- Amerika und die rauschhafte Schuldenspirale - marsch, 06.05.2002, 12:33
- Re: Amerika und die rauschhafte Schuldenspirale - Theo Stuss, 06.05.2002, 14:40
- Der langsame Server. Keine Rechschreibkorrektur mehr durch Vorschau - Theo Stuss, 06.05.2002, 14:46
- Re: Amerika und die rauschhafte Schuldenspirale - Theo Stuss, 06.05.2002, 14:40
Re: Amerika und die rauschhafte Schuldenspirale
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><td> <font size=5><font face=arial>Amerika und die rauschhafte Schuldenspirale </font></font>
>Handelsblatt, 3.-4. Mai 2002, von Kurt Richebächer
>Im Jahr 2001 stand dem Anstieg des Bruttosozialprodukts von 235,4 Milliarden Dollar ein Zuwachs der Schulden von Konsumenten und Unternehmen von 1002 Milliarden Dollar gegenüber. Zugleich verschuldete sich der Finanzsektor mit weiteren 916 Milliarden Dollar. Im vierten Quartal stieg die Neuverschuldung des privaten, nicht finanziellen Sektors um 987 Milliarden und des finanziellen Sektors um 929 Milliarden Dollar, zusammen 1916 Milliarden Dollar, gegenüber einer Zunahme des nominalen Sozialprodukts um 38,4 Milliarden Dollar. Bei näherer Betrachtung schwimmen Konsumenten und Unternehmen nicht in Liquidität, sondern in maßloser Verschuldung.
Mann, Liquidität im Kreditgeld ist doch Verschuldung. Ich liquide Mittel entweder deswegen, weil ich mich verschulde, oder ein anderer. Hier im Forum ein Binsenweisheit.
>Frühere Rezessionen hatten ihre unmittelbare Ursache immer in einer Geld- und Kreditverknappung durch die Notenbank. Heute haben wir zum ersten Mal in der Geschichte die Situation, daß ein scharfer Konjunkturrückgang bei massiver Geld- und Kreditvermehrung stattfindet.
Krediverknappung kam früher vor, weil man sich um unangenehme Abschreibungen in gedrückte hatte. Erst wurden die faulen Kredite aus der Welt geschafft, dann kam eine neue Bestandsaufnahme und dann konnte man wieder loslegen. Früher heißt hier, vor 1929. 1929 hatte man schon eine Blase geschaffen, wo geordnetes Luftablassen nicht mehr tragbar war. Mann entschied sich für den noch brutaleren Knall. Ja und heute? Greenspan hatte ja gelernt, daß das genau umgekehrt agieren müßte, wie am schwarzen Freitag. Noch mehr aufblasen!
>Völlig ungewöhnlich ist ebenfalls eine drastisch entgegengesetzte Entwicklung auf der Nachfrageseite: Während sich der Konsument bei stagnierendem Einkommen in neue Schuldenrekorde stürzt, streichen die Unternehmen ihre Ausgaben für Anlageinvestitionen und Warenläger drastisch zusammen. Es ist der schärfste Rückgang der Nachkriegszeit.
Die Konsumenten rechnen vielleicht gar nicht mehr mit einer Notwendigkeit der Rückzahlung. Außerdem, war das etwa nicht die Taktik? Den Leuten werden doch die Konsumkredite zu 14,5% hintergeworfen, ich selbst kann mich vor Reklamen und lästigen Anrufen kaum retten, weil doch der Konsument die Wirtschaft retten soll. Man zäumt eben das Pferd vom Schwanz auf. Nicht die Angebotsseite wird gestärkt, sondern die Nachfrageseite. Dadurch erhält der Anbieter auf sein Angebot keine adäquate Gegenleistung und muß, wie es Reinhardt im St.Petersburger Falschdollar-Rummel darstellt, seine eigene Leistung durch Verzicht nachfinanzieren.
>Als erstes ist also festzuhalten: Die außerordentliche Investitionsschwäche hat ihre Ursache auf gar keinen Fall in einer restriktiven Geldpolitik. Somit bleibt eine einzige vernünftige Erklärung, und die liegt beim Hauptmotiv aller Investitionen: Seit Jahren sehen sich US-Unternehmen einer enttäuschend schwachen Entwicklung ihrer Gewinne gegenüber.
Tja und das ist dann die Folge. Ausdünnung der Produktion.
>Sie war schwächer als in jedem anderen Konjunkturzyklus der Nachkriegszeit. Das Gewinnwunder der"New Economy", das Wall Street jahrelang euphorisch beschrieben und gefeiert hat, fand ausschließlich in den Gewinnen pro Aktie statt, die die Unternehmen mit unzähligen Tricks frisierten.
Umlenkung der Inflation in den Aktienmarkt, der in keinem Warenkorb auftaucht.
>Großer Verlierer bei all dem ist der produzierende Teil der Wirtschaft, Gewinner der Einzelhandel. Was sich in diesen Zahlen widerspiegelt, ist klar und deutlich: Jahre eines maßlosen Konsumrausches, keineswegs aber Jahre einer produktiven Erneuerung. Innerhalb der Industrie schnitten die Bereiche dauerhafte Konsumgüter, industrielle Ausrüstung und Elektronik am schlechtesten ab. Insgesamt schreiben sie inzwischen tiefrote Zahlen.
Traurig, traurig."Wir versaufen unsern Omma ihrn klein Häuschen" sang man 1923. Durch Fiat-Geld gerät die Produktion unter den stärksten Preisdruck, weil Produktion immer schon Verlust bedeutet, wenn es nur legales Falschgeld gibt.
>Was sich in den USA abspielt, ist offensichtlich nicht der übliche Konjunkturzyklus, sondern eine Strukturkrise, die sich primär in einer Gewinn- und Investitionskrise äußert. Dies ist nicht die übliche, harmlose Lagerrezession. Es ist die schwerste Gewinn- und Investitionskrise der Nachkriegszeit, die ihre tiefergehende und anhaltende Ursache in einer maßlosen Schuldenvermehrung vor allem für den Konsum und für finanzielle Spekulationen hat.
Das wäre dann der Schlußsatz. Im Forum steht so etwas seit langem im Archiv.
Theo
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