- DR MARC FABER April erstes Drittel - Toby0909, 08.05.2002, 16:42
- Re: MARC FABER April erstes Drittel ** Thxs (owT) - Herbi, dem Bremser, 08.05.2002, 16:51
- Herzlicher Dank... - spieler, 08.05.2002, 16:57
- Re: DR MARC FABER April erstes Drittel - Wal Buchenberg, 08.05.2002, 16:58
- musst du teuer kaufen - Toby0909, 08.05.2002, 17:51
- oder hier klicken mL - Toby0909, 08.05.2002, 17:52
- Wenn das Original Geld kostet, bist du die beste Option ;-) (owT) - Wal Buchenberg, 08.05.2002, 20:10
- oder hier klicken mL - Toby0909, 08.05.2002, 17:52
- übrigens Wal: - Toby0909, 08.05.2002, 17:55
- musst du teuer kaufen - Toby0909, 08.05.2002, 17:51
- Danke - Aristoteles, 08.05.2002, 22:41
DR MARC FABER April erstes Drittel
Mahlzeit.
Nach kurzer Urlaubspause bin ich jetzt wieder da und habe den ganzen Nachmittag auf Balkonien stümperhaft den Ausflug Fabers in die Weltgeschichte übersetzt.
Viel Spass beim Lesen.
(Teil 2 geht über Inflation, Teil 3 über Indien - ich hoffe ich schaffe es noch diese Woche).
Hier der Text - wie immer auszugsweise und in miserabelstem Deutsch.
In Bezug auf einen kürzlich im International Herald Tribune veröffentlichten Artikel vom 02. Aapril ist die übereinstimmende Meinung von den meisten bemerkenswerten US-Kommentatoren und Gelehrten die, daß Amerika heute nicht nur eine Supermacht oder ein Vorreiter ist, sondern ein voll entwickeltes Reich im römischen und britischen Sinne ist. Auch Paul Kennedy, der vor nicht allzu langer Zeit noch Amerikas Ruin voraussagte, bemerkt nun, daß „ niemals vorher solch eine Ungleichheit von Macht existiert hat.“
(...)
Das sind alles tolle Neuigkeiten, weil - wie der Wall Street Journal Autor Max Boot schrieb, die USA ein „attraktives Reich, in welches ein jeder eintreten will“ sind. Es gibt wenig Zweifal daran, bedenkt man die Alternativen - wie das chinesische oder russische Reich, welche - auch wenn sie nicht mehr kommunistisch sind immer noch totalitär in Ihrer Natur sind - eine weltweit dominante Macht wie die USA kann die beste Hoffnung für eine ökonomische und soziale Entwicklung anbieten. Europäische Akademiker mögen diese Sichtweise vielleicht nicht teilen, aber ich bin mir sicher, dass der durchschnittliche Tibeter, Saudi, Indonese oder Schwarz-Afrikaner viel besser regiert werden würrde, wenn er von einer US Administration mit „sanft imperialistischem Einfluss“ regiert werden würde.
Die schlechten Neuigkeiten sind die wirtschaftlichen. Alle großen Reiche haben mit der Zeit eine sich beschleunigende Inflation, steigende Zinssätze und einen scharfen Wechselkursverfall erfahren.
Der österreichische Ã-konom Eugen Böhm von Bawerk erklärte, daß das kulturelle Level einer Nation sich in ihren Zinssätzen wiederspiegelt. Je niedriger die Zinssätze, desto höher die Intelligenz der Leute und die moralische Stärke.
(...)
Bildchen über die Zinsentwicklung der langlaufenden Staatsanleihen in den USA seit 1790 (fallend von rund 8 % auf rund 3 % in 1945, stiegend auf rund 14 % in 1980, seitdem wieder fallend).
