
Ein Beispiel: Die Betriebskrankenkasse des Kölner Patienten Detlef Kronfeld empfahl ihrem Mitglied die Einlösung der Rezepte in Holland. Bis zu fünf Medikamente muss der 51-jährige Mitarbeiter eines Werkschutzes jeden Tag einnehmen. Neben seinen Insulinspritzen braucht er immer auch vier Blutdruckpräparate. Das ging ganz schön ins Geld: Bei seiner Apotheke hat er im vergangenen Jahr jede Menge Rezept gebühren gelassen. Detlef Kronfeld:"Letztes Jahr haben meine Frau und ich insgesamt mehr als 900 Mark (460 Euro) an Zuzahlungen für die Rezepte bezahlt. Jetzt bestelle ich meine Medikamente bei DocMorris und zahle gar nichts mehr zu. Von dem ersparten Geld kann ich in Urlaub fahren."
Detlef Kronfelds Betriebskrankenkasse ist die BKK Continental. Sie war die erste, die eine Zusammenarbeit mit der niederländischen Apotheke DocMorris bekannt gemacht hat. Bernd Hillebrandt, Geschäftsführer der BKK Continental:"Wenn alle gesetzlichen Krankenkassen so mutig wären wie die BKK Continental... dann hätten langfristig die Beitragssätze um 0,2 Prozentpunkte gesenkt werden können."
Mutige Krankenkassen - und schweigende...
Und Mut brauchen die Krankenkassen, die mit DocMorris zusammenarbeiten, denn die deutschen Apotheker laufen vor den heimischen Gerichten Sturm gegen den Versandhandel von apothekenpflichtigen Medikamenten. Der ist in Deutschland im Prinzip verboten. Trotzdem kann jeder Patient - dank eines juristischen Tricks - bei DocMorris sein Rezept einlösen. Ein Lieferunternehmen bringt aus Holland Medikamente frei Haus. Ein Risiko gehen Patienten dabei nicht ein. Von den über 500 Krankenkassen in Deutschland zahlen nur einige wenige die Arzneimittel nicht, die per Versand aus Holland bezogen wurden. Die Versandapotheke"Doc Morris" bestätige gegenüber markt:"Wir arbeiten praktisch mit allen deutschen Krankenkassen zusammen". DocMorris bietet alle Medikamente für fast alle Versicherten an. Es gibt nur wenige Ausnahmen:
In einer"DocMorris-Liste" (Stand 11.03.02), die markt vorliegt, werden die Kassen genannt, von denen die über DocMorris bezogenen Arzneimittel (noch) nicht bezahlt werden. Es sind die
AOK Bayern
AOK Hessen
AOK Rottweil
AOK Thüringen
AOK Westfalen-Lippe
BKK der Alusuisse Singen GmbH
BKK Axel Springer
BKK BANK
BKK BAU
BKK Bayer
BKK Bosch
BKK Daimler-Chrysler
BKK Dräger
BKK ESSO
BKK Hochrhein-Wiesenthal
BKK Hoechst
BKK der SIEMAG Schwenninger
BKK Bundesknappschaft >
IKK Sachsen
IKK Thüringen
IKK Westfalen-Lippe
SEE-Krankenkasse
Süddeutsche
Versandhandel ist noch verboten
Doch die wenigsten Kassen geben die Zusammenarbeit mit der niederländischen Apotheke offen zu. Ein Sprecher einer AOK zu markt:"Das ist ein ganz heißes Eisen. Da können wir uns offiziell überhaupt nicht äußern". Grund für diese Zurückhaltung sind rechtliche Unsicherheiten. Noch ist der Versandhandel mit Medikamenten in Deutschland verboten. Das Bundesversicherungssamt (BVA) untersagte den Kassen ausdrücklich die Kostenerstattung von Medikamenten, die per Versand bezogen werden.
Doch kaum eine Kasse hält sich daran. Einige Kassen geben die Zusammenarbeit sogar offen zu, darunter die Techniker Krankenkasse (TK), die Gmünder Ersatzkasse (GEK) und der Landesverband Bayern der BKK. Rechtliche Bedenken habe man nicht, weil innerhalb der EU der freie Warenverkehr garantiert sei.
