- aburd - Cujo, 09.05.2002, 08:39
- Entwicklungen, welche möglicherweise bewusst gefördert werden? - Emerald, 09.05.2002, 09:52
- Inzwischen lobe ich mir da die Schweizer Nachrichten, die sind nicht so blind - LenzHannover, 09.05.2002, 15:37
- Entwicklungen, welche möglicherweise bewusst gefördert werden? - Emerald, 09.05.2002, 09:52
aburd
den botschafter aus österreich abzuzuziehen wegen haider und schröder zu maßregeln mit wem er spricht...gleichzeitig einen hochleistungskriminellen wie sharon zu legitimieren...
So groß war die Aufmerksamkeit für eine Veranstaltung in der SPD-Zentrale in Berlin schon lange nicht mehr. Als der Kanzler am Mittwochabend vor das Willy-Brandt-Haus fuhr, erwarteten ihn nicht nur Fotografen und Journalisten, sondern allen voran rund 150 Demonstranten, die einem Aufruf des"Bündnis gegen Antisemitismus und Antizionismus" gefolgt waren.
Sie protestierten gegen eine Zusammenkunft, die ihrer Ansicht nach eigentlich nicht hätte geschehen dürfen: Dass ein Kanzler dieser Republik ausgerechnet am Tag des Kriegsendes vor 57 Jahren zusammen mit Martin Walser auftritt. Jenen Schriftsteller, der einst von Auschwitz als"Moralkeule" sprach und damit eine monatelange Debatte in den Feuilletons auslöste.
Die Veranstaltung des Kanzlers mit Walser droht das an sich intakte Verhältnis der SPD zu den Juden in Deutschland zu beschädigen. Zwar bemühte sich der Zentralrat der Juden in Deutschland in einer offiziellen Presseerklärung um diplomatische Floskeln, zeigte sich"irritiert und verwundert" über die Einladung Walsers. Erwartungsgemäß deutlicher wurde Anfang der Woche Michel Friedmann, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und erfahrener TV-Talker. Er zweifelte sogleich die"Glaubwürdigkeit" des Kanzlers an und spitzte seine Kritik in einer rhetorischen Frage zu:"Sollen mit dieser Veranstaltung rechtsnationale Wähler angesprochen werden?"
Schon vor der Veranstaltung am 8. Mai schwante dem Kanzler, dass es Proteste geben würde. So versuchte er telefonisch noch am Freitag vergangener Woche, durch eine Einladung an den Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, die aufgeregten Wogen zu glätten. Vergebens. Spiegel sagte dem Kanzler ab.
Offiziell begründete der Zentralratspräsident seine Absage mit einem Termin, den er am heutigen Mittwochabend im Rahmen der Jüdischen Kulturtage in Duisburg wahrzunehmen habe."Würde ich dort nicht aus meinem Buch lesen, dann wäre ich wohl nach Berlin gekommen", versicherte Spiegel gegenüber SPIEGEL ONLINE. Der Hinweis auf seinen vollen Terminkalender scheint Spiegel jedoch höchst gelegen zu kommen. Denn die"Irritationen", von denen Spiegel spricht, sind nur die höfliche Umschreibung für die Empörung, die der Name Martin Walser in der Jüdischen Gemeinde nach wie vor auslöst, seitdem der Schriftsteller 1998 von einer"Instrumentalisierung des Holocaust für gegenwärtige Zwecke" sprach.
DPA
Martin Walser: Löste mit seinem Vorwurf, Auschwitz werde als"Moralkeule" missbraucht, eine monatelange Debatte aus
Spiegels Vorgänger Ignatz Bubis nannte Walsers Rede damals einen neuen Versuch,"Auschwitz zwar nicht zu relativieren, aber eine neue Zeitrechnung zu beginnen, nach dem Motto: Alles, was geschehen ist, ist schrecklich, aber nach 50 Jahren ist es an der Zeit, zur 'Normalität' überzugehen".
REUTERS
Michel Friedman: Stellte die Glaubwürdigkeit des Kanzlers in Frage
Genau diese Sehnsucht nach der Rückkehr zur Normalität ist es, was viele Juden hinter der Einladung der SPD vermuten. Zumal Walser und Schröders Zusammentreffen unter dem Titel"Nation. Patriotismus. Demokratische Kultur" angekündigt wurde. Der Streit zwischen einzelnen Repräsentanten der Jüdischen Gemeinde und der SPD ist auf jeden Fall entbrannt. Justizministerin Hertha Däubler-Gmelin warf Michel Friedman vor, er schlage"bewusst eine falsche Kritikrichtung" ein, wenn er Schröders Glaubwürdigkeit in Zweifel ziehe. Der 8. Mai, versuchte sie die Kritiker am Mittwoch zu beruhigen, sei für sie ein Anlass, sich an die von den Deutschen begangenen Verbrechen"zu erinnern, um die Zukunft zu gestalten".
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