In Bild 1 erkennt man, daß die USA Ihren Hochpunkt bereits durchschritten haben müssten. Man erkennt einen klaren Abwärtstrend bis in die 40er Jahre, dann einen starken Anstieg bis 1981, der den Abwärtstrend gebrochen hat und einen erneuten Abwärtstrend danach. Aber wo gehen wir nun in? Sicherlich werden wir nicht mehr die 2 % Marke von 1940 sehen. Aufgrund historischer Erfahrungen und kürzlich veröffentlichten Inflationszahlen sollte man ernsthaft besorgt sein darüber, dass der Trend zu steigender Inflation und steigenden Zinssätzen in Kürze wieder eintritt.Vor diesem Hintergrund könnte eine kurze Analyse der monetären Geschichte des römischen und britischen Reiches hilfreich sein - in Anbetracht dessen, daß einige Gelehrte nun die USA mit Rom vergleichen.
(Anmerkung von Toby: Unter „kurz“ verstehe ich was anderes!!!)
Bis zur Regierung von Augustus, der als der erste römische Kaiser des römsichen Reiches in Jahr 27 v.Chr. eingesetzt wurde, benutzten die Römer nur pure Gold- und Silbermünzen. Da er seine großen Infrastrukturmassnahmen finanzieren musste, wies Augustus die Minen in Spanien und Frankreich an, 24 Stunden am Tag Gold zu fördern - wodurch das monetäre Angebot extrem stark anstieg und somit auch zu steigenden Preisen führte. Es wird geschätzt daß sich die Preis in Rom zwischen 27 und 6 v. Chr. Verdoppelten. In seiner zweiten Regierungshälfte von 6 v. Chr bis 14 n. Chr. Reduzierte Augustus die Münzprägung drastisch, nachdem er merkte, dass das erweiterte Geldangebot zu höheren Preisen führte. Bei seinem Tod im Jahre 14 wurde sein Stiefson Tiberius, den Augustus mit seiner Tochter Julia (von der man sagt, daß sie eine sehr erfolgreiche Karriere als Nymphomanin hatte) als neuer Kaiser eingesetzt. Unter Tiberius war die Münzprägung deuitlich geringer, was unvermeidbar zu einer Knappheit von Geld im Reich führte, aber gleichzeitig zu einem großen Überfluss im Staatssäckel führte. Als Tiberius in 0037 ermodet wurde, hinterlies er seinem verrücktem Bezwinger Caligula 700 Millionen Dinar im kaiserlichen Schatzamt - ungefähr das 30fache von der Summe die Augustus hinterlies.
Caligula, dessen Ausgaben verscwenderisch waren und zur Zwangsenteignung von Vermögen einer Reihe von wohlhabenden Familien und einer Verschwörung gegen ihn führte wurde von dem genauso wahnsinnigen Claudius besiegt und nach dessen Tod kam Nero. Bis dahin die akkumulierten römischen Überschüsse ausgegeben und das große Aussenhandelsdefizit wurde mit den Kolonien weiter vergrößert. In 0064 entschied er, daß der Aureus fortan 10 % weniger wiegen soll. Dadurch wurden anstatt wie in der Vergangenheit aus einem Pfund Gold 41 Aurei nun 45 Aurei produziert.
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Zwischen Neros Abgang in 0068 und dem Zusammenbruch des römsichen Reiches in der 2. Hälfte des 3. Jahrhinderts durch die Gothen und Vandalen, wurde die Praxis eines steigenden Geldangebots durch die „Abwertung“ des Dinars weitergeführt. Am Ende hatte der Dinar nur noch 0,02 % Silberanteile.
(Hier kommen Tabellen und Grafiken auf denen der „Verfall“ des Dinars - nicht mit dem Aureus verwechseln (!!) abgebildet ist. Wirklich beeindruckend - zum einen der Verfall von 94 % Silber in 0054 auf 0,02 % in 0268, aber auch wo der Mann diese Daten nur her hat - in meinem humanistischen Gymnasium lernten wir niemals was über das Geldangebot der „römscihen Notenbank“ oder über nyphomatisch Veranlagte Kaiserfrauen......)