Jetzt hat auch die DAK einen Rückzieher gemacht. Vor kurzem noch wollte man sich an die Auflagen des Bundesversicherungsamtes halten und keine Medikamente zahlen, die DAK-Versicherte bei DocMorris ordern. Auf Anfrage von"markt" erklärte die DAK jetzt, dass auch die DAK die Medikamente bezahle und sich nicht mehr an das Verbot der Bonner Behörde gebunden fühle:"... Wir sind zunächst der Aufforderung unserer Aufsichtsbehörde nachgekommen. Da wir die Haltung der BVA jedoch juristisch nicht nachvollziehen konnten, haben wir nach nochmaliger rechtlicher Prüfung unsere Verfahrensweise geändert und übernehmen die Kosten."
Der Bundesverband der Innungskrankenkassen beantwortete die Anfrage von markt nach einer Zusammenarbeit mit DocMorris - wie viele andere auch - sehr schwammig:"Sollten IKK-Versicherte in Unkenntnis Medikamente über einen Versandhändler bezogen haben, prüfen die Innungskrankenkassen, inwieweit wir unseren Versicherten hier praktisch entgegen kommen können."
Fast alle Patienten können Rezepte bei DocMorris bestellen
In Wirklichkeit können längst fast alle Patienten ihre Medikamente ohne Zuzahlungen bei DocMorris zu bestellen. Und zwar ohne Vorkasse und ohne Risiko. Rezept in einen Briefumschlag stecken, an DocMorris schicken und einige Tage warten. Die Medikamente werden nach Hause geliefert, DocMorris rechnet direkt mit der Kasse ab. Ralf Däinghaus (DocMorris):"Der Patient trägt kein Risiko. Wenn wir ihm die Medikamente liefern und die Kasse - aus irgendwelchen Gründen - die Rezeptabrechnung verweigert, dann stehen wir für die Kosten gerade."
Für Karl-Rudolf Mattenklotz von der Apothekerkammer Nordrhein ist das alles unfassbar:"Die heimliche Zusammenarbeit ist unserer Meinung nach ungesetzlich. Das erinnert mich an eine Bananenrepublik."
Jetzt hat sogar der Landesverband der BKK Bayern zum ersten Mal einen Vertrag mit der Apotheke DocMorris abgeschlossen, indem der günstige Medikamenteneinkauf geregelt wird. Fast alle Kassen zahlen ohne Probleme, doch die meisten Kassen sagen dies nicht laut. Wenn Versicherte anfragen, ob die Medikamente bezahlt würden, erhalten sie keine oder nur verschwommene Antworten, so dass viele sich nicht trauen, ihr Rezept nach Holland zu schicken.
Übrigens hat auch Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt bereits mehrfach angedeutet, dass sie den Versandhandel mit Medikamenten erlauben will. Aber dies geschieht wahrscheinlich erst in der nächsten Legislaturperiode des Bundestages (ab Herbst 2002). Bis dahin stehen deutsches Recht (Versandhandelsverbot) gegen europäisches Recht (freier Warenverkehr).
Billige Arzneimittel - Apotheker sind sauer
Kein Wunder, dass die Apotheker in Deutschland sauer sind. Denn die billigen Arzneimittel ohne Zuzahlung bedrohen ihre Marktanteile. Sie argumentieren: Nur wer die Arzneien direkt bei seiner Apotheke kauft, profitiert von der kompetenten Beratung des Apothekers. Dies könne eine Versandapotheke gar nicht leisten. Karl-Rudolf Mattenklotz von der Apothekerkammer Nordrhein meint dazu:"Die Beratung per Telefon kann nicht so gut sein wie die direkte Beratung in der Apotheke."
Bernd Hillebrandt von der BKK Continental sagt dazu:"Unsere Kunden haben gerade mit der Telefonberatung von DocMorris sehr gute Erfahrungen gemacht. Hier werden sie ausführlich und anonym beraten. Patienten können sich gebührenfrei nur in einem Call-Center von DocMorris über Risiken und Nebenwirkungen informieren. Noch ein Vorteil: Während in der Apotheke der benachbarte Kunde zwangsläufig mithören kann, ist die Beratung am Telefon vertraulich.
Doch ist die Beratung in deutschen Apotheken wirklich so gut wie von den Apothekern immer wieder behauptet? Zweifel sind angebracht. Alarmierende Ergebnisse brachte ein markt-Apotheken-Test im April 2001: Nur in 4 Prozent der Apotheken war die Beratung gut, 83 Prozent berieten"mangelhaft". Noch schlimmer: 53 Prozent der Apotheker empfahlen unserer Testperson (Asthmatiker) ein gesundheitsgefährdendes Medikament.
http://www.wdr.de/themen/gesundheit...x.jhtml?rubrikenstyle=gesundheit
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