Die Probleme des römsichen Kaisserreiches waren vielfaltig. Kontinuierliche Grenzu-Kriege, innere Unzufriedenheit, starke Abhängigkeit von importierten Gütern die zu einem chronischen Handelsbilanzdefizit führten, Sklavenrebellionen, Bauernaufstände in den Provinzen, Machtkämpfe zwischen den reichen östlichen und den armen westlichen Provinzen, Plagen und schlechte Regierungen. All diese Probleme benötigten immense Geldmengen um gelöst zu werden - meistens wurden sie nur verschoben. Aber jedes mal kam ein neues Problem und die Gelddruckmaschienen wurden angeworfen, was zu einer weiteren Abwertung und höheren und höheren Inflationsraten führte - zwei Faktoren die man beim Niedergang Roms auf keinen Fall übersehen darf.
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Am Zenith des römsichen Reiches unter Augustus gab es wirklich kurzzeitig Frieden in den meisten Teilen des Reiches. Aber von dieser sehr kurzen Zeit einmal abgesehen, war Rom ständig in Grenzkriege oder in Aufständen in den Provinzen und sogar auf der italienischen Halbinsel verwickelt. Besser gesagt war in der meisten Zeit des römsichen Reiches das Schiff fahren nicht sicher, weil das Mittelmeer durchzogen war von Piraten. Somit ist die Pax Romana mehr ein Mythos als Realität. Es war wohl kein Zufall daß mit Neros Währungsabwertung auch das Reich sich zu schwächen began. Ich glaube, daß mit der Auflösung der Goldbindung durch Nixon in 1971 auch ein Anzeichen dafür war, daß die USA ihren Hochpunkt in ökonomischer Hinsicht gesehen haben und eine Dekade von steigender Inflation kommen wird.
Es ist wahr, daß die USA im Moment militärisch weit überlegener sind als jede andere Nation, wie Paul Kennedy bemerkt - auch der kalte Krieg wurde gewonnen, aber diese Fakten sollten uns nicht wirklich selbstgefällig machen. Das römsiche Reich erlebte seine größte Ausdehnung unter dem Kaiser Trajan (0098 - 0116), aber die verschiedenen Kriege um das Reich zu schützen wurden bereits extrem teuer - im Hinblick auf die menschlichen Verluste - und die Wirtschaft auf der italienischen Halbinsel war schon sehr stark angeschlagen.
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Es gibt eine weitere wichtige Parallele zu den USA. In gleicher Weise wie der italienische Wein in anderen Provinzen des römsichen Reiches produziert wurde, was die italienische Halbinsel stark schwächte, wird die US Produktion immer mehr von neuen Produktionszentren südlich der Grenze und in Aasien, v.a. in China übernommen.
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Unter Carlos dem V. und seinem Besieger Philip II, hatte Spanmien ein großes Reich, v.a. nach der Vereinigung mit Portugal in 1580, welches sich über weite Teile von Westeuropa, im Süden auf die meisten afrikanischen Küsten, im Osten auf die Phillipinen und Teile von Indonesien und in Amerika auf Mexiko und den gesamten südamerikanscihen Kontinent erstreckte. Philip II besaß wirklich ein Reich in dem die Sonne niemals unterging - das größte Gebiet was jemals durch einen souveränen Staat regiert wurde. Aber Reichtum war nur sehr kurzlebig, da das ganze Gold und Silber, daß von den Minen in Mexico und Potosi kam für die Verteidigung des Reiches benötigt wurde und dies zu einem Absinken der agrikulturellen und „industriellen“ Aktivitäten auf der spanischen Halbinsel führte. Die Spanische Krone hatte bereits in 1557 Ihre Kredite nicht bezahlen können - weitere Ausfälle folgten in 1575, 1596, 1607, 1627 und 1647. Durch diese Ausfälle der spanischen Krone, kamen verherende Finanzkrisen in den größten Finanzzentren Europas auf - wie in Antwerpen, Genf und Lyon - die allesamt die Hauptfinanzierer der spaischen Kredite waren. Das 16. Jahrhundert war hoch-inflationör. Zwischen 1500 und 1600 verfünfachten sich die Preise in Europa nahezu, aufgrund der stark steigenden Gold und Silberzirkulation, die von den spanischen Besitztümern in Amerika angeschifft wurden.
(...)
Das britische Empire war in vieler Hinsicht vielleicht das erfolgreichste der Geschichte, da es nicht von seinen Kolonien für den Wohlstand abhängig war. Während der ersten Hälfte der industriellen Revolution war der Produktionssektor weit vor anderen Nationen. Zum Beispiel hatte Lancashire in 1830 mehr Maschinen in Betrieb genommen als der gesamte Rest der Welt zusammen.
Wie auch immer - mit der Zeit erwies sich auch das britische Empire als extrem kostenintensiv und es musst im 20. Jahrhundert die Übersee-Besitztümer abgeben und verlor ökonomisch gegen andere Nationen, wie es auch vom Britischen Pfund-Kurs wiedergespiegelt wurde.
(Bildchen mit der Entwicklung vom Pfund gegen Schweizer Franken von 1915 bis heute - von rund 26 auf 2,5 und andere Bildchen von Britischen Langfristzinsen von 1700 bis 1980 - von 8 % fallen auf knapp 2 % in 1900 und ab dann wieder steigend bis auf 15 % in 1980)
Ein weitere Punkt der Sydney Homer´s Beobachtung eines zerfallenden Reiches und steigender Zinssätze unterstüzt ist die Bewegung der britischen Zinssätze.
In Wirklichkeit bin ich mit Hinblick auf die historischen Beweise überrascht, daß irgendjemans gerne ein Reich hätte, weil dessen Fortbestehen sich immer als zu teuer erwies. Unzweifelhaft erfahren Reiche Inflation, steigende zinssätze, Währungsverfall, Schuldausfall oder eine Kombination all dieser Ereignisse.
Als das römsiche bereich bereits zerfiel wurde Antioch die wichtigste und auflebendste Stadt im mittleren osten und als der Kaiser Constantin sich entschied seinen Sitz in Constantinople einzunehmen (0330), wuchs diese Stadt sehr kräftig und ihre Bevölkerung überstieg die von Rom, deren Bevölkerung sich bereits verminderte. Rom Bevölkerung gipfelte mit rund 500.000 im 1. Jahrhundert und fiel auf 50.000 in 0600 und weiter bis auf rund 30.000 in 1300 - ein Fall von 90 %!! Das Selbe gilt für das spanisch-portugiesiche Reich. Einige Städte wie Mexico City, Havana, Bahia, Quito, Ouro Preto und Manaus waren auch dann noch wirtschaftlich bedeutend als Spanien und Portugal bereits zerfielen. Und obwohl das britische Reich nicht länger existiert kann keiner verneinen, daß es immer großartige Investmentmöglichkeiten in britischen Unternehmen und Immobilien in den letzten 100 Jahren gegeben hat. Aber es verbleibt der Fakt, daß Reiche mit der Zeit immer steigende Inflations- und Zinsraten erfuhren und daß es in der Regel immer bessere langfrist-Investment-Möglichkeiten in anderen Plätzen gegeben hat als in dem Reich, daß unter einer schwächer werdenden Währung zu leiden hate.
Schlussfolgerung:
Die goldene Ära der USA waren bereits in den 50ern und 60ern. Dies besagt nicht, daß die USA in einen Abgrund fallen werden, aber es besagt, daß steigende Inflations- und Zinssätz aufkommen und der Dollar sich abschwächt. Auch besagt es, daß es bessere Langfristinvestments gibt als die USA.
Ich habe viel über Inflation nachgedacht. Auf der einen Seite glaube ich,daß durch die Ã-ffnung von China und anderen niedrig-kosten-Produzenten von Gütewrn und Diesntleistungen wie Indien und immer mehr auch Vietnam einen deflationären Schock in vielen wirtschaftlichen Bereichen bringen werden. Auf der anderen Seite aber gibt es einen großen Pool von Geld rund um die Welt, der beständig ansteigt, als Ergebnis von expandierender Geldmenge und daß dieser gigantische Liquiditäts- und Kreditpool zu Inflation und Bullenmärkten in verschiedenen Wirtschaftssektoren führen kann. Ich finde es verwunderlich, daß die Leute von Inflation reden, wenn die Rohstoffpreise steigen, wenn aber Aktienpreise steigen reden sie von Bullenmärkten. Beides ist nur ein einfacher Preisanstieg.